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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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N «1


Mittwoch, »3. März

InsertionSgebühren für die Zspaltige Petit-
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. berecdnet.

L8«L

Das Journai des Debats und die
deutschen Einbeitsbestrebungen.

Das Ionrnak kks Debats spricht sich aus
Anlaß dcr Debatte über die dcutsche Frage,
welche ain 2. März nN Nbgeorrnekeiihaus zu
Bcrlin stattsanv, inik einein ungewvhnte» Cp-
nismuS über die deutschen Einheiisbestre-
bungen aus, dcr freilich beweist, daß es
über gewiffc Fragcn in Frankrcich keine
Parteiverschiedenheit giebt und gewiffe Erobe-
rungsgelüste dem gemäßigten Libcralismus
ebcnso geläufig sind wie een srechsten Pärtei-
gängern des Palais Roxal. Das Jouriial
des Debaks sctzt cs als ganz selbstvcrständlich
voraus, daß so bald Dcutschlanv sich als ein-
heilliche Macht constituitc, Frankreich das
linkc Rheinuser beanspruche. .Es will nicht
die Schwierigkeiten dcs Uiikcrnehmcns und die
Ungercchiigkeit der Mittel bcrechncn, es be-
gnügt sich mit der harmloscn Frage: ,,Hat
deiin Frankreich Herrn v. Vincke das Wort
gegebcn, daß es vor sciner Thüre ein nicht
allein sür die Vcriheidigung geeinigtes, son-
dern auch für den Angriff conccntrirtcs Dcutsch- -
land zu Stande konimcn laffen werdc, vhne
irgenv eine es bcruhigcndc Entschädigung zu
verlangen? Es svUie uns dies schr wundcrn.
Die ganze Einheirspolilik des Herrn v. Vinäe
und des Nationalvcrcins setzt das freiwillige
Opscrn les linken Rhcinusers vvraus, »nd
diese Politik, die, wcnn selbst Hr. ». Vincke
und seine Frcilnde zu eincm solchen Opfcr
cntschlvffcn wären, vollcr Gefahren und blu-
tigcr Unordnung ist, ist außcrtcm, wenn sie
nicht dazu cntschloffen siud, gcradezu hohl, lü-
chcrlich und kincisch. Eö gibl keincn Franzo-
sen, der Deutschland nüt sciner fiirchtbaren
Militärmacht eincm einzigen Gedanken gehor-
chen sehen könnte, ohnc nicht sosort an dcn
Rhein zu eikcn." Unb in eincm zwciken Ar-
tikel rälh es dcn Dcutschen, fein ordentlich
mit dcm Bundestag zufricden zu sein und zu
versuchen, so gut cs cbcn gche, vvrwärts zu
dringcii. Dcnn es gebe kcine traurigerc und
lächerlichere Erscheinung, als eine große Na-
tion, die aus Liebe zu administrativer Ei'nheit
ihrer Zerstulkelnng entgegcngchc. So viel
Wörte, so viel frcche Unwahrheiten. Das
Zournal res Debats weiß recht gut, daß es
bei den dcntschen Eiiihellöbestrebungen keines-
wegs auf eine administrakive Einhcii abgeschcn
lst, cs wciß rechk gut, daß sie an sich turchaus
keine aggressive T.ndcnz habcn. Dic Entschädi-
gung, die also Frankreich zu sciner Beruhigung
bedarf, ist nicht beffcr moiivirt, als seiner

Zeit der Nnfpruch auf, Savoyen und Nizza
bkgründet wnrde, nnr daß Deutschland gegen-
über eine nackie Brutalikät das Wort führt,
die man sich freilich gcgcnüber Jtalien, deffen
Bundesgenoffcnfchaft man braucht, nicht er-
laubew konnte. Daß es aus das linke Rhein-
ufcr abgesehen ist, gleichviel, ob dic deutschen
Einheitsbeftrebungen Erfvlg haben oder nicht,
hac erst kürzlich wieker der Prinz Napoleon
mik anerkennungswerther Offenheit von dcr
Tribüne herab verkündigt, indem er die Revision
der Karte Europa's im Jntereffe Frankreichs
als das Programm des KaiserihumS procla-
mirte. Der cxnische Haß des Journals dcS
Debats beweist alsv nur, daß der Kaiser stch
hiebci auf alle schlechtcn Leidenschaften seiner
Nation als seine Bundesgenoffcn verlaffen
kann, und beweist zugleich, wie man in Frank-
reich wohl fühlt, daß die in sich geeinigte und
durch Einhei't gekräftigte deulschc Nation aller-
dings wohl im Standc wärc, dcn Franzosen
ihre Nheingelüste zn verircibc». Von ihrem
Standpuncte also haben sie voUkommcn Rcchk,
die deutschen Eiiiheitsbestrebungen zu haffen
und uns den Bundestag zu empfchlcn.

Deutschlan-

Kartsruhc, S. März. Das hcutc irschicncnc Regic-
riingSdlatl Rr. IL cnrhäll ftrncr (Schlnß):

II. Bcrsiignngcu und Lclanntoiachungen dcr Ministcrtcn.
I) Bckannimachung dl« großh. MlnlstlrillmS dcs grvßh.
HanftS und dcr auswäitigcu Ängclcglichcltlii: Dil Hohciis-
giäiize auf dcn lürisitcn ubcc dcn Rhcin längL der babisch-
sraiizösischcn Gränze bclieffend. 2) Lclaniuuiachniigcn deS
gidgh. Mlnistcrtumö tes Znnern: a) Dic !Lciusnng,»di>
Plcnarvcrsaniminngcn an tcr Univcrsiläl Frclburg bttrcj-
fcnd. Darnnch wurdc dic aUcrhöchstiandcShcrrliche Lcrord-
nuiig v°m 2!i. Scplcmbcr 1832, tic Rcorganisalivn dcr
Unlvcisiläl Frciburg brtreffcno, bczüglich Lcr Äcrusung von
Ptcnarvcrsamuiiungcn, abgcänbeit, wic solgl: „Ärl. 10. Ple-
narveisammiungen sämmlticher oidenilichcii Pioscssorcn köiinen
anßcrdcm zur Lrrarhung wtchtigcrcr Äiigclcginhellcii dcr
Univttsilät ans Lischluß trs SrnalS otcr ans Anortiinug
dcs täuralors — bczlchungSwrtse. wklin Lcsscn SlrUe nlchk
bcscßl Ist, d-S MlnisterinniS des Jnncrn — slallstndcn.
DiSlipUnarsachrn dürsen jcroch nichl vor die Plcnarvcr-
samwlnng gcbrochl wcrdcn. U) Dtc Äpothctciliccnz dcS
Ruiolph Nis von Kuchcii betreffcnd. o) Die mcbicintschc
Hanpiprnsung bcticffcnd. (Softrn sich cinc gcuügcndc
Änzahi von CanLidalcn meldct, beglniit dic mcdicinischc
Hanplplüsnng lcn 4. Sipril d. Z.) U) Dic Gründnng
cincr Fanihffchcn Familicn- und coangelischcil Siipcndicn-
stislung vom 24. Dcc. 1860 bclrcsftnd sim Lclrag von
12,000 st. zn Slipcndicn snr gcwisse !n dcr SUsiungs-
uilunde nähcr bczcichnrle FamiUcnangchörige. weichc sich
cincm misftiischaslUchin, tuiistlciischeii odcr höhcrcn Icch-
nischcn Lcrus witmm, svdann zu Slipcndltti sür sölchc
vorzngliq dcsähigte coangelische Thcologcn dcs LandcS,
wclchc stch aus Ritscn eiuc wcitcrc Anobildung anclgncn,
und ciidUch zu Slipcndicn übcrhaupt sur jolchc JüugUiig-
dcS LaudcS, welchc cvangcllschc GclstUchc wcrden woUcn).
o) D!c Frcquciiz dcr Gclrhilcn- und der höhcr» Bürger-
schulcn im Schnljahr t 850/80 bitrcffent. S) Brlannt-

machnng dcS großh. FlnanzministrriumS: Dic Scricnziehung
für dic k>. Grwinnzicbnng dcS L-tlcricanlcbcnS von >4
Millioacn Guidiu ill Z5,sl.-L°°ftll vom Jahr t845 i«.
trcffcnd.

Kurlsruhe, tO. März. Durch allrrhöchstc OrtreS
vom 7. t. M. wird dem Obcrlicnienani Rayle vock 2. Fü-
stlirbataillon dic unicrlhSnigst nachgcsuchtc Erlanbniß er-
iheili, den ihm von Sr. Maj. dem Kaiser von Rußiand
vcrlichcncn St.-Sianisiaus-Oidcn 3. Cl. annchmcn und
iragcn zu dürscn; ferner wird Obcrkteuienani FrenSdors
vom (1.) Leib-Grcnadicrregimeni wegen anhaliendcr Kränk-
lichkeit, bis zur Wicdcrherstrllnng seiner Gesnndheit, ia dcn
Ruhcstnnd vcrschi.

F Hcidelberg, 10. März. Die zu Gun-
sten von Siein's Denkmal eröffncien Vorle-
sungen erhielten gester» Abcnd durch ei'nen
über zwei Stunden währenden Vortrag des
Herrn Hvfraths Häuffer eincn ebcn so i'nte-
reffanien als ivürdigen Schluß. Der Redner
behandclte in emer cben so aiissührli'chen als
ansprechenden Weise die siegreiche Erhebung
dcs deutschen Voikcs iin Jahrc 1813. Er
begann ml't vein Ansange di'cscs Jahrcs und
schloß mit der Achlacht von Lei'pzi'g. Häuffer
bewahrte auch diesinal lvieder seiue anerkannte
Fertigkeit in Schildcriing von Begebenheiten
und Characieren, wclches, wie i'miner, mit
knrzen unv treffeliben, sich in das Gemüth der
Zuhörer tief einprägendeii Zügen geschah. Zum
Schlußc sprach ev ber Versaminlung scinen
Dank sür die ihm und den übrigcn Bortrag-
stattern geschenkte Aufineiksamkeit auö mit Rück-
sichtiiahme aus ben wiirdigen Zwcck dcr Bvr-
iräge und sügte den Wunsch bci, daß dic ge-
haiieneii Reden cineii „Skachci" in dcm Ge-
müihc ver Zuhörer zurückiaffcii möchtcn.

Kchl, 11. März, Ngchmillags. Die so
eben stattgehable Nhciiibriickiii-Probc ist voll-
koniinen besricdigriid ausgesallen. Bei dcr
stärkfteii Beiastuiig betrug dic größte Senknng
niir süns Liiiicii. (K. Z.)

Speyer, 7. März. Die Generalspnvde
faßle henie nach der ,.Pf. Z." wciierc Be-
schiüffe in der Gesangbuchssrage, dahin ge-
hcnd: das ncue Gesangbuch solle i'N den
Lchliien, >vo es eingeführk, auch aufrecht er-
haikkii, Hcbung eintrelcndrr Schwirrigkcitcn
sollc dein ,,-wei'sen Eimkffen dcr geistiichen
und wclilichen Behörken" überiaffen werden.
Ein Zwang soll nicht statifinkeii, aber „es
muß doch die nvthwcndige Grcnze zwischin
uneriaubtcm Zwaug und uncriäßlicher Schul-
zucht aufrrcht crhaiten wcrden." Neun Mit-
giieder überrcichten eine Verwahriing gcgen
die Majoriiätsbeschiüffe. Nächste Gegenständet
ncue Wahlordiiiing uud Adrcffe an den Köiu'g.

Stutrgart, 1i. März. Auf dem Uiin-
Stuilgarier Kahnzug wurde gestern Abend

Line Heirath Äurch dic Lritung.

Von Constnnze von Bubna.

(Fortsetzung).

Mit dicstn Empfindungen betrat Edmund das
Theater und nahm den ihm bczeichnetcn Platz cin.
SeiN erster Blick wandte sich nach der Loge der
Fräulein Löwcnberg, und biicb auf Thekla's licb-
lichem Antlitz gefcffeit.

Wie schön war sic, in dem schwarzcn Seidenge-
wande, Lcssen dunklc Farbc so reizend mit dem bken-
Lenden Weiß des üppigcn, entbloßtcn NackenS uno
der schön gesormten Armc contrastirte, wie malerisch
lcuchtctc das purpnrrothe Netz in dcm vollen tief-
dunkeln Haare!

Aber noch bczaubernder dünkte dem Baron das
frcundlich holde Läch-ln, dcr lcuchtende Blick dcs
dunkcln Augeö, als sie seinen ehrcrbictigen Gruß
crwidertc, unb so vergaß er in dcm Anschaucn dcs
schönen, geliebtcn Mädchcns fast des Zwcckcs', der
ihn hicrher geführt und - Jsidorens. Endlich er-
innerte cr sich mit innerm Beben diescr Begcgnung,
fast zögernd sah er nach der Loge hin, die sie ihm

als dte ihrige bezeichnet hatte. Dort saß sie, eine
fchlanke, koniglichc Erschcinung, daö goldblonde
Haar mit hellen Roscn gcschmückt, das tiefblaue
Auge voll Gcist und Leben, wic die rcgclmäßig
schvnen Züge. Aa, sie war schön, dicse Asidorc,
schöner fast als Thekla, dies gestand sich Wcrdern
äuf den crstcn Blick, dcr prüfend über Antlitz und
Geftalt der Unbklannten glitt; aber scin Augc ruhte
kalt und ausdrucksios auf biestn Rcizen, und leuch-
tete erst wicder in dcr vollen Gluth dcr Empfin-
dung, als es sich zu Thekla's geliebtcm Sintlitz zu-
rückwandte. Sie hatte dicses stnmmc Spiel mit
angswoller Scele beobachtet, ihre Wangcn «arcn
erbleicht, ats Eomund's Auge lang und prüftnd
aii Jsiboren dahinglitt, jctzt aber hauchtc scin sprc-
chcndcr Blick eincn Krcudenschimmcr auf ihr An-
gesicht. Und als nun Edmund hintcr ihr saß und
seine Wortc, stin ganzcs Wcstn ihr die Gefiihle
vcrriethen, die sie in ftiner Brust entflammtc, da
fürchtetc sie Jsidorens Macht nicht mchr, und ihr
liebendes Herz jubelte über das Gelingcn ihrer ge-
fährlichen Prüfung.

Auf dcr Terraffe cines tleganken Landhauses saß
ein junges Paar an einem sihönen Sommerabend

in dem Schätten blühender Olcanderbäume. Der
jungc Mann hatte den cinen Arm um den Nacke»
stincr rcizenden Gattin gcschlungen, welchc mit ge-
schloffenen Augcn ihr Köpfchen an seinc Schulter
lchntc. Edmund ». Wcrdern sah mit innigcr Ziirt-
lichkeit auf das licblichc Westn nicder, wclches »on
der Hitze und cincm traülich angcregten Grspräch
ermattct, so anmuthig in stinen ArMcn lag. Die
leichtc Gestalt leisc an stch drückend, hauchte er eiNcn
Kuß auf ihr schönes Haar. Dariibcr öffiictc Thekla
die dunkeln Augen und dcm Geliebken freundlich
zulächelnd, rtchtete sie sich aus ihrer müden Stel-
luiig empor.

„Ach glaubc wirklich, ich habe ein wenig geschla-
fcn", sagte sie, flch mit dcr klcincn Hand übep dic
Stirne fahrcnd, „wie kam dcnn das, «ir plaudcrten
doch so angcnchm von dcr schönen Zcit unstret Litbe,
und dcn glücklichen ftchs Monaten unserer zufric-
denen Ehe."

„Und darüber bist Du ganz gemüthlich eitlge-
schlummert", scherzft Edmund, „eine recht schmeichel-
hafte Thatsache für den Ehemann, dcm Bräutigam
wäre diestr Affront wohl nicht gcschchcn."

„Spotte nur« «arnte Thekla mit drohend er-
 
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