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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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N 11S


Samstag, 18. Mai


L8«L.

Deutschlan-

Karlsruhe, 16. Mai. Rittmeister Wiihelm v. Sel-
deneck vnd Lteutenant v. Schtlltng vom 3. Dragonerregt-
ment wurden auf Hr Ansuchen aus dem Armeecorps ent-
laffen.

Karlsruhe, 16. Mai. Auswärtige"
Zeitungen berichten irrttzümlich die Ernen-
nung des Frhrn. v. Edelsheim, Oppositivns-
mitgliedcs in der ersten Kamnier Kurheffens,
zum badischen Bnndestagsgesandten an Stellc
bes Frhrn. v. Marschall. Ob der bisherige
Vertreter Badens beim Bunde in seiner Stel-
lung bleibt, darüber verlautet bis jetzt nichts
Pofltives.

Durlach, 13. Mai. Eine heute hier ge-
hsltene Versammlung badischer Thierärzte
wählte einen Ausschuß zur Bearbeitung einer
Denkschrift an die Regierung über Errichtung
einer Veterknärcvmmission Behufs sclbststän-
diger Vertretung des Thierarznciwesens.

Heidelberg, 16. Mai. Jn der heu-
tigen Sitzung wurde mit dcr Berathung über
den Bericht der Vorkommissivn über die Ein-
führung des Entwurfs eines allgemeinen dcnt-
schen Handelsgesetzbuchs und die Organisation
von Handelsgerichten begonnen. Herr Pro-
feffor Dr. Goldschmitt begrnndete als Be-
richterstatter der Vorkommission in einem um-
faffenden Vortrage den Antrag: „der Entwurf
eines allgemeincii deutschen Handelsgesetzbu-
ches nach den Beschlüffen der lctzten Lesung
möge sofort und unverändert in allen deut-
schen Bundesstaaten eingeführt und gleichzet-
tig mit dieser Einführung die Organisation
von Handelsgerichten in Angriff genommen
werdcn."

Die Debatte über diesen Gcgenstand wird
i'n der morgendcn Sitzung fortgesetzt. —

^ Heidelberg, 16. Mai. Nach dem ge-
druckteu Verzeichniß der Abgeordneten zum
ersten deutschen Handelstagc haben sich im
Ganzen 195 Deputirte dabci betheiligt, welche
zusammen 86 Handelskammern vertreten.
— Die leßteren vertheilen sich auf die ver-
schkedenen deutschen Länder folgendermaßen:
Baden 11, Bapern 11, Brauschweig 1, Hcffen-
Darmstadt 3, Hiffen-Kaffel 2, Hannover 6,
Holstein 2, Naffau 1, Oldenburg 1, Oester-
rcich 5, Preußen 28, Sachscn 5, Thürin-
gen 2, Württemberg 4, vier freie Städte
se 1, 4. Nord-Deutschland wird darnach durch
50, Süd-Deutschland durch 36 Handelskam
mern repräsentirt.

Heidelberg, 9. Mai. Ueber die Büste
des Großherzvgs in dem Sitzungssaale des
Handelstages solltc eine größe schwarz-roth-

goldene Fahne angebracht werden. Von Sei-
ten eines Mitgliedes des Festordnnngsaus-
schuffes wurde hiergegen geltend gemacht, daß
aus decorativen Gründeu es wohl geeignct
sei, statt ekner zwei solcher Fahnen anzubrin-
gen. Der Regierungscvmmiffär, Geh. Refe-
rendär Dietz, indeffen bestand anf Beibehal-
tung der einzigen Fahne, weil, wic er sagte,
dies den Ausichten des Großherzogs am besten
entsprechen werde. Seine königliche Hoheit
sei für ein einiges Dentschland, nicht für ci»
Nord- und ein Süddeutschland, auch nicht sür
irgend eine andere Theilung des deutschen
Vaterlandes und deshalb sollte man es auch
bei eincr einzige« großen dcutschcn Fahne be-
lassen. (Zeit.)

Sinsheim, 16. Mai. Ais geistlicher Ab-
geordnetcr zur Gencralsynodc wurde heute Hr.
Prälat Dr. Ullmann mit 21 gegen 9 Stim-
men, als Ersatzmann. Hr. Dekan Gräbener
zu Neckarbischofsheim mit 22 gegen 8 Stim-
men gewählt.

Dsterburken, 14. Mai. Vor mchreren
Tagen wurde dahier cin Steindenkmal vvn
ungewöhnlichcr Art gcfunden, welches der
großh. Conservator der Kunstdenkmale für
einen Mithras-Altar hält. (A. Z.)

Aus dem Grvßherzogthum
Baden, 15. Mai. Vom 2l. bis 23. Mai
tagt in Köthen die „allgemeine deutsche Leh-
rerv ersamoilung." Jn der allgemeinen
deutschcn Lehrerzeitung Nr. 8 vvm 24. Fcbr.
d. I. ist das Programm dieser Bcrsammlung
mitgetheilt und sind Vorträge Sber einzelnc
Themata augekündi'gt, die von besonderem.
Jntercffe erschcinen. Leider stnden wir dar-
unter nicht einen Vortrag angckündigt, in
welchem dic Fragen über dic so nothwen-
digen Reformcn imSchulwescn ihrc
gründliche und allscitige Erörterung sinden.
Fragen, die jetzt den Büdgerstand bewegen,
und die dcm Lehrerstand bis ins innerste Mark
dringen; Fragen, dcren gründliche Besprechung
und Lösung das gedeihliche Wirken in Schu-
len, das zukünftige Glück von Familie, Gc-
meinde und Staat begründen, dürfen bei einer
solchen Versammlung nicht ausgcschloffen blei-
ben. Ob dieser Versammlung auch badische
Lehrer anwohnen, ist bis jetzt noch nicht be-
kannt. Von verschiedener Seite wurde der
Wunsch zu eiiiem engern Anschluß an diese
Versammlung laut, und ebcnso der Wunsch,
daß es den hochvcrehrlichcn Mikgliedern die-
ser Versammlung gefallen möge, als Versamm-
lungsort der deutschen Lehrer eincn Ort in
Süddeutschland, etwa Stuttgart, Mann-

heim, Frankfurt oder besondcrs Hekdel-
berg, für das nächste Jahr zu bestimme».
Gewiß würden die Bewvhner HeidelbergS auch
bei dieser Gelcgenheit Alles aufbieten, um die
zahlreichen Gäste recht sreundlich zu empfan-
gen und den Aufenthalt recht angenehm zu
machen.

Wie wir HLren, sind von der Redactio» der
badischcn Schulzeitung, dem verschicdener SeitS
ausgesprochenen Wunsche gemäß, Schritte ge-
schehen, daß dieser Wunsch geeigneten Orts
angebracht und realisirt werden möge. Hof-
fen wir, darüber in diesem Blatte recht bald
Nähercs berichtcn zu könncn, daß aber auch
das Vereinsleben unter dem Lehrerstand Ba-
dcns wieder mehr erwache und rrfreuliche
Früchtc brknge, durch Anregung zum Bcrufs-
eifer und zur so nöthigen Fortbildung, damit
der ehrenwerthe Stanb frei wird von dem
theilrveise nicht ungerechten Vorwurfe, daß
Kälte und Gleichgültigkeit für aües höhere
Streben und Ringen, für ekn gemeinsames
Heben der Glieder durch sich selbst bei vieleu
Mitgliedcrn an der Tagesörbnung,. Mit dic-
sem Wunsche schließen wir, iildem wkr den
verehrlichen Amtsbrüdern in Kötheu freund-
lkchen Gruß entbieten.

Worms, 14. Mai. Heute ist die gegen
bie Mainz-Darmstäbter Convention gerichtete
Adreffe an den Großherzog, bedeckt mit 1100
Unterschriften dcr angesehenste» Bürger hie-
siger Stadt und Umgcgend »ach Darmstadt
abgegangen. (F. I.)

Stuttgart, 10. Mai. Auf die Note der
k. Regierung an den hl. Stuhl über die Con-
cordatsfrage ist einc Antwort eingetroffen, bie
ähnlich lautet, wie diejenige, die letztes Jahr
bie Regierung von Bade» crhalten hat; für
Rom ist nämlich bie Abstimmung der 2. Kam-
mer indifferent.

München, 13. Mak. Jn der heutigen
Sitzung der Kammer der Abgeordncten wurde
nach fünfstündiger heißer Debatte, in welcher
die Präfectenwirihschaft in per Psalz auf daS
schärfste gegeißclt wurde, der Antrag des
Ausschusses bezüglich des Antrages deS
Abgeordneten Buhl, die Gemeindeverfaffung
in der Pfalz betreffend, abgelehnt, weil man
fürchtete, daß dnrch dic in demselben enthal-
tene Bestimmung, daß die Regierung Ge-
meinderäthe wegen „unwürbigen Benehmens"
absetzcn könne, bas verhaßte Pluviose-Gesetz
in noch gefährlicherer Form rcstituirt werde,
dagegen wurde mit sehr großer Majorität
ein Antrag des Abgeordneten Edel angenom-
men, dahingchend; den König zu bitten, daß

Kie Heiralhscandidatrn.

Noveiie «on Wilhelm Zungmann.

(Fortsetzung).

Von dcm aufrichtigsten.Wunsche bcseclt, den Kum-
mcr seincs Freundes kenuen zu lernen, um ihm den-
selben nach Möglichkeit zn crleichtern, hattc Brcnncr
mchr als einmal vcrsucht, ihm Rede abzugcwinncn;
doch nicmals sollte es ihm gelingen, denn Adolf wich
ihm stetS absichtlich aus, um nicht mit shm allein
an irgend einem Orte znsammcnzutreffen. AlS eS
nun aber der Zufall doch einmal wolltc, daß Adolf
eines Abends inBrenner'S Wohnung trat, wo He-
lene zum Besuch einer Freundin abwesend war, da
zog ihn dieser neben sich auf das Sopha hin und
drang so lange in ihn, bis er sich endlich entschloß,
durch Mittheilung an des Frcnndcs Brust sein Herz
zu erleichtern. Wit ergreifender Stimme begann
cr also:

„Karl! Ach habe mich bitter getäuscht! Ach, hätte
ich Deinem Rath gefolgt, wie wohler würde eS mir
sein und wie mancher Kummcr «äre mir erspart
worden! Wie könnte ich jetzt vielleicht auf Jtaliens
Fluren meiner Kunst mit aller Tiebe mich hingeben,

während ich nun verdammt bin, daS Gewerbe cines
Pfuschers zu betreiben, nm nur Geld in's Haus zu
bringen, denn zu dcn üblen Launcn meines Weibes
hat sich nun auch noch der schmutzigste Gciz gesellt.
AuS meincr Gruppe wird nichtS, weil sie das nn-
nöthige Geld- und Zeitverschwcndung nennt für et-
was, das doch Niemand kauft. An meinem stnsteren
Loche muß ich bleiben, weil sie meint, daß das Ge-
schäft nicht so viel eintrage, um auch noch cin befferes
Local dafür herzurichten, nnd sie sich von ihrer Bc-
qucmlichkeit «ichts abgchen laffcn will. Für das
Geschäft will sic nichtS aufwcnden, weil sic ihr Ver-
mögen auf schlimmerc Zeiten aufsparcn will. Kurz,
wo fie sieht, daß ich ctwas wünsche, thut sic gerabe
das Gcgentheil. Und kommt dann erst der Samstag
hcran, dann wcrden alle Fcnster und Thüren ge-
öffnet, dann wird das ganze Haus vvn unten bis
oben mit Wasscr ühergoffen, daß es beinahe fort-
schwimmt, da wird gescheuett und gcputzt, und ich
muß mit meincm ohnehin schon »ngegriffenen Kör-
per rnhig in dieser Näffe, in diesem Zuge auSharren,
um sie nicht noch mehr zu reizen, weil fie fich in
einem Zustande befindet, dcr ihre baldige Nieder-
kunst erwarten läßt. Ach, wie hatte ich mir das

alles ganz anders gedacht! Wie glücklich und zu-
friedcn lebst Du an der Seite Deines lieben Wei-
bes! Wie muß Dtr jeder Tag, jcde Stunde zu
eincm Freudcnfeste werden, während mir fast jeder
Tag zur Höllenqual wird. Karl! hicr hast Du cin
Bild von meiner Lage, die ich mir sclbst bcrcitet
habe. Dich wird nie ein Vorwurf aus meinem
Munde treffen, aber wiffcn sollst Du doch, daß ich
grenzenlos elend bin."

Hier hielt Dimmler erschöpft inne, dann sank sein
Kopf ermattet auf Brenner's Schullcr und hcißc
Thränen entströmten seinen Augen, die nicht »er-
rinncn wollten. Brenner, tief crgriffen »o« dem
cben Gehörten, boi alles anf, seinen Frennd zu
tröstcn nnd zu bcrnhigen, doch es wollte ihm für
heute nichi gelingen, unb so blieb ihm denn nichts
andcrcs übrig, alö ihn bis an sein Haus zu be-
glceteu, nachdem Helcne zurückgckehrt war, damit
fie wenigstcns für jetzt noch nicht erfahre, welch hst-
terem Geschick ihr beidcrseitiger Fremid verfallen
war.

(Kortsetzung folgt.)
 
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