Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
April
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0403

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sr


Dienstag, so. April

JnsertionSgebührea für die Zspalüge Petit- -D ^

zeile werdea mit 2 kr., bezw. 3 kr. berertmet. MMM-O

Deutschlan-

Kaklsruhe, 27. Axlil. Dai heute erschienene Re-
-gierungSblalt Nr. 2ü enthält:

I. Berfügungen und Bekanntmachungen dcr Ministerien.
1) Bekanntmachung deS gr. ZustijmtnifteriumS: Die Hauxt-
crgebniste der Thättgteit dcr großh. GerichlShöfe und StaatS-
anwälte währcnd deS ZahreS 186Ü betreffend. 2) Bc<
kanntmachungcn deS greßherzogl. MinisteriumS deS Jnncrn:
u) Dtc StaatSgenehmtgung cincr Stiftung durch dc» großh.
Eoangelischen Oberlirchcarath betrcffend. I>) Dic Siistung
dci vcrstorbcnen Geh. Rathes Frhrn. Zgnaz Heinr. o. Wcs-
scnhcrg in Konstanz an die BlindcnvcrsorgungSanstalt in
Fretburg betreffcnd (Betrag 4VÜÜ st.). c) Die Anstcllung
dcr Victnalstraßenmciftcr und dcrcn Aufnahmc in dic Witt-
wcakaffc für die Angcstclltcn der EivtlstaatSvcrwaltung be-
treffcnd.

II. TvdeSfall. Gestorben ist: Am 6. d. M. dcr katho-
lische Pfarrer Fr. A. Zoachim zu Bcuern a. d. Aach.

Karlsruhe, 26. Äprll. Die Slnmeloun-
gen znr Bethcillgung an ver aUgemeinen Lan-
vesgcwerbeaussteUung mehren sich tägllch so
sehr, insbesonverc aus vem Oberlanve und
dem Schwarzwalve, daß von der Nothwen-
bigkett vcr Beschaffuug weiterer Näumlichkei-
ten vie Redc ist. (B. Lztg.)

F Bom Neckar, 25. April. Dle Par-
lameniSsitzung in Turin, von welcher wir,
sammt ver besonvers hervortretendc» Scenc
zwischen Cavvur unv Garibalvi in ver vvr-
gestrigen Nummer unseres Blattes einen kur-
zen Äbriß brachten, ist für vie Frage, ob Krieg
over Frieden, von ver größten Beveuiung.
Denn so unv »icht anders sind bie Anträgc
Garibalvi's bezüglich Ves Fortbestandes ver
Freischaaren und ver allgemeinen Nationalbe-
waffnung aufziifaffe». Hiernach hat ver Mi-
nisterpi äsidenl zu Gunsten seiner auch für vie
nächste Folge einzuhalteuveii lavirenden Poli-
tik eine beveutenve Majorität des Parlaments
für sich, unv die Kriegsfräge ist jedenfalls für
dieses Zahr, soweit znnächst Italien ins Spicl
kommt, als vertagt zu betrachen. Unvorher-
gesehene Ereignlsse, sür wclche überall Zünv-
stoff genug vorhanven ist, können natürlich die
Sache über Nacht anvers gestaltcn. Richt
minber merkwürdig als jene Sitzung ist em
in ven letzten Tagen veröffentlichter, von dem
italienischen General Cialdini an Garibaldi
geschriebener Brief, welchen wir in Nr. 98
bereits mitgetheilt. Deffen Verfaffcr ruft
darin nichk nur dem Letzteren ins Gevüchtniß
zurück, daß er am Bolturno, ohne dle Dazwi-
schenkuuft ver reguläre» piemonteflschen Armee,
mit seinen Freischaaren verloren gcwesen wäre,
sondern geht soweit, baß er bem Lieblingc des
ikalienischen Volkes Anmaßung unb Halsstar-
rigkeit ben Beschlüffen des Kvnigs und der
Regierung gegenüber vorwirft, unb thm svgar
seinen gewohnlen Feldanzüg aks unanständig

sür das Haus der Abgeordneten des italienr-
schcn Bolkes bezcichnet! — Für die weitere
Folge könnte cine der hierdurch in Aussicht
gestellten Möglichkeitcn die sein, daß der sv
beleidigtc mid von dem monärchischcn Jtälien
zurückgestoßenr Gäribaldi in das Lager Mäz-
zini's getrieben würde. (Eine Versöhnung lst
bereits erfolgt.)

Durch die fraglichen Bethandlungen ist uns
zugleich eine äußerst wichtige Aufklärung übkr
den wahren Grund des Einfaüensper piemvn>
teflschen Armee unter Cialdittiin brn Kirchettstaät
verschafft worden. 'Es geschah dieses — und zwar
mit dcs Kaiscrs der Franzofen Einwiüigung,
trotz dcffen dem Papste vorher gemachter Zu-
sage in entgegengcsetztem Sinne — im äußcr-
sten Drange der Umständc, indem man sich
darüber verläffigt hatte, daß Garibaldi mit
seincn Fretschaaren (der von ihm svg. Süd-
amikk) nach R»m ziehen wollle, um die für
Gcsammtitalien nölhige Hauptstadt den Frair-
zosen nöthigensaüs mit Gcwalt abzunehmen,
und sich an denselben zugleich für ben im Jahr
1819 erlittenen Berlust dieser Stadt zu rächen.
— Unker diescn Umständcn gestattcie denn
der Zmperator an der Seine den Piemontesen,
das Prävenire zu spieleii.

Nächst ben Vvrgängen in Tnrin ist immcr
noch die Broschüre des HerzogS von Aumale
(bie wir ebenfalls im Auszuge gaben) das
Ereigniß des Tages. Dieselbe versetzt zwei-
felsvhne dem BuvnapartismuS und deffcn Trä-
gcr einen gewaltigen moralischen Stoß (was
zweifelsvhne tie eigentliche Absicht des Vcr-
faffers war), tst insofern aber, gleich Zenen,
als eine Znnzicht des FriedenS zu bctrachten,
da Ngpolcon III. i» solcher Wcise immer mchr
und mchr zu dem lctzten ihm übrig bicibendcn
Mittcl gevrängt wirb, nämlich zur längeren
Aufrechthaltung scincr Dpnasiie einen Krieg
zu beginnen, iei es selbst auf die Gefahr
hin, auch um seinc phpstschc Eristenz va
bnngue zu spielen, nachdem der morallsche
Banquerott etnmal nicht mehr zu vermeidcn
war.

z Freiburg, 28. Apr. Nachdem wir nach
dem gestrigkn rauhen und trüben Tage noch
dic schönste Frühlingsabendsonne erhalten hat-
ten, wurben wir heute frühc durch eine dicke
Schneedecke nnangenehm überrascht. Starker
Regen um Mitternachl war durch Schnee ab-
gelöst worden und um 8 Uhr schneite es noch.
Die zarten Zweige ber srischcn, mit Blüthcn
geschmückten Bäume scnkten sich ganz wehmü-
thig unter ih'rer Last. Es tst zu besürchtcn,
daß manche Hoffnung unler dcr weißen Decke

bkgraben wvrdcn ist. — Dic Vorlesungcn an
ber hiestgen Universttät haben in vergangener
Woche wi'eber begonnen; es findct an dersel-
bcn bel'm Uebcrgang in's Sommerscmester in
der Regcl 'weniger Wechsel burch Ab- unb Zu-
gäng stätt, fo daß ker Bestanb dem vorigen
Semester glelch geblieben sei'n wlrd. Bel dcr
am Donnerstag stattgchabten Jinmatrl'culatt'on
würdett 1'8 neu angekvmineiie Studirende no-
tirt. — Unsere Meßwoche ist ziemlich lebhaft
abgelausen Äuß'cr den zählreichen Magazi-
nen, die in Pri'vathäusern untergebracht stnd,
kvaren auch aus dem Münsterplätz mchr Bu-
den als frühed geöffnet. Daß i'hrcr Zahl durch-
weg die Kauflnst entsprochen habe, wlrd von
dsesem üNb jettem Verkäuser lü Abrede ge-
stellt. Der Karlsplaß bi'ctet außer dem wirk-
lich bemerkenswerthen Riescn Murphp nlchts
von Bclang, so vielerlei sich auch diks Mal
nicdergelaffen hat.

Frankfurt, 27. Äpril. Wie wtr socben
erfahrcn, ist die längsterwartete Erklärung
Dänemarks in der hemigen Bundestagssttzung
erfolgt. Ueber den Jnhalt derselben erfahrcn
wir, daß darin die Behauptung aufgestellt
wird, das Patent von 1859 sei den Ständen
zur Znsti'mmung vorgelegt worden ; ebenso das
Bndget. Die ständischen „Bedenken" seicn zu-
rückgewiesen, da die übrigcn Ländes'thelle hln-
eingezogtn worden!c. Auch über dle Kriegß-
verfaffnng wurde in rsr-vorausgesagten Weise
Bcschluß gefaßt: Erhöhung des Ersatzcönlin-
gentes auf Beibehaltung de'r Reserve-Di-
viston !c.

Aus der Pfalz, 25. April. (Bad. Ldztg.)
Dle Wahl eincs geistlichen ÄbgeordNcten zur
Generalspnode im Bezirke Laddiibürg-Mann-
hiiin ist ans ben Nächsten Mittwöch 1. Mai
festgcsetzt.

Speyer, 25. April. Dns hiesige Anzeigc-
blatt gibt Mittheilnngen aus der gestern hier
cingetroffenen allerhöchstcn Entschließüntz auf
die Veryanblungen der letzten GeneralspNode
O'n der Gesangbuchsfroge). Gebilligt wirv
der Spnodalbeschluß, daß von Fcststellung
emes Tcrmins für EinführiNlg dines neuen
Gesangbuchs abzuschen sei; nicht sv die üb-
rigen (der ausgesprochenen Willensmeinung
der Gcmeinden nnd dcn Königl. Absichten zu-
widerlaufendcn) Beschlüffc. Demnäch ist
zwar künftl'g das neuc (aufgedrunstene) Ge-
sangbuch fortzugebrauchen, wv es btsher <m
Wesentllchen unbeanstandet blieb, dagegen
einstweilen außer Gcbrauch zn setzen, wo eS
notorlsch von der Mehrzahl der Ktrchcnge-
nvffen beanstandet wird. Eine nrue Wahl-

Kir Heirathscandidatrn.

Novette oen Withelm Jungman».

(Fortsctzung).

Noch einen Blick durch die Fenstcr auf die tief
unter ihnen liegende herrliche Landschaft, und fie
schieden jctzt auf's herzlichste von dem freundlichen
Förster und seinem Hause, unter fröhlichem Ge-
plandcr und licblichem Gesange Arm in Arm da-
hinwandelnd.

Auch hier hattc Brenner Helenen den Arm ge-
botcn, der mit sichtlicher Freude von thr angenvm-
men wurde, denn mit ihr war hcnte eine Verän-
derung vorgegangen, die sie sich nvch nicht zu erklären
vermochte. Obgleich schon neunzehn Jahre alt,
hattcn es ihre Familienverhältniffc dennoch nicht
erlaubt, sich den früheren Gesptelen ihrer Jugeiid
mit ungetrübtcm, heitern Gemüthe anschließen zu
könncn, und es «ar wirkltch heute zum crsten Male,
wo sie, in ihren Kreis hineingezvgcn, erst die wahrc,
cigentliche Bedeutung der Jugend und ihrer Freu-
den kennen lernte, Lie leider nur zubald verschwin-
den. Sic hatte heute tn wentgen Stunden mehr'
Freude gcnvffen, als ihr ganzes Leben hindurch.

Man hatte sie, das arme, vcrläffenc Mävchen, heutc
so freundlich in der Mitte diefcr jungen Leute auf-
genommen; dem frcmden, jungen, schöncn Mann,
dem ihr Herz soglcich beim ersten Anblick so freu-
dig enigegenschlug, den sie anfangs nur schüchtcrn
und verstohlen anzublicken wagtc, htng fie jetzt am
Ärm unv plauderte mit ihm so herzlich, so unbe-
fangcn, als wenn sie schon seit Monden mit ein-
ander bekannt gewcsen wären, und so «ar dknn der
von Mathilde Müllrr eingefädelte Plan, ihrer Freun-
din auch einmal eine Kreude zu bereitcn, und dem
jungcn Brenner, den fic alle schätzten und achteten,
ein MLdchen ihrer Bekanntschaft zuzuführen, um
ihn durch sie um so sester an thre Gcsellschaft zu
binden, auf's herrlichste geluugen.

Der Weg, dcn nun dic Gescllschaft zurückzulegen
hattc, führtc den Berg hinab, abermals durch dichtes
Gchölze, allein hier schon zcigten sich die umherliegcn-
den Felsenstücke in weit koloffalcren Dimenstonen
und allerlei Formcn, als ob fi« des Menschen Hand
zu irgend cinem Zwecke hergerichtet hätte, vor allcm
aber zelgte dtcses einc am Boden ltegende, nach allen
Regeln der Kunst zugehaucne mächttge Säule, die
aber jedrnfall« dcr Vermuthung Raum zu gcben

scheint, daß fie nie auf eincm Postainent gestandcn,
sondcrn erst nach dem Bcrgsturzc aus einem unge-
heuren Felfenstuck angcfertigt «orden ist.

Auch von hier aus mußtcn stc nvch eine kleine
Strecke abwärts wandern, nlk an den Punkt zu ge-
langen, von welchcm aus stc mrt aller Beqüdlltkich-
kcit däs schauerliche Bild eincs der großartigsten
Naturcrcigniffe zu bctrachten vermochten. Von dkr
Höhe herabgcstürzt, haben dic Trümmcr des Felscns
hicr an etnem tiefen Einschnitt dcS Berges etnin
Anhaltspunkt gefunden und fich an dcrschrägcn Wand
in solchcr Maffe übereinander gethürmt, daß fie einen
großcn Theil dessclben damit bedecken. RingS «on
Bäumen cingeschloffen, liegen hier Taüsende oon
Stcinen, oft von zwei- bis dreihundert Centnern
Schwere, dicht nebcn- und übereinandtr, und glet-
chcn in ihrem wilden Ehaos und threr »om Wetter
geblctchten bläulich-grauen Farbc gletchsam denWo-
gen eincr von dem fnrchtbarsten Orkan aufgcwühl-
ten See, weShalb Man diese Felstntrümmcr auch
schon scit uudcnklichen Zeiten mit dem Namen Fel-
senmeer bczcichnet hat.

Hicr nnn, an diesem Einschnitte angekommen,
hatte stch dte Gesellschaft auf eine daselbst bcfind-
 
Annotationen