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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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vrdlimig für dke Generalspnsde (von di'eser
abgelehnt) behält die Regierung sich vor, künf-
ti'g wlederholt tn Anregung zu brtngen. Der
Generalspnode wird wegen ihres ablehnenden
Beschluffes Mangel an Unbefangenheit des
Urtheils vorgeworfen.

Mükchen. Dem Abschlusse eines Ver-
trags wegea dcr Mainzöllc durch die hier
tagendc Conferenz hat stch cine neue Schwierig-
keit entgegengestellt. Baden will den Abschluß
dicses VertrageS von dem vvn Bapern bis-
her verweigerten Vertrag wegen BaueS einer
Eisenbaha von Heidelberg nach Würzburg
dnrch's Bauland abhängig machen. Dazu
aber will unsere Regierung sich nicht herbei-
laffen.

München, 24. April. Die oberbaperi-
sche Kreisregierung hat bei dem herannahen-
dcn Termin, mit wclchem der erhöhte Bier-
preis eintritt, eine amtliche Erwahnung zur
Ruhe und zur Ergebung in das Unabwend-
bare erlassen und dabci dic drohenden Artikel
der Gesetze vvn 1850 und 1851 „wegcn Ein-
schreitens der bewaffneten Macht rc." und
„wegen des Ersatzes des bei Anffäufen ver-
ursachten Schadens" wieder in Erinnerung
gebracht.

Münchcn, 26. April. (A. Z.) Heute
Nacht verschied, 70 Jahre alt, Prof. Philipp
Zakob Faümeraper.

Leipzig, 25. April. Die „Dtsch. Allg.
Ztg." gibl heute ihrem Vorschlag zu einer
Zusammenknnft dcutscher Landtagsabgeordne-
ten eine bestimmtere Faffung. Sie glaubt,
däß eine solche Versammlung von vornhcrein
«inen gewiffen Parteicharakter haben müffe
und nur Gleichgesinnte vereinigen dürfe, daß
aber hiezu der allgemeinc Name: liberale oder
Fortschrittspartei, nicht ausreiche, und kommt
daher zu dem Schluffe: „Das Programm,
auf welches hin die Einladungcn zu einer
Zusainmenkunft dcutscherLanbtagsabgeordneten
zu erlaffen wären, könnte sonach kaum ein anderes
sein als dasfeiiigc des Nationalvereins."

Berlin, 26. April. Dic Berliner Stadt-
Vervrdneten-Versammlung hat auf Grund um-
fangrejcher aktenmäßiger 'Ermitielungen fast
einmüthig beschlossen, bei dcm Minister deS
Jnnerii die Cinleitung einer Criminalunter-
suchüng gegen dcn Polizeipräffdenten derHaupt-
städt zu beantragen. Daß der Magistrat in
dcr Sache selbst seine volle Zustimmung er-
klärt und nur noch cinige letzte Bedenke» zu
überwinden hat, in welche schicklichen Aus-
drücke das Verlangen zu kleiden, ist gewiß
eine in der Geschichte der preußischen Der-
waltung unerhörte Thatsache.

Breslau, 25. April. Näch der „Schles.
Ztg." wird aus Warschau vom 24. d. gemel-
vet, daß dcr Fürst-Statthalter in der letzten
Sitzung des Administrativrathes cin Schrei-
ben des KaiscrS von Rußland verlesen habe,
in weichem derselbc dem Administraüonsrathe
seinep Dank für dic Herstellung der Ruhe in
Warschau ausdrückt. Es wird ferner bcrich-
tet, daß der Ober-Polizeimeister Trepow
seinen Abschied mit dem Range cines Gene-
rals erhalten habe und eine jährliche Pension

liche Bank niedergclaffen, und betrachtete stumm vor
ErstauNen die Großartigkeit dieses furchtbaren Na-
turereigniffes, als auf einmal Helene erblaßtc und
die feierliche Stille mit dem Ausruf störte: „Ach,
Gott! ich habe meine Handschuhe verlorcn !"

Geschaftig eiltc Brcnncr herbei und suchte sic im
Verein mit den Ucbrigen stber den kleinen Vcrlust
zu trösten, indem er fteundlich hinzufügte: „wcnn
fie es erlaube, so werdc cr ihr morgcn cin Paar
andere als ein kleines Andenken an die hcuttge Lust-
fahrt verehren!" allein in ernstem, fast verweisenden
Tone erwiderte das aus's hcftigste erschrockene schöne
Madchen:

„Nein, nein, Herr Brenner! das darf nicht sein.
So angenehm mir auch immerhin ein Andenken
von Jhnen sein würde, so darf man doch durchaus
kein Geld auSgcben für etwas, «as man unentgclt-
lich wicder haben kann. Zch habe meine Handschuhc
fichcr hier ganz in dcr Nähe verloren, und werde
zurückeilcn, fie wicder aufzufinden!"

Nach dicsen Worten wollte Helene rasch fort, um
das Verlorenc aufzusuchen, allein Brenner duldetc
das nicht; er bvt ihr scinc Beglcitung an, um bcim
Aufsuchen der Handschuhe behilflich zu sei», und

von 20,000 polnischen Gulden ans dem pol-
nischen Staatsschatze beziehe. Die Zuzüge von
Truppe» dauerten fort und wird der im Kö-
nigreich Polen befindliche Armeebestand auf
80,000 Mann geschätzt. Die Truppen erhal-
ten Kriegszulage, die dem Lande als Kricgs-
contribution auferlegt werden soll. Der Be-
trag derselben wird gerüchtsweise auf sechs
Miüionen polnische Gulden angcgcben.

Hannover, 25. April.. Jn der Ztg. f.
Nördd. werden von eineM Einsender, der,
selbst Pferdehändler, versichert, daß ohne sein
Vorwiffen kein Transport über die Grenze
gehe, die Mittheilungen über Pferdcankäufe
nach Frankrcich und Jtalie» berichtigt, welche
kürzlich die Runde durch bie veutschen Blät-
ter machten. Nach diesen Berichügungen be-
zvg Frankreich seit dem Krimkriege keine Re-
montepferde aus dem deutschen Nvrden, wo-
gcgeii Sardinien seit Zahren daher je einige
hundert solche Pfcrde bezieht, heuer jeden-
falls nichl mehr als 500 Stück; nichk 2600.

Hamburg, 24. Apr. Hier ist ein Auf-
ruf zu einem „Verein zur Reitung Schiff-
brüchiger" crschienen, zu deffen Gründern eine
Zahl unserer geachtetsten Firmen gehören.
(Jn Bremen ist die Gründung einer Gescll-
schaft deffelben Zwecks cbensalls schon ange-
kündigt.)

Wiea, 23. April. Schon vor längcrer
Zeit wandte stch das Londoner Cabinet an
bie hiestgc Regierung, um gewiffe, auf den
Aufenthalt einer cnglischen Floltc im adriaü-
fchen Meer bczügliche Geschäfte, zu ordnen.
Diese Flvtte kommt nun in nächster Zeit.
Die cnglischen Schiffe werden zwischen Triest
und Anüvari kreuzcn, und indireci den Wacht-
dsenst der österreichischen und türkischen Schiffe
an diesen Küsten unterstüßen. Englische Schiffe
werden vor Tricst und Venedig stationfren.
Zm Hafen von Liffa wird ein Kohlendcpot
für die englischc Flvtte errichtet. Man bringt
biese- Machtentfaltung Cnglanbs mit der be-
denklichen Sümmung aus den jonischen Znseln
in Zusammcnhang. Man besorgt in Lonbon
dcn Ausbruch einer Bewegung anf biesen
Jnseln, uud eine Unterstützung derselben durch
griechische Freischärler. Nebenbei soll die eng-
lische Flotte auch ber Pfortc und der öster-
reichische» Regierung helfen, um ihrc Küsten
vor ben Landungen von Freischaaren auS
Ztalien zu wahren.

Wien, 24. April. Wie bie „Ostd. Pvft"
einer „ganz authentischen" Quelle entiümmt,
ist König Franz II. von Neapel fest ent-
schloffen, in Ztalien dic wcitere Entwicklung
der politischen Ereigniffe abzuwarten.

Wien, 24. Aprii. Tuvoras officiöse
„Wiener Briefe" schreiben: „Zur Situation":
„Die Lage zeigt sich wieder sehr gespannt.
Die so jange hinausgeschobene Enischeibung
der Frage, was bezüglich Ungarns zu ge-
schehen habc, wird nun bald fallen müffen.
Man glaubt zwar nicht, daß in ber fcierli-
chen Thronrede, wouüt der Kaiser am Mon-
tag den versauimeltei?Reichsrath ansprechen
wird, die LLsung der ungarischkn Frage so-
fort werde kundgegeben werven; man ist viel-

. nach langem Sträuben nahm sie diesclbe cndlich
! an, nachdem ihr bie Uebrigen versichert hatten, hier
am Felsenmeer ihrer Zurückkunft zu warten. Die
Handschuhe mußten Helenen in ziemlicher Entfer-
nung cntfallen setn, denn es war schon eine gcraume
Zcit vergangen und die beiden Suchenden waren
noch immer nicht zurück, da rief auf einmal Ma-'
thilde mit lachendcm Munde:

„Kommt und laßt uns aufbrcchen und einstweslen
den Berg hinabwandeln. Helene hat «ahrschein-
lich ihre Handschuhe im ZLgerhause liegen lassen,
und da könnten >pir noch lange warten, bis sie
wieder zurückkommt. Uebrigens ist sie ja in gutcr
Gesellschaft und vielleicht ist cs beidcn angenehm,
recht ungestört mit einander plaudern zu können,
denn sie scheincn gewaltig viel auf dem Herzen zu
haben. Gebt acht, da gibt es cine neue Bekannt-
schaft!"

Heiter stimmtcn alle in Mathildens Vorschlag
ein und langsam wandelten sie nun den Bcrg htnab,
dem anmuthig gelcgenen Ort Reichcnbach zu.

Mathilde hatte nicht ganz llnrccht gehabt,' denn
wenn auch die Handschuhe nicht im JLgcrhausc liegen
geblieben «aren, so waren sie doch ganz in der Nähe

ckehr der Meiitlmg, es wcrde de« deutsch-
österreichischen Parlamente zunächst blos dcr
moüvirte Wunsch initgetheüt werden, die
Einheit des Reichs in allen höheren Bezie-
hungen erhalten zu sehen. Entschließt sich
der Reichsrath zu einer biesfälligen Manife-
station etwa in ber Weise, wie die Provinz-
Landtage es gethan, so wird die Rcgierung,
auf solches Votum gestützt, Ungarn gcgenüber
ihr Ictztes Wort der Ausgleichuiig sprechen.
Es versteht sich von selbst, daß es Seitens
der ungarischen Partei nicht an enormen An-
strengungen fehlt, um ihr unliebsame Ent-
schließungen fernzuhalten. Aber nicht minder
thätig und entschloffen zeigt sich in diesem
Augenblicke auch dic Einheitspartei und so-
wohl die Conservativen, als die Liberalen
Deutsch-Oesterreichs sind in dem Wunsche
einig, daß Ungarn zwar mit qrößtmöglichcr
Rücksicht und Schvnung ber alten ihm lieb-
gewordenen Jnstitutionen behandelt, aber doch
Alles verhindert wcrbe, wvdurch den Ge-
sammt-Jntereffcn dcs Kaiserstaates Schaden
erwachsen müßte. So viel ist gewiß, baß die
nächsten vierzehn Taqe einen wichtigcn Wende-
punkt in dcn Schicksalen Oefterreichs herbei-
führen werden und dies dcr Grund, weshalb
das Vorgefühl dicser Wendung mit cherner
Schwere auf den Gemüthern lastet."

Oesterreichische Monarchie.

Krakau, 26. April. Alle Städte Polens
werben militarisch brsrtzl. Eine äußerste
Strenge wird daselbst entfaltet. — Die
Gpmnasien von Warschau und Kalisch sind
gejchloffen worden. (Znd. b.)

Venediq, 22. April. Gestern hatten stch
die Nülhe der Centralcoiigregation zur Vor-
nahMe der Wahl für den Reichsrath versam-
melt. Die Versammlung blieb ohne Erfolg.
Es wurde klin Deputirter gewählk.

Krankretch.

Paris. Die „Opin. nat." hält die fran-
zösischen Jntereffen im mericanischen Mcer-
busen durch die spanischc Besttznahme San
Domingos für schwer verletzt; Hapti werde
dadurch bedrängt und Frankreich vcrliere einen
natürlichkn AUiirtcn, der Paris als seine Haupt-
ftaot betrachtc; man bürfe bahcr das Wieder-
erwachen bes spanischen Ehrgeizes nichr dulben.

PariS, 26. Apr. Die „Opinione nation."
berichiek: Die Auswechslung der Natificatio-
nen ber neuesten auf Sprien bezüglichen Evü-
ventivn hal nunmehr in Paris fiatigefunden.
Die französtsche Regierung ift, wie man ver-
sichert, entschloffen, ihre Truppen am 5. Zuni
zurückzuberufen.

Paris, 27. April. Die „Patrie" demen-
tirt die Nachricht der „Jndependanee belge",
daß zwischen Rom und Frankreich über die
Räumung des Kirchenstaaks eine Convention
in Arbeit sei'. „Frankreich ist in Rom", fügt
das genannte Blatt bei, „um für bie Sicher-
heit bcs Papfies zu wachen; aber. in Folge
des iuimcnsen Einfluffes, deffen es sich erfreut,
ist allein schon bie Anwesenheit seiner Fahne
daselbst eine Garantie für ben Frieden in Zta-

dessclben verloren gegangen, und so seht sich Berde
auch eilten, die Gefellschaft noch am Fclscnmeer an-
zutrcffen, so kamen fie doch erst cine geraumc Weile
darnach daselbst an, wo die übrigen dasselbc bcreits
verlaffen hattcn. Erschöpft durch das rasche Gehen
und Hclenen's gliihcnde Wangen bemerkend, hattc
Brenncr ihr den Vorschlag gcmacht, einigeAugcn-
blicke auf der Bank auszuruhcn, um dann den Flüch-
tigen nacheilcn zu können, iind mit Freuden nahm
diesclbe den Vorschlag an, da sie ber Ruhc nur zu
sehr bcdurfte. (Forts. f.)

Bekanntlich ist die K-nntniß der Weereskiefen
eines der intcressantesten Probleme, wclche gegenwiirtig
die phystkalische Geographie beschästigen. Durch Con-
struction dcr sinnreichsten Apparate, welche sich in dem
Moment, wo sie den Mecresboden berühren, abtösen und
eine weitere Abwickelung der Leine unmöglich inachen,
ist es gelungen, Tiefen nachzuweisen, sür welcheuns alle
stnnlichc BorstEung mangeit. So maß 'Capitän Den-
ham 1852 unter 38" 49' siidlicher Breite und 37" 0,k'
westlicher Länge die ungehenre Tiese von 7708 Faden
. (ziemlich genau 43,000 Pariser Fuß) und Lieutenant
Parkcr sand wenig jpäter unter 3L«35' südlicher Breite
und 4b"40' westl. Länge an 8300Faden (circa 48,000
Fuß) Grund. -Das find Zahlen, welche die Höhen un-
serer gewaltigsten Bergriesen bei Weitem übertressen.
 
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