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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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F-reitag, Kebruqr


ze Petit-

Deutschland.

Aus Baden, 10. Febr. Heute wurde
i'n den kachol. Kircheu der Diöcese der erzbi'-
schöstiche Hlrtenbrief für dic Fastenzeit ver-
lcsen. Da dersrlbe wesentlich die äußeren
Verhältnisse der Gcgenwart m chrer Bczic-
hung zu der katholischen Kirche berührt, so
dürfte es wohl auch in elnem weltlichen Tag-
blatt nicht ungeeignet erscheinen, dessen Lr-
wähnuiig z» thuli. Er ermahnt die Bis-
thnmsaiigehöri'gen, trcu nnd unverbrüchlich
an dem festen und gauzen Glauben der ka-
tholischen Kirchc festzuhalten, und klagt über
die vielen Unbilden, welche dem Papste und
der Kirche i'n Thai, Wort und Presse zuge-
fügt werden und bezweaen sollen, die Glau-
bigeu abtrünnig zu machen. Auch unser
engeres Vatciland wird angesührt und u. A.
vor ber Presse gewarnt und die Leclüre der
kathol. Blätter ans Herz gelegt. (Krlr. Z.)

Lwdenburg, 12. Febr. Gestern bc-
fand fich dahicr die großherz. Remontirungs-
commisston, um dienstlaugliche Pferde des
dicffeiügen AmtSbezirks zu kaufen und für
den Kauf vorzumerken. Wenn wir recht vcr-
nvminen habcn, soll nur ein Pferd gckauft
wordcn sein und wurden einige andere notirt.
Aerarische Pferde sind in diesein Bezirkc nur
wenige untergcbracht worden.

ti Donciuestchiugen, 12. Fcbr. Seit
vielen Iahren war dec Fasching nicht so strlle
und freudenleer vorübergegangen, wie diescs
Zahr. Außer cinigen Maskenbällen gcschlos-
sener Gesellschaften sand auf der Straße gar
keiue Belustigung für das Volk Statt, und
unsere sonst so characleristische Maske der
Baar, die Hanscl, schicne» verschlafen. Glück-
licherweise haben ste sich frühcr esnen guten
Ruf gegründct, so wandern flc meistens jetzt
auswärts, uud sogar nach Basel sollen 12
Hanselanzüge, mit der hölzernen Gesichtsmaske
mib dcr bczeichnenbcn Fuchsruthe bestellt wor-
ben sein. Mögen die Trägcr in den rechtcn
Humor versetzt werdcn, um sich und Andere
zu erfrcueu.

Bcvor entschieden ist, welche Richtung die
Eisenbahn von Villingen nach Kon -
stauz iikhmen soll, tritt wieder ein neues
Projeci zwischen die Frage, welches die Lö-
sung vielleicht unnöthig macht, wir meinen
die Eistiibahn, welche vvn Freiburg aus burch
das HöUenthal über Ncustadt (cin anderes
Project ist die Führung der Bahn burch das
Elzihal nach dem Schwarzwalde) hieher und
von da nach Kvnstanz gesührt werden >oll. Füc

dicscn Plan i'ntcreffi'ren sich die Freiburger
und die auf dem südlichcn und westlichen
Schwarzwalde sehr lebhaft, und cs soll deß-
halb am nächsten Sonntag in Freiburg ci'ne
Versammlung abgchalren werden, wclcher Ra-
mens der hiesigen Gemeinde der Abgcordnete
Kirsner anwohnen wird. Durch Erbauung
dieser Bahn wäre dic Kinzigthalbahn wohl
für vi'ele Jahre zur Seiic gebrängt und*die
Schwierigk'eiten beseitiget, die der Ausführung
djeser Bahn flch entgegenstellten.

Frankfurt, 9. Febr. Jn heutiger Bun-
destagssitzung wurde der Bau einer bomben-
stchern Caseriie in der Citadelle zu Mainz,
sowie dir Untersuchung der Leistungsfähigkeit
der deutschen Eisenbahnen zu militärischen
Zwecken beschloffen, endlich dem vormatigen
Großherzoglich OldenbUrgischen Staatsrathe.
Dr. Kischer (Flotten-Auctionaivr) auf bas
desfalls gestkllte Gesuch ber jährtiche Betrag
von Z00 Thalern vo» Anfang bes Zahres
1850 an bis auf Weiteres aus dcr Bunbes-
kaffe bcwilligt.

Ful-a, 8. Febr. Der Bischof zu Fulda
hat ein Fastcnevikl crlaffcn, in welchem zur
Entrichtung des Peterepfcnnigs aufgefordert
und bie Einführung einer Michcls-Bruber-
schast zum Zwecke dcr „Unterstützung des
apostolischen Stnhles in der Regierung ver
Kirche burch Gebet und Älmosen" angeordnet
wird. (gr. Z.)

Beru-urq, 10. Febr. Auf die Peiiiivn
an ben Herzvg gkgen bas Ministerium ist mit
ciiier Criminatuntersuchung geantwortet wvr-
den.

Auch in Leipzig ist zu Geldbeiträgen für
den König von Reapel aufgefordert worden.
Seltsame Zeit, in wclcher der Papst unb ein
König Unterstützungsbeiträge bedürfen.

Berlin, 8. Februar. (Schluß.) Zm
Abgeordneienhause brachte Dr. Liebelt zu-
»achst die Wünsche der polnischen Fraction
der Neihe nach zur Sprache und plaibirt so-
daun sür die Bilbung eines polnischen Mit-
tetreichS, bas, zwischen Prcußen und Ruß-
laud gestellt, zur Stärkung der preußischen
Macht unendlich bcitragen würde, und jedc
Gefahr von Seitcn bcs russisch-slavische»
Colosses gegen Deutschlanb und gcrmanischc
Cultur in weite Fcrue rücken möchte, wäh-
rend andererseits, bei frnherem over spätercm
Eiutreteu einer freiheitlichen nationaien inne-
ren Regicrungs Rußland, Polen an Ruß-
lanb gefesseli und sv die Bedeutung des Pan-
slavismuS an Umfang gewinnen würbe. Zum

Schluß erinnert der Redner daran, daß die
Wiencr Verträge durch die Einverleibung
vvn Krakau in Oesterreich gebrochen worden.
Diese That habe das Signal zu allen fol-
gendeu Einverleibungen gegeben. Hcrr Rei-
chensperger (Geldern) verbreitet sich ge«
gen das Nationalitätsprincip. Mas möge
nur zunächst auf Ungarn blickea, dann wcrde man
erkennen, daß es hicr nur auf Errcichung der
Centralisation abgesehen und das Rationali-
tätsprincip dvrt wie überall nur für selbstische
Zwecke ausgcbentet worden. Die Wieder-
hersteüung Polens würde die 600,000 Deut-
schen in der Provinz blosstellen. Der M i-
nister des Jnnern. Wer den Zustand der
Provi'nz Posen kennt, ber wird bci allem
Ernst der Sache denn doch ein gewiffes Lä-
cheln nicht unterdrückcu kvnnen über das un-
schuldige Gcwand, wclchcs die Herren über
ihre wahren Absichten breiten. Wenn tch
mich an die Rcdcn erinncrc, welche iunerhalb
der Provinz Posen gehalten werden, wenn
ich mich erinucre, daß die Herre» nicht ein-
mal wiffen, wo ihr Vaterland liegt und daß
dies Prcußcn ist, so muß es klar werden,
daß sie dem Augcnblick entgegen harren und
cntgegen arbeiten, in welchcm sie ein selbst-
ständiges Königreich Polen aufrichtcn könn«
ten; danu freilich muß man aber lächeln,
wenn dic Herren thun, als ob eS sich um den
Sprachenstreit handlc. Der Minister wie-
holt, daß die Regierung mit aller Energie
sich allen Agitativnen entgcgen stemmen würd«
und warnt die Polen vor einer erneuten Re-
volution. (Lebhafter Leifall). DaS Amende-
ment von Zallowski wird hierauf verworfen.
Die Debatte wenbet sich zu dem kurhessischen
Verfaffungsstreit. Herr v. Blankenburg
beantragt: „Wir vertrauen, daß eS Ew. Ma-
jestät gcliugen wird, im Verein mit Zhren
veutschen Vcrbündeten einen berfaffuugsmäßi-
gcn Zustand dieses beutschen Staates herbei-
zuführen." Herr v. Carlvwitz. Es sei
die Sache Preußens, für die Versaffuug mit
aller Energie in dic Schranken zu treten,
dcnn Preußen sci die letzte Hoffnung des kur-
hesstschen Volkes. Herr v. Blaukeuburg
halte es für möglich, daß das preußische Kö-
nigthum von Gottes Gnabcn über die be-
schworene preußische Versaffung hinweggehen
könne, nun dann werde er es sicher für zu-
lässig halten, daß Preußcn über bie undc-
schworene BuudeSverfassung hinweggehe. Dic
Antwort dcs Ministers des Auswärtigcn ha-
ben wir bereits in Nr. 85 ter Hauptsache
j uach mitgetheilt.

Sas große Faß zu Heidelherg.

Historrsche Novelle von WUY. Zungmann.

(Kortsetzang.)

Dann aber nöthigte er Bcrde, sich so gut es'
immer gehcn konnte ntederzulassen, und aufrichtig
und treu erzähitc er ihncn nun, wic cr das Musi-
Amtenmädchen kennen gelernt, Felir gezüchtigt und
mit demselben auf der Straße zusammengerathcnsei,
wie wir es unserk Lesern bereits mitgethcilt haben.

Mit dcn glühendstcn Farben maltc Gcrhard die
Lieblichkcit und Anmuth, aber anch die Bescheiden-
heit und dcn tiefcn Kummer dcs armen MLdchens,

, in solch widerlichcr Gescllschaft herumzuzichen und
auf solche Wcisc ihren Lebensuntcrhalt suchen zu
'müffen. Mit wahrcr Begcisterung erzählte cr von
ihrer zarten, schönen Figur, ihrem herrtichen Ge-
sichte, von der Fcinheit und Wetße ihrcS Letnts,
oon dcr Bildung und der Ochärfe ihres Vcrstandes,
so daß Lenchen wieder auf's Neuc zu wanken bc-
gann und abermais eifersüchiig «urdc über das
Mädchen, dem aus Gerhard's Munde so außerge-
wöhnliche Lobsprüche ertheilt wurden. AlS er aber
erklärtc, daß nur innigstcs Mitleiden, tiefstcs Be-
dauern und ci» unwioerstehtiches Gcfühl. von Zu-

neigung ihn bestimmi HStten, Pariei für sie zu er-
greifcn und sie gegen die frechen Angriffe des jun-
gen Mannes zu verthcidtgen, da brannte Lenchen
»or Begierde, dieseS Mädchen kcnncn zu lcrncn und
ihr ihre Hülfe und Unterstützung zu Theil werden
zu lassen, womit sich auch ihre Mutier auf das voll-
kommcnste einverstanden erklärft.

11.

Von dcr fcstesteii Uebcrzeugung durchdrungen, mit
dem Freunde ihrcr Jugend wicdcr auf das voll-
kommeuste auSgcsöhnt zu sein, aber auch von dem
heißesten Wunschc besceli, nichts/zu seimr Rctiung
auS so drohender Gefahr unversucht zu lasseii, hatje
sich Lcnchen mit ihrer Mutter von dem Gefangcnen
entfernt. Zhr erstcr Schritt war nun zu dem MLd-
chcn hingerichtet, das ihre Reugierde so sehr erregt
und ihr MUgcfühl in so rcichem Maße in Anspruch
geuommen hattc, allcin wic erstauntc sie, als sie
ihre Erwartung nicht nur gercchtfertigt, sondern
noch bci Wciicm übcriroffen sah.

Richt niehr das phantastische Kleidchen der Gaukler
und herumzichendcn Musikanicn, sondern ein ein-
faches fchwarzes umschloß jetzi ihre zarien Glieder,
das mit seiner düsteren, melancholischen Farbe voll-

kommen zu dcr tiefen Wehmuth Paßte, welche das
armc Mädchen über das tranrige Schicksaldes jun-
gen Manncs empfand, der fie am Mörgcn so reich
beschenki und am Abcnd jenes verhängiiißöollen
Tages sich ihrer so riiicrlich angenommen hatte.

Wenige Woric gcnügien, zwischen den beidenjun-
gcn MLdchcn, dic sich bishcr noch mit keincm Augc
gcsehen, biuncn kurzcr Zert daS tunigste Verhält-
niß herzustellen, denn sic hattcn ja über einen ftuigen
Mann zu sprcchen, der bcidc» lieb und theuer war.

Vor Allem erzähltc Iulietta Lenchen und ihrer
Mutier, daß fle drüben im Elsaß von csner schon
älilichen Fräu, die fich mit TraumauSlegen, Wahr-
sagereieu, Kräutcrsammeln und allerlei Kuren er-
nähri habe, und sich für ihre Mutter ausgegebcn,
erzogen wordcn sci. Bis zu ihrem dreizehnten Jahre
sci es ihr dori zicmlich gut gegangen. Ma» habe
sie dori in die Schulc gcschickt, ihr in weiblichcn
Handarbeite», Guitarrenspicl und Gesang tlnter-
richt crthcilt und ihr überhaupt zicmlich freicn Wil-
len gelaffen. V°» jener Zeit an aber sei es anders
gcworden. Da sei ein «ildausfehevder Mann, den
sie vorher noch nie gcsehen, in's HauS gekommen,
habc sich für ihren Vater ausgegeben und, als eb
 
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