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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0459

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Freitag, 17. Mat

JllsertiollSgxbühreu für die 3spaltiae Petit-

zeilewerdell mit 2kr., bezw. 3 kr. verechntt. O

deutsche Jutereffen p.on der größten Bedeu-

tung- V

-r* Verhandlunqen des deutschen
Hawdelstages

Heidelberg, 15. Mai. Jn der heutt-
gen Vormtttagssttzung beschäftigte stch der Han-
delStag mit der Berathung dcr Münzfrage.
Die von der Vorcommisston beantragten uNd
heute dem HandelStag zur Gcnkhmigung vor-
gelegten Resolutionen dersclben sind folgende:

1) Die endliche Beseitigung der einer voü-
'ständigen Münz-Einheit in Dcutschland noch
entgegenstehenden ausnahmsweisen Zustände
und Hinderniffe ist nicht länger aufzuschieben.
Die Rücksicht auf die Möglichkeit eincr in Zu-
kunst nothwendig werdenden Annahme der
Goldwährung — welche Eventualität eine
offenc Frage blcibcn miiß — ist als cin zu-
treffender Grund für einc längere Verzöge-
rung der deutschen Münz-Einheit nicht zu bc-
trachten. — Einstimmig angenommen.

2) Der Wiener Münzvertrag vom 24. Ja-'
nuar 1857 muß ini AUgemeinen die Grund-
lage und Norm deS gemeinschaftlichen deut-
schen Münzwesens bleiben und die in Gemäß-
heit deffelben auSgeprägten Vereins - Thäler,
3V Stück cin Pfund feines Silbcr enthaltend,
sollen auch ferner die Hauptmünzsorte in ganz
Dcutschland bilden. So weit nicht durch nach-
stehende Artikel einc Abänderung oder Aufhe-
bung von Bestimmungen des erwähnten Wie-
ner Münzvertrags nothwendig bedingt wird,
ist dieser in allen Puncten anfrecht zu crhal-,
ten. — Einstimmlg angeuommen.

3) AIS allgemeine Rechnungs-Einheit ist dcr
Drittel-Thaler, unter der Bcnennung „Mark",
anzunchmen, mit directer Theilung in 100
Pfcnnige. Die besondere Bezeichnung des
Werthes von 10 Pfennigen als Groschen, und
bis auf weiteres auch des Werthes von je 3,

9 und 17 Pfennigen durch bezichungSweife 1,

3 und 6 Kreuzer ift zulässtg. — Einstimmig
angenommen.

-4) Die Beibehaltung des österreichischen
Münzspstems — des 45-Guldenf«ßes mit con-
sequenier Decimal-Theilung — ist neben der
allgemeinen Rechnung nach Mark und Pfen-
nigen zulässtg. Die in Gemäßheit des Wic-
ner Münzvertragtz geprägten österreichischen
Ein- und Zwei-Guldenstücke flnd als Zwei-
und Vier-Mark durchweg als gesetzlicheS Zahl-
mittel zuzulaffen. — Einstimmig angenommen.

5) Nach Einführung der einheitkichcn neuen
Rechnungs-Einheit und nach dämit verbunde-
ner Aushebung der s. g. süddeutschen Währung
werden die Courantgeld - Ausmünzungen in
Deutschland nur folgende sein dürfen: Thaler

oder Dreimark (30 Stück 1 Pfd. siitieS Sil-
ber enthaltend), Zweithaler oder Sechsmark
(15 St-ück ^ 1 Psd. f. S.). Mark (90 ---
1 Pfd. S.), Zweimark (45 Stück --- 1 Pfd.
f. N.), Halbe-Mark oder 50 - Psinnigstücke
. (180 Stück — 1 Pfd. f. S.) - (Mit Aus-
nahme der Zweithaler oder Sechsmark — wo-
gegen stch die Vcrsammlung sür Annahme der
Viermark (22>/, Stück — 1 Pfd. f. S.) ent-
scheidet — angenommen.)

6) Als Scheidemünze stnd künftig nur folgende
Münzsorten zu prägen: 20-Pfennige (2 Gro-
schcn), 10-Pfennige (Groschen), 5-Pfennige
(halbe Groscheo), 2-Pfennjge, Pftnnigc. —
Einstimmig angenommen.

9) Die Elnziehung des nach der bisherigen
süddcutschen Währung auSgewünzten oder äls
gesetzliches Zahlungsmittel biSher zugelaffenen
Courantgeldes hat innerhalb. der uächsten fünf
Jahrc nach Annahme des gcmeinsamen neuen
Münzspstems succcssive zu geschehen. Bis
solches stattgefunden hat, bleiben die vorer-
wähnten Münzsorten inverhalb ihres biSheri-
gen Bcreiches gksitzlichks Zahlmittel zu dem
nach ihrcm Münzfuß, beziehungsweise hishe-
rigcn legalen CourS, ihnen beizulegenden Werthe,
wobei Bruchtheile von ^/, Pfennig und darüber
für 1 Psinnig, unter '/, Pfennig nicht gerech-
net werden.

8) Der deutsche Handclsstand hat dahin zu
wirken, daß die deuischen Regieruligkii, um
die in vorstchenden Sätzen angedeuteten Be-
stimmungen zur Vervollständigung der deut-
schen Münz-Einheit im Einzelnen festxustellen
und zur Ausführung zu bringen, wegen eiuer
ergäiizenden llebereinkunft zum Wicner Münz-
vertrage Conferenz-Verhandlungen eröffnen,
welche mit thunlichster Beschleunigung zum
Abschluß zu bringen find.

9) Es ist dahin zu wirken, daß bis zur
Durchführung der Sätze 1—7 schon jetzt für
die Gebiete der dermaligen süddeutschen Wäh-
rung die groben Silbersorten,,einschließiich der
Ve-Gulden österreichischer Währung u»d die
t/,- und i/,,Stücke der Thaler-Währung als
gesetzliches Zahlungsmittel erklärt werden.

Nach der Tagesordnung wurden hierauf in
Berathung gezogen die Vorschläge der vorbe-
rathenden Commisston über den Antrag der
Handelskammer von Cöln, betreffend die wei-
tere Ausdchnung und Entwicklung des Zoll-
vereins. Dieselben wurden unter folgender
Faffung zum Beschluß erhoben:

Dcr aügemeine deutsche Handelstag erklärt:

1) Der fernere Bestand und die weitere
Ausdehnung des deutschen Zollvereins ist für

2) Der Bettritt derjenigen deutschen Staa-
ten, welche dem Zollverein noch nicht ange-
hören, ist z« erstreben.

3) Zwischen dem deutsche» Zoüvsrein und
Oesterreich tst Verkehrsfreihett, soweit ste nach
den in beiden Zollgebieten bestehenden Ver-

- branchSsteuern und Finauzzvllen zu verwirk-
lichen ist, einzuführen.

Auch ist thunlichst dahin zu wi'rken, daß in
geeigneter Zeit cine vollständige Handel.s-Ver-
einigung zwischrn dem Zollverei» u»L dem
östrrreichischen Staate eintrete.

4) E.s ist auf Befki'tigung der Hinderniffe,
welche dem völlig sieien Verkbhr im Zollver-.
ein noch entgegenstehen — wohin inSbeso».
dere die Ucbergangssteuern und dte Ungleich«
mäßigkeit der Verbrauchssteuern gehören —
hiazuwirken.

Auch stnd die HandelS-Intereffen des Zoll-
vereins nach Außen durch Besteüung geuiein-
samer Consular-Agenten mid Annahnre einer
gemeinsamen Flagge zu wahren.

5) Um den sernern Bestand deö Zollver-
eins zu fichern und denielben den ausgespro-
chenen Zielen entgegenzuführen, ist eine ver-
änderte Organifation deSselben nothwendig.

6) Zum Ende wird bei Erueuerung der
ZvllvereinS-Verträge darauf Bedacht zu neh-
men sein, daß die Gcsetzgebung des Zollver,
eins der Vertretünzen der vereiuigten Re-
gierungen einerscits — und der Bevölkerung
dcr VereinSftaaten anderseitS — gemeinschasi-
lich übertragen werdc, dergestalt, daß die
übckeinstimmenden, durch Mäjorität gefaßten
Beschlüffe dieser beiden Körperschaften als
endgültige Gesetze im ganzen Zollgebiete ein-
zuführen sind.

7) Bei' der Zusammensctzung dicser beiden
Vertretungeu wirv auf bie Größe Ler Vereins-
staaten geeignete Rücksicht zu uehmen siiy.

Hiermit wurde die heutige Sitzung ge-
schlvffen.

Deutschland.

Heidelberg, 15. Mai. Bei der Eröff-
niing des HandelStagxs hielt außer dem
Prästdenke» deö Handelsministeriums der Prä-
fident der hiestgen Handelskammer Hr. Ritz-
haupt und Hr. Bürgcrmeister Krausmann eine
Ansprache an di'e Verfammsnng, welche wsi
nachstehend im Wesintllchen mittheiieu; die
Rebe PcS Herrn Ritzhanpt lautet:

Kie HeirathscaudiLatrn.

Novelle von Wilhelm Zungmann.

(Fortsetzung).

War der Empfang Brcnner'S bei diesem Fcste
offen und herzltch, so «ar cs auch seln Abschied,
denn als Micklcr ihm das Gelettc bis vor die Thüre
gcgebcn, da drückte cr ihm kräftlg die Hand und
sprach:

„Jch dankc Dir rccht schr, daß Du mich auf meiner
HoMeit mit Dcincr Gegenwart bcehrt hask! Siehst
Du, Brenner, ich solltc Dir eigentlich von Herzen
gram ftin, weil ich sichcr glaubc, daß Du mit Dimm-
ler den bewußten Bricf gcschricben hast; wäre dics
nicht geschehen, es wäre vlelleicht andcrs gekommen,
denn ich habe Mathilden wirklich »on Herzen gern
gehabt. Doch es ist geschehen und alles fti vcr-
geffen!"

„Tobias", sprach Brenner gerührt, „tch kann Dir
Deinen Glauben nicht nehmen, weil ich nicht im
Stande bin, das Gegentheil zn bewetftn. Sooiel
aber kann ich Dir mit Bestimmtheit sagen, daß
Dimmler's Ehe keinc glückliche werden wtrd und
daß es auch Dtr mit ihr nicht beffer ergangcn ftin

würde, den» Beide paßt ihr nicht für sie; ihr ftid
Beide viel zu gut und nachgicbig, um ihrc Launen
und ihren Eigensmn beherrschen zu können. Ihr
hätte cin Mann gezicmt von Encrgie und fcstem
Willen, dem allcin wärc cs viellcicht wöglich ge-
wvrden, sie aufandereWcgeznführen. Nachallem,
was ich gefthen, glaube ich, Du hast Dir etn braves
Wcib crwählt. Du wirst an ihrer Scite ciner freu-
digen Zuknnft entgegen gehen und es dctn Schrei-
ber deS Briefes einst noch Dank wiffe», daß er Dich
vor jenenr Schritte bewahrt hat.''

„Karl, ich glaube, Dn hast pollkomineu rccht, wenn
Du behauptcst, daß dieft Ehe keine glnckliche wer-
dcn wird!" crwidert« Tobtas mtt bedeutungsvoller
Wiene; dcnn sahst Du nicht, wie Mmmler's Kcrze
heutc bei der Tranung so düster brannte, «ährend
die meinige hcllauf crstrahlte und ihr Licht weithin
verbreitetc? Bcidcs sollen Zeichen ftin vom künf-
tigen Unglück und Glück tn der Ehe!"

7..

Mehrere Monate waren bereits ftit jener Doppel-
HochzeitSfeier »ergangen und noch immer harrte
Brcnner vergebens, ans dem Muude stines Freun-
des dic Bestätigung zu erhalte», daß er fich in fti-

nem neuen Stand froh und glücklich fühle. Wohl
kam er nach wie v«r oon Zeit zu Zeit in Brenncr's
Wohnung, doch schweigsämer und zurückhaltender
als je, vermied er sorgfältig jedc Gelegenheit, über
serne HLuslichen Verhältniffe jn rcden, und schaute
oft mit bekümmerter Wtene auf die herrlschc Kruppe
hin, wcnn Karl und Helene Mlt ihrem neugchornen
Knaben schakerten und kosten und fich M Lfthe und
Aufmcrksamkeit gegen einander stcts zu üderbieten
suchten. Ein leiftr Scufter, cine zcrdrückte Lhränc
im Augc ließen ahnen, wie sthr er solches Glück
vcrmiffe, und überwältigt von ftinen Gcfühlen schlich
er oft zur Thüre htnavs, um rm Freft» dem Kum-
mcr seines Herzens Lust zu machen.

Wie glücklich, wie bcscligt fühlte sich dagegen
Brenncr an der Seite ftines liebendeu, treuen Wei-
bes. Wie sah cr durch ihren Fleiß, durch ihre Spar-
samkeit täglich ftinen Wohistand sich mehren, und
«ie gerne HLttc er auch ftinem Freunde ein solches
Glück gcgönnt, HLtte cr »ur irgend gewußt, aufwelche
Weift es ihm möglich werden sollte, etwqS zu einem
solchen beitragen zu können.

(Kortsetzung folgt.)
 
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