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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0229

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N SS


Sonntag, 1«. März

Jasertionsgebührea sur die Zspaltige Petit- M
zeilewerdeamit 2 kr., bezw. 3kr. verechaet.

Deutschland.

Aus Baden, März. Der württem-
bergische Preßerlaß vom 26. v. M. hat auch
bavische Wünsche wach gerufen; mlk vollem
Rechte, denn wir sind durch unser «qenes
Preßgcsetz von 185t in Verbindnng mit dem
1857 vcrkünveten Bundcsdeschliiffe von 1854
administrativ sehr reich bedacht. Daß der
Bund sich mit der „Freiheit" der Preffc be-
schäftigt, statt mit ihren Mißbräuchen, wird
man auch heute nicht erwarten wollen. (F.J.)

6" Heidclber«, 7. März. Wie wir a>,s
sichcrcr Qnelle vernommen, wurde von höhe-
rer Behörde der hicsigen Bauinspcction der
Auftrag ertheilt, die Detailpläne des Neu-
baues für die naturwiffenschaftlichen Samm-
lungen zu fertigen und mit dem Bau dessel-
ben im Frühjahr oder längstcns im Sommer
zu beginnen; hiermit sällt also die im Pub-
likum verbreitetc Nachricht, daß in dcn, zu
dem vergrößerten Neubau angekausten beiden
Ncbcnhäusern die Miethkontracte vcrlängert
wvrden wären, von selbst weg.

Frankfurt, 6. März. Das Probeblatt
der hier erscheiuenden neuen Zestung „Die
Zeit" wi'rd am 18. März ausgegcben werden.
Die Summe, welche die Gründer dieses Blat-
tes gezeichnet haben, beträgt mehr als 100,000
Gulden und gehören größtentheils den vier
sreien Städten an. (M. I.)

Aus Äurheffen, 3. März, wird dcn
N." berichlel, daß Hcrr Vilm'ar, der
bekannte Lerfaffer der „Theologie der That-
sachen", neuerdings „pastoraltheologische Blät-
ter" herausgegeben habe, von dencn obiges
Blatt ergötzlichc Prvben giebt. So sagt
Viluiar vvn den Pfarrgemeinderäthen, einem
Znstitut, welches ihm auf revolutionären
Principien zu beruhen scheint, sie seien „oft-
mals weiler nichtS, als Leute, welche vic
Füße voll Gemeinderath in kirchliche Sitzun-
gen einlreten."

Berlin, 5. März. Dem Staatskanzler
Fürsten von Hardenberg wird in Berlin ein
öffentliches Denkmal errichtet und zwar auf
Staatskosten.

Berlin, 7. März. Jm 3. hiesigen Wahl-
bezirk wurde heute Hr. Schultzc (auS Dc-
litsch (mit 164 gegen 133 Stimmen, welchc
auf seinen ministeriellen Mitbewerber, den
Gpmnastaldirector Krech, fielen, zum Abge-
ordneten gcwählt.

Hamburg, 7. MSrz. Die gestcrn dem
holsteinischen Landtage gemachten Lorlagen
haben eine nngünstige Aufnahme gefundeu.

Einc Heirath durch dir Vcitung.

Von Eonstanzc von Bubna. '

(Fortsctznng).

Emma hattc still und aufmcrksam dcn Wortcn
dcr Schwcstcr gclauscht und auch ihr heiteres Ge-
sich'tchcn war ernster gewordcn. Doch schon nach
cinigcn Secundcn strahltc eS wiedcr in der frühcren
gcwohntcn Lebcndigkett und die dunkclblaucn Au-
gen blitzten hell und von keckcr Zuoersicht.

„Und wenn es auch so «äre, wie du fürchtest",
sagte sie, „so ist nichts verlorcn. Du richtest Ed-
mund mit ver Strengc deines vcrletzten GcsühlS;
ich entschuldigc ihn mit dcr Eigenthümlichkeit dieses
Verhältniffes. Alles kommt nur darauf an, ob
seine Licbc jcner „Jsidore", ob sie dir gehörc, und
dies ist nur aus eine Weise möglich. Der Schleier
muß fallen, der ihm bishcr Jfidore's Antlitz vcr-
hülltc, dann wähle cr zwischcn dir und ihr, und
gebc uns zugleich die Gewißheit, daß er wirklich
unscr Unbekannter ist!"

„So svll es setn", rief Lhekla, dcren Züge all-
mältg wieder ihren reizenden Ausdruck fttschen Le-

Sse werden sehr wahrscheinlich verworseii und
der provisorische Ziistand aufrecht crhalten
werdeii.

Hamburq, 7. März. Nach ein:r Eröff-
nung, welche der holsteinischen Ständever-
sammlung gcmacht wnrde, soll dcr Eiltwurf
eiiicr neuen Gesainmtstaatsverfaffung erst dcm
Rumpfreichsrathe und dann voraussichtlich
bloß eu bloo den Ständen vorgelegt werden.
Der Wahlmodus der künstigen zwelten Kam-
mer soll ganz dem, von dcn Ständen bcreits
1857 für unannchmbär erklärten Wahlgesctze
entsprechcn. Auch ist in der holstcinischeii Vcr-
fassung fast durchwcg die Aufrechteihaltung
der bishcrigen Wahlrechtebeschränkungen bei-
behalten, die Einführung der Preßfreiheit bis
zur Vereinbarung eines Prcßgesctzes mit den
neuen Stäildcn vertagt und einstweiligc Oc-
tropirung des Normalbudgcts angeordnet. Das
Budget pro 1851 ivird den Ständen nicht
vorgelegt wcrden, vielmchr werdeu die Be-
stimmungcn der Resolution vvn 1859 maß-
gebend bleiben.

München, 5. März. Die „Augsb. Pztg."
meldkt: Dr. Zöpfl, Staatsrechtslehrer an der
Universität zu Hcidelberg, geb. zu Amberg,
sei zum Vorstand des hlesigen Rcichsarchlvs
an des verstvrbenen Direclors Rudhart Stelle
ernannt worden.

Wien. Dcr Vorwurf, den dcr 'Prinz
Napoleon Oesterreich im Senate zu Paris zu
machen die Stirne hatle, als hätte unserc
Reglerung die Stlpulationcn von Villafranca
nichl erfüllt, wird durch eine Erklärung in
der „Wiener Zeituug" wideriegt. Straf-
losigkeit, aber nicht Freiheit von der ferne-
ren Dienstpfiicht hatte Oestcrreich den unga-
rischen Legionären zugesagt. Sie waren alle
beurlaubi und nur 12 ick activen Dienst be-
haltcii worven.

Wien, 3. März. Das bisherige Ergeb-
niß der neuen Gemeinderathswahlcn ist ein
rer liberalen Partci höchst günstigeS zu nennen.

Wien, 5. März. Gestern wurde in allen
hiesigen Buchhandlungcn die i'a Leipzig er-
schienenc Broschüre: „Freic Worte eines Bür-
gers an den Kaiscr vvn Oesterreich" auf An-
irag des kais. kön. Landesgerichtes mit Beschlag
bclegt.

Wien, 7. März. Dic heutige „Wiener
Ztg." meldet: Ler Viccpräsident der Statt-
halterei, Poche, und der Bicepräsident deS
Oberlandesgerichls, Lewinskp, wurden xrovi-
svrisch zu Sectionschefs deS Staatsministe-
riums ernannt.

Preßburq, 4. März. Die Finanz-Lan-
desdirection fordcrt in eincr deutsch,' ungarisch
und siavonisch veröffeiltlichien Kuiidmachunq
zur ungesäumten Stenerzahlung a« die kai-
serlichcn Aemter auf; Zahluiigen an andere
Stellen seien ungülrig. Dcn Widerspenstigen
werden „Maßregeln der Strenge" angekroht.

Pesth. 3. Marz. Dic Stadt Szegedi»
hat den vom katholischcn Probst der Stadt
gestellten Antrag, den Jsraeliten hinstchtlich
der nächsten Deputirtenwahl miiidestens das
paffive Wahlrechl einzuräumen, -- nicht ge-
nehmigt.

Pcsth, 5. Marz. Mil Anfang diescs
Monats haben schon dic Deputirtenwahlen
für dcn Landtag bcgonnen. Teicgraphischen
Berichten zufolge wurde in Temcsvar der
erst kürzlich aus Joscphstadt befocite Advo-
kat Stockingcr gewävlk.

SchleSwig-Holstein, 4. März. Dcm
Dr. Heiberg ist nu» endlich gcstattet worden,
selne Buchhaudlung wieder zu eröffnen.

/

F r a « k r e t ch.

Paris, 5. März. Die gestrege Debatte
des Senats rückte nur bis zum vierten Pa-
ragraphen der Adreffc vor. Die beiden cr-
stcn, wclchc das Decret vom 24. Nov. und
dic innere und äußere Lage des Landeö betref-
fen, gaben dem Marquis von Boiffp Gele-
genheit, den Mangel an Oeffentllchkeit zu rü-
gen, da zwar die Verhandluiige» veröffent-
licht werden, aber dic Sitzungen nicht öffent-
lich seien, sowie über die den Englällvein im
Paßwese» eingeränmlen Freiheiten Klage zu
füheen, wie übcehaiipt ver Ikgitimisiischc Ned-
ner eiiieii großcn Haß gcgen England zur
Schau trug, und crklartc, nichts sehnlichec
zu ivünschen, als einen Krieg gcgcn dieseS
Land. DaS Hauptcrcigniß der Sitzuug aber
war Paragraph 3, dcr dic Finanzen und
Zndustrie betriffi, die Nede Dupins, Lie kei-
nen directen Bczug auf die Abreffe hatte,
sondern als ein von dcr Regierung provvcir-
ter Zwischcnfall angesehcn werden muß. Der
Gencralstabsprocurator Ves KaffativiishvfS er-
klärte: „Man muß sich zur Zunahme deS
östcntlichen Vermögcns Gluck wünschen, man
muß den Handel und die Jndustrie, nicht abec
die Spckulation, man muß Hanvwerker,
wirkliche Gewerbslenke, Knnstler, nicht aber
jenc Glücksritter unterstützen, dic abwcchselnd
hinauf unv hinunrer stcigen, indem sie das
Glücksrad wie Schnljungen mit dcr PZtsche
ihren Kreiscl herumtrciben. Mau muß sich
Glück zur Errichtung stark und tüchtig kon-

bens angenoinnien; „laß unS nur cincn Plan er-
sinnen, der zum ersehnten Zielc führt und dann
muthig zur Ausführung bes gcwagtcn Unternch-
mens schreitcn."

Dic elegante Broncelampc auf dcm Thcetisch des
Präfidenten Löwenbcrg bcschien zwei jugendlich rci-
zende Paarc, die sich um den Hcrrn des Hauscs
vcrsammelt hatten. Baron Werdern und scin Freund,
Doctor Steinau, waren dcr Einladung gcfolgt, dic
von den licbcnswürdigen Schwestcrn an sie crgan-
gcn, und ftcuten sich, wicder einen Abcnd in so
anregendcr Gescllschaft zubringen zu dürfcn. Man
hatte von Lectüre gesprochen und dicS Thekla Vcr-
anlassung gcgcben, dcn ncben ihr sitzendcn Edmund
zu ftagen, »b cr das Buch geleseu, «ovon cben
jetzt die Rede «ar.

„Netn, mein Fräulcin, noch nicht, obschon desscn
Ruf schon meine Neugicrdc in hohem Gradc er-
rcgt hat."

„ES wird Jhncn nicht gcfallen", meinte daö jungc
Mädchen, „aus mich wcntgstcnS hat dicser Roman
einen unangcnehmen Eindruck hcrvorgebracht.

Der Character dcs Hclden, obwohl gut angclcgt
und consequent durchgeführt, konntc mir kein «ohl-

thuendcö Zntereffc einflößen, denn dieses ewige
Schwanken, dicser Zweiscl an sich sclbst und seinen
Gesühlcn erschien mir verächtlich und etnxs ManneS
unwürdig."

„Nun, Thckla, diese AuSdrücke find denn doch zn
hart", sagtc Emma, „es ist wahr, Mansrcd er-
mangelt ost an Kraft und Kestigkeit deS Characters,
doch sclbst in seineN Verirrungcn bleibt er stets eine
cdlc Natur."

„Ncnnst du cS edcl, scine Licbc zwischen zwei
Fraurn zu theilcn, und beide um die Ruhe ihrcs
HcrzcnS zu bctrügen?" entgegncte Thekla zürnend,
„wo blcibt da jene Encrglc, das mächtige B'ewußt-
fcin scincr selbst, das dem Manne allein die echte
Würoc, Len echten Adel zu vcrlcihen mag?"

„Zhr Urtheil, Fräulein Thekla, ist in seiner ail-
gemeinen und beffern Anwcndung so rtchtig, uud
zudem eincr so schönen Gesinnung entfloffen, daß
ich dassclhc fast ohne Widerlcgung billigen möchte",
sagte Dr. Stcinau, „dcnnoch «age ich hicrin eine
kleine Motivirung. Das Herz des Manncs ist ciu
seltsam, oft uncrklärlich Ding, HLnfig begegnen sich
darin dtc grcllsten Widersprüche, hlnter Kraft und
Entschlosscnheit vcrbirgt sich Schwache und Schwan-
 
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