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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0230

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stituirter Kreditanstalten wünschen; man daiff
aber ein zlcicheS Beriramn nichr zu jeneU
Riesenuatkr»ehmuagen saffen, die unter ir-
genb eineni Haaraßijchen Titel denen, die sich
von ihueü kSderN läffch, dch Untergang be-
reiten," 'Mu siiWe mit großerer Vorsicht
gewiffc UrUiächtigungcn ertheilen, bie in den
Händen der Conccssionäre zu wahren Kaper-
briefen wnrden. Unrcr den obwälienden
Verhaltniffea habe di« auf ihre Rechte sonsi
so eifcrsüchtige Preffe ihre Schulbrgkeit »icht
gethan. Jedermann habc die Artikel zum
dobe gewiffer Jndustriellen, gewiffer Unter-
nehmungeü, bie große Zntereffen abwerfen
sollten, lesen können. Kein Zournal aber
habe angefügt: „nehmt Euch in Acht, man
erhält eiyen so hohen Zins nur, indem Man
sein Kapiial auf das Spiel setzt," und f»
habe man in das Serail vas Geld gerragen,
das bie Äuiiuchen nicht mehr zurückgeben
werden. sAnhaltendes Gelächtcr.) Man
müsse das, was wirklichen Wohlsianv vrr-
leihe, die Arbeit, bie Sparsamkeit, die Mäßi-
gung im Ausgcben, wieder zu Ehren brin-
gen. Auf einc persönliche Vertheibigung drs
Grafen Simeou, ber lleberwachnngsrath der
Kaffe Mirös gewesen, crklärte BiUault., die
Regicrung fci mil den Ausführungen Dupins
voükommen einverstanLen, und als kürzkich
ein großes'Unglück ausgebrochcn, habe sie
strenge Untersuchung angeorbnet. Der Prä-
sident Trvplong zog, anknüpfend an die Ber-
thcidigung des Grafen Simeon, die Moral,
daß man sich künftig nicht in solche gefähr-
liche Situationen ciulaffen möge. Prinz Na-
poleon fügie bei, nicht blos vvn den Sena-
toren sci dics zu erwarteu, sonbern inan svlle
das Gleiche von dcn hohen Beamtcn der
Regierung sagen können. Die vier rrsten
Paragraphen wurden angenvmmen.

Paris, 5. März. Der „Monit." mel-
det bcn Lod des Grafen Taschrr de la Pa-
gcrie, eines dcr letzten überlebenden Mitglie-
ber der Familie der Kaisrrin Zosephinc.

Einc Deputation ber Marvnitrn vom Li-
bänon ift hier eingetroffen. Sie verlangen,
so heißt es, für wcnigflens noch cin Zahr
dic Fortdauer der französischen Occupativ»
in Sprien. Auch Abd-el-Kader hat cincn
Brief an ben Kaüer gerichtet, worin cr bie
Situation Spriens in sehr düstern Farbcn
ausmalen soü.

Paris, 6. März. Es sollen in dcr Mirös'-
schen Angelegenheil cinige strenge Beispielc sta-
tuirt werdeu. Man nennt heute mchrere der
auserscheNen Opfer. Herr Cvllet-Mepgret,
ehemaliger Gencraldirector ber öffentlichen
Sicherheir, sobann Präfect des Norbdepar-
tements, und schließlich General - Steuerein-
aehmer dcs Juradepartements, ist abgesetzt
worden. Nächstdem nennk man Herrn Ba-
rvche, Directvr im Hanbelsministerium und
Sohn des Staatsraihspräsidenten. Ein Näme
aber, der das mciste Aufsehen macht, isi dcr
des Herrn Möcquart, Cadinetschef dcS Kai-
sers; much er soll stark in der Mirss'schen
Angelegrnhkit compromittirr sein, und ber
Kaiser hättr beschlvssen, Herrn Moequart bie

ken, das Edle ivird vöm Gcmeintn Lberwnchert,
dte LeideNschäft Hert übcr Vernunst und Ueberle-
guNg. R.nd dicse llcbergänge fiNden wir äM häu-
figstcn in den verschiebcnen Phasen der Liebe! Der
MäNN ltebt anders als das Weib. Von dem erstrn
Eindruck bis znr höchsten Stnfe dek Leidenschaft,
und witdcr htrab zur Entsättigung und völltgem
Vtrgeffen, fi'Nd seine EinpfiNduNgeN gänz voN der
LiebeSsähigkeit des Frauenherzcns verschieden. Der
cNischloffcNstt Ehäracter wird oft von den Regun-
geN des HttjtNs überwältigt."

Thekla's Augcn ruhtcn, währcnd der junge Rechts-
getchrte älso feiNe Anflcht erläuterte, mit ängstlicher
Spannung LUf Wekdctn's Zügen, als wollte sie
den Eindtiick dieser Rnterhaltung in deNsclbcn zn
erfotschcN suchek. Es schren thr, als seien sic bleichcr
als sonst, aber seinc Blicke konNten ihr nichts über
die StimMüng seinct Seele verrathen, denn sie
wareN düstck zu Bödcn gescNkt.

Als Steinau schwicg, sagte Thekla zu Edmund:
„llnd Sid, Hcrr v. WetderN, wollen Ste uns nicht
sagen, welches Jhre Bcurthctlung solchcr psychischer
EntwickelungeN ist'i"

Der jnnge Mann zucktc leicht znsammen, als

— nicht begehrte — Vcrsetzung in den Ruhe-
stand zu gewähren.

Paris, 6. MSrz. DaS Lei'chenbcgängniß
des polnischen GeneralS Albert Chzranowski
fand gestern statt. Die Zipfel bes BahrtucheS
trugen di'e Grafen Gropello, Gesandter Zta-
liens; General Graf v. Montebello, General-
Adjutant des Kaisers unb die polnischen Ge-
nerale Dembinski und Kamincki, Waffenbrüdcr
des Vrrstoöbenen. Am Grabr chiclt bcr ehe-
malige poinische Minister der auswärt. Äageleg.
Theodor Morawsckl elne kurze Lelchenrede.

Paris, 7. März. Der König von Ne-
apcl bat dcm Gcueral Gopon das Großkreuz
des Constantinen-Orbcns verliehcn. — Zu-
folge telcgr. Depesche ist cine Aushebung von
1000 Matrosen aus dem Seebezirke von Toulon
angeordnet. Sie schen, man rüstet zur See —
unb man rüstel zu Lanve. — Wie man ün
ber Börse wiffen wollte, nimmt die Mirös-
sche Sache eine unerwartel schlnnme Wen-
dung i'n gcrichtlicher und finanzieller Bezic-
hung. Mirss ist neuerdings in strenger Ge-
heimhaft. Das 'Desicit wird auf 120 Mil-
lt'onen angegeben.

Wie man dem „Meffager du Midi" auS
Marseille schreibt, wird vie Zahl der burch
Marseille passirenden Garibalbianer, welche
sich nach Jialien tegeben, Mil jcbem Lage
größer. Der geheime Ruf Garibalvi's wurde
von bcn verschiedcnen Küsten vernommen und
England lieferl wiedcr eine gitte Anzahl
Freiwilliger.

^ ch w e i z.

Basel, 6. März. Ueber den Minder'scheii
Anrrag im großcn Raih, betreffend Wieder-
vereinigung der beiden Basel, berichtet der
Bunb: Für den Antrag stimmten 64, gegen
densclben ö7 Rcpräsentanten. Eine Coüimission
von 15 Mitgiiebern, welche dic Sache bera-
then soll, wird in 14 Tagcn gewählt werben.

Bern, 8. März. Profeffor Hildebranb,
Präsibent der Direction der Ostweftbahn, ist
seit gestern stüPtig; er wird vcrsolgt. Die
Rcgierung ist in mißlichster Lage. sRach
bcn neueslen Schweizcr Blättern wurde Hil-
debrand die begehrte Entlaffung nicht ge-
wähct.)

E « gl and

London, 7. März. Es sind hicr Nach«
richlen aus Bombap vom 12. Februar cinge-
trvffen. Jn den Nordwest-Provinzcn des indo-
britischen Reiches herrschtc eiue furchlbare
Hungersnölh, und bie Aussichten für bie Früh-
lings-Ernte waren der trvstlosesten Natur.
Auch in anderen Provinzen herrschte HungerS-
noth. Seit Menschengedknken ist eiwaö Aehn-
liches in Zndien unrrhört gewesen.

Z t a l i e n

Turin, 26. Febr. Man licöl in ber „Zl
Campanile": „Wir sind verurtheilt worben
und werden äm 6. März in Gemcinschaft mit
ber „Armonia" und cem „Zl Piemvntc" vor
de» Tribunalen erscheinen. Die Rkgierung
hat allen clericalen Organen eincn offenen

ihrc mclodische Stimme sein Öhr berührte, als
riefe sie ihn aus tiefkm Sinnen zu den Anför-
derungen des AugeNblicks zurück.

(Fortsetzung folgt.)

*Die K'age vom tzaarlaß.

Unwklt vom Stifte Neuburg stand
Ein Wirlhshaus weit bekannt,
llnd drinncn bliihl ein Mägdelein
Wie Kcin's im Psälzer Land.

Zhr Auge strahlt wie Svnnenglmh
llnd ihr Gesicht wie Milch nnd Blui.

» Und wie ein gold'nes Wellenmeer,

Wie milder Heil'gen-Schein

llmwallt das Haar des Mägdleins Haupt

So sittig, ftoNiiN UNd rcin.

Viel Bürger, Knapp' ünd Edelleu!'

Die sreiten um dic holde Maid.

Dvch hat der Vater Willibald
Es felbsten öft Üeslagt,

Daß er d«m Stift su Neuenburg
Dic Tvchter zugesagt —

Zhr Herzlem pochte,ach, zu laut
Für eines Klosters HiminclsLraut.

Kkkeg erklärt." Der MnHer brS Jnnern
wr'rb in Kurzem der Abgeordnetenkammer ei-
nen Grsetzenlwurs über die öffentliche Sicher-
heit vorlegen.

Uurillt, 3. März. Eme Nokc dcS 'Grafen
Cävour ist so eben nach RöM abgegangen,
worin gegen ben Aufenthalt Frasiz II. in dte-
,ser Stabt protestirt wird.

Turi», 4. März. (A. Z.) Die officielk
Zeitung von Parma schreibt, vaß vrei Kkaffen
des Heeres uab allr Freiwiffigen, welche ihre
Kapitulationszeit erstanden haben, definikiv
entlaffen werben.

Turiu, 6. März. Die Generale Eial-
bini, Fanli und La Marmoca sind zu Mar-
schäüen eruaiint worben.

Rach dem Zournal von Rom betrageu die
für den Peterspfcuiilg bis jetzt eingcgaiigenen
Gaben die Gcsammlsumme von 2,öOOMO
rvm. Thalern.

Steapel, 7. März. Die Mvkade von
Messina ist officirll angezeigl worben; bee
Fkliidseligkeiten habcn begoinren.

Die Garnison oer Ciiabella Messina's be-
steht auS dem 5., 7. und 8 Liittrnregimeitt,
7 Compagiiien Pionnieren, unb einigeii Com-
pagnien Arlillcrir.

Gpanien

Madrid, ä. Mürz. Die RegieruNg zeigte
deM Senale an, daß sie entschldffrn sei, Kreu-
zer an ber üfrikaNischen Kusie aufzustrüen.
Diese Kreuzcr sollen zu bem Rechte bevdll«
mächtrgt sein, die spanischea unb englischen
Schiffe untersuchen zu dürfen, um ven SclavcN-
handel zu vkrhilidkrn. DaS MiNisierinm hat
aus's nrne die fehc ungcrcchren Aüfchalvigun-
gen Lord Palmrrston'S zurückgewseftn.

D ä N e w a V t.

Kopenhageu, 6. März. Drr wesent-
lichste -Znhalt rer den holstetnische» Siauoen
gemachten Sonder-Verfaffungsvoriage ist (nach
einer Mittheilnng ber „Hamb. Nachr.") Fot-
genbes: Die Gcsetze werden vvm Mmister
conirastgnirt, der hierducch für riezrttv« ver-
ankwortlich wird. Der König und bie Stände
können dea Minister wegen Berfaslnngsver-
letzung in Anklagezustanv vrrfttzen. Eine
jolche Anklage wird vom Ober-Appeü»tionS-
gerichr mündtich und öffenttich verhandeil. Dic
Beawten könue» nnr nul Pension, die Richter
nur burch Urtheilsspruch veradschtedet werocn.
Die Beamren vürsen, ohne bei ver Regierung
um Eriaubniß nachzusuchen, eme Watzl fur
bie Stänbe annehme». Äie Aenßerungsfrel-
heit wird gestaklet, doch erst gietchzeittg mit
einem der nächsten Ständeverfammluug vor-
zulkgkiibkn Preßgesetze. Das Vereinsiichl zu
gesetziichen Zwecken ist stei. Boriäustge Ber»
bole gcgen Vereine müffen vor bie Gerichte
gebracht werben. Gefangene müffen binncn
24 Slunden vor ben Richtcr gestellr weiben.
Alle GlaubenSbkkeuiUUlfft sinb glcichgcsi.Ut.
Die Stäaoe treten allr 2 Zahr« zusämmen;
wenn biesetbea vom Köni'ge ausgelöst werdc»,
tritt die Neuwahl sofort, bie Einberufung

Des Heidciberger Schloßvogts Sohn,

Der Franz, täg khr im Herz
Mchr als der Himmelsbräungam. —

Dics niacht dem Vater Dchinerz — -

Zhin, schwur sie, will das Herz'sie wciy'n,
Die heil'ge Zungsrau mög's verztth'n.

Der Vater spräch mii ThränenbliS:

„Jch hab' aus dem Altar
Jm -slijte Neuburg hoch gelobt,

Zu wcih'n dein schönes Haar,
llnd mein Gelübdc brech' ich nichi,

Wenn mir auch gleich das Herz schier bricht!"

„Mein Haat und ich sind zweierki"

Sprach sie, „daS ged ich her,

Doch Nieinen Fränz, den, Vaier, nein,

Den geb ich nimmerNrehr!"

Sie schnitt das schöne Haar sich ab,

Dcs Schloßvogis Franz die Hand ste gab.

Der Bater war znfriedcn nun,

Jm Klostsr blieb da« Haar,

Doch Franz und das tied Mägdelein
Dic wnrden nun ein Parr;

Doch wird, «ie weii und breit bekanut
Der Ott „zum Haarlaß" noch 'genaiiüt.

N. lvändtrer.
 
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