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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0435

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sr i«8


Donnerstag, S. Mai

JnsertionSgebühren fur die Zspaltige Petit-
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3kr. berechaet.

L8«L.

Bestellungen auf die

Heidelberger Zeitung.

für die Monate Mai und Juni werden
für hier mit 36 kr. angcnommen be, der

Expedition-

Deutschland

Karlsrnhe, 6. Mai. Es sind drei Bnn-
desgenerale zur Jnspection der bad. Truppen
hier eingetroffcn.

Karlsruhe, 7. Mai. Die auswärtigen
Mitglieder des auf heute einberufenen land-
stänvischen Ausschuffes stnd hier cingetrvffen.
Dic erste Sitzung soll dem Bernchmen nach
mvrgen stattstndcn. (K. Z.)

Karlsrnhe, 7. Mai. Zn dcr Untersu-
chuugsfache wegen Tövtung des Polptechni-
kers Zulius Braunstein von Offenburg wnrden
gestern Nachmittag die Tapetenfabrikantcn
tÄevrg unv Ludwig Scüffert von hier uner-
wartet verhaftet und nach Durlach, dem Sitz
des Untersuchungsgerichtes, abgeführt. Nach
der „Bad. Lds. - Ztg." hat Ludwig Scufert,
Sohn, ein umfaffendes Geständniß abgelegt
und stch als Thäter bekannt.

Bom Ncckar, 6. Mai. Heute hatte die
Abordnuug der Durlacher Conferenz, be-
stehend aus Dr. Pagenstecher alt, Stadtpfarrer
Zittel, Bürgermeister Walz, sämmtlich von Hei-
dclberg, Stadtpfarrer ScheUenberg von Mann-
heim, Bürgermeister Zerrenner von Pforz-
heim und Kirchenältester Roos von Karlsruhc,
die Ehre, Sr. Königl. Hoheit dem Großher-
zog sür die Vorlage des Kirchenverfaffungs;
entwurfes den ehrerbietigstcn Dank der Dur-
lacher Versammlung auszusprechen. Se. Kön.
Hoheit der Großherzvg nahm diesen Ausdrnck
des freubigsten Dankes auf das Huldvollste
auf und erklärte, von demsclben lebhaft er-
freut zu sein; dabei gab Höchstderselbe das
lcbendige Zntereffe kund, welches er an dieser
Angelegenheit nehme, und erklärte init Nach-
druck, daß er zwar den Verfaffungsentwurf
in mancher Bcziehung für nvch unvollkommen
halte, daß indeß die Form das Minderwesent-
liche sei, indeui der Geist, aus welchem dcr
Eniwurf hervorgegangen, gut sei, und Keime
ip diesem enthalte» seicn, welche einer wei-
teren Entwicklung sähig wären. Er könne
darum nur wünschen, daß derselbe zur Ver-
wirklichung komme, und freue stch herzlich,
aus einer Versamnilung, welche mit würdiger
Ruhe dcn so wichtigen Gegenstand berathen
habe, so wie anS verschiedenen Städten des

Landes den Ausdruck des Dankes empfangen
zu können. Diese Worte Sr. Kön. Hoheit
werden nicht verfehlen, in den Hcrzen aller
Theilnehmer der Durlacher Versammlung, so
wic aller Gestnnungsgenoffen derselben die Em-
pstndungen der Hingcbung zu mehren, mit
wclcher das badische Volk zu seinem Fürstcn
steht, der in so hochstnniger Weise auf der
Bahn nationaler und religiöser Entwicklung
allcn deutschen Andcrn vorangeht. l.B.Lztg.)

Aus dem Unterrheinkreise, 3. Mai.
Soeben erfahren wir, daß Seminardirector
Ncsselhauf in Meersburg, der schon längere
Zeit leidcnd ist, scho» vor einigen Wochen aus
seinem Wirkungskreise schied, da sein Leidcn
ihm die Fortführung des schwcren Amtes un-
möglich machte. Neffelhauf 'gehört der Schule
Weffenbergs an und ist als Schulmann allgernein
geschätzi. Ein Schüler von Nabholz, wirkte
derselbe stetS im Sinnc und Geiste dieses aus-
gezeichneten Pädagogen. Sein Verlust wird
wohl allknthalben beklagt werden, da durch
das Scheiden eines solchen Geistlichen vom
Schauplaße dcr öffentlichcn Wirksamkeit die
Zahl jener, einer freicren Richtung huldigen-
dcn Geistlichen immer kleiner wird. (So starb
kürzlich in Ncustavt Herr Decan Renk.) —
Seiize Stelle ist provisorisch Herrn Seminar-
oberlehrer Jung, einem ausgezeichneten Schul-
manne, übertragen. Dcrselbe wirkte schon am
semiuare zu Ettlingen, wo ihm die Leitung
des Gesangunlcrrichles anvertraut war. Bei
der Trennung dcr Seminarien überstedelte er
mit nach Meersburg, wö er zum Oberlrhrer
befördert wurde. Vor einem Zahre wurde
demselben von Sr. Königl. Hoheit dcm Groß-
herzog die Staatsdiencreigenschaft und in Fvlge
skiner erfolgreichen und äußerst ersprießlichen
Wirksamkeit und Förderung der Landwirth-
schaft das große goldenc Vcrdicnst-Medaiüon
veriiehen. Durch verschiedcne pädagogische
Schriften ist dessen Name vvrtheilhaft bekannt
geworden. Jnsoiern Herr Director Ncffclhauf
ntcht mehr diensttauglich werden sollte, dürfte
für die definilive Leitung der Dircctions-
geschäfte am Seminar zu Meersburg kcine
gceigneterk Persönlichkeit als die dcs Herrn
Seminarvberlehrers Zung zu gewiniien sein.
Zugleich dürfte damit am ehestcn ein Schritt
seitens hohcr Staatsbehörde geschchen, von
dem herkömmlichen Gebrauche, „nur Geistliche
zu Seminardircctvren" zu berufcn, in höchst
erfreulicher Weise abzuweichen, und daMit dem
Lchrerstande, wie die königl. baperischcStaats-
regierung in Erlangen that, die rechtc Wür-
diguiig angedeihen zu laffen.

Bruchsal, S. Mai. Mittwoch, den 10.
Mai, Morgcns 10 Uhr, findet auf der „Re-
seröe" dahier eine Besprechung deS evang.-
protest. Verfaffungsentwurfs im Sinne dcr
Anhänger des in Karlsruhe erscheinenden
„Ev. Kirchcn- und Vvlksbl." statt.

Pforzheim, 3. Mai. Noch keine der
Versammluiigen der hiestgen NationalvereinS-
mitgliever war so zahlreich besucht, als dic
gestrige und cs mochtc die Zahl der Theil-
nehmer, darunter als willkommene Gäste u. A.
dic Herren N. K. Pfeifer und Seeger aus
Stuttgart und Dr. Faucher ans Berlin, wvhl
2S0 betragen. Nach cinigen einleitenden Wor-
ten und Begrüßungen der Gästc durch den
Vorsitzendcn, Fabrikanten Moriz Müllcr, hielt
zuerst Director Lamep von hier einen geschicht-
lichen Vortrag über die deutsche Verfaffungs«
srage auf dem Wiener Congrcß, worauf Pfei-
fer aus Stuttgart vie dcutschen Brüder in
Badcn begrüßte, auf den großen Werch münd-
licher Verständigung über die deutsch - natio-
nale Frage Seilens der Angehörigcn verschie-
dener Staaten hiiiwics und auf das cinigc
Deutschland ein Hoch ausbrachte. Seeger aus
Stuttgart zeigte, daß die Einigungsbestrebun-
gen nicht auf bie Ceiitralisativn hinauslaufen
dürften, sondcrn bci Sammlung der einzel-
nen deutschen Slämme um dic gcmeinschaft-
liche deutsche Fahne die Eigcnthümlichkecken
derselben als geschichtlich bercchtigt gewahrt
bleiben müßten. Die Einigung Deutschlands
in diesem Sinne müffe kommen und mit ihr
die Zcil, wo Deutschland uicht mehr Ambos,
sondern Hammer sein wcrde. Nachdem sovann
Fabrikant Bichler von hier über Pie jüngst
in Durlach staltgehabte Versammlung vvn
badischcn geschäfsführenden Mirgliedern des
Natiönalvereins bcrichtet haltc, hielt Dr. L.
Faucher einen gcistreichen Vortrag über die
Bldcutung der Volkswirihschaft für nqtiönalc
Bestredungen, der die Zuhörxr von Anfang
bis Ende in Spannung crhielk und dsc Mei-
slerschast des Redners auf diesem Gebiet hc-
urkundete. Ein Antrag von Kausmgnn K.
Dknnlg von hier bezog stch auf die Wahlen
zur Gcneralspnode und den Eutwurf der
neuen Kirchenverfassung.

Dinglingen, 6. Mai. Bci der hcute da-
hier vorgeiiommcueil Wahl eineS geistlichen
Abgeordneten zur Gcncralspiiode ist von dem
IV. Wahlbezirk Lahr-Mahlberg Pfarrcr Trautz
in Frieseiihktm mit 14 Stimmen zum Abgeord-
neteii uiid Decan Cncfelius in Larlsruhe mit
16 Stimmcii zuw Ersatzmann gewählt wor-
den. Kern crhielt nur 8 Slimmen.

Die Heiralhscandidaten.

Rovelle von Wilhelm Jungmanu.

(Fortsetzung).

Von jener Zeit an erschicn Dimmler öfters in der
Wohnung scines FreundeS, denn nicht nur, daß er
mit diesem in mancherlci Gcschaftsvcrbindung stand,
da er die für die Fabrik nöthigcn Modelle zu allerlei
Maschincntheilen anzufertigen hattc, wcgen dcren
er sich oft mit Brenncr bcsprcchen mußte, so wußtc
rr ja auch, daß cr dic hiibsche Mathilde da treffcn
werdc, die sich täglich bei Helene mit ihrer Arbeit
einfand, und dcr er auf alle möglichc Wcise zu ge-
fallcn suchtc, ohne daß sich Mathilde viel darum zu
bekümmern schien.

Doch nicht Dimmler allein war cS, wclchcr sich
um die Gunst dcr Spröden bcwarb: cs hattcn sich
noch zwei anderc junge Männcr an den jungen
Ehemann angcschloffcn, wahrschcinlich aus kcincm
andern Grund, als durch ihn mit Mathilden be-
kannt zu werdcn, deren Geld alle drci als kcine
üble Zugabe zu ihrer allerdings stattlichcn Figur
betrachtetcn.

Der eine von diescn war cin junger Schneider-
meister, der einige Zeit in Paris gewesen, sich jetzt

hier etablirt hatte, und nur eine Frau mit etwas
Geld suchte, um scin ebcn begonnenes Geschäft L
Is marokanä-tsilleur bktreiben zu können; der LN-
dere ein junger Blccharbeiter, der sclbst einiges Vcr-
mögen bcsaß, jctzt noch als Gehilfe bci scinem Vatcr
arbcitete, ebcn im Begriffe stand, sich ein eige'nes
Gcschäft zu gründcn und mit diescm zuglcich eine
Frau zu nehmen, die ebenfalls nicht mit leercn HLn-
den kam. Daß untcr solchcn limständen das Au-
gcnmerk bcider sich auf Mathilde Müller gerichtet
hattc, konnte ihnen wohl Niemand verdenkcn. alletn
um fo mchr verdachte cs ihnen Mathilde, die hier
sast noch cntschiedcner als bei Adolf Dimmler ihre
Abncigung zu crkennen gab und jcde Gelegcnhcit
verinicd, mit einem von Beiden zusamincnzutresfcn.

Ost aber war auch dicscs nicht zu vermcidcn, denn
wcnn Brcnncr Sonntags mit scincr Gattin, mit
Mathilden uud Abolf irgend cincn Vcrgnügungs-
ört öesuchten, dann konntcn sie sichcr darauf rcchncn,
daß auch jenc Beidcn sich daselbst einfanden, sich
zu ihnen gesellten, und Mathilden Lurch ihre Gkgcn-
wart in die größte Verlegenheit brachten, so daß
diese Breuner oft ersuchte, wieder nach Hause zurück-
zukehren, um den sich Aufdriiigenden ihrcn Unmuth

firhlcn zu laffen, und sie wo möglich ganz aus threr
Nähe zu entfernen; allein dieses «ar sticht so lcicht,
als sie zu glaubcn sich für bcrechtigt hielt, da Bcide
darin nicht etwa eine Abneigung Mathiidcn's gcgcn
sich, sondern nur einen Neid, eine Eifersucht von
Seiten Adolf's erblickten, dcm sie nicht aus dem
Wege zu gchen. fest entschloffcn waren.

So war cinige Zeit vergangen, ohne daß es vvn
irgcnd einer Seite übcr diescn Gegcnstand zu etner
Erklärung gckommen wäre, als cines TagcS Adolf
bei Brcnncr ganz allein im Zimmer säß, Lcnn He-
lene war zu ihrcr Frcundin Mathildc hinüberge-
gangen, um ihr etwas zu zcigen. Anfangs hatten
sich Bcide lcbhaft untcrhaltcn, dann abcr war Adolf
plötziich vcrstummt, und im stillen Hinbrüten vor
sich nicderblickend hörte cr nicht mchr, was Brcnner
noch sprach, als dicser ihm leise auf die Schultcr
klopfte und mit theilnchmcndcr Stimme fortfuhr:

„Schon wiedcr in ticfe Träumc versunkcn, mcin
licber Adolf? Weilt Dein Geist abermals auf Zta-
lienS Gefilden, in dcr heiligcn Siebcnhügelstadt
untcr alten Grabmonumenten und römischen Alter-
thümern längst cntschwundener Zciten? Laß Dein
Tränmen fahren und beschaftige Dich mehr mit dcr
 
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