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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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Leipzifl, 2. Mak. Aus zuverlässiger Quelle
kommt unS die NaLricht,.daß höheren Orls
der Erlaß ciner allMneine» Amnestic beschlos-
sen worden sei unv im Laufe dcr nächstcn
beiden Wochen erfolgen werdc. Jn Sachsen
selbst bcfinket sich zwar ein einziger politischer
Gesangener, der wegen seiner Belheiligung
an den Mai-Ereignissen von 1849 zu lebens-
länglicher Zuchthausstrase veruriheilte Musik-
director Röckel, noch in Haft; allein die Am-
neftie wird troßdem als eine außerordentliche
Wohlthat von den Vielen euipfuiiden werdcn,
vie seit 1849 in der Verbannung leben.

(Nürnb. C.)

Leipzig, 4. Mai. Die 18. Hauptversamm-
lung deS Gesammtvereins der Gustav-Adolph-
Stiflung soll am 27., 28. und 29. August
v. Z. s» Hannover stattfinden.

Dresden, 3. Mai. Die Administration
der Dresdener Handelsinnung hat zu dem
bevorstehenden allgemeinen deutschen Handels-
tage einen Protest gegen dcn Titel vom Fracht-
geschäft im Handelsgesctzescntwurf dritter Le-
sung, sowie einen Antrag auf Erlaß eines
allgemeinen dcutschcn Eiscnbahngcsetzes ver-
öffcnllicht. Die so eben erschienene Denk-
schrift schließt mit vem Antrage: der deutschc
Handelötag wolle mit allen ihm zu Gedote
stehenden Mitteln dahin wirkcn, daß ein die
Jntereffen des Handels den Eisenbahnen ge-
grnüber wahrendes und ficherndes allgcmeines
deutsches Eiscnbahngesctz bald erlaffen wcrde.
Die Denkschrift weist nach, daß in der nun-
mehrigen Rebaction ber Entwurf dic Rechte
des Publikums erheblich beschränkc, daß cr
nur den Eiscnbahnen, und auch diesen unzu-
reichend, nicht abcr den andern mviiopolisirten
Transportunternehmungen, wie den Dainpf-
schiffen, die Autonvmie cntziehe.

Berlin, 6. Mai. Gegen den Polizeioberst
Patzke ist von Scitc dcs biesigen Stadtgerichts
am verfioffenen Donnerstag auf Grund des
§. 323 des Strafgesetzbuchcs die gerichtliche
Voruntersuchung bcschlvffen. Dic Suspcndi-
rung vom Amte hat gcstern stattgefunden.

München, 2. Mai. Dl'e Gercchligkeit
fordcrt, eincs Urthcils -u erwähnen, das cin
hicsiges ultramontaiies Blatt übcr den Jnus-
brucker Beschluß in der tyroler Protestauten-
frage fällt. Es heißt da.- „Jn ganz Tyrol
hat das „kräftige Wort", welches der Landtag
bezüglich der „Glaubenseinhcit" gesprvchen,,
frendigen Widcrhaü gefunden und überall wer-
den kirchliche Feierlichkeiten zur Danksagung
für das „erwünschtc" Ereigniß veranstaltet.
Wir gehörcn aber gewiß nicht zu Denjenigen,
welche der katholischcn Kirche irgend ein Recht
vergeben; daß sedoch Txrol durch sein Ver-
halten gegenüber dem Protestanten-Patcnt ci-
nen Act großer Undiildsamkcit und Znhumaiii-
täl geübl hat, das sprcchen wir ohne Scheu
aus."

Jnnsbruck, 29. April. Ein gedruckter
Anichlag an ker Thüre der Pfarrkirche thul
kund, daß Gebctstundcn abgehaltcn werden,
um Gott zu danken, daß er durch die Erleuch-
lung des Landtags die Glaubens-Einheit dcs

Gcgcnwart, dic Dir gewiß eine freudige Zukunft
bereitcn wird!"

„Auch ich habc das stets gehosft und bin nun fest
cntschlossen, mein Schicksal in dic Schranken zurufcn,
um zu sehen, ob mich dasselbe nicht betrogen hat",
entgcgncte Adolf mit erhobenen Blickcn; dann abcr
fuhr cr fort: „Mchr alS jcmalö bin ich mit der
Gcgenwart beschaftigt, und mich dabeiDeines Rathes
zu bedicnen, bin ich eigentlich heute zu Dir herge-
kommen. So hörc dcnn: Mciner Mutter ist daS
Ancrbieten gemacht wordcn, dic Haushaltung eines
alten kranklichcn Hcrrn zu übernehmen, dcr ihr da-
mit sogleich cinc Rentc aussetzt, die sic nach scincm
Ablebcn bis an ihr Ende zu beziehen hat; mcin
Bruder tritt auf Kosten cbcn dicses Hcrrn in ein
Handlungshaus in die Lehre und ich wärc somit
ihrer Vcrsorgung enthoben und wcrdc nun noch cin-
mal in die wcitc Wclt gehen, wcnn mir ein Plan,
den ich vorhabc, nicht gelingen sollte. Unter den
Verhältniffcn, wie jetzt, mag ich mcin Geschäft nicht
weiter sortführen. Gelingt cs mir nicht, in dcn
Besitz von Mittcln zu kommen, um dasselbe er-
weitern zu können, so gebc ich es auf'und suche mir
änderswo Beschäftigung. Mcin Plan ist, um die

Landes geschützt hat. Auch von anderen Orten
melden die Blätter Dankämter und Proces-
sionen aus Anlaß der glücklich beseitigten
Protestantengefahr.

Wien, 2. Mai. Die Anwesenheit des
Frhrn. v. Vay bci den gestrigen Ceremonien
in dcr Hofburg hat cine vollständige Gcschichte.
Noch vorgcstern Nachmittags weigertc er sich
zu erscheinen. Erst als ihm im Laufe des
gestrigen Vormittags das Ultimatum gestellt
ward: seine Entlaffung zu nchmen odcr der
Feierlichkeit beizuwvhnen, entschied er sich für
letzteres. Dcfsenungeachtet war er bei dem
Tedeum in der Stephanskirche nicht zugegen.

Wien, 2. Mai. Der „Nat.-Ztg." wird
von hier gcschricbcn: Niemand glaubt, daß
es die Magyaren zum offenen Aufstand trei-
ben, um dic Pünctchen der historischcn Rechte
zu behaupten; sclbst die Ultras fühlcn stch
vereinzelk, sobald sie diese Bahn betretcn.
Man vermuthet, daß die Majyrität des Pesther
Landtagcs entwcder einen Protest an den Kai-
ser, ober da ste den Kaiser nicht als König,
weil noch ungekrönt, anerkennt, em Manifest
an das Volk richten wird, um ihr Verharrcn
auf dcm Staudpunct von 1848 zu declariren.
Hicrmit wäre der passtve Widerstand gegen
jeden Versuch der Einigung eingeleitet, und
es bliebe der Regierung kein anberer Weg
als der Appell an das Volk. Darauf ist man
vorbereitet. Dje Auflösung ves Pesther Land-
tags würde einem svlchen Vorgehen der ma-
gyarischen Deputirten unmittelbar auf bem
Fuß fvlgen; gleichzeitig aber auch die Beru-
fung der erblichen und lebcnslänglich crnann-
ten Reichsräthe für das Herrenhaus in Wien,
und die directen Wahlvcrordnungen an bie
Comitaie und Städte für das Abgeordneten-
haus. Wenn nicht alle Anzeichen Irügen, sind
Croatien und Siebenbürgen bereit, dcm Rufe
nach Wien, wenn ihnen gewiffe Cvncessioncn
zucrkannt sinv, nachzukommen; und zu Con-
cessionen ist man hicr sehr geneigt, um zur
Constituirung des Reichsparlamentes zu ge-
langen. Jn wcnigen Tagen schon beginnt
gleichsam der Zweikampf zwischcn Wien und
Pcsth.

Wien, 2. Mai. (Südd. Z.) Die Ab-
gcordneten Galiziens fehlen nvch im Wiener
Reichsrathe. Sie haben sich verabredet, am
6. Mai in Krakau zusammenzutreffen , um
insgesammt nach Wicn zu fahren.

Wien, 3. Mai. Ehe in der ungarischen
Frage keine Regelung angcbahnt ist, sinb alle
Organisationsversuche mehr oder weniger
illusorisch; die Thronredc hat zwar, wie alle
bczüglichen Kundgcbungen dcr Negierung, bie
Frage als im Princip entschieden betrachtet,
aber sie hat nichts über die Mittel durchblicken
lassen, welche zur Durchsührung der betontcn
Grundsätze angewendet werden sollcü. Zn
niilitärischen Kreiscn scheint man mit seinem
Urthcil am schnellstkii ins Reine gekommcn
zu sein, wenigstens konnte man von dieser
Seite äußern hören, nun sei Allcs klar uud
in der Ordnung und nächstens werde es los-
gehen. Freilich könnte es leichter scheinen,
den Knoten zu zerhauen, als ihn zu lösc»,

Hand Mathilden's anzuhalten. Schlägt fie mir
diesclbc ab, dann geht's fort!"

Mit dem größten Staunen hatte Brenner seinem
Freunde zugehört; als derselbc aber geendet, da
brach cr in die Worte aus:

„Liebcr Adolf! So sehr ich auch wünschc, daß
Du cndlich in cinc Lage kommcn möchtest, um Dein
Talent zur Geltung zu bringcn, was allerdings
unter dcn gegcbencn Vcrhältniffcn nur dürch eine
vortheilhaftc Heirath geschchcn könnte, so möchte ich
Dir doch gcrade zu dieser Wahl nicht rathen, dcnn
Dir ist ja selbst bekannt, wie himmelweit curc bei-
dcn Characterc von cinandcr verschicden sind. Du
mit Deincm stillcn, schwärmcrischcn Gcmüth und
sic mit ihrem raschen, aufbrauscndcn Wescn, voller
Launen und Eigenheitcn, daraus kann und wird
Dir nie ein Heil erblühen. Zst es Dir wirklich ernst
mit cincr Heirath, dann wird sich sicher auch ciu
MLdchen finden, wclches beffcr für Dich paßt, alS
diese Mathildc, dic noch dazu ihre Ansprüche gar
hoch spannt, und wcr weiß, ob Du ihr auch nur
gut genug bist!"

„Karl, Du magst Rccht habcn", erwiderte Adolf,
„ich selbst sehe das ein, und bin auch fest davon

abcr zu wekchen Resiiltaten würde das füh-
ren? Die Regierung täuscht sich gewiß nicht
über die surchtbare Tragweite eines solchen
Entschluffes, im Volke aber ist die Scheu vor
gcwallsamer Action troß ciner gewiffen Er-
bitterung über die magyarischc Ucberhebung
größcr als jemals. Uuv doch muß ein Enbe
gemacht werden, Oesterreich muß auS dieser
vcrzweifelten Situation heraus, die wie ein
Fluch auf ihm lastet. Man glaubt indeffen
kaum, daß. Schmerling sich beeilen werde,
der von Mühlfelb und Genoffen an ihn ge-
richteten Jnterpellation Redc zu stehen und
dcm Lande bie gewünschte Aufklärung zu ge-
ben, jcdenfalls meinte man, daß das System
des Hinhaltcns und Zögerns so' lange beibe-
halten werde, bis der ungarische Landtag
aus seiner reservirten Stelluiig heräusge-
treten ist.

Wien, 4. Mai. Jn dcr heutigcn Sitzung
des Unterhauses erklärte Schmerling, cr werde
die vorgestrige Znterpellation wegen Ungarn
beantworten, sich aber die Beftimmung des
Beantwortungstages vorbehalten. Er werde
indessen auch im Abreßausschuß erscheinen
und tie erforyerlichen Aufschlüsse über diese
Frage crtheilen. (Tel. d. Südd. Ztg.)

Wien, 4. Mai. Das Parteiprogramm
der libcralen Mähren (Giskra und Genvffen)
läßt sich in Folgcndem resumiren: Central-
regierung in allcn wesentlichen Reichs-Ange-
legenheiten; im Ucbrigen Selbstständigkeil je-
des einzelnen Kronlaudes, ohue Unterordnung
des einen unter das andere. Also nicht Bu-
reaukratie ohnc Centralisation (wie die Un-
garn unb Feudalisien aussprengen), wohl aber
Ueberbordwerfen dcs historischen Rechtes. Zu
bicser Partei zählen von den 22 mährischen
Deputirten 19, darunter Mazzuchelli und die
6 Großgrundbesitzer, die alle anti-feudalistisch
und anti-czechisch siud. Die liberalen Niedcr-
östcrreicher (Mühlfelb und Genoffen) wcrden
sich ihnen wahrscheinlich anschlicße», wogegen
eine Vereinigung mit den Deutsch-Böhmcn
schwerlich zu Siande kommen wird, da diese
zu boctrinär sind.

Wien, 4. Mai. Dem Vcrncbmen nach
sind es iiiehr als 650 Beamte, welchc in Un-
garn dispokiibel geworden und nunmehr in
dc» deutsch-slavischen Kronländern oder bei
den Dicasterien in Wicn nach Verhältniß der
Erledigung von Stellen unterzubringen sind.
— Ein großer Theil derselben gehörl dem
Richterstande a».

Wien, 4. Mai. Es wäre z» wünschen
gewesen, daß sich unsere Centralisten weniger
heißblütig erwiescn und das erste Wort in
der brennenden Frage des Verhältniffes Un-
garns zu der Reichsvertretung dem Pcsther
Landtage überlaffen hätten. Wir glauben kaum,
daß der Staatsminister jetzt schon in der Lage
sein wird, die an ihn gerichtete Jnterpellation
eingehend zu beantworten, da ja die Rcgie->
rung in Bezug auf Ungarn gar keine desini-
tiven Beschlüffc fassen kann, so langc rer
Pesther Landlag sich darüber nicht ausgespro-
chcn hat, welch letztcrer ja ausdrücklich dazu
berufen wurde, das Verhältniß Ungarns zur

üherzeugt, daß Du es gut mit mtr mcinst; allein
ich kann und öarf dennoch meincn Bersuch nicht auf-
gcben, dcnn obgleich ich noch kcincn BewciS habe,
daß ich Mathildcn nicht ganz gleichgiltig bin, so
glaubc ich es dcnnoch, und hat sie mir nur erst ihr
Jawort gegebcn, dann werdc ich auch ihre Launen
zu ertragen wiffen; ist inir es doch so, als wcnn
ich sic trotz ihrcr Eigenhcitcn wirklich liebe, darum
sei mir bei mcincm Vorhaben behilflich, und ich
wcrdc Dir ewig dankbar sein!"

Lange noch sträubte sich Brenner dagcgen; als er
aber endlich sah, daß Adolf nicht von seinein Vor-
haben abzubringcn war, da sagtc cr ihm seine Hilfe
fcicrlich zu, jcdoch untcr der ausdriicklichen Verwah-
rung, daß ihn einst kein Vorwurf treffe, wenn diese
Ehe kcine glückliche werdcn solltc.

Adolf sagte ihm dies mit Frcuden zu, und lange
noch bericthen sich beide Freunde, wclchc Schritte
zur Ausführung dicses Vorhabcns nun zuerst zu
thun scien, und wie und auf wclchc Weisc dic bci-
den zudringlichcn Frcier aus Mathilden's Nähc
entfcrnt werden könnten, um dann sreiere Hand
zur Ausführung thrcs Planes zu bekommen.

(Fortsetzung folgt.)
 
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