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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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N 8tz.^


Mittwoch, »0. April

JnsertionSgebührea für die Zspaltige Petit-
zeilewerden mit 2kr., bezw. 3kr. verechaet.

L8«L.

Bestellungen «uf die Herdel-
bergerJeitunq für -LeMonateApril,
Mai und Zuni werden fortwährend
bei den auswärtigen Postämtern an-
genommen, für Heidelberg bei -er
Expeditron (Heugaffe Nr. 2).

Zur Bertheidigung von Säd-
-eUtschland-

SHon zu wiedfrholten Malen haben sich
öffeniliche Stlmmen über die Nolhivendigkeit
der Anlage einer festen Position ,'n Lüdwcsi-
deutschland ausgesprochen — allein unbeachket
vcrhaUicn die Warnnngen und bi's heute i'st
nicht das Geri'ngste i'n dieser Angelegenheit
geschehen. Ein Correspondent des Sch. M.
komint nun wi'ederholt darauf zurück und sucht
in seiner Darlegnng besonbers nachzuweisen,
mit welch' geringen Kosten und welch' kurzer
Zeit die Errichtung eines verschgnztfn Lagers
zur Abhaltung eines feindlschen Andrangs mög-
lich sei. So lange Savopen noch nicht fran-
zöstsch, die Schwesz noch nicht bcdroht, der
Oberrhein noch nicht so sehr einer Ümgehung
ausgeseßt war, als er es jetzt ist, war eine
Befestigung im südwestlichen Deutschland nicht
uniimgänglich nothwendig. Seit diesc Ber-
Hältniffe andere geworden sind, dürfte sich auch
die Aiistcht des Bundes geändert haben oder
ändern. Allein ist es denn unmöglich, bis da-
hin in anderer Weise zu sorgen ? Sind die
betheiligtev Staaten nicht im Stande, aus
eigenen Mitteln das Nothwendigste vorzukeh-
ren? Man hgt von dfr Besestigung dcr
Zchwarzwaldpässe, von 1ü—(5 Millionen und
6 Zahren Zeit gcsprochen, was diesc Bcfcsti-
gupg kosten würde. Wir haben wiederholt,
daß wir ein verschanztcs Lager aus Erdwer-
ken, welches in Friedenszeiten zugleich Zn-
structionslager wäre, einer verzettelten und
kostspieligen permanenten Paßvertheidigung
vorzichen würden. Was Erdwerke leisten kön-
nen, das sagt uns die Kriegsgcschichte älterer
und neuerer Zeit. Wir woüen nicht von den
bekannten Linien von Torres Vedras reden,
sondern uns an das neueste Beispiel, an Se-
bastopol halten. Was diese Erdwerke, aller-
dings Hand in Hand mit eincr trefflichen Ar-
tillerieausrüstung, leisteten, ist aller Welt be-
kannt. Jm letzten italienischen Fcldzug haben
die Fkldverschanzungen bei Pavia und Pia-
cenza allcrdings keinen directen und dem Laien
sichtbaren Nntzen gewährt, aber sie nöthigten
jedenfalls Napolevn zu dem höchst gefährlichen
Flaiikenmarsch nach Magenta und brachten

ihn hiedurch in eine Lage, die nur ein Gxu-
lai nicht zu benützen verstand, hr'e aber bei
einem andern Gegner in eine vollkommene
Niederlage ausarten mußte. Fragt man nach
oer Zeit, welche eS zur Herstcliung dieser Ar-
bei'ten bedurfte, so nahmen die ungchcuercn
Linicn von Torres Vedras ein Vicrteljahr in
Änspruch; die Erdwerke Sebastvpols wurden
erst nach der Almaschlacht zu errichten begon-
nen und dann Angestchts des Feindts vollen-
dct; auch dic Werkc bei Pqvia wurden kurz
vor Ausbruch des Feldzugs begonnen. Es
handelt sich daher bei Anlage von Erdwerken
nicht um Zahre, sondern um Monate, und
wir stchen nicht an, zu behaupten, daß zu ei-
nfm vcrschanzten Lager, wie wir es bespro-
chen, bei eincr Arbeiterzahl von 3000 Maim
8 Wochen genügen würden, und zwar daß
mit diesen Mittcln ein Lager für 15—20,000
Mann hergestellt und dabci den einzelnen Wer-
ken die erfvrderlichin Dimensionen gegeben
werden könnten. Mit anderen Worten, die
Errichtnng kines genügend jtarken Lagers, um
einem ersten Anlauf die Spltzc bieten zu kön-
neii und das Land vor Brandschatzung rc. zu
sichern, bis größere Hüsfe heran wäre, ist
nicht die Sache mehrerer Jahre, sondern we-
niger Wochcn, wic dies die Geschichte zur
Genüge lehrt und selten auffallender gezeigj
hat, als bei Sebastopol. Was aber die Ko-
sten betrifft, so ist schon aus der oben ange-
führten Zeit und Arbeiterzahl ersichtlich, daß
hier nicht von vielen Millionen dic Rede sein
wird, sondcrn daß, wenn man auch nvch die
Kosten für den Erwerb des Grund und Bo-
dens rc. hinzuschlägt, die nöthige Summe sich
in den Hundcrttauscnden bewegen und schwer-
lich eine halbe Milliou errcichen würde. So
viel aber, sollte man dcnken, wären auch ein
paar Mittelstaaten für sich selbst aufzutreibeu
im Stande, und die Betrachtung, daß eine
französische Armee von 50,000 Mann, welche
mau nur 10 Tage zu ernähren hätte, reichlich
ebenso viel aufzehren würde, ganz abgesehcn
von der sonstigen Beschädigung, dürfte ein ge-
nügender Beweggrund sein, um cine Maßregel
näher ins Augc zu faffen, durch welche allein
eiiie solche Landescalamität abgewendet wer-
den cköiuite. — Wir erlauben uns, unsere
Sätze dem Leser nochmals zur geneigtcn Be-
achtung vorznführen: 1) Eö besteht eine Lücke
im Vertheivigungsspstem des südwestlichen
Deutschlandö, und zwar ist die Strecke südlich
der Linie Rastatt-Ulm jedem Angriff blosge-
stellt. 2) Ein solcher Angriff kann sowohl
direct übcr den Rhein zwischen Straßburg und

Basel vder iudirect bei Schaffhausen mit Um-
gehung der Schwarzwalbpäste geschehen. 3)
Die politischen Verhältnisse machen einen An-
griff auf die Rheingränze (Untcrrhein) sehr
wahrscheinlich, der dann ohne Zweifel mit
einer Diversion am Oberrhein zur Therlung
der deutschen Streitkräfte verbynden wäre.
4) Ein erneuerter Krieg in Oberitalicn könnte
aber auch leicht aus der letztgenannten Diver-
siön eine mitwirkendc Haupt-Operation in
Deutschland machen. Der Erwerb von Sa-
vopen hat den Weg dazu gebahnt. 5) Die
Vertheidl'guilg des Schwarzwalds durch per-
manentc Befestigung der Päffe wäre kostspie-
lig, kräftezersplitternd und glejchwohl uiige-
nügend. — Die beste Vertheidigung des Ober-
rhems und Schwarzwalds wird'durch cine
Befestigung hinter diesen Terrailiabschnitten
erreicht. 7) Dic Erbsuuyg einer neuen Fe-
stung in Oberschwaben wäre aber zu kostspic-
lig und würde zu lange Zeit erfopdern. 8)
Es ist deßhalb ein verschanztes Lager aus
Erdwerken mit starkcn Prosilen und entspre-
chender Armirung vorzuziehen. Ein solches
köniite in 6 Wochen hergestellt werden, wenn
die nöthigen Arbeitskräfte gegehen werden.

9) Daffelbe würde am besten in der Gegcnd
von Donaueschi'ngen oder Stockach angelegt.

10) Zu seiner Verbindung mit tllm, Rastatt
und Bregenz müßten die erforderlichen Eisen-
bahnen erbaut werden. Dieselben wären,
auch wenn kein Lager errichtet würde, zur
raschen Beischaffung der Tpuppen aus dieses
Kriegstheater nothwendig. 11) Dgs gcnannte
Lager sollte im Fricden als Znstructionslager
für die betheiligten Staaten benützt und mit
der Zeit durch bombcnfeste Schutzstellen, durch
Verklcidung rc. verstärkt wcrden. 12) Der
Bodensce sollrc in den Bercich der künftigen
Operationen gezogcn werden und wäre dem-
gemäß durch eiiie Flottille und Straudbattc-
rieen zu schützcn.

Deutschland.

O Heidelberg, 8. Apri'l. Obwohl in
Zhrem Blatte übcr die am 6. Statt gchabte
Bersammlung des Nationalvedcins schon be-,
richtet wurde, sv mag es doch gestattet sein,
nochmals auf dieselbe zurückzukommen. Die
Versammlung machte auf dic Anwcsenden den
erhebenden Eindruck, daß über die hochwich-
tige Angelegenheit des deutschen V.aterlandes,
deffen Größe und Freiheit verhandclt werde.
Den klaren Darlegungen der beiden ersten
Redner folgten Alle mit ungetheilter Aufmerk-

Ein Abrnteuer unler Bcttlern.

Mitgetheilt vou Edi-Franke.

(Fortsetzung).

Sali nun vollends hatte dadurch, daß fie schon
als Kind ihren Eitcrn entnommen «urde und später
in die ErziehungSaNstali kam, gar keine Ahnung
von Konrads odcr ihrcs Vaiers Treiben gehabi. —
Der Scharfrichier starb aber — die Unierstützung
für fic fiel «eg — sic mußic also zurütk. Kör-
perlich und geistig auSgebildei, flog ße in Konrads
Armc, «elcher sie, ansiändig gekleidci, einige S.iun-
den von hier erwarieie — Sie wnrde fich jetzi der
Abkunft ihres Siandes bewußi, und dic Vcrachiung
iicf cmpfindend, welchen man dicsem in der Weli
angedeihen läßi, war es ihr ein wo.hlihäiigcs Gc-
fühi, fich durch Konrad in einc.Lagc versetzi zu
schen, wo sie nichis mehr daran crinnerte. Mii
doppefter Liebe umfaßie fie ihn, und da Nieinand
ihrer Abgeschiedenheii nahie, so erwachie auch kein
weiierer Argwohu in ihr, daß allcs das nach dir
Welimeinung auf eine unredliche Ari erworben
werde. Da erkrankte Sali's Muiter nnd lcgie,
bevor sie die Augen schloß, die Hände der Lieben-
den segnend in einander, die Tochicr beschwörcnd,

ireu an dem cdlcn Manne zu halten. ^ Si« starb
vor etwa fünf vieriel Jahrcii;.'— Sali bctrauerte
die Mutier «ie ein guies Kiud, wahr und innig.
Fast ein ganzes Jahr verließ sie ihrc Wohnung
nichi, höchstens Abends, am Arme Konrads — und
alles biieb ihr bis dahin geheim. — Das Trauer-
jahr ist nun jcdoch verfioffen — und so wird auch
die Hochzeii wohl nichi zu fernc sein."

Mit diesen Worien erhob sich der Mann, langie
nrch dem Taschenbuche, schob cs cin und sagte: —
„So, mein Geid habe ich verdient.. JH empfehle
mich."

14.

Die Erzähiung haiie augenbiicklich den Rinibus
um dcs Mädchens Haupt in cine Dunstwolke ver-
«andeli, welche mich unbehaglich drückte; aber der
Gedankc, sic noch einmal zu sehen, sprechen zu kön-
ncn, verscheuchte bald dieses Gefühl wieder und
«eckte Mißtrauen in des Menschen Äussagen. —
Er, der scin ganzes Leben dem Betruge gewidmei
— syllte er gexatze hier wahr sein? ..Haiic er nicht
vielleicht die ZlvMenstunde nqr bedingt, um das.
Lügengewebe zu ersinnen? — Und — eigentlich wußie
ich ja auch jetzt nicht mehr, ais.vorher. — Der Mann

hatie den Bart bereits zur Befestigung in der Hand
und «ollie stch enifernen.

„Halt l" rief ich mit kräsiiger Stimme.

Er litß den an einer Seirc npch unbefestigien
Bart herabhängen, zog ruhig das Terzerol, fpannie
den Hahn und sagte ganz kalt. —

„Was noch?" —

„Was Ahr mir miigetheilt, ist nrcht, was ich
wollie. Nicht «er das Mädchen ist, «a sie ist, wollte
ich wiffen. — Wer ist Konrad? Warum stellt er
mir nach ?"

„Ah so", sagte er lachelnd. — „Eure Abficht «ar
also auch zu betrügen. — Das Billige zu kaufen
und das Theure umsonst zu crhaschen. — Wie wir,
bittetZhr um die kleine Gabc ui,P nehmi die Größere,
wmn sie Euch bequem liegt. — Ja, jp, Einer be-
irngt immcr den Anhern und der.Lod zuietzi Alle;
denn er betrügi stc um die setzien Hvffnungen.
Hahaha!"

„Beantwortei meiue Frage."

„Jch könnic cS, aber ich wist nichi", sagte er fest.

„Zhr müßtl" rief ich heftig.

„Oho!" - Lhr kennt ja Schiller. — Er warf
fich etwas in die Brust - „Earlos isr nicht gc
 
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