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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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Donnerstag, 21. Aebruar


Die bischöflichen Hirtenbriefe.

In den lctzken Wochen habc» die klerrkalen
Blakker ernc Reihe Hirtendriefe von Lrz-
bischöfen und Brschvfen veröffentlicht. Diese
sämmtlichen Actenstücke befaffen sich jedoch ihrem
Wesen nach weit mehr mit irdischen als mit
himmlischcn Dinge»; in allen ohne Aus-
nahmc blldet der Vcrlust dcs weltlichen Besttz-
thums, den der Papft in Jtalien erliktcn, den
eigentlichen Kern der Schriften. Man sollte
darnach faft meincn, die Rcligion, die Kirche,
daS Christcnthnmc könne überhaupt gär nicht
bestehen, ohne die waterielle Herrschaft des
Päpstes über drei Millioncn Menschen. Als ob
der Stifter der Kirche auf einem Fürstenthron
geseffen und von diesem herab seine Befehlc
crtheilt hätie — und als ob vic Kirche auch
in dcn ersten acht Jahrhunderten ihres Be-
stehenS schon Herrscherin über cin großcs
Landgebict gewesen wäre! Doch wie'dem sei:
sonst wcrde« bie weltliche» Zeitnngen burch
vie Klertkalcn immer als hochst ungeeignct
bezeichncc zur Besprechung kirchlicher Angclc-
gcnyeircn. Dieömat wirb es, wic Figura
zcigt, anvers gehalten. Indeß sehin wir auch
davon ab. Aber etwas Anbercs fäUt uns noch
auf. Söust hört man bei Unfällen aüs from-
mem Munde gewöhnltch davon reben, wie cben
«ine „gerechrc Strafc Goktes", eine „Züchti-
gung für die begaugene» Süuderi" eingeireten
,ei. Diesmal vermiffen wir die Crwähnuug
dieses Trostgrunbes und Aneiserungsmittels
zur Befferung; und boch durfte ein svlcheö
Citat hter- wirklich am rechtcn Orte stcheü;
ben» gerade die zahlloseu und euormeu Miß-
bräuche der Rcgicrung, — jcne Mißbräuche,
von wclchen selbst dre sämmilichen Berichic
ber gehcimen öslerreichrschen Polizeiagcnten sv
schauberhafte Schilderuugen entwarfen, — also
viesc Fehler, diese „Sünden" der beu Kirchen-
staat Regierenben warcn eS gewiß, die vor
ÄUem ben Sturz vcx weltlichen Papstmacht
bewirkt haben. Warum wird dies nicht mit
christlicher Neue und Dcmuth, zum ZeicheN
eigener Äefferung unb aUen anbern sundhaflen
Mcnschen zur Nachahmung ganz offen und rück-
haltlvs ancrkannt und ausgesprochen? Durch
alle Hirtknbriefc zusämmen wird aber in Ita-
lien auch nicht ein Steinchen von seiner Stclle
gerückt, und nicht das kleinste Dörflein dahin
gebracht, die gcstürzte weltliche Priesterherr-
schaft wieder herzusteücn, — weil cbcn viesc
weltliche Herrschaft der Geiftlichen in un-
serer Zeit eine Anomalic ist, unverträglich mit
dem Wohlergehen und selbst den Bedürfniffe»

Das großc Faß zu Heidelbrrg.

Historijche Novelle vvn Wilh. Jungmann.

(Fortsetzung.)

„Jch war noch sehr jung zu jcncr Zeit, als dtesc
schrecklichen Verfolgungcn der Reformirtcn oder
Hugenottcn bcgannen. Zch bekümmerte mich noch
wenig um diese Religionsftrcitigkeiten, obglcichauch
ich mit dcn Mcinigen zu dem neuen Glaüben übcr-
getretcn war. Zch schwelgtc noch in goldenen Träu-
men von Glück und Liebe, von Wonne und Sclig-
kcit, denn ich hatte ein jungcs Mädchen kenncn ge-
lcrnt, das mich Allcs um mich her vergcffcn ließ.

An den lieblichen Gcstaden der Lvire, da, wo
reich gesegnetc Rcbenhügel sich «eit hinziehen Ln
des Ftuffes anmuthigen Krümmungcn, hattcn wir
ein Schloß, das uns oft zum Sommeraufenthalte
diente, und wo ich die größte Zeit meiner Kind-
hcit verlebtc, und äuch noch als Jüngling ost mit
Entzücken verweilte.

Hicr «ar es,-wo ich cinst mit der Angcl in der
Hand am Ufer der Loire saß, und forschcnd mit
den Augen dem leichten Gekräusel der Wellcn folgtc,

des Volkes im neunzehnten Zahrhuildertc. Eben
so, wie in Deutschland die geWichcn Kur-
fürstcnthümer und die wclilichen Erzbisthüiner
und Bisthümcr zn bcstehcn aufgehört haben,
wirv es in Jtalicn mik dcr wcltlichen Papst-
macht gehen. „Mein Reich ist nicht von diescr
Welt."

DeutschlanV

Karlsrnhe, tk. Febr. (Allcrhöchste B-s-hle. Schluß.)

6) Den Charaktcr alS Major erhalten dte Hauptmänner
t. Claffe: Lebeau vom btsherigen 3. Füsilierbatatllon, un-
ter Versetzung zum 2. Znfanterieregtment und Ernennung
zum Ädjutanten deS KriegSpräsideuten, Sachs (Frtedrtch)
im 2. Füsilterbataillon, v. Beust tm 1. Füsilterbataillon,
v. Schilling im (1.) Leib - Grenadierregtment, Hasenstab
(Zgnaz) vom 4. Znfanterieregtment, unter Versetzung zum
3. ZnfauMteregtment, Stengel, vom 2. Zafanterieregi-
ment, unter Versetzung zum 5. Znfanterteregiment, Müller
im Jägerbataillon, v. Stätten tm Jägerbatatllon. unter
Belaffung tn seiner Function als Lehrer bet dem Eadetten-
corps.

7) Der Hauptmann 1. Claffe Eisenlohr tm 2. Zafan-
terteregtment wird zum Hauptmann tm Stab ernannt.

8) Zn dte 1. Classe ihrer Charge rüäen vor die Haupt-
männer-2. Claffe: Bacheltn tm 1. Füsilierbatatllon, Dern
im 5. Znfantcrieregiment, SachS (Karl) tm (1.) Letb-
Grenadterregtment, Vierordt tm 3. Znfanterieregiment,
Caffinone im (1.) Leib - Grenadtcrregiment, Bauer vom

2. Füfilierbatatllon, unter Versetzung zum Zagerbataillon.
Koch im (1.) Leib-Grenadierregiment, Zacobt tm Zäger-
bataillon, v. Seutter vom 2. Zafanterieregiment, unter
Enlhebung von der Function als 'Adjutant des Krtegsprä-
sidenten und Versetzung zum 3. Znfauterieregiment. Wolff
vom 5. Jnfanterteregtment.

9) Hauptmann Lemaistre vom 3. Jnfanterteregtment wird
zum Jägerbatatllon versetzt.

1V) Zu Hauptmännern 2. Classe werden befördert dte
Obcrlieutrnaate: Schmidt (Zoseph) tm 3. Znfanterteregt-
ment, Medt^ im 2. Znfanterteregiment, Dusner, Adjutant
deS Stellvertreters des GouverneurS der BundeSfestung
Rastatt, Eisinger im 4. Znfanterteregtment, Müller (Zo-.>
seph) vom 3. Jnfanterteregiment, unter Versetzung zuus

1. Füsilterbatatllon, SachS (Karl Friedttch) vom ^bishcrtgen

3. Füsilierbalaillon, unter Verseyung zum Zägerbatatllon.

11) Den Charakter alS Hauptmann erhalten dte Ober-
lieutenante: Kieffer,Hdjutant der tl. Znfaytericbrigade, unter
Rücktrttt von dteser Functton, und Versetzung zum 2. Fü-
filierbatatllon. v. Vogel tm Zägerbataillon, unter Ernen-
nung zum Adjutanten bei dem Commando der Znfattterie,
v. Boecklin (Frtedrich) , 2. Adjutant bct dem Gouverne-
ment der Bunbesfeftung Rastatt.

12) Zu Oberlteutenanten werden befördert die Lieute-
nante : v. Bovmann (Leopold) tm Zägerbatatllon. Biertn-
ger im 2. Füsilterbataillon, Koch im 3. Znfantcrteregiment.
Sievert im 5. Znfanterteregiment, Platz (Ernst) im 3.
Znfanterieregtment, Schmidt (Gustav) im (1.) Letb-Gre«
nadierregiment, Vögeltn im 2. Füsilierbataillon.

L)sBom Neckar, 19. Febr. Auf Privat-
wegen erfahren w^r, daß der Lci'chnam. des
vör eini'ger Zeit tn dem Städtchen L. vcr-
schwündeiien achtbaren Bürgers G. bei Bingcn
aufgciunden worden sei. Weitere Erhebungen

ohne mich viel um dic an der Angcl hängenden
Fische zu bckümmern, als plötzlich cin leichtcr, zier-
licher Nachen vor mir ruftauchte, in welchem zwei
lieblichc MLdchcn selbstrudernd, pfeilschncll aus dcn
Wellcn dahinglitten und dabei manches gcwandte
Wanvver auf denselben ausführten.

Uebcrrascht von dicscr lieblichen Erschcinung ver-
wandte ich kcin Auge von derselbcn, bis der Nachcn
cine lcichte Wendung machend, wahrscheinlich an
einen im Waffcr bcfindlichcn hervvrragenden Ge-
genstand ansticß, umschlug, und beidc Mädchcn vor
meincn Augen verschwandcn.

Lhne auch nur einen Augcnblick zu säumcn,
sprang ich in's Waffer und schwrmm der Stellc zu,
wo ich die Mädchen hatte verschwindcn sehen.

Bald gcwahrtc mein Auge, wie das cine MLd-
chcn den umgcstürzten Nachen ergriffen und sich
daran festhaliend, den Strom hinuntcrtricb, das
andcre abcr, wahrschcinlich durch dcn Stoff ihrer
Kleider gchalten, noch cinigc Minutcn auf der
Flächc des Waffers sichtbar blieb, dann abcr in die
Tiefe versank.

Nicht ohne Mühe gelang cS mir, die Unierge-
sunkene unter dxm Waffer aufzufinden; alS es aber

werden das Näherc dieser Mittheilung bald
bestütigen.

Rastatt, 18. Febr. Zur Vervollständi-
gung der hicsigen Wcrke sollen im Lause die-
sts Jahres fünf grvße Pulverthürme gebaut
wcrden; die Kosten flnd' zu ctwas mchr als
100,000 fl. veranschiagt. Ebenso werden
auch diesen Sommer neue Minenbauarbkiten
unternommen werden. (Schw. M.)

Frankfurt, 15. Febr. Auf dl'e Vorstel-
lung der 109 Offenbacher Mitglieder des
Nationalvereins an den Grosthcrzog von
Heffen ist bekanntlich dic Uniersuchung gegen
dieselben niedcrgeschlagen wvrden, weildieBe-
treffenden, wie es ln der deßfallsigen Ver-
fügung hcißt, „den Bci'iriit zu dcm Verein
nicht für vcrboten gehaltcn nnd gut beleu-
mundet flnd." Heute veiöffentlichcn dieselben
nun ei'ncn Protest gegen den Gnadcnact, wo-
rin sie erklärcn, daß sie keineswcgs um Nie-
Lerschlägung der Untersuchung, sondern um
Aufhebung der Verordnung vom 2. Octobcr
1850, welche den Heffeii das Vereinsrecht
entziehc, und um Entfernung derjenigen
Räihe bes Großheizvgs, wclche dle Äerfol-
gung des Nati'onalvcreins veranlaßt, gcbeten
hätten. Sic prötestiren serner gegen die An-
nahuie, sie hätien ni'chk gewußt, daß der Bei-
triit zum Verein verboten sei, da ja Herr
Pirazzi damals schon verurtheilt gewescn sei.
Es denke keiner von ihncn daran auS dem
Bcrein auszuireten. Wie stchc es, fragen sie,
init ocn aiidern hessischcn Mitgliedern des
Nationalvereins, wie mii den schon Verur.
theilten rc. ? (Schw. M.)

Frankfurt, 16. Fcbr. Die Nachricht,
daß cin preußischei Poüzeibeamter über das
Treiben des Nailoiialverclns Nachfvrschuiigeii
anstelle, ist gänzlich aus der Luft gegriffen.

Bremerhaven, 17- Febr. Oer Scnat
hai die Bildung einer luiherischen Gemeinde
vcrboten.

Wiesbaden- Jn Folgc höchsten Spe-
zlalbefehls Sr. H. des Herzogs wurde ifle
diesjährige Versammlung der Landstände am
18. Morgens durch dcn Staatsminister Prin-
zcn von SaNN-Wittgcnstein-Bcrleburg eröff-
nek. Die Eröffnungsrede enkhält nichts von
allgemeinein Znkercffe.

Eßlingen, 17. Febr. Heute fand im
Saale dcs isracliiischcii Waisenhauses dahier
cine Bersammlung würktembergischer Zsrae-
liien stait, um dic bürgerlichc Gleichstellung
der JSraeli'ten mit andern Confcssionen zu
erwirken. Nach einer deiaillirten Diskusston
einigte man sich dahin: es svlle eine Eingabe
-„---

gcschehen, da schwamm ich mii ihr mii aller Krast
dem Ufcr zu und legic die Gereiieie sanft wie cin
Kind auf den Boden hin.

Gerettet mußte sie sein, dies sagte mir gjein Hcrz,
obgleich sic noch kcincn Aihemzug gcthan. Großcr
Goit! cs wärc schrccklich gewesen, wcnn dieses herr-
liche MLdchen in dcr Bküthe kaum crschloffener
Jugcndschönheit in den grausamen Wellcn den Tod
gefnndcn haben sollte. Ach konnte, ich mochte cs
nichi glauben! Abcr was solltc ich thun, sie wieder
in das Leben zurückznrnfen? Ach wnßie es nichi. Jch
kilicte vor ihr nicdcr, ich nahm ihre zarien Hände
in meine Rechte, ich drückte.cincn Kuß auf die
schwellcnden Lippen, — sie rührtc fich nichi. Das
schöne Gcsicht mit einer lcichien Bläffe überzogen,
die Augcn gcschlosscn, das noch vom Waffer iriescndc
rabcnschwarze Haar in ringclnden Lockcn den Busen
umwallend, lag sic da wic ein schlnmmcrndcr Engcl
und ich konnte sie nicht erwccken; — da nahm ich
sie auf meine Armc und trug sie in unser Schloß,
wo es bald gclang, sie wieder in's Lcben zurück-
znrufen.

Man hatte ihr erzähli, «er sie gerettet. Sie ver-
langte mich zu sehen, um mir zu danken. Ach er-
 
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