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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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Utidelbtrgkr Ititung.

N; «3


Freitag, »S. Mäez


L8SL

Deutschland.

Aus Baden, 11. März. Di'e Stelle des
Ephorus am kKceum in Karlsruhc hat der
in den Pri'vatstand zurnckgktreteneObcrkirchkn«
rath Bähr übernommen.

*Heidelberq, 13. März. IMcr das be-
rci'ts gestern kurz erwähnte Eisenbahn-Unglück
erhalte» wi'r heute folgcnde nähere Mitthei'-
lung: Die Mai'n-Wescrbahn mußtc ge-
stern Vormittag nm 9 Uhr dcr Schauplatz für
eine traurigc Catastrophe sein. Der sast um
t/z Stunde verspätete Schnellzug von Berlin
soll mit übergroßer Geschwindigkeit zwischen
Bußbach und Nauheim das ziemlich starke Ge-
fäll daher gcfahrcu sein und kam kurz vor
Nauheim aus dem Gcleise. Morsche Schwel-
len und svinit losc Schienen sollen die Haupt-
ursache sein. Maschine uud Tender bcfinden
sich mehrere Schritte weit vom niederen Bahn-
damm ins Feld eingewühlt. Zwei Pack- und
drei Personciiwageii mußien nachfolgen, ein
Wagen rannte unb steckte thcilweisc sich in
cinen Andercn. Ganze Haufe» von Holzspä-
nen und TrümiÄrn finden stch aufgeschichlct.
Die Bahn l'st vor 1 bis 2mal 24 Stiindku
von jeuer Catastrophc ab kort nicht fahrbar.

Aber wer ist, wie Viele siiib todt, ver-
wundct u. s. w.? fragt man im Publikum.
Wird Nichtsweggesagi, spricht dic kluge Bahn-
verwaltung. Ünd nun gchl's a»'s Erfinden,
Combiiüren. Dicsem entgcgen z« trcten, sei
hier einstweilen bcmerkt, daß Nicniaud ge-
tvdtet wurde, daß aber 4 Pcrsonen schwer
vcrletzt sind, wovvn E4uer, ein Wagcn-Ärein-
ser, wahrscheiiilich mit dcm Lcben »sird büßcn
müssen. Drei davon sollcn Beinbrüche erlit-
ten habcn, daruntcr Profeffor Diezel von
Friedberg drei Brüche an bciden Beinen. Sonst
hört man nur von uiibcdeiitcnderen Contusio-
nen unv wundcrbarem Glück im Unglücke.

Mannheim, 13. März. Der hicsige
Depuürte m der badischcn II. Kammer, Hcrr
Weinhäiidler F. Heuser, hat seine» Wählern
das Maudat zurückgegebcn.

Bruchsal, 12. März. Außer den schon be-
kannteii vicr Strassällen, welche vor das
uüt dem 20. d. M. deginnende Schwurgericht
verwiesen sind, wird auch nvch die Anklagc
gegen Michael Krep von Hügclheim, der am
9. v. M. ei» lebensgefährliches Attentat auf
den gr. Bauralh Snmm in Karlsruhe vcr-
übt hat, verhanbclt. Die Anklage lautet auf
beendigten Mordversuch, und die vffeiitliche
Lerhaubluug hierüber beginut Dienffags, den
26. d. M. Vormiitags Z'/z Uhr.

--- Bom bad Oberrhein, 11. März.
Gcstern wurde in Sekingen das alljährlich
am Sonntag nach dem 6. März stattfindende
Fridolinsfest abgehalten. Die Zahl der
Theilnchmer war eine so starke, daß ihm
kaum eine bisherige gleichgekommen scin
dürftc. Aus dcn katholischen Rhciubezirken
des Aargau's, wic aus dcn Amtsbezirkcn
Sekingen und Waldshut strömte Zung und
Alt in Schaarcn herbei. Wer das Zufuß-
gehen scheute, bcdiente stch der Eisenbahn und
der Anbrang zu bieser war so stark, daß
wohl an 20 Wagcn eines Ertrazuges zur
Aufnahme crforderlich waren. Diese so mit
Dampf beförderten können als die eigcntlichen
Wallfahrer betrachtet werden. Die ge-
wiß eine Stunde andauernbe Festrede wnrde
durch einen Kapuziner gehalten, .doch konnte
nur der kleinerc Theil dcr in Sekingcn An-
wcsendcn in der sehr geräumigcn Kirche Platz
si'nden. Während des feicrlichen Umzugs,
bci welchem die Gebeine des hcil. Frido-
lins, Gründer v. Seckingen und Christcn-
thumsverbrciter unter den Aleinanneii und
Raurakern, umhergetragcn wurden, drängten
sich die Zuschauer auf dcm Marktplatze und
in den von der Procession durchzogeiicn Gas-
scn. Daß dieses Kridolinssest den Bewoh-
nern von Sekingen eiuc ergiebige Eiiiiiahms-
quelle gewährt, wird kaum einer Bcstatigung
bcdürskn.

Konstanz, '12. März. Bei der gestern
dahier staitgefuntenen B ü r g e r m c i st e r -
wahl wurde Herr Gcnieinderath uuv Wai-
senrichtcr Osburg mit 32 gegcn 31 Stim-
men zum Bürgeimcistcr hicjkger Stadt ge-
wählt; 3l Stiiiime» fielen auf Hru. Geinciu-
derath und Tapctenfabrikaiit Vögclin dahier.

Stuttuart, 9. März. Dic Anzahl der
gcgeu das Coucordat ciugelauscnen Petiliouen,
daruuter solche uüt 600 — 1800 Uuterschris-
ten, mag jctzt ctwa 150 betragen. Alle sind
gcgc» das Concordat, nicht eine einzige bis
zur Stunde dafür!

StuttKart, 12. März. Scit cinigen
Stunden iff die Debattc über daö Concordat
bei ungchcurem Menschenzudrang i» ber zwei
ten Kauimcr eröffnet. Bis zu Abgaug der
Post hatte noch nicht einmal der brittc Rev-
uer gecndet. — Prvbst vertheidigt den Ma-
joritätSantrag und bittet um Discussion über
die Negierungsvorlagc nicht als biiidcndcm
Vertrag, sondern erst nachdem die Ncgierung
dic Erklärung abgcgeben, daß sie solch' bin-
denden Character deS Vertrags nichl anerkcuue,
vielmehr die daraus hervorgchenden Gesetze

nnd Vcrvrdnungen keinen andercn staatsrecht-
lichen Character haben, als andcre Gesctze
und Verordnungen auch. — Der Cultdepar-
tementschef v. Rüinelin gibt eiue solchc Er-
klärnng ab und schließt sich dem Majoritäts-
Antrag an, damit dcr lange Streit enclich
sein Ende finde. Die Negierung läßt also
gleichfalls den bindenden Charactcr der Con-
vention alS Vertrag sallen. Bei Abgang der
Post spricht noch Sarwcp, der Berichterstat-
ter der Minorität, welchcr auch den Jnhalt
der Convention angreift und für gefährlich
erklärt und daher den Minoritätsantrag em-
pfiehlt. (F. I.)

München, 12. März. Der hiesige Turn-
vcrein bittct bei der Kammer, Lahin zu wir-
kcn, daß der Turnuirtcrricht in allen Schulen
des Köiügreichs als obligatorischer Lchrgegen-
stand eingefiihrt uuv für Gründung ciner
Turnlchrcrbildungsanstalt in Mstnchcn 10 bis
12,000 Gulcen bewilligt würben.

Düffetdorf, 10. März. Gestern fällte
das hiesige königl. Friedensgcricht ein princi-
piell wichkiges Ürtheil. Es erkanntc, daß die
Polizcibehörve nicht berechtigt sei, Geldstrafen
bis zu 100 Thlr. zu verhängcii, und ver-
urthcilte dicselbe in cinein Iallc, wo sie 100
Thlr. crecutorisch beigetricbcii hattc, zur Nück-
zahlung ber„widerrcchtlich ercquirten Summe."

(K. Z.)

(Hotha, 5. März. Zn dem beuachbartcn
Ortc Nägelstädt verzchrtc cine Feuersbruust
80 Wohuhäuser, ungerechnet Schcunen und
Ställe. (Goih. Ztg.)

Berlin, 11. März. Das neuliche Auftre-
tcn des Abgeorbneten v. Vincke gegcn den
Abgeordiieteii Waldeck und die in ihm ver-
trctene dcmocratischc Partei hat als itöllig
uuiuoiivirt und tactlos in seiner ciqeneii Par-
tei die lebhaftcste Mißbilligung erfahrcn. Es
wird mit Bcstnnmlheit versichrrt, daß in ber
gestrigcn Fraetionsversamuilung cs wicbcrum
zu eiiügcn AnSlrittserkläruiigen gekommen ist.
Als characteristisch für die Art, wie Herr
v. Vinckc gegen seine Parteigenoffen auftritt,
wiid positiv erzählt — so positiv, daß wir
es, wcnn auch ohue Bürgschaft, wicder er-
zählen —, daß, als bei dcr Entgegnung des
Abgcordncten Waldcck einige Mitglicder der
Vinckc'schtn Partei selbst Beifallszeichen gaben,
Hr. v. Viucke sich umgedrcht und gesagt habc:
„Wer crlaubt sich hier Bravo zn rufen ?!" —
Der Abg. Waldeck hat dagegcn selbst bei sei-
iien Gegnesi, vurch seinc Mäßigung und Selbst-
bcherrfchuiig eineu moralischeii Sicg errungen.

(Volks-Ztg.)

Einiges aus üonstanz.

Jmmer näher und näher rücki die ciserne Bahn,
wclche die Welt verbindet und Länder und Men-
schen sich nähert, den bishcr vereinsamten Ufcrn des
badischen Bodcnseeanthcilcs, um auch da ein ncues
und regcrcs Lcben zu schaffcn. Nvch in diesem Jahre
soll dic schönc Brücke fertig werdcn, wclche das rcchte
Ufcr des Rheineö mit dem linkcn, die Vorstadt
Petershgusen, cinc Schöpfung LeS heil. Bischofs
Gcbhard auS dem Ende dcS 10. ZahrhundertS,
mit dcr noch ältcrn Bischvfsstadt Konffanz verknüpft.
Sic soll mit vier Statnen aus Stein gchaucn ge-
zicrt wcrden. Wie wir vernchmcn, bcabsichtigt dic
Regicrung die Statucn HcrzogS Bcrthvld dcS Bär-
tigcn, B-rnhard des Hciligen, Markgrafcn, Bischvfs
Gcbhard des Heiligen jvder ctwa Gcbhard ui.,
Sohn HcrzogS Berthold 1.?) und dcs GroßhcrzogS
Lcopold aufzustellen. Zu diescni Zwcckc hat sie auch
schon zwci ancrkannt tüchtigcn Bildhaucrn, unscrm
Landsmanne, Hcrrn Bauer, und Hcrrn Reich in
Hüfingcn, die Ausführung anvcrtraut. Wir haben
alle llrsachc zu erwarten, daß bcide Künstlcr uns
ctwas Schönes licfcrn werdcn und daß die Sacke
in gute Hände gerathen set.

Wie cs schcint, ist die Rcgterung von eincm
frühern Planr in Bezug auf dic Auswabl dcr Per-
sonlichkeiten zu den Statucn abgegangcn, auS wcl-
chcn Gründcn, ist uns unbckannt. Wir wissen näiii-
lich ganz bestimint, daß die großh. Waffcr- und
Straßenbau-Direction sich schon gegen Endc des
JahrcS 1858 an Hcrrn Marmor i» Konstanz, den
Verfasscr der erst kürzlich erschienencn gcschichtlichcn
Topographic dcr StadtKonstanz, mit dem Gesuche
gewcndct hat, ihr dicjenigen Pcrsoncn zu Standbil-
dern zu bezcichnen, wclche sich in dcr Vergan-
genhcit durch gemeinnütziges Handcln
auSgez'eichnet haben, und dercn Wirken
mit dcrGcschichtc derStadtKonstanzver-
flochten ist.

Diesem ihm gewordcnm chrenhaften Auftrage
cntsprach Hcrr Marmor durch eincn ausführiichen
Bericht, worin cr dic frühcren politischen und kirch-
lichcn Nerhältnisse sciner Vatcrstadt darstcllte und
geeignctc Persönlichkcitcn in Vorschlag brachte. AlS
solchc bczeichnctc er in crster Reihe dcn Kaiser L o n-
stnntiuS ChloruS, den ersten Bischof Marimus
und Ulrick Blarer.

Raq gcwohnlichcr Annahmc hatte Constantiu-

Chlorus dcn Ort, wo jetzt dic Stadt Konstanz steht,
zu einer Stadt erweitcrt und dersclben den Namen
Constantia gegeben; er wäre deshalb als dcr eigent-
liche Gründcr der nack ihm bcnannten Stadt an-
zusehen. Hcrr Profcffor Fikler sucht dieS in Zweifcl
zu ziehen fs. Marmor's Topogr. S. 5); cS wird
abcr immer schwer sein, hicr cincn vollkommcn gül-
tigen Bewcis für dje Richtigkcit odcr Unrichtigkeit
der Behauptung zu führcn, wie dicS mit den meisten
andcrn alten Städten der nämliche Fall ijt.

Nicmand, welcher dic Geschichtc der alten Bischofs-
städte am Rheine von Bascl bis Köln kennt, wird
es in Abrcdc slcllen wvllcn, baß sie ihre Wichtigkeit
im srühcrcn Mittclalter nur dadurch erhieltcn und
bchaupteten, wcil sie Rcsidenzen der Bischöfc warcn.
Bei Konstanz, wo das Bisthum gcgen Ende kest
v. Zahrhundcrts cntftand, «ar dieS sichcrlich der
glciche Fall- Ohyc dicscs Ereigniß wäre e'S wohl
nie dic Hauptstadt am Bodense« gcivorden und HLtte
auch niemals scinen Ruf und scine Bedeutung er-
hatten, weichc ihm geworden ift. ES verdicnte da-
hcr ohne Zweisel sem erster Bischvf Marimns,
obgleich wir von ihm «enig mchr.ais den Namcn
tciiuen, gteich;qm ale verrorpcrte Ijhatsachk, kinc
 
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