Heidelberger Zeitung (1861 (Januar bis Juni))

D e « t s ch l a n d

Karlsruhe , 17. Aprtt. Das „Central-
Verordnuiigsdlatt" enthälk verschikbene Ml'-
ntsterialverordnungen, welchen wir Folgendes
entnehmen:

1) L-ut Kereinbaruug der gwßh. b-dischen mit der
laiseri. frmzös. Regierung ist eiue wechsciseilige Mttthei-
lung dcr vou deu Gcrichtcu dcS eiucn StaalS gcge» An-
gehörigc des andcreu StaateS -rlasseneu Strafurtheile
sogtelch, »achdem dieselbe rcchtskräftig gewardeu, angedrd-
vct. Diesc Ürtheile sind zur Wcikerbefördcrung dem großh.
Miüisterium der auöwärligen Angeiegeuheitcn vorzuiegcn.
2) Nach ciuer Note dcr kaiseri. ruff. Gesandtschafk dahicr
«crdeu vou russischen Behördeu an Frcmde, wclche
Rußland veriassen wollen, ausgestellte Nciseurkandcn
nur sür die Dauer eines ZahrcS als giltig angeschen,
nach deffcn Ablauf daS Rccht zur Rückk-Hr riach Rußland
aus Trund solchcr Reiscurkundcn von diesen Fremdcn nicht
mehr angcsxrochcn wetdcn kann. 3) Die Eandidatcn der
Mcdicin werden aufmerksam gcmacht, daß, dic bei d-r An-
meldung zur medtcinischcn Hauptprüfnng »orzu-
lcgendeu Zeuguiffc darthun müffen, daß der C-ndidat wäh-
rcnd cincs Jahres die medicinischc, chlrurgische und ge-
bUrtShtlstichc Cltntk auch wirllich als Praktikant be-
sucht hade. 4) Da cs sich gezeigt hat, daß die mit der
Vcrordnung von 1840 übcr hte Protokollirung dcr
Vtehkäusc bcabsichtigtcn polizeilichcn Zwccke uur unvoll-
ständtg crreicht worden sind und strengcre Durchführung
dtescr Verordnnng dcm V-rkehr zu große Bckästigungen
bcreitcn würdc, so hat man dteselben außer Wtrksam-
keit gcsetzt.

/p Karlsruhe, 19. Aprtt. Gestern !ras
Rilhard Wagner auf her Durchreisc von Pa-
ris nach Zürich hier ein. Er wttl stch bei
unserein Hos vorstellen, von welchem er be-
kanniltch vielfache Begünstiqunq erfahren hat.
Gestcrn Abcnd wohnte er der Vorstellung vvn
Halevp's „Blitz" bei.

Mannh-i«, 17. Aprtl. Die bei dcr
gestrigen Versammlung deS HandelSvcr-
eins auf dcr Tagesordiruüg vermerkte Wahl
einer Depmation zum dentschen Handelstage
in Heidclbcrg ist unterblieben, weil inzwischen
dorthcr die Mitiheilung cingeiroffe», daß (»ach-
dem die Handelskammcr eine Abordnung des
dieffeitigen Handelsstandes angezeigt) eine
zweisache Bertretung derselben Genoffenschaft
nicht zulässig sei, ciner Anwohnung bei den
Verhandlungen jedoch nrchts entgegrnstehe.

Bruchsal, 19. Apr. Heute wird hier
(aus der Reserve) eine Zusammcnkünft von
Mitgliedern des Natlonalvereins aüs den
»erschiedenen Städten des Großherzogthums
staltfinvcn.

Freiburg, 12. April. Das D. V. schreibt:
Das erzbischofliche Orvinariat hat den unter-
gebenen Dekagen die Weisung zugehen laffen,
die Localb lät ter zu überwachen, und wcnn
in dcnselben Geistliche angcgriffen würden, ^

Klqge gegen di'e Berlegcr eiuleiten und zu-
gleich Anpeige zu, crstatten.

Freiburq, 17. April, Dch. M.) Die
Besetzung von seit 1853erltzkcn katholischen
Psarreien schreitet rasch voiärts. Das amt-
liche Organ des erzbischöpen Ordinariats
enthält eine Reihe von SLen.

Frankfurt, 19. Apr. sm Widcrspruche
mit der gestern im Fr. J.iilhaltenen Nach-
richt bringi daffelbe heutiölgende Mikchei-
lung: Bei dem häuffgen Lchsel der Kriegs-
und Friedensmei'nungen hsen wir, unseren
Lesern ciue angenehme Vaativn zu spenden,
indem wir nach erhaltenekLrikfkn ihnen aus
zuverlSffiger Quellc eine /ächrlcht über die
neueste» in Ma.iland poyMKhndtu. Ansich-
ten Mltchktten. Dlesklbcu/ehcii dahin, daß in
diesem Jahrc wedcr Oestaeich noch Piemont
cinen Krieg wünschen, undchß anch Garibalbi,
trotz manchcr ausgereglen
verhalien wsrv.

Leipziq, 17. Aprtt.
des von DreSden ausgeg
Geldbkisrägkn sür Gaeti
setzung deS Kampses um
als zum Besten der darin i
haben jetzt, nach dem s!

Quittung veröffentlicht. E
cingcgaiigen. ,

Gotha, 16. April. Iu heutiger Sitzung
deS gemeinschaftlichen Landtags wurden die
in einer srüheren Sitzung eiugebrachten An-
(räge, welchc sich ans die Linführung einer
Ckntralgewalt und auf die Äbtretung der Mi-
i.'tLvß«!,»:» CuliurQ - Gotha

a» Preußen bezogen, aus Gründe» der Zwea-
mäßigkeit(I) von den Aniragstellern zurülk-
gczogen.

Berlin, 12. April. AlS weitercn Beitrag
zu der preiißischcn Junkerpartei gebcn wir
aus dem Äprilhest der „Militäristhen Blätter"
nachfolgendkn Artikel, der eben so lcsenswcrth
als lehrrcich ist: „Dcr Herr Minister dcS
Znnern hat in dem Hause der Abgeorbneten
dic Erklärung abgegebeu, daß dic Vorgänge
in Greifswald, wo die dortigcn Jäger in
Confitcte mit dem Straßenpubliknm und eiui-
gen Studentkn geriethen, ctncr strengen Unter-
suchung untcrworfen werden sollen. Uns hat
diese Erklärung innig gefreut, weil daraus,
daß der Herr Ministcr diese Erklärung abgab,
ganz unzweibeuiig hervorgcht, daß schon dic
vorläufigcn Untersuchungen die Schuld auf
Seite dcr Ercedcnten vom Civil herausgestellt
haben. Wäre dics nicht der Fall, so hätte
der Herr Graf von Schwerin eine derartige

Erkläriuig gar nicht abgeben könuen, weil ihu
die Untersuchung gegen Soldaten einfach g»r
nichts angeht. Von Untersnchungen gegey
Solvaten ist übcrhaupt Nicmand in dcr Lage,
dem Landtag Mittheilungen zu machen, wett
selbst der Herr Krlegsministcr kein Untersn-
chungsgericht bestellen kami, wie Zkdermann
bekannt ist, dic Änordniing eincs solchen viel-
mchr einzig dem competeiitcn Gerichtsherrn,
beim pommerschen Jägerbakaillon seinem Ba-
taillonscvmmandeur, cvkntuell dem command.i»
renden General des zweiten Armeecorps zu-
steht. Der Kriegsmlnister aber hat, wie ge-
sagt, auf die Wililärgcrichtskarkeit keinen.em-
dcrn Einfluß, alS daS Bestätigungsrecht kri'egS-
rechtlicher Erkenntniffc in einigeu specielleil
Fällen. Beschleii kann er aber weder die
Einleitung einer gerichtlichen Unter(uchung,
noch das Äbhaltcn eines Kriegs- oder Staud-
rechts. Da »un kein anderer Soldat mit dkt»
Hause der Abgcordiiete» i» amtlichcin Verkehr
stcht, so werden diese Herren auch keine AuS-
kunft über dic GreisSwalder Uiitcrsuchung er-
halten, so weit eben dieselbc Äoldatcii bctrifft.
— Die Bestrafung derjciiigen Mannschaslen,
wclchc bei Beginn der Erceffc daran bcthci.
ligt waren, wird schon durch Lic Militärbe-
hörden ersolgen, den» uns liegt an dem Ur-
theile der Abgeordnetcn herzlich wenig, an der
Aufrechthaltmig der Disciplin aber um so mchr.
Dic Kosmopvliien haben es lahin gebracht,
daß der Soldat ihneu gcgcnübcr nur das
Standesbewußtsein hervorkehren kavn und daß
ein freudigeS allgemeincS Vatkrlandsgefühl,
das alle preußischen Uiiterihalicn mit einem
gemeinfamen Bande uinschlingt, unmö.glich ge<
wordcn ist. „Mit Gott sür König und Va-
terland!" lantet kic Devise, w.elcher wir fol-
gen, und ebeü weil wir auch sür daS Vater-
land fechten, also auch für diejenigen, welche
mit uns gememschastlich dics schöne Slück
Erde bewohncn, so fühien wir uns auch hin-
gezogen zu denen, zu deren Schutz wir in
Waffen stehen. Eis Hergelaufeiies Gestnbel
aber, welchem nur der tvyte Buchstabe des
Gesetzes den Namcn „Prcußcn" perleiht, und
deren Königstreuc nur auf den Lippen, nicht
wie bci uns in ben Herzen thront, cin her-
gelaufcncs Gestndel versucht cS, ffch zwischen
den Wehr- und Nährstaud zu drängen und
den Samen der Zwielracht zwischen beiden
auSzusäen, Dies Gcsindcl, besonders das litk-
rarische, benutzt jeve Schlagcrei — oft dupch
fle selbst veranlaßt — uin dic Harmönie der
preußischen Denkmcise zu stören u»d dadurch
sür ihre abgeschmaaten kosmopolitischen Re-

stunde, stch ruhig

Die Unterzeichner
ngenen Ausrufs zu
söwvhl zur Fort-
das „gute Recht",
erwiindcten Krieger,
illc jener Festung,
warea 3965 Thlr.

Ein Adcnteucr untrr Sctticrn.

Mitgettzeilt »'on Ed. Franke.

(Fortsetzung).

Diese mtt wahrer Empstndung gesprochenen
Worte wirkten so mächtig auf mich, däß ich, alles
vergeffend, „Sali!" rief.

Ein halbersticktcr Freudcnschret — und sic lag
an meiner Brust. — Schncll aber riß sie sich wicder
cmpor — ergriff des MädchenS Hand und sagtc
im Tone überseliger Freude:

„Sichst Du, daß mich mein Herz nicht getäuscht

— daß cr hier ist, Laß er kctn Verräther war?" —
Ste crgriff meine Hand. — „Aber, nun fort, fort.

— Memi, du bleibst hier. — Jch führe ihn auf dem
gehcimm Wege durch unsere Wachen — zum Nen-
gebäude — dort ist er gerettet. - Sollte Konrad
kommen — sage ihm, tch sei auf dcm geheimen
Wege nach Hausc — »ber laß ihn nicht fort, bts
zehn Minuten vorüber sind — dann ift er in Si-
cherheit — und ich zu Hause. — Haltc Konrad durch
Erzahlung einer erlogcnen Gefahr auf — dn wirst
Dir schon zu helfen wissen. - Jch vergclte Dir. - >

Kommt man früher durch's Hanptgebäudc —flichst
Du uns näch. — Jetzt aber mnßt Du noch hier
bleiben."

Sie zog mich schncll der cntgegcngesttzten Rich-
tung zu, bengte sich herab — hoh eine Faüthürc
auf. — „Bückt Euch !" flüsterte fie und sührtcmich
über eineN schrägcn Erdweg in die Tiest. — Die
Thüre stel hinter uns zu. - Bald erhöhte sich dir
Weg wiedcr — einc andere Fallthürc öffnete fich
— «ir waren im Freicn.

„Nun rasch, rasch vorwärts", sagte Sali halb-
laut und strt ging es an threr Hand, in größter
Etle, auf ungebahnten Wcgcn, durch Heckeu und
Gestrnpp, ähnlich dcm Wegc, auf welchem ich kam.

Zuweilen piepte fie «ie ein Vogcl es «ar mir,
als hörtc ich in dcr Nähc ein Echo; dann zischte
sie wie cine Otter — wieder glaubte ich ein Echo
zu vernehmen.

Jch wolltc sie darum fragen. „St.", sagtc fic
leist und hiclt mir den Mund zu. „Kein Wort
aus Eurem Mnnde, wir wandeln Wege, wo nur
besondcre Laute crtönen dürftn, aües Anderc brtngt
Gefahr und Tod."

! Etwa stchs bis acht Mtnnten mochten wir in mög-

lichst schnellem Laust geflohen stin. — Plötztich stand
Sali stille. — Sie schien athcmlos.

„Jhr stid erschöpft. Rnht cin wenig. M«g es
kommcn, «ie es wsst. —"

„Retn, nein!" flnsterte sic rasch — tch bin nicht
erschöpft — eS ist mir — als folge uns Zemand —
fern — jctzt näher — hört Zhr nichts S"

ES war mir «irklich, als ob ich in einiger Ent-
fcrnuug ein Rascheln «ernähme. Ach blleb strhe»,
um mejn Ohr der Gcgend zuzuncigeu.

„Laßt, laßt!" das khnnte sthr gefährlich werden",
sprach Sali leist und zog mich weiter. Nach kurzer
Zeit athmete sie tief auf. — „Gottlob — gleich sind
wir am Ziel« — dort schimmert schvn das Neuge-
bäudc — Jhr scid außcr Gefahr !" sagte sie etwas
lauter.

„Noch nicht — Verräthcr!" ertönte plötzlich Kon-
rad's Stimme hinter uns. — Ein Blitz — ein Knall

— fast mit den Wortcn zugletch. — Sati sank mit
eincm Schrct zu Boden.

Jhre Hand lasscnd, ztehe ich öhne Ueberlegung
meine bciden Pistolcn und stuerc hinter mtr htnauS.

— Auch hter ein Schrci — ein Fall — dann alles
stille. - Zch eilte «eiter - denn vor mir im Neü-