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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0013

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Bestellungen auf die „lleiäel-
derxer XeitM^" lür kas mit
dem 1. Januar 1861 beqonnene I.Quartal
werden fortwährend angenommen und bittet
man Bestellungen in Heidelberg bei dcr
Unterzeichneten, außerhalb bei der nächsten Post-
anstalt baldigst zu mache», um completer
Ercmplarc gewiß zu sein. Die Expedition-

Deutschland.

Karlsruhe, 3. Jan. Jhre Königlichen
Hoheiten der Großherzog und die Großher-
zogin stnd heute von hier abgereist, um sich
zunächst nach Gvtha zu begeben. Jn Gotha
wcrden die hvchsten Herrschaften bis morgen
Nachmittag bleiben und dann von dort aus
die Reise nach Berlin fortsetze», wo Jhre Kö-
niglichen Hoheiten Freitag Abend einzutreffcn
gcdenken. (K. Z.)

* Mannheim, 2. Jan. Die Gemahlin
des ehemaligen k. k. österreichischen Staats-
ministers Grafen Buol von Schauenstein ver-
schied heutc Nachmittag 2 Uhr dahier im Al-
ter von 51 Jahrcn, ein herber Verlust sür
die Wohlthätigkeils-Anstalteu und die Armen
unsercr Stadt.

Aus dem GroHherzoqthum Baden,

1. Jan. Der Sieg, welchen das Princip der
freieren Richtung in der evangelischen Kirche
Badcns erfochten hat, bringt eine frendige
Bewegung im ganzen Lande hervor. Dcr
Prälat und bisherige Director Dr. Ullniann
scheidet mit den übrigen geistlichen Mitgliedern
aus dem Oberkirchenrathe aus, zu keffen Di-
rector bereits Herr Staatsrath Nüßlin er-
nannt ist. Dieser hatte bisher das Referat
über die kirchlichen Angclegenhciien in dem
großh. Staatsministerium nnd wird es auch
in seincr Stellung als Oberkirchenraths-Di-
rector zugleich als Mitglied des Staatsmini-
steriums bcibehalten. — Die dritte Versamm-
lung protestantischer Männer in Durlach wird
im Laufe diescs Monats stattfinden und sehr
zahlreich besucht werden, da unter dcm vori-
gen Kirchenkegimcnt Biele, besonders Pfarrer,
den Besuch scheuten. Jetzt fällt diese Scheu
weq. (F. I )

Pforzheim, 2. Jan. Mit dem Schluffc
des abgclaufcnen Jahres wurde auch der
schwicrigstc' Thcil der Eisenbahnstrecke Wilfer-
dingen-Pfvrzheim seinem Ende entgegengeführt.
Es wurde nämlich am 31. Dec. das Tunnel-
gewölbe zwkfchen hier und Jspringen geschloffen.

Furtwanqe», 1. Jan. Heute wucde die
hiestge Telegraphen-Station dem öffcntlichen
Dienst übergeben.

Zn drr Prairie verirrt.

Nach der Erziihlung eines amerikanischen Freiwilligen.

(Kortsetzung).

Aber hauptsächlich dcS NachtS nahm Alles rings
um mich phantastische Gestalten an. Die Sicrne
schoffen mit Pfeilen nach mir, der Diond zeigte
mir die Zähne; ich frvr, ich zitterte, cs «ar mir,
als ob ich in ein Eismecr gctaucht wäre, und das
Geheul dcr Wölfc nahm ich fur das Tvsen der
Wellen und dcs Sturmes. Das Blut kochte mir
in dcn Adern und dennoch «arcn meine Einge-
weide eiskalt, als ob fie schon im Todc erstarrt
wären. Dann kam cs mir vor, als wäre ich in
zwei Stücke geschnittcn, mein Rumpf «ar nicht
mehr vorhanden, und »hne ihn bewegtenfich meine
Beine vorwärts. Dann weckten mich die Qualcn
des Hungers wieder aus meinen halbbewußtlosen
Träumen, ich fühite mich von blindcr Wuth er-
grtffen und warf mich »erzweiflungsvoll in das Gras
nieder. Abcr dennoch sprang ich immer wieder auf
und wanderte wciter; denn die Bcwegung vcrmin-
derte einigermaßen meine Schmerzen. Es «ar eine

Samstag, 5 Januar

Aus Bade». Das „südd. evang.-protest.
Wochenblatt" Rr. 53 schließt einen größern
Artikel in Bezug auf die Erklärung dcr be-
kanntcn 44 Geistlichen folgendcrmaßen:

^Unfer süddeutscheS Wochenblatt hat eine opposittonelle
Stellung gegen dte Richtung von 1855 und aso auch gegen
dte des OberktrcheurathS in setner btshertgen Zusammen-
sehung bts dahin etngenommen. Darum könnte man wohl
auf den Gedanken gerathen, daß unter diesen „ktrchltchen
und polttischen Blättern" auch das Unserige mttbegriffen
set. Da dieses jedoch »tcht ausdrücklich gesagt tst, so wollen
wir annehmen, daß es nicht der Fall stt, wollen aber
unsern Lesern gegenüber uns dahin aussprechen, daß, tn-
sofern dte obige Grklärung der 44 gegen unS oder unser
Blatt hätte gertchtet setn sollen, wir in der Lage gewesen
wären, sie öffenlltch für eiye freche Lüge erkläre» zu
müffen. Dte Redaktion."

LudwigSburq, 31. Dec. (Hlbr. Tgbl.)
Dem Vernehmen nach steht auf Ostern eine
Einquarti'erung ganz absonderlicher Art auf
Hohenäsperg bcvor. Nicht weniger als 40
Studirendc der Hochschnle Tübmgen sollen
nämlich aus zwingenden Gründcn einen Theil
i'hrer Osterferieii oder auch eiwas mehr auf
dem stets gastlicheii Berge zubringen. Dic-
selben sind, weil fie bei „Paukereien" abge-
faßt wurden und dabei' zum Thcil in hand-
greistichen Constict mit der Polizei gekommen
waren, zu Freiheitsstrafen von 3 Tagcn bis
zu 3 Monaten verurtheilt.

Bvm Rhein, 29. Dcc. Es darf nicht
verschwiegen, nein es muß recht lebendig be-
tont und getadell werden, daß fast täglich
Hunderte trefflicher Pferde aus Mecklcnburg,
Hannover, Ostpreußen und rheinaufwärts pcr
Eisenbahn übcr Basel nach Turin geführt
weroen. Will dcnn auch dieses Zahr wie das
vergangene Deutschland dcm Fcinde willig
seine Cavallerie rcmontireu? Sieht die Rück-
sicht auf die Pferdezüchier höher als di'e Si-
chcrheit dcs Vaterlandes zu einer Zeit, m
welcher der politlsche Himmel sich von neuem
verdüstert? (A. Z.)

Darmstadt, 30. Dez. Die Wochenschrift
des Nationalvcreins schildert in zwei Artikeln
mit dea grellsten Farben die Zustände oes
Großherzvgthums Heffen. Ber dem dürftigen
Zustande der inländifchen Preffe ist es be-
greiflich, daß jene schneidenden, alle Rücksich-
ten bei Seitc setzenden und viele bis jetzt
unbekannte Thatsachen liefernden Aufsätze Ziele
und eifrige Lescr finden. (Auch eine Gegen-
schrift ist bereits erschicnen.) Thalsache ist
es, daß die Stimmuug eines großcn Thciis
selbst der gcmäßigten Partei insvfern für sie
ist, als man die Wiederbclcbung der Verorv-
iiung vom 2. Oct. 1850 für die Milglieder
dcs Nationalvereins für nicht gcrechtfcrtigt

mir unerkiäriiche Erscheinung, daß mein geschwäch-
ter Körpcr von Zeii zu Zeit seine Kraft und ftinc
Eiasticität wicder gewann, wenn ihn, von meiner
Phaniafic heraufbeschworen, ekstaiische Visionen
täuschien. Jn den Augenbiicken, wo ich den Schmcrz
vergaß, sah ich, wie in einem Zauberpanorama,
die giückiichstcn Sccnen meines früheren Lebens vor
mir sich «ntrollen. Aber aus dieftn Träumen er-
wachie ich wieder zum Leben, und zu weichem
Leben!

So wandcrte ich noch zwci lange Tage! Meinc
Flinte hatte ich immer noch behalien, aber ihre
Schwere drückte mich nicder und verursachte mir bit-
tere Qualen: manchmal btldete ich mir ein, däß
Lie Schulter, auf der ich fic trug, bis auf den
Knochen aüfgericbcn sei. Mihr als eiNmal kam
ich in Vorsuchung, mich dcr schweren Bürde zu ent-
icdigen; aber immer wtderstaiid ich ; dcnn ich konntc
den Gedanken nichi crtragen, üngerächt zu sterben,
und wollte, wcnn tch auf Comanchen stieß, wenig-
stens kämpftnd sallen. Außerdem bcsaß ich in dem
Gewehr daS einzige Mittel, dic Coyoten fern zu
haltcn, «nd nichts erschien mir gräßücher, -ls dic
Ausstcht, dieftn witden Thieren zur Beute zu fallen.


und nicht klug hält, und als man das zum
Bi'schof v. Ketteler in Mainz eingegangene
Verhältniß ebeu so sehr mi'ßbilligt.

Dffenbach, 26. Dee. Von Seiten der
109 wegcn Beitritls zum deutschcn Na-
tionalverein Angckla.ften ist am 22. d. M.
folgende Vorstellung an S. k. Hoh. dcn Groß-
herzog abgegangen:

„Allcrdurchlauchtigster Großhcrzag! Allcrguädigstcr Svu-
»crän! Wir, dtc allciuntcrthänigstru Bittstcllcr, wtffen nichl,
ob zu Ew. königl. Hoheit Kuudc gclaugt tst, daß wir
wegcu unscrcs Beitritts zum dcutscheu Rationalvcrctll aus
Befehl des großh. MinisteriumS i» Untersuchung gezogcn
wordeu find- Es ltrfcrt das Großhcrzoglhum Heffcu daS
eiuzigc Beifpiel Im gauzen deutschen Vaterlaud, daß der
Nattoualvcrcin gerichtUch verfolgt wird. Iii fast allen
Staaten dcs deutfchcn Bunbes tst cr erlaubl, iu vielen
wohlweislich bcfördert. W-nu Ew. k. Hohett höchstsclbst
die Verfolgung zugclaffcu habeu, so könutc dies gewtß uur
gefchehen sciu, wctl uicht dic wahre odcr »ollstäudigc Ge»
stalr der Sache Ew. königl. Hoheit bekanul gcgebcn wsr-
den wärc. Der Natlonalseretn ist unwiderspiichlich eut-
spruugcu aus dcu reiusten patriotischcn Empsiuduugcu und
Bedürsniffen in dcn Tagen der hcrannahcndcn äußerstcn
Gcsahrku für'S Vatcriaud. Er bezwcckt die Bescitiguug
alleS poititscheu Partcihadcr«, die Vcrcintgung aller Gut-
gcfinnten, um sowohl im Inueren dcr einzelncu BundcS-
länder durch Hcrbeisührung zritgemäßer Resormeu ber Re>
voluliou vorzubeugen, als auch gegcnüber dem AuSlaud
thetls durch vermehrte Zufriedeuhcit, Iheil« durch befferc
Orgauisation der Wehrkräfie uud VerthcidigungSaustaltcu
das Vaterland zu hcben, zu einigeu, stärker zu machca.
Welchcr deutschc Manu vou wahrhafiiger Ltebe zu di-scm
Vatcrlaudc vcrmag solchen Verrin zu iadclu, oder gar zu
»erfolgeu ? Wtr glaubtcu, durch uusern sreieu uud frcudigeu
Beilrilt tn diescn so außeioitcutiich drohenden Zcitcu eiue
unausweichlichc Schuidigtett zu -rjüllcu. Wir gchörcn der
gcwerdlicidende» Elaffe dcr Bürgcr Offenbach'S an, dürfen
unS rühme», bct unseru Wiidürgern in uugcschmälerlcm
Anschcn zu stehcu und ersrcuen uns dcs retcheu Scgcu«
unserer Betriebsamkctt. UnS ist rarum mit mäunlichem
Eruste darau gelegcn, daß dic Ruhc uud Ordnuug im
Großhcrzogthum nicht Etucn Augenbltck g'cstörr werde. Es
ist unS »tcht eutfernl i» deu Siuu gelomm-u, dic Rcchtc
dcr Souvcränetät>Ew. k. Hoheit anzutasten, oder zu schmä-
lcrn, wic dicS wohl von ganz auderer Skite tn dem mit
dem Bischos von Matuz, Ew. k. Hoheit Untcrthau,
abgeschloffencn Vertrag geschehcn ist. Deuu dicscr Vcrtrag
cntzteht Ew. köuigl. Hoheit die Anstcüung uud den Einstuß
aus die Bildung dcr Geistlichen, daS Placet, dcn RccurS
au dic weltltchiu hLchördcn, und gcwährt der GcistUchkett
sogar etue Strafgcwalt über Laieu. Wir find treuere Uu-
terthauen Ew. konigl. Hoheit, als Manche, di- cs zu fcin
fich rühmen. Wir sürchtcu dagegeu rccht schr, daß g-radc
durch die lluterdrückuug der patrtotischcn B-strebungen das
Mißvcrgnugeu im Laud überhaud nehmeu wird und de«
tuucre Fricde nicht crhalten blctbt. Zn Nachbarstaatcu
haben hohc deutsche Fürsten »uläugst erklärt, fie wollten
Freede» mtt threu Völkcrn, und habcu fic denselben durch
Erfüllung zcrcchler Wüusche -uch wirklich hergcstcllt. Uuser
Freimuth dünkt uuS ciuc der heiligstcu Pstichtcn gcgenjEw.
köuigl. Hoheit, llnd wtr übcu ihn, wcii wir zugleich daS
chrerbicttgste Vcrtrauen zu -tnem Fürsteu keiucSwegS ver-
iorcn habcn, der in höchstseinen unvergeßitchen Verheißun-
gen vvm k. März 1848 uud tn höchstseiucn Erkläruugcu
vom Zahr 18S0, währeud d-S BeitritlS zum Büudniß der
! drei Köuige, daffclbe uud uoch mehr auSgesprochen hat, al«
j waS der Rattoualvcrcin fich zum Ztcle gestcckt. Einc Vcr»

Halbtodt von Hunger, Durst und Ermüdung
fühlte ich mich unfähig, iängcrgegcn mein widriges
Schicksal anzukämpfcn, als ich plötziich in der Kttne
Etwas erbliekte, was mir wie einc Baumgruppe «r-
schien. Bci dieftm Anblick raffte ich »lle mcine noch
übrigc Krafi zusammen, ich vergaß einen Augen-
biick allc meine Leiden und eilic mit dcm freudi-
gen Ruse: „Waffer! Waffer! Waffer!" auf Vie
Gruppe ivs. Dcr- Boden hob ffch wellenförmig,
und nach Vttlauf eiuer Stuttde haite ich die nächste
Bodenwelle erreicht, die mit Gestrüpx bcdeckt war,
und rrblickte an ihrem Fuß eine die Sonnenstrahlen
zurückspiegeindc Mchc. Es war ein Bach! Jch
warf meine Flinte hin, um rascher laufen zu kön-
nen, und stürzie mich wie ciu'Wahnsinniger in das
heißerfthnte Wasscr. Wiederhoii tauchte ich den
Kopf bis an die Lschulter in dasftlbe. Aber ent-
setzlich! Das Waffer war salzig, wie Mcttwäffer.
Bei dioftr schrecklichen Entdeckung stftg mir das
Blut in den Kopf, Alles drchte sich im Kreift und
bewußtlos sank ich auf dte Erde hin.

Ich weiß nicht, wie kangc ich so gelegen habe.
Die KLlte des WafferS, in welchem cin-Thttl meines
Aörpers lag, «eckte mich endlich aus dieftrErstar-
 
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