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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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N S8.


Aus der Berhandlung «ber die
Adreffe im franzöffschen Sennt

(Fortsetzung «nd Schluß.)

Wenn tausend Legitimisten oder Nepublika-
ner von England auS eine Landung in Frank-
reich versnchen, werden wir ste im Ramen des
Völkerrcchts alle erschießen (bel st bisn);
wenn die neapolitanische Negierung einem sol-
chen Angriffe unterlag, so beweist dies, daß
sie nicht mehr lebensfähig war, eine verhaßte
Regieruug fällt auch ohne Verräther. Auch
die Einheit Frankreichs habe nicht immer be-
standen, und dann habe man auch gesagt:
wie wollt ihr Bretagner, Elsäffer, Basken und
Provenyalen fustoniren? von Autonvmieen ita-
lienischer Staaten höre man nur außerhalh
Jkaliens noch reden. Die Böurbonen ver-
danken den Thron Neapcls nur unseren Rie-
derlagcu, fie erhiclten die Krone von senen
abscheulichen und unerfahreuen Menschen, die
iin Siege schwelgend um einen grünen Tisch
versammelt einc Karte zerschnilten. Victor
Emanuel ehrt Garibaldi, will ihn aber nicht
zum Ministcr des Aiiswärtigen haben, er will
ihm scine Politik nicht unterordnen; er durfte
ihm Narrheiten gegen Rom und Venedig nicht
gestatten. Beim Ausbruch des italienischen
Krieges wußte man, daß, wcnn Oesterreich
geschlagen wnrde, die übrigen Fürste», seine
Präfecten, mit ihm fallen würden; als der
Baüm am Mincio gefäüt wurde, mußten die
Aestc absterben; cine Eonföderation ift heute
nicht mehr ausführbar; in Ztalien wöllte man
sie zu keiner Aeit. Die Einheit Ziglienö ist
ein französisches Jntereffe, denn ich würde mir
kein Argumeiit verzeihen, das der europäischen
Freihcit und dem Glück der Völker vorlheil-
haft, den Zntercffe» Frankreichö abcr nach-
theilig wäre, daun würden alle meine persön-
lichen Spmpathieen zurücktrelen; nachdem wir
von Ztalie» zurückgenonimen, waS die Ver-
träge von 1815 uns entriffen, haben wir nichts
mehr von ihm zu fordcrn; der Kaiser sucht
auch für seine Dpnastie nichts außerhalb der
Gränzcn FrankreichS. Zch bin ein Freund
der Allianz mit dem englischeu Volk; aber wir
müffcn unö zum Eeiitrum aller Marinen zwei-
ten Ranges machen; die italienische Marine
kommt Frankreich zu gut. Durch dic italie-
nische Einheit können wir ohne Propaganda
die Tractate vou 18l5 zu unserem Vortheil
ändern; Frankreich ist Ztaliens natürlicher
Alliirter, sein SchuK gegen Oesterrcichs Groll;
nm Lie Karte Europa's zu reformiren im Jn-
tereffe FrankreichS, gibl es keinen anderen

Eine Hcirath durch dic Leitung.

Von Eoilstanze von Bubna.

(Fortsetzung).

„Welch ein Einfall fährt mir plotzlich durch dcn
Sinn, schrie Emma in die HLndc klopfend, „wenn
dcr unbekannte Briefstcller und dein Edmunb eine
und dieselbc Perso» wäre?"

„Was sagst du da!" rief die Schwester crschrocken.
„Wic wärc das möglich!"

„Schr wahrscheinlich ist es sogar!" entgegnete
Emma rasch, „je mehr ich mit dem Gedanken ver-
traut «erde, desto klarcr wird mir die Gcwißheit
mciner hingcworfcnen Behauptung. Der Name
Edmund, den der Undckannte mit Baron W. ge-
mein hat, ist der kleinste Bcweis seiner Jdentität
mit dem Lctztern; stellt man jedoch anderc Achn-
lichkeiten dicser Eharactere zusammen, so entrollt
sich iminer deutlicher das Bild eines Einzigcn »or
unferen Blicken."

„Du hast Recht", rief Thckla, die indeffen sin-
nend vor sich hingesehen, „jctzt, da deine Worte
mich aufmerffam gemacht, erkläre ich mir mit einem-
male das dunkle Gefühl, das mich zuweilcn wäh-

Samstag, s. Mäez

Weg als die Emancipation Jtaliens; beide
Bölker sind aneinanber gelöthet, daher entsteht
das Mißtrauen der fremden Cabinctte. Sechs
Zabre nach dem Tobe Metternichs, jenes Tod-
feiüdes von Ztalien und Frankreich, ist Zta-
lien kein gevgraphischer Begriff mehr, wohl
aber Oesterreich; man kann fragen, wo es
ist? elwa in Benevig, Pesth, Agra,m, Prag
ober Lemberg? cs ist nur da, wv seine Sol-
daten stehen und seine Eorporäle ihrc Schläge
geben. Eine Jntcrvcntivn für den Papst ist
unmöglich, das wäre Krieg mit Jtalicn; in
England käme es zu einer Erplosion, England
werdc dann Sicüien nehmen; man habe zwar
das Gebet der Bischöfe dann für sich und cine
deplorable Partei im Znland, das ersetze aber
nicht die Soldaten von Solferinoz maii werde
dann weniger liberal als Mncke und Lie preuß.
Kammer sein. Venedig, die Perle des adria-
tischen Meeres, in Oesterreichs Händen ist ein
Unglück; allein jeder unzeitige Angriff sei be-
klagenswerch; Jtalien darf sich nicht hinrei-
ßcn laffcn; Venedigs Unglück kann dem übri-
gen Ztalien nützlich sein; es möge sich con-
stituiren und beruhigen, scine Armee organi-
siren, und ist es einmal stark genug, so kanii
eS allein oder mit seinen Freunden Venedig
Oesterreich entrcißen; die Macht der öffcnt-
lichcn Weinung wird Venedrg befreien. Zta-
lien gebe seüi Rccht auf Vencdig, das zu ihm
gehört, nicht auf, verfahre aber nicht unklug;
darüber verlraue ich dem italienischen Volk.
Die Franzosen sind das erste Volk der Welt;
stünden wir aber drei Zahre lang ohne Ne-
gierung unb vom Ausland bedroht da, so läge
Alles über dem Haufen; die Ztaliener sinv
ein vernünftiges Volk und werden auf den
Nath ihrcr Freunde hörcn. Ztalien wirv aber
nur seine Hauptstadt forvern; man gebe sic
ihm und es ist constituirt.

Zn der gestrigen Sitzung plaidirte zuerst Bi-
schof Matthicu von Besanyon sür die Sache
der römischcn Curic und bezcichnete die Rede
dcS Prinzen Napoleon als bcn Umsturz aller
bis jetzt anerkaiiiiten Principien. Dicse Reke
laffe über bas cigentliche Ziel der französischeu
Politik, die italienische Einheit selbst auf Ko-
stcn des Papstthums herzustellen, keine ZUu-
sionen mehr bestehen, und er bitte die NLthe
ber Krone, zu sagen, ob die Rebe des Prin-
zen wirklich ven Gebanken der Regierung vcr-
trete. Minister Billault: Da- die Verhand-
lung so aufgeregt und inhaltschwer geworden
sei, könne die Negierung nicht länger mehr
schweigen. Zeder habe als Senator baS Recht,
Alles, was ihm scin Gcwiffen und seine Ucber-

rend einer Unterredung mit Werdern beschlich. Mir
ist daiin, als hörte ich dicse oder jenc Aeußerung
aus seinem Mundc nicht zum Erstenmalc, als be-
gegnete mir schon cinmal ein ähnliches Urthcil, die-
selbe Anschauung."

„Das wäre wirklich herrlich, wcnn meine Zdec
gcgrünbet wärc!" ricf Emma, „da HLtte allcr Streit
ein Ende, der gehcimnißvolle Zug, der hicr zwei
Seelen verbindet, seine Erklärung gefunden unb
unser Schcrz nähmc dann dennoch eine eriiste, aber
glückliche Wendung."

Währcnd ihrcr Schwcster nöckendem Geplaudcr
war dtc Gluth aus Thckla's Wangen erloschcn, und
- über ihre schöne Stirne slog cin dunklcr Schatten
hin. „Wenn dem so ist", sagte sic langsam, „so
ist Edmunds Licbe zu mir eine TLuschung meincs
Herzens, deun sic gehört dann jencr „Zsidore", ihr
allein die edlen Gcdanken und Empsindungen sciner
Seelc."

„Aber diesc „Asidore" bist du ja sclbst", lachte
Emma, „cs kann dir doch ntcht einfallen, auf dcine
cigene, kleine Person eifersüchtig zu wcrben?"

„Schcrze jetzt nicht, Emma", bat Thekla; ein
schmerzlicher Zug bebte um die blsthenden Lippen,

Jllserliousgcbühre» für die Maltige Petit- M ^ -

zeile werde» mit 2 kr., bezw/ 3 kr. berechnet. M-b -M.M

zeugung eingebe, zu sagen, aber Kesner hqbe
habe das RcHt, hier im Raiven der Regie-
ruug zu sprecheu, oder ste hurch seme Rede
zu bindeu, ansgenommen die, welche die sssi-
ciellen nnd constituirten Organe dcr Regsirung
seien. Die Frage habe seü zwei Tagkv stch
geklärt, nnd es sei jetzt dcr Senal in die Lggk
versetzt, zu entscheiden, vb der Kaiser sZt 18
Monaten mit Energic uiid Ueberzcugimg sür
di'e ünmer von ihm proclamirte Pöljtik ge-
kämpft, oder ob er nur eine Fr-nkreichs und
seiner selbst.unwürdige Comödie gespielt hqbe.
Es gebe kei'sten mittlcrn Apsweg, dep Senqj
müffe stch enkscheideu. Herr Billqult läßt flch
nun auf eine kurze Darlegung der Vorzänge
seit 1859 bis jetzt eist und entwickelt in dsr
bekannten Bewessführung, wie der Kaiser stets
das Bestc des Papstthmns gcwollt, pnd wie
seine redlichen Äiistrciigmigcn stets stist Un-
dank belohnt und verschmäht worden. Und
nun, schloß der Minister, wenn Gif glqstben,
daß der Kaiscr Alles, was shm möglich wqr,
zu thun, gelhan hat, so sprcchen Sip es offen
und ehrlich aus. Auf die Frage des Grafen
Segur d'Agueffeau, ob es möglich sei, daß die
sranzösischen Truppest Rom verlaffen, erwie-
dert Billault, er werde daraus keine Aiitivort
geben; und qlg der Graf sagtc, quch dies sfi
cine Anlwori, fuhr er fors; er könne ngr
sagen, daß die Frqnzosen bereits seik cilf Aah-
ren in Rom seicn, um dic Ustabhängigkeii des
Papstes zu schützcn, uiib haß sie sich nicht,
wie bie Oesterreichsr, ihren Äufenthalt bezqh-
len licßen. Nieistqnd habe übrigcns daß Recht,
bie Aufrichiigkeit unb die Hingcbung der Re-
gieruug zu verdächtsgeii. Cardinal Ponnet,
Erzbischof vo» Bordeaur, enkgeglict hiesästf
ebenfalls auf bse Redk dcs Prinzen Napolsvst,
schüdert i'i, bcgeistertcr Nede dis Tügestdsst
imd Drangsate bes h. Vaters, sowie Franz II.,
warnt vor den revviutiouäreii Principien, vie
der Prinz proclamiri, und empfiehlt bri'ngenb
dtc Annahme eines von fünf Mitgliebern ein-
gcreichtcn Amendements, welches die weltlichc
Macht des Papstcs als uothwcndig für seige
Uiiabhängigkeit erklärt. Nachdem der Mini-
stcr Baroche noch erklärt, daß die Regi'erung
dieses Nmendcment zurückweisen werde, wird
die allgemcine Discuffion geschloffen.

Deutschlan-

KarlSruhe, 7. Mäiz. Silne Köntgtiche Hvhctt der
Großherzog hadr« unrerm s. d. M. gnädtgst geruht:
de« AmISrevisor Rechpungsralh Hirbster zu vörrach auf
set« unterthäutgstc« Ausuchr« wcgeu vorgersicktcu Altcrs
uud KränMchkett, untcr Auerkenuung seiurr lairgjäHrtgcn,

„denn dicses kindischk Spiel einer fiüchtigen Laune
ist für mich piötzlich ernst und snhaUsschwer ge-
worden, vielleicht ist meine Ruhc, meist Wüst der
Einsatz gewesen, und ist es, wie du sagst, so ist
beides verloren."

„Thekla, was sagst du da!" rsef die Schipester
crschrocken, „woher kommen dir diesc düstern Ge-
danken?"

' „Jch will sie äir zu schildern suchen, wie sie jetzt
plötzlich in mcinem Znnern aufgetaucht sind, s»
wirst du mich und deffen Angsr begrerfen. Du
lachst darübcr, daß Werdcrns Zdentität mit jenem
unbekannten „Edmund" mich traurig stimmt »std
nennst mich auf meinen eigeiienMchattrn eifersüch-
tig; aber bu »crgiffest, daß Zsidorc und Thckla für
Edmund o. Werdern zwci verschiedene Wxsen sind,
daß wenn er die einc ticbt und sic -s errathen läßt,
er die andere täuscht und hintergeht. Zene Briefe
an „Jsidore" cnthaltcn wohl kcin eigentliches Ge-
ständiiiß seincr Ncigung; allein es tst 'desto klarer
zwischen dcrcn Zcilen zu leftst. Mit welchem Na-
men willst du also scine Huldigung an Thekla be-
zcichnen? Zst eS nur ein fiüchtiges Wohlgefallen
an ihrer Sußeru Erscheinung, ist es e.üre rasche,
 
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