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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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M; Is»


Sonntag, 23. Zuni

JnsertionSgkbühren für die Zspaltige Petit-

Deutschland.

Karlsruhe, 21. Juni. Seinc Königli'che
Hoheit der Großherzog haben mi't Höchster
Enrschließung vom 19. d. M. den Geheimen
Hosrath unv Profeffor Dr. Robert v. Mohl,
unter Besördcrung zum Geh. Rath II. Claffe,
zu Höchstthrem Gesanbten am Deutschen Bun-
restag zu ernennen geruht.

Karlsruhe, 20. Juni'. Die Heil- und
Pstegcanstalten in Zllenau und Psorzhcim stnd
so überfüllt mit Kranken, daß stch das großh.
Ministerium dcs Jimern zu einer außerordent-
liche» Waßregel veranlaßt gesunden hat, welche
sofort und jo lange einzutreten hat, bis die
großherz. Regieruug sür Herstellung weitcrer
Räumlichkeiten gesorgt habeu wird. Die Di-
rectionen beidcr Änstalten sinv beauftragt wor-
deu, diejenigcn Zrrenpfleglinge den Bezirks-
ämtern zu dezeichnen, welche iu ihrem Wvhn-
siße verpstegt wcrde» köiinen, ohne daß sür
ihre Umgedung Schaven zu besürchten ift. Die
bckheiliglkli Stellen haben sür zweckmäßige
Unterbringung und Ueberwachung Svrge zu
trageu, oder die entgegenstehenden Bedenken
geltenb zu machen. Diese Ausscheidung der"
Pfleglüige, welche nach strenger Luslegung
der KK. 8 und 42 der Statuten nicht in drs
Anstalten gehören, ift in vorlikgendem galle
der Uebersüllung gerecht und geboten; die Fa-
milien und Gemeinden haben sür ihre Zrren, st>
weil ste nach den Statutew nicht ausnahmssähig
stnb, selbst zu sorgen, uird in dcn beiven Staats-
Jrrenanstallen sollen nur Lie hoii-aren unv von
unheUbaren bie gesährlichereu uud hilfiose»
Aujnahme stnden. kK. Z.)

KarlSruhe, 20. Zuni. Di« Lrganisten.
stelle an der evang. Stadtkirche in. Karlsruhe
wurde dem Musiklehrer H. Hcnrici daselbst
überlragen.

-s- Bom Rhein, 21. Zuni. Wie man
nns vvn wohlliuierrichteter Seite miiiherlt,
wird in einigen Wochen an dic Hehrer unsc-
rer Lpceen, Gpmnasien, Pädagogicn und hö-
heren Bürgerschulen ein Circular ergehen, wo-
durch dieselben ausgcsvrberd werden, sich in
ben nächsten Herbstferlen an noch zu bestim-
menbem Orte zur Bcsprechung wichtiger, die
Rrsorin bcS Miitelschulwejens betreffeiideir
Fragen zu versammcln. Daß dikse Einladuiig
m ben betheiligien Kreisen freudigen Anklang
finben wird, unierliegt keinem Zweifel. Zst
es voch bie Ueberzeugung AÜer, die einiger-
maßen mit den Berhältnlffen vertraut sinv,
daß es zur Beseitigung vielcr Uebelstände,
welche die gedeihlich« Entwilklung unserer Mit-

Durch Nacht gum Licht.

Led.enst>rld von Jojeph Rank.

(Fortsetzung).

Zuerst erschicn cine Dame, die, ohne ein Wort
zu sagcn, auf ihr Töchtcrchen, ein Kind von scchs
Zahrcn, zueilte und es mitten aus der Schaar der
Spielgenosscn mit zuckcnder Eilc entführtc; sie nahm
sich kaum Zeit, vor ihrem Verschwindcn noch einen
Blick dcr Wehmuth auf Eduard und desscn.Schwe-
stern zurückzuwcrfcn. .

Ein Theil dcr Kindcr war über dtesen Äustritt
Zwar verwundert, wollte stch aber Icineswcgs in
seinem Treibcn stören laffcn — als sich schon zwei
andere Frauen nähertcn und nicht wcniger bestürzt
ihre Klcinen aus dcr Schaar der Spielenden hol-
tcn; sie nahmcn sich indcssen Zcit, um Eduard und
dejsen Schwcsterchen mit weinendcn. Blickcn zu be-
trachten und cines um das andere theilnahmsvoll
an's Hcrz zu drückcn.

Jctzt theiltc sich auch den Kindcrn cine trübe Ah-
nung mit, cinige starrten betrosfcn vor sich hin und
»ndere vrrlicßen ben Schauplatz des Spieles, uM

telschulen hemmen, wi'e auf kei'nem andern Ge-
biete eines frischen Zmpulses bedarf. Daß
dieser Jmpuls von oben gegeben werde, ist,
abgesehen von den bisherigen Erfahrungen,
schon deßhalb m'cht zu erwarten, weil die re-
gierenden Herren noch gcraume Zeit durch
brenncnde Fragen politischer und kirchlicher
Ratur l'n Anspruch genvmmen stnd. Svll da-
her doch etwas im Jntereffe der Mittelschule
geschehen — nnd es ist höchste Zeik, daß et-
was geschehe — so blcibt nichts übrig, als
baß die Schulmänner selbst die Sache der Re-
form, dic ihnen ja am nächsten liegen muß,
in dic Hand nchmen. Der Stoff zur Bespre-
chung dcr projectirtm Bersammlung ist in
svlcher Külle »orhanden, daß dre einzige Ver-
legeuheit aus der Menge der zu erörternben
Puncte crwachfe« könntc. Um nur mit eincm
Worte den heute noch geitenden Lehrplan zu
brrühren, so befriedigt derfelbe nach keiner
Richtnng hi«: ein Product der Halbheit, wie
er ift, wird ihm von „Humanistcil" und „Rea-°
listen" in glcicher Weise der Krieg erklärt.
Was ferner dik! Leitmig des höhereu Schul-
wesens bekrifft, so constatiren wir nur die
Thatjache, die für sich allein schon vi'eles er-
kiärt, daß selbst über technische Fragen in
letzter Jnstanz. nicht vou Sachverstänbigen cnk-
schieden wird. Allerdings haben wir einen
Oberstubieuraih, in welchem auch «inigdSchuI-
«äiin« Sitz uud -Llimm« habe« ; allein diese
Behörde, ist in ihrer Compelenz so beschränkt,
baß ste ohne Gcnehmlgung des Ministeriums
des Znuern, in welchem kein cinziger Fach-
maun die Zntcrcffen der Schule vertkitt, nicht
eiiimal daej Rccht hat, auch nur ein neue.s
Lcsebiich einzusühren, oder die geringste Ver-
befferung bctz, Lehrplans eintretcn zu laffen,
Unsere juristischc Burcaukratie finbet es zwar
ganz bcgreijU.H, daff ste auch in solchen Fra-
gen," deiieu sie gänzlich sremd ist, das letzte
Wort hat; indeffen dem gesunden Menschen-
verstande ist die Eiielkcit solcher Präteusiouen
voitkommen einlcuchtend. Diese kurzen An-
dcutungen mögen für heute genügen; vielleicht
daß wir spätcr Gelegenhei't finben, eingehen-
bcr auf bie Sache zurückzukommen.

HeidvlUerg, 20. Zuni. Ueber die Fort-
fchritte ver Örenwälder Eisenbahn berichlet
di« B. kz. FolgcnbeS: Der Tuunel an der An-
lage rft nun biS aus's Pvrtal am weftlichen
Enve, das eben in Angrijs gcnommen wird,

> vollendet. Die Arbeiten im zweiten Tunnel
am Karlsthor gchrn iangsam, aber stcher vor-
wärts; cö sind schon bedcutende Strecken
überwvlbt und wird immer noch an 5 ver-

nachzusthen, was im oberen Theile des Gartens
vorgefallrn sti?

^ Zu Letztcren gehörte auch Eduard, der ftine bei-
den Schwestern an den Händen nahm und mit sich
fortsührte.

Er war abcr kaum. einige Schrittrgegangen, als
drei vvrnchme Herren, Gäste deS Hausts, tn Bc-
glcitung ihrcr Frauen ihm entgegentraten, dcrcn
Blicke sämmtlich mit Wehmuth anf Len Kindern
ruhtcn; Eduard konnte, eh'sirihn ansprachcn, npch
dcutlich hörcn, wie sic untereinander sagten: „Arme
Kinder, wcr soü nnn. fnr. sie. sorgen!"

Hierauf trat von den Männcrn ciner zu Ednard
heran, nahm ihn sanft, aber fest an dcr Hand und
sagte, indcm cr dcn Fraucn winkte, sich der Mäd-
chen zu bcmächtigen:

„Kommt mit uns, liebeKleine; eure Eltern sind
schnell nach der Stadt gefahren, ihr sollet mit uns
folgcn!"

So bcgab man fich langsam und ohne weitcr ein
Wort zu sagen, nach dem oberen Theilo deö Gar-
tens, wo im Frcicn von der zahltcichen Gesellschaft
Niemand mehr zu sthcn war, wogcgen esim Haust
stlbst von uuheimlichen Stimmen brauste.

schiedenen Punkten an deffen Ucberwölbung
gearbeitet, so daß man auch seiner baldigen
Vollendung entgegensehen kann. Die Erdar-
beiten zwischen hier uud Neckargemünd sind
ziemlich weit vorgeschritten und es herrscht
auf der ganzcn Länge eine geoße Thätigkeit.
Eben so ist es, wie wir uns sagen ließen,
auf der Strecke zwischen Neckargemünd und
Mosbach. Der Tunnel bci Mörtelstein ist
jetzt durchbrochen und man hat bereits mit
seiner Ueberwölbung begonnen. Die sechs
Brückenpfeiler bci Neckarelz stnd sämmilich
scho» aus dem Waffer, drei davon zum Ueber-
brücken reis, wozu das Material schön an
Ort unb Stelle ist. Auf dcr ganzen Linie
werden demnächst sämmtliche Hochbauten in
Angriff gennmmcn und cs müffen dieselben
noch dicses Zahr ünter Dach gebracht werden.
Die Eröffnung der ganzen Bahn ist aus S>pät-
jahr 1802 sestgesetzl, mid sie wirb bis dahi»
auch vöilig hergestellt sein. ,

Mannheim, 17. Juni. Die „Badische
Laubeszig." berichtet in cinem gxößeren Ar-
tikel: Die erfreuliche Reguug des politischen
Lebens in hiestger Stabt hat leider durch die
Spaltung der bisher vcreinigten Parteien be-
züglich der Gemeindewahlen eine sehr uner-
quickliche Trübuug erfahren. Dic Besonneuen
hielten für unmöglich, baß bei den großen
deulschen Fragen die Bürgerschast sich spal«
tcn könnte, da die gauz übcrwiegende Mehr-
zahl aller Bürger in ven Grunbforderungen
eins, und in dicser Beziehung bie Parteien
so gut wie verschwundcn stnd. . . . Äeffen un-
geachtet gehen dic Psrteien nun schroff aus-
einander, und zwar leidrr incht aus sachiichen,
sondern persöiilichcn Grüiiden. Eine Reihe
von Bürgein, entschloffen, rcdlich zu obigen
Grundsätzen zu stehcn, vcriaiigten Versöhnung
AUer uud zu diesem Behuse gänzlichcs Vergeffen
der alten Parteischlagwörter, Bergebung des
gegenseitigen Parteihadcrs unb Vereinigung l'm
gejetziichen Sireben nach bem Wohl des Va-
terlaudes. Di'esc Foiderung schien uns so
gerecht und so poliiiich, daß wir keincn Au-
genblick zweijellen, die sv gebolene unb ge-
wnnschle Hand wcrde crgriffcn unb gercicht
iverben. Leioer tänschten wir uns; die —

! um die Schlagwöiter zu gebrauchen — „go-
^ thaische" Partei erklärtc, wriiil von ber be-
> mokralischen, welchc odige Foiberungen gestellt
hatte, aus der Wahl einzcliier, im Zayre 1849
in Uiitersuchung gekonimener Männer, wie
z. B. Rös unb Sönker, bestandeii würde,
nichc mit ihr zu gehcn, während die bemo-
kratische Partei der Ansicht war, man müffe

Eduard wollte in das Haus, um sich und den
Schwestern die abgclegten Hüte zu holen, aber in
diesem Augcnblick trat ihm schon ein Diener mtd
denselben cntgcgen', die Kinder wurden vor das
Thor gesührt, in eincn Wagen gchobcn — nnd fort
ging eS nach der Stadt, als hatte man dic Absicht,
die Kind'er einem schwercn Schicksal zu entführen.

Lcidcr wäre auch die schnellste Flncht nicht im
Stande gcwcstn, dem traurigcn Ercigniffe zu ent-
gehcn, welches übcr Eduard's Familie hereinge-
drochen war.

Eduard's Vater hatte, «Lhrend er in bester Laune
unter stinen Gästen saß, die Nachricht erhaiten, daß
der erste Anstnrm einer großen Geld- und Gcschäfts-
krisis drei derjenigcn Kirmen zu Fall gebracht habe,
mit welchen sein ganzcr Vermögensstand verstochten
war; — diese Nachricht hatte ihn mit «cnigen Wor-
ten znm armcn Manne gcmacht, ihm die Krüchte
rastlostr Arbcit, langjährigcr Svrge entriffen —
er sah sich mit Frau und Kindern mitten auS dcm
sicheren Behagen des Wohlstandes. an den Abgrund
änßersten Elends gestellt. So ruhigauch svnstffcine
Denkwcise,. so fest auch stin Character «ar, dieftm
ungeheueren Stoße sermochte er nicht zu wider-
 
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