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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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Ä» I«7.


MittVöch, 26

fur die 3spaltige. Defit-
ztile werdea mit 2 kr., 6tzw. 3 kr. berechaet.

L8SL.


Deutschlaud.

KavlSruhe, 21. Jum'. Die hksige ju-
ristisch« Gesetischast hat gesteru die Meite Zu-
sümmcnkimst zum Zwecke Ler Feststeliuitg ber
Statliten iind der voelänfigen Irterarefchen
Anschaffungen gehaltcn. Die Zahl der Mit-
glieder wird voraussichtlich bal» au^ 40—50
heranwxrchsen. Nächste« Ziveek der Gesellfchaft
ist Pstege und Fovtbildung deS badifchen Rechts.
Zu Vo< ftanb«->Nitgliedern wurden schon in
der ersten Versauimlung gewählt: Miniffe-
riasrath von Frepvors, Regierungsrath Dr.
Jollh, Oberanitsrichteir SachS, Hofgrrichts-
advotat Ettlinger unb Partiknlier A. Gunlher.

Heidotsterg, 20. Zuni. Gelegentlich des
ersten- deutsche» HandelStagS waren zwei Re-
fcrendüre zum Sekretärbienste babei verwerr-
det, unb beren Leistungen wurdew so trefslich
befunben, daß der Eine, R., nunmehr durch
Verinittelung deS Prästbenten, Hvn. Häilse-
mann, als Sekretär ber Berliner- HanbelSkam-
mer augestellt wurde. Zn gleicher Weise svll
Lie BreLlauer HandrlSkämmer mit dem an-
Leren Neserendär, Psl, Uuterhänd-lungen an-
geknüpst haben unb dürften dieselben wohl
zur gleichen- Erledigung kommen. (W. I.)

Heidelberg, 23i Juni. Heuie wurve
dem znm badi>chen Gesandten beim BundeS-
tage ernannten Geh. Rath v. Mbhl burch
eine Deputation des Gemeinderathp, und. en-
geren Ausschusses, an deren- Spitze, die beiden
Bürgfrmeister, das Ehrenbürgerrecht der Stadt
überreicht.

ff Heidelborg, 24. Zuni. Heute-Abend
bewegle sich ein langer Fackelzug durch die
Stadt vor dic Wohnung des von hier schei-
denben Hrn. Gch. Hvsraih v. Mohl. Die Stu-
dcntenschaft war es, wel-ch« zum letztenmale
ihrem geliebten Lehrer ein äüßeres Zcichen
ihrer Liebe unv Verehrung darbringen - wollte.'
Nach cinew durch den Festredner ausgebrach'-
len breimaligcn Hoch ans den scheidcnden'Leh-
rcr ergiiff der zur höheren diplomaiischtn Laus-
bahn Bcrusen« das Wort, nm- semen Dank
ausznsprechkn für die Ehre, die ihm die-Aca-
demiker bel seiner Trennung nochmals erwie-
sen. Jeder, sagte der Redner, der in Heibel-
berg gelebl, unb wie er seine schönstcn Zahre
daselbst zugebracht, würbe biese schöne StSdt
nie vcrgesscn, unb er sürchte, auch er wcrbe
nur allzusehr seiner Wirksamkeit a» hiestgcr
Hochschule gedenkcn. Sichilich ergriffen unb
mil einem Hoch aus die Stabt Hkidelderg und
die Äcademiker schloß Hr. v. Mohl seine Rebe.

Mannheim, 23. Zuni. Se.- Erc. ber

Hr. Staäisttiiltisttr E>r. Stäbel ^ührte gestern
Vorikrittäg beik hieä tittweseüb äeibesenen
Oberhvfrichker Fbhrn. st. Dfärschäu tn sein
«eües Aüit ektt.

VoM Mittttltheii», 2l. Jiini. Dör vör
Kurzem zum attßeedrd'emlichett Pkösefför än s-er
llknversität Hekdelberg ekttättnte ^icetttial Höltz-
aratttt hät eiikett ehrenv'öllen Rüf in dkö evatt-
gelifch - thcoiogische Fakuität bcr Üniversität
LMen erhalkett.

AuS Waden, 20. Zutti. Jn unsettem
Lättde- ffäffen stch seiL ttdttökdr Ztik öedschiedene
inoüstrielle Geskllschäftett Milbek, üm Ver Erde
Rohsläffe abzugeittintten, lhe'ils Uni' vic Roh-
stvffe zn verärbeitcli, od'er' zttitt NUtze'tt der
Confumentett ettttzurichteni Daövn' häben stch
einige gWcklich etttpüögehvbeii', ttttd'eiä hä'beii
öer,chl!e Spccttlaiionett gemächt. So wiirdc
kie Gescllschafk, welche b'el' Wiesloch Zittkerze
grnb, ausgelöst'; eittk attökrch welche Slcin-
kohlett fuchti ttnff krine fattd, fiel' gleichfalle
der Aufiösung auheiin ; eotnsd ging cS der Ge-
sellschafl, welche' in Offcnburg cöchprimirte
Gemüse liefern' cholltc'; eine attbete Gesell-
schast, welche aüf Tabat spccullrte' und i'm
Land'e Feldtr kattstt zuk'Anstflanzung chit Ta-
bak,, die Baüertt zum Täbakstflättzen anregte,
siecht cbeNfaüs bahin; theils' ivllr' vie'lliigunst
der Zeit vem Unlernrhchett sch'Sdlich, thcils
hatte man zu' viel Geld' in die hölzernen
Trockenanstalten, welihe' doch tticht lange' d'en
Wltierungstinflüffin Wrdcrstand leistetens ge-
steckts i'A Ganzen die Sache nicht practisch
angejängen, inbem .die Bchandlung des Ta-
bä-ks nicht därchgängig zwcckmäßig besörgl
ivikkde; auch die Berwaltüngskosteti zu höch
zu stehen kainen. sS, M.)

Pforzheim, 21. Juui. Dic Eröffnung
im-sercr- Siscnbahn wi'rb ach 3. Zuli stätlfiii-
den und St. K. H. der Größherzog däran
Ttzeil' nchwtn. Ztt cinkm gtättzenbeli Empfang
unscres'Landesfürsten sind die Böbbereltungen
allfeikig ich Gäng.

Ltvs der DiocesS Freibufft,, 19. Jüni.
Dke Vertinbärung'bks'ErzbischvsS tn Frei-
burg mit der Großh. Regietnng über bi'e
Psründenbefeßung lst uttkrwartet auf neue
Hinde-rntffc gestoßen , so baß der völlige Ab-
schl-üß wicder ekwaS iii die Ferne geruckt ist.

Berti«, 19r Juni. Die Peiersbnrger
„Bidne" vom 7. sagt, daß bis Ende Mäi in
Povolien in 141 Dörsern mit 71,000 Ein-
wohnera Attfstände stattgefundcn habe». Un-
zu,riedenhcil mit den gegebenen Befehlen
hdbtn'diese Unordnungen hervorgerüfeii; Lie
Orbnung ift wiedcr hergesteüt.

AuS Berli» wird der „Eibf..Ztg." geschrie-
ben, daß aus Anlaß der b.ea.bl>ch.t.igte.n Hffs-
digungsseicf eine unglaudliche .Ayzahl von
Gcsuchen um Verleihung des Äbeis an dxn
Köiiig gerichtct ist. Ls muß anch solche
Käuzc gcben! Es lst freilich kaum begreiflich,
wre man scit Emaiialivn der Verfaffüngsnr-
künbe noch ans bie VerlZhung des l-Ioßen
Äbelslitels Werth legen kann. . Dafür kami
man sich jktzt gar nichis mehr kaufe'n. , .

.Berlin, 20,.Zuni. Die „N. F. Z.j'hri'ngt
einen Ärtikel uber den Corpßbefehl pc.s Ge-
nerats v. Schäck in Mägdeburg, welche.r. dett
d'iffidcntischen Soldaten ben Besuch ih.res Got-
tesdiensres vcrbietei; sie sügt hinzu: Hält man
mit solchen Erschkinuiigeii u, a. dcn Unfpg zu-
sämmen, dett Obcrcoiisistorialralh Sfphl. erst
neuerdings wieder dci ber Berliner Pastqxal-
conskrenz in einem klrchlich-poliiischcii Vor-
irage gegen Geist'unb Namen Les Pr.otestan-
l'ismus ausüble; serner die V^rlcumbungen,
die scin Gkistcsgenoffe, Pros. Wuitke, m der-
selben Versammlung gcgen bie srcistnnigen
Äelstiichcn ausstieß; bedeiikl nian, daß.Letzle-
rer üeuerdings bcrusen wurd'e) an.eincr d.«r
einflußreichsien. Lehistellen (in, Halle) dse
geistlichkü Völksbilvner ver Zukunit zu exzie-
he»; vergleicht man mit diesen unb, ahlllichen
Vorgäiigcn z. B. b'en jctzi sch Großherzpg.thum
Laben herrschenbcii' Geist unv namenilich Zit-
tels ireffilche Rede anf ber Dzirffachrx Eonsß-
renz üder bie Religion, nginlich das sittliche
religiöse Lebcn, in ihrcm Unlerschixde von de.r
Theologie unb als Hauplsache ber evaiigeli«
schcn Gemeinde; danu sragt man chiederu.ch
bcdcnklich und beküuuncrt n.ach ber Natur de^
moraiischen Waffen, mii welchen Preußcn Sub-
deuischlands Achiiiilg unb Znirauen erobxrn
will. Wcnn' Oestcrreich stch von dem lLvn-
cordate reinigt ünd dte glaiibkn^wüthlgen HauS«
«nd' Statihalter .seiner Völker,oh,ie Agseheff
ber Person zur N'echenschast zieht: was wird
dan» Preußen lhun?

Hannover, 22. Jüni. Heute NaHmiil
tag lst eiibiich bcr Vertrag, welchcr bse Er-
hebung des Stades-ZvÜö vom 1. Zul.k b.. Z.
an aufhebr, von allen Eonferenzbevollmächtig-
ten uiiterzeichnet wörden.

Wien, 20. Zuiil. sÜntcrhausffßung ffom
19. d., Schlüßi) ' KÜranva debaueri eas Vör-
gefallene 'um fö tiefer, als ja den Vorreduertt
dckttniit sei, daß ln diesem Hause das vollste
Wvhlwollen gegen die, Natlonallfätftt, dene«.
bieselt>en angchörkn, herrfche (Bcifall links).
Man Hat vi'e'I voa' AÜioiioniic gejprochen;
NichtS aber von Eincm, um das sich böch bie

Nurch Nacht gum Licht:

Lebensbild von Z.oseph Rank.

(Fortsctzung).

Der bcschclvene Räum; in welchem Eduard fcine
Pfiichten alS Schüler crsüllte,.»on>wo-er-auögiilg,
wcnn er Gänge. zu machcn hatte, und wohm er
znrückkchrtc, wcnn er scincn Pflichten Gejiügc ge-
than, war daS klclne Zimmer seitier Wvhnnng bci
dcr alten Wittwc.

Ein hölzcrncs Lrucifir) ein schmales Bucherbrett
darunter, linkS am Eingang in Vas Zlminer ein
schllchtcs Bct», und.dicsem gegenüber an demFen-
stcr ein Tischchen und Stuhl aus Tanncnholz warcn
die sämmtlichcn Mobcl dcS beschränkten Raumcs.
Der Schrank, in welchem Eduard's gcringcr Vor-
rath an Kleivern und Wasche nntcrgehracht war,
befand sich bcreits m dem anstoßcnden Zimmer der
alten Pficgeri»-, wo auch der gemeinsame Eßtisch
stand und einc Anzahl' alter, nlcht unbcqncmcr
Möbcl dte Wände ziertc,

So schllcht nun die Eiyrichtung war, wclche Edn-
ard'ö hänoliche Umgebung anfwics, so'einfach-war

die Lcbensweiscswökche devKnatzäiNdiesei: beschränk-
tcn Lage jetzt bcgann.

Morgens, bald- nach füns Uhr,' währettd es im
Hausc noch allwärts'stille war, töttkeäüs einer fernen
Eckc der Woh'nstü'be, wö hinker einer spanischcn
Wano die alte Pfiegerin ihr Lagcr hatte, ein fcines
Glöcklein, wclcheS so langc bilnmeltt, bis Eduard
zu verstehen gabj daß 'er es höre ünd aüfstehen
wollc; an Folgsaüikcit und frühes Aufsteheii ge-
wöhnt, verzog cr auch selten länger als einige Mi-
nutcn, scinen Vorsatz-ausznführen, erhob sich, wusch
unb kleidete sich 'und nahm dann an dcln Tischchen
Platz, um in allcr St'illc scine Aufgaben noch cin-
mal durchzusehen. Um scchs Uhr war auch die alte
Pficgerin in den Kieidcrn, im Ofcn kttisterte das
Feuer und Punkt halbeir'siebcll stand der Mörgen-
kaffce auf dem Tische, um den sich dic Wittwe,
Ednard und ein niedliches junges KLtzchcn einfan-
dcn. Nach dem Frühstück, das nttr'durch einige,
zuerst an daS wohlerzsgem Kätzchcn'stnd dänu an
Eduard gerichtete gnte Wortc unterbrvchcn wurdc,
schnürtc Ednard scinc nöthigcn Bücher-in den'Rie-'
men und bcgab fich-aus bcn Weg nach der Schüle.

Er war noch in dem Elteinh'änse' füt den E9>-

triit in das Unterghmnasium sorgfäfZg porhxreltct.
worden und sctztc nun als wlrklicher Schüler dcS-
sclbett seine Studien fort. , . '

Der Wcg nach der latcinischcn SHuis,«ar ziem-
lich lang und führte theils qucr, .thclls dsr.Länga
nach durch mchrcre Straßen.; Ednard folgtc.auf
dem Hin- und Rückwege immcr gcnau dkrfelb.cn.
Richtnng, und da sich m dcn'Sfraßen der cntle-
gcncn und im Ganzen armen'Norstadl. nicht viel
Sonderlichcö und'Änzichrndes'zutrug, Edüard.äuch.
daS Srraßcnleben dcr rcichen, gläiiHenben S.tadt-,
theile zu sehen gcwohnt «ar, so läßt kch sich wvhl;
denken, daß erseinen Wandcrüngen.naHderHchnle
nicht mchr Zeit uüd 'Aüfmcrksamteii schenkte, als

ebctt nöthig war. , .

An schülfrclen Tagen wldmcte Eduard sofpxtj
nach dem Frühstück die Morgknstundcn seincn AuH
gabcn, dic er in Ermangclung alles LcbcnsgcxiuffeS'
als Zerstrenungsmiitel UebgcwLnn, bayn begäh ex
sich in den zur Wöhnnng gchorcnden Hofraum, wo
cr, so gut eS ging,'sür 'sich 'allein den Ball schlug
oder seinc Turnübungcn fortsetzte. Zu dicsen Zer-
strcuuilgen gesellte sich später, als Ebuard sich aus
der schlimmften Bedrückung des Geiüüthcs etwaS
 
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