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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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Vrscheint? Montägs äüsgenonimen, 'tagljch.
.Preis viertkljäbrlich 51 kr..

Sonntag, 3. Februar

Jnsertionsgebühren sur die Zspaltige Petit-
zeile werden,nit 2 kr., bezw. 3kr. berechnet.

L8«L

t I Die jetzige Lage Ungarns.

<F°rts-tzung.)

Die Nefvrmen der Ncuzelt.

Wir haben schvu vben maniiigsachcr Ber-
snche erwähnt, wrlche von Seiten des Wiener
Hofes zum Theile mit Erfvlg bemacht worden,
um einzelne Bestimmungcii der Verfaffung Un-
garns außer Kraft zu setzen. Kaiser Joseph II.
that diescs in besondcrs auffallcndcr Wcise,
wenn auch üi wohlmcinender Äbsicht. Seit
jener Zeit hörten jedoch offenbare Gewalt-
schritte auf und versuchtc das bald hieräuf
folgendc Mctternich'sche Spstem seine Teiiden-
zen inehr auf dcm Wege einer geräüschlosen
Unterminirung zu errcichcn. So wurde na-
mentlich von dicseui, um die Berwältung Un-
garns deu nationalcn Händen zu entzichen,
als Mittel gebraücht, daß man den Comitäts-
vorständen (Obergcspanen) sogen. Administra-
toren der österrcichischeii Regierung an die
Seite setzte. Dicsc Maßregel errcgte beson-
ders eincii Siurm des Unwillens in Ungarn;
cs wurde auf mehreren Reichstagen heftig da-
gegen gestrittcn, bis endlich (um die Mitte der
siierzigcr Jahrc) dic vsterreichische Regierung
dicse verhaßten Beamten entfernen mußte. —
Schon seit dem Jahrc 1839 abcr hatte sich
untcr dem Adel anf dem Ncichstage und au-
ßerhalb deffclben cine rühmenswerthe Partei
gcbildct, welche sich mit den liberalen Jdcen
der Ncuzeii bcfreundete. Diese Partei nahm
an Zahl und Ansehen sichtbar zu, wirkte in
engcrn Kreisen für Ackerbau, Jndustrie und
Wiffenschaft. bot die Hand zu cinem zeitge-
Mäßcn Uuibau der Verfaffung und crrang auf
diesen Gebieien viclfache Erfolge, uamenilich
auf dem für Ungarn besonders denkwürdigcn
Landiage von 1847/48. — Aus diesem ging
nämlich cin neues Wahlgesetz, welches das
Wahlrecht auf alle Klaffen des Volkes aus-
dchnte und somit auch Nichtadelige für poli-
tisch befähigt erklärte, hervor. Ebcnso wurde
die Aufhcbung dcr seitberigen Steuerfreiheit
res Adcls iind der Roboipflichtigkeit dcr Bauern
ausgesprochen und noch manch' andercr zeit-
gcmäßer, freisinnigcr Beschluß gefaßt, so däß
sich die Ungarn im Jahre 1848 schon vor der
fränzösischen Februarrevolution nahe am Zielc
ihres Strebens befanden. Jm März 1848
scßtcn sie svdann noch die Gründung eines
eigenen veraniwortlichen Ministcriums und ein
fast ganz unabhängiges Verhaltniß zu Oester-
reich auf der Grundlage einer bloßen Perso-
nal-Union durch, sowie auch die Vereinigung
der sog. Nebenländer von Ungarn, Croatien,

Das große Fasi zu Hcidelberg.

Histoch'che Novelk »on Wilh. Zungmann.

(Fortsctzung.)

Oft wenn scin Augc mit tiefem Schmerze auf
den beiden jüngen Leutcn verwcilte und still eine
Thränc in seincn Wimpern zitterte, da warf ihm
Lcnchen wohl einen hcrzinnigcn, bedeutungsoollen
Blick zu, allein balb war er «ieder vcrschwundcn
und hing wiedcr mit ungetrübter Heiterkeit an dem
Munde des Neuängckommencn.

Gleiche Liebc, giciche Anerkcnnung ließ Meister
Werner nach wie vor scinem Gcrhard zu Theil
«erden. Mit stcts gewohntcr Herzensgüte suchtc
Frau Gertrude allc seinc Bedürfniffc auf's beste
zu befriedigcn und ihm manche Freude zu berciten;
auch Fclir schien sich allen seincn Anordnungen wil-
lig zu fügen und allen seinen Aufträgcn mit dem
größten Etfer nachzukommen, und dcnnoch wurdc
es ihm täglich unheimlichcr in dicsem Hause, das
cinst seinc ganze Seligkeit in sich schloß. Fort zog
es ihn jetzt, hinaus in die weite Welt, um dort
seinen Kummer und sein« Liebe zu »ergeffen.

Slavoiiien, Siebenbürgeii u. s. w. mit dem
Hauptlande. Bckanni, als der Gcschichie der
'neüesten Zeit angehörig, ist, wie das Wiener
Cabinet, welches diese zu weit gehenden Zu-
geständniffc reute, dieselben znerst insgeheiin,
dann offen ziirücknahm, und wie es in deiii
blutigkn Sprachen- und Racenkampfe, welchcr
alsbald von Sei'ten der slavijchcn Bewohner
jcner Ncbenländer wibcr dlc Magparen ent-
brannte, für die Erstcren Pärtei ergriff und
diese zu Gnnsten der sofort eintreieiiden Re-
action schlau benutzte. Der Vcrlauf uiid däs
Ende dcs hieranf beginnenden heftigen Jnsnr-
rcctioiiskampfes dcr Uiigar» ist cbcnfalls in
frischem Gedächtniffe. Die Fvlge dcffelben
war, daß Ungarn für dic nächsten zehn bis
zwölf Jahre scine Vcrfaffung, sowie seine
Selbstständigkeik völlig verlor. Durch den kat-
serlichen Erläß vom 20. October v. I. ist nun
jene grvßcntheils wledes hergestcllt und sofort
vie nätioitale Verwaltnng des Landes durch
die Comltate wieder augeordnet, der Rcichs-
tag aber auf Anfang Äpril d. I. cinberufen
worden. Nvch vcrmiffen die Ungarn aber
einige wescntliche Rechke, welche sie schon nach
dcr alten Derfaffung (d. h. vor 1847) be-
saßcn, nämlich dic Steuerbewilligung des Land-
tages,' deffett Zustimmung zu der Militäraus-
hebung, der Krönungseid des Landesherrn äuf
die ungärische Berfaffunff und dik Wi'cdervcr-
ciniguiig jener altcn Nebenländer Ungarns mit
deüi Hanptlande (bezüglich eim'ger sion Scr-
ben bewohnien Districie Südungarns, der sög.
Woiwoki'na, ist diese Vereiiiigung inzwischen
äuf Geheiß des Kaisers erfolgt). Bemcrkt
zu werden verdieüt, daß die slavischcn, wal-
lachi'schen und selbst deutschen Bewohner die-
scr alte» Zubehörc UngarnS (dem Vernchmeii
nach z. B. anch die sog. Sachsen in Sieben-
bürgen) der Wicdervereinignng mi't dcn Ma-
gyaren jctzt nicht mehr widerstreben, wcm'g-
stens länge nicht mehr in dem Grade, wie
dics im Jahre 1848 ber Fall war. Außcr
jencn noch ausstehcndcn BerrchtigllNgcn dcr
alten Verfaffung verlangen die Ungarn (we-
nigstcns die den liberalcn Richkungeii Angehö-
rigen, dkiin die Alicoiiservativcn sind durch
die bi'sherigen kaiscrlicheii Zugeständiiiffe so
ziemli'ch befricdigt) nvch Wievcreinführung der
freistnnigen Nefoimcn vvn 1847/48, nament-
lich bie damals angcbahnte democratische Wahl-
ordnuiig, sowie ein befonderes vcrantwortliches
Mimstcrimn. Bezüglich dicses letzter» Ber-
langens wl'rd vorauSstchtllch der helßeste Kampf
zwischen der Ncgieruilg und bom Reichstage
entbrennen und dürfte sich die Erstere zn di'e- j

So war abermals einc Woche herumgcgangen,
der Sonntag hcrangekommcn, und fest hatte sich
Gerhard vorgenommcn, scincm Mcistck nach dem
Mittagcffen scinen Entschluß zu erklären: ftin Haus
zn verlaffen und auf die Wandcrschaft zu gehen,
als eben ein kurfürstlichcr Bote von Hcidclberg vor
dem Hauft des Meisters crschien und dicsen im Anf-
tragc ftines Hcrrn zu sprcchcn wünschte.

Wic staünte nun Mcister Wcrner, äls dieftr ihm
cröffnete, daß ftin Herr) der Pfalzgraf Johann
Eafimir, beschloffen habe, ein großes, prachtoolles
Faß, das mindcstens 132 Fuder Wctn haltcn müffe,
erbancn zu laffen und daß er zum Erbauer diefts
Fasses den Küfcrmeistcr Michael Wcrner in Lgndaü,
als dcn geschicktcstcn in der ganzcn Umgcgcnd, auS-
crfehen häbc. Wolle und konnc cr fich dicftm Auf-
trage unterziehcn, so laffc ihn ftin Herr, dcr Pfalz-
graf, einlaorn, unverweilt nach Heidclberg sich zn
bcgcben, um von ihm daö NLHere übcr dicftn Bau
zu vcrnehmcn.

Mcifter Werner hatte genug zu thun im cigenen
Gcschäfte; cr hatte nicht nöthig, sich um Arbeit
außcrhalb dcS LandeS umzuthun; doch bcsaß cr
Eitelkcit genug, einen solch ehrcnvollen Auftrag

ser Concession, dercn Jnhalt mi't ciner aber-
ittäligcn, fast völli'gen Trennung UngarnS von
Oestrrreich, gleichbedeukend l'st, wohl äm schwer-
stcn entschließcn.

Wir haben schon früher dic Ansicht aufge«
stellt, daß es für die östcrreichische Regierung,
so wenig es dieser verdacht werdcn kann,
wcnn sie-alle ercentrische Äusschweifungcn und
angczettelte revolutionäre Scenen mit Ener-
gie bekämpft, unter Berücksichtigung der für
sie so critischen Zeitlage, doch 'gerathen sein
dürfke, den berechkigten nationalei, Wünschcn
des -an Zahl und Anschcii üoch übetwiegendcn
gcinäßl'gteii und königlich gesinnien Thcils-der
Ungarn sv wcit als möglich eingegcn zu kommcn.
Doch dürfte anderscits den Letzteren eine gewisse
Selbstbeherrschung und Mäßigung in zu wcit
gehenden Wünschen anzuempfchlen sein, eine
Ääßigung, dic unter Umständen selbst von
dcm (wlrklichen oder vcrmcinilichen) Rechte
aiis den starren Buchstaben cincr fast tausend-
jährigen Verfaffung hic und da Umgang neh-
mcn mögc. Es isi dicscS eine für sie durch
dic Nothweildigkcit iinningänglich gebvtenc
Klugheitsregel, wie wir in dem Schlnffe un-
screS Artikcls näher ausführe» wcrden.

(Schluß folgt.)

Deutschland

Karlsruhe, 27. Jan. Nach dem hiesi-
gen „Anzeigcr" wird bic päpstliche Lotterie
auch jctzt in Baden beirieben, wie dt'eselbe
in der Diö^ese Mainz bercits seil einiger
Zcit iin Gange ist. Diese Lotterie besteht
anS Knnstgcgeiistände», wclche dcr Papst aus
scincm Privateigcnthum zu di'esem Zweck
überlaffen hat, sowie aus dc» von dcn Frauen
NomS, Samniums und der Sabina gespen-
deten Schmucksachen. Dcr Ertrag ist zur
Eihallung dcr dcm Päpstc trcu gedlicbeiicn
Bcamicn in dcn geräliuiten Prvvinzcn be-
stimmi. Das Loos z» dieser Lottcrie kostet
28 kr., wclche nach Freiburg gesandt und
von dort Ansangs Februar „ach Rom ge-
schickt werden, wofür von da aus die Num-
mern zu der im Monat Mai stattsindenden
Verloosung verabfolgt werden. Der Erzbi-
schos von Freiburg habe allein 150 Loose
genominen.

K Karlsruhe, 1. Febr. Nach einer unS
zügekominklien ziivcrlässtgcn Mitthcilung ist eS
ttunmchr als gcwiß zu bctrachten, däß Herr
Städtpfarrer Holtzmann in Heidelbcrg an
Ullmanns Stelle als Prälat der evang. Lan-
i deski'rchc treten werde.

nicht gleichgültig von der Hand zu weiscn, darum
lchnte cr auch denselbcn nicht geradezu ab, soNdern
ließ nur durchblickcn, däß er wohl nicht im Stande
ftin wcrdc, einen solchcn Bau, der wohl viclc Mo-
nale in Anspruch nehmen könnte, immcr persönlich
zu letten und so iaiige stch von seincm cigenen Ge-
schäftc zu entfcrnen. Würdc aber Seinc Durch-
laucht darauf eingehcn, daß cr eincm ftiner tüch-
tigstcn Gehülfcn Len Bau dicsts FasseS übcrtragen
und cr nur dic Hauptleitmig deS Ganzcn über-
nchmen dürfe, dann wollc cr Seincr Durchlaucht
rccht. gerne zu Willcn ftin und für allc Verant-
wortlichkeit des UnternehmcnS mit ftinem Vermögcn
haften.

„Damit wird Seinc Durchlaucht gewiß zuftrede»
scin, denn er sttzt ftin ganzcS Verkauen auf Euch,
Meistcr Werner!" cntgegnctc der Bote, dann fuyr
er fort:„Wann darf ich Sciner Durchlaucht Euere
Ankunft in Hcidelberg- mcldcn? Vcrgcßt abcr ja
nicht dieftn Gehülsm rnitzubringen, denn Seine
Durchlaucht ist gcwohnt, jeden crst selbst zu prüfen,
ehe cr ihm einc Arbeit anoertraut!"

„Wenn cs eilt, so können wir schon am nächstcn
Donnerstag in Heidelberg sein! Sagt dem Pfalz-
 
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