Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0291

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
L8«L

Mittrvoch, 27. März


Erfolg der Slimmc der preu^

Mvc» Srscheint, Montags ausgenommen, tagkich.

^U. »i' -I Preis vierteljävrl-ch 51 kr.

* Zur Verständigung.

Unter diesem Ti'trl bringt di'e „N. Fr. Ztg."
eine Entgegnung wirer die früher i'n ihren
Spalte» abgeoruckie „Sliinme eincs alten Dc-
mvcraten" iiber den Nalioiialvereiii (vergleiche
Ne. 70 unseres Blattcs). Der Unpartcilich-
keit halber wvllen auch wir diescr Gcgcnstiinm^
eine Stelle in unscrem Blaile uichl vcrsagen.
Dieselbe lautct ihrcm Hauptinhalte nach:

„Dcr altc Demvcrat habc die Bedeutuug des
von den Versaniuililngcn zu Wvrms, Hagen
ii. s. w. gefaßien Beschliiffis inihverstanden.
Dicser Beschluß jollte nur ausdriicke», daß die
mit dem Nalivnalvereiii Gl c i chge si n nte n
dicse gleiche Gesiiinuiig auch durch ihre» Bci-
tritt beihatigen solliem An cinc Majvrisirung
der Andersgksiiintkil abcr hade inan nicht ge-
dacht. Bcsviiders fiir dic Nheinlande, gegcn
deren deutsche Gesiiiuulig uian in Nvrddcutsch-
land iinmcr noch mißirauisch ware, sei aber
ein solchcr Beschluß gauz am Platz gewesen.

Was den Natioiialvcrein sclbst betrifft, sv
habe dieser seine Lcbeussähigkeit dadurch be-
urkundet, daß scit etwa 0 Mvnatcn seine Mit-
gliederzahl sich um daS Dreifachc vcrimhrt
habe. Dagegen sci die Begrundiing eines
großdcutschen Vereius bis jctzt gescheitert. Der
'Nativnalverein, als solcher, stelle librigcus nicht
die Fuhrnng des Köuigs vvn Preußeu 'voran.
Er erkeniie in dem obersten Satze sciuer Sla-
tutcn nur dic sreiheilliche Einigung
Deutschlands, ohue Preußens zu erwäh-
nen. Dieseö Stalul . abcr sci nnabänderlich,
und das scheiubar ciilgkgenstkhende Programm
vom Scptniiber 1860 war durch kie damaligen
Uinsiäude gebvtcn. ES verstehe sich hicbei von
sclbsi, Laß Preußen scine Zutcreffln dcr all-
geineinen deutschen Sache iiiiicrvrdncii nniffe.
Auch daran habe man schon gedacht, daß Preu-
ßen diescs möglichcrwrise nicht thun würde.
Zn diescm Falle müffe inan aber eine andere
kräfiige iiiid kinheiliichc Ecutralgewalt zu
schaffcn suchcn (denn Preußcn s.i hiezu nicht un-
bedingt, soiider» uur bedingt atiöerfchc».) Der
resormatoiische Weg wurdc übrigenS zu Vem
letziern Wcge ivenig Aussicht aus Ersolg bic-
len. Auch Mctz habe sich bei den abgchaltc-
nen Vcrsaniiiiluugeii inimer »ur beviugt zu
Gunsten Prcußcus gcäußcrt. Man erkcnnc
an, daß die prcußische sitegierung zu ihrer
srnhern Schwächc iu iieuercr Zeit auch noch
andcre unpopiiläre Maßregcin gescllt habe.
AUcin iiia» dursc das prcnßische Volk nicht
mil der Negierung verwcchsclu: Zeucs habe
dicscs NegicrungsiKstim salt, und man hoffe

auf den endlichen
ßischen Lolksvcrtretung.

Auch der Nationalverein wolle endlich für
Deutschland einen BnndeSstaat und keineswegs
eineii Einheitsstaat. Wer irgend noch eine»
Zweifel widcr die wahrc» und eigentlichen
Tcnbknzen dcs Nationalvereins hege, könnc
sich jederzeit durch Nachlesen der georucktcn
Vcrhandlungen der ersten Generalversammlung
eines Bcfferii belehren."

AnmerI. Jndcm wir dle Richllgkelt Müncher hier nie-
dcrgkleglen Behauplungen aiicilinnen, ßlanben wlr ncch
FolgcnrcS hinzningcii zu miisscn. Es lss volllommcn rlchlig,
daß bcr Nalivnalvcrcin ln nU-araalo die prcnßische Hcgc-
monte für DcNlschlaiid nichl auSdrülllich in sctncii Staiuicn
ausgcstellt obcr in dcn lllordcigiuiid gcstclll hal. Ällcin
wic bcr Eliiscndcr dcS fraglichcn Arlikeis zur Vcrstäiidiguug
sclbst zuglbl, tss dtcscS ln dcm Piogramw dcr lctztcu Ge-
ncralvcrsanimlung gcschchcn uud tst, wie allbctaniit, iu
coiicrolo vou cinzcliicn Rcdurin und Worlkuhrcrn vct so
manchcn in bcn vcrschtcdciiftcn (Hcgcnbcn DcuIschtaiibS ab-
gchallencn Vcisaniuiluiigcn dcr picußiichcn Kuhrung vor-
zugswcise das Wort gcrcbct wordcn, so daß cö Ictchl cr-
ktärlich ist, wic htnsichilich Lcr wahrcn und cigciiklichcu
Tciidenz dcs NaltonalvcrcinS fdcrcu llächsscn paliiolisqcn
Zwcck wir gerne ancilcnncii) Lrrungcii unb Mlßvcriläiib-
niffe bci dcr großcn Mchrzahl Dcijcnigcn eiilstaiiren sinb,
wclchc jcncm Vcrein zur Zctl noch scrne stchcn. — Ob cs
dcr picußischcn Volkeocrlrciung grliiigcn wirb, ihre Rcgic-
rung auf aiibere lvcdankcn zu bitngcn, uiüsscn wir uillcr
dcn jcßtgcn Verhälriiiffen füglich bczwcifcln. — Daß untcr
dicseu abcr dcr reformaloiische Wcg zu dcm grwiiiischlcn
Zicle r.icht führen werde, musscn wir mit dcui iLtiiscubcr
dcs lcßien ArtikclS nichl bcdtngl, sondcrn übcrhaupi und
ganz iw AUgcuikinen für alle Fälle annehmcn. Die hoch-
wtchlige Fragc, wclchcm dclltschcn Staalc orci Fürstcn bcr-
clnsi die Ausubung dcr Ecniralgcivalt iii unscrcui Gcsamml-
vaicilande zufallcn solle, kann uämlich zur Zcil utcht im
Wcge fruchiloscc Dcltbcrationcll, foiiberii ledigiich tu dcr
Folgc durch dic Machl dcr Thaisachcn gclöst wiidcn. Wir
crlanbcn uns, dcr Kürze halbcr, in dlesec lüczichung auf
dasjcnige zu veiweiseil, was wtr tn dcn Nilinmcrn 48, 5k,
6V huiiscics Vl.) übcr dte deutsche Vcrfassnilgösrage nähcr
und ausfühilichcr gcsagt habcn.

Deutschlan-

KarlSruhe, rs. März. Seine iiönlgliche Hohcit dcr
Großherzog habcn Sich unlcrm 21. b. M. gnädigst
dcwogcn gcsuildcni dcn Äailzlktralh Ncumann bci dcr Rc-
gtcrung dcs Mitlclrhcinkrciscö sctncm Ulitcrlhänigstcn An-

gcdachtcn Slcllc zu krncnncn; fcrner dcn Archivrcgistrator
Kanzlctrath pudwtg dohier tn dcn Rnhcftand zu vcijchcn.

Äavlsruhe, 71. März. Ueder dik Slkl-
lmist dcr großh. Negicrung zur Ncform der
Nechkspfleste schreibt die „Karlsr. Zkg.": Es
ist bcreits hinreichcnv bekanilt, daß sich die
Juftizminisier »ichrercr deutsche» Staaten, dar-
untcr auch die von Wnrtcmbrrg unv Baven
(librigkns ist daS würtembkrizische Justiztmnl-
sierium in diescr Frage voraiigegange») ver-
eini.;k habcn, um bci de» beidcn dculschcti

Großmächlen kifrlgst dahin zn wirken, daß
dieseibe» in mvgltchster Balde lie Znitiative
ergreifen möchten, um ein gemeinsames beul>
sches bürgerkichcs Versahren, mid zwar aus
Grundlage der hannoverischen Gerichisverfas-
sung und Civilproceßordnung, ferncr ein ge-
meinsamcs deutfches Sirasvrrfahrcn herbeizu-
führen. Es ist fcrner bktanni gcworden, baß
dieieö Bestrcbcn von dcu Negicrungeii ber
Großmächie, wclche rhiicbieS schon imi dem-
selbcii Gcdanke» bkjchäfligi ware», sehr günstig
ausgenommen und vvn lyiie» aledaib dic Hauv
ans Werk gclcgt wurde. Die jungstr Muchcl-
lung des koiilgl. prcußischcn Cabincls an dcn
dicsjeillgen Mimstcr sagt u. a,: „Die kaiscrl.
ösicrreichifche Ncgierung hai fich schon im AU-
gcmcimn drreil erkläri, zn tlcfcm Zwcck gc-
meittschaflllch mic Preußrii die Zuiliaiivk zu
krgicifcn, uud es sinb cbeu jetzl von uns Ver-
handlnngen mii Ocsierreich cuigcleiici wvrdc»,
um Verabredungen udcr dic vvibrreueiidcn
Schrilie zur Eiilwrrfuiig cincr Eivilproceß-
ordliung zu trrffen. Bei Ausardcuimg cer
lctzicru wurde adcr auch aus dc» Sirasprocrß
Riicksiipt zu iiehmcii, uud deffeii gettieiiisame
Nefvrm ebcnsallS in vcn Krcis der gefleiuen
Äufgaoe mu aufjunchmett seiii. Nach ven bis-
'hengcn Erkiäruiigen Ocsierreichs mid Wurlcm-
bcrgs dars die Hoffuuiig als bcrcchiigl ange-
sehen werdcn, daß die augekmipfien Verhanv-
iungcn mchl erfolglos dlcidett,"

Z- Karlsruhe, 24, Marz. .Nicht wenig
hal hicr eui vor wcmgc» Tagen in der Kails-
ruher Zcilung erschicmner Ariikel flark aus-
grpräglen osfiziofeii Eharaciers uderrafcht,
worm die Badifche Landcszeumig wcgc» ei-
niger die Neform dcr Nechispstege beircffen-
den Korrefpoudkiizen in cimm io fouverancn
Tvne abgkfcrugt wirb, wie wir ihn unter
einem libcraien Negicruiigsfpstem kauin sür
möglich gchallen haucn. WeU die Bad. Lan-
dcszeuung flch erlaubl hak, in ruhiger uud
gemaßigter Sprache an die Noihwciivigkeit
gewiffer gerichllichcr Nkf'ormcn zu rruimrn
nnd dabei dic Bcfürchliing aussprrcht, es
möchlen auch dcm nachsicn Laudiage keine
dahin gcheiiden Vorlagcn gcmacht wcrden,
dcßhaib soll sie dag gcgenwarlige Mimsie-
rium vcrdachugt, uiw zwar in lclchtsinnlgcr
Weise vcrdächiigt habcu! Wenn wir, nach-
'bem bcreils daS znnachsi bcihciligie Blait
gcgcn die ihm dupch die K. Z. crlheilte Zu-
rcchlwclsmig eiuschicdclien Prolcsi vorgeiegt
hai, nochmals uuk cin>m Wvric auf den bef-
fcr migcfchrlcbc» giblicbkiien ossicivfin Arlikcl
zurnckkommen, fo geschichi dies, weil wir eS

Ein Äbenteucr unter Letttern.

Mitgeti>cilt von Ed. Franke.

(Fortsctzung). '

Andem sich so dic Züge laiigsam vor mir entfal-
tetcn, tauchte dic Erinnerung an ctwaS schon Gc-
sehcncs in mir auf. Die Datne gchörte den ge-
bildctcn Ständcn an, daS zcigte dcr feine, gewähltc
Anzug —adcr wo ich sie schon crblickte — ich koniitc
es nicht findcn. — Die fcst geschloffcncn Aiigcn cr-
laubten kcincn Totalcindriick. — Ich beugtc mein
Gesicht zu ihr herab — warme, wenn auch nur
schwache Athcmzüge wchtcn mich an. —Etwas Eau
dc Cologne brachte sic zn einem ticfen Luftzuge;
ällei» mit diescm zuglcich wcndcte sich auch dcr gänze
Körpcr — sie cntzog mir ihr Gcsicht und schicn leiscr
athmcnd zu cntschlmnmcrn.

Spät war cS; auch ich schnte mich nach Ruhe
und gbnnte ihr bie ihrige, dahcr nm so mchr übcr-
zeugt, wenn morgen die Erschbpfung gewichen, werde
es mir nicht schwer werden, die Ursache derselben zu
erforschcn.

Dic Herbstluft machte die Wohnungm bercits
^ ftostig. Zch breitete dcshalb meinen Mantel sorg-

fältig übcr sie und ging in mcin Schlafzimmer,
lehnte jedoch dic Thüre nur an, um lcickitcr das
klcuistc Gcräusch zu vcrnehmcn. — Der Schlaf nahm
mich bald fest in die Arme und ivicgtc mich so sanft,
daß ich erst crwachte, alS der jungc Tag bcrcits in's
Fcnskcr schaute. —

Ein Blick auf mcine vor dem Bctte licgende Uhr
zeigtc mir das Hcrannahcn dcr achtcn Stundc. —
Schnell suhr ich i» meincn Schlafrock, um nach
mcincr Lcidenden zu schen.

Sie schlicf noch sanft und fcst. Jhre Brust be-
wegte sich so nnbedeuknd, daß man sah, sic wurde
durch kcincn unfteundlichcn Traum gcstört. — Doch,
jc festcr ich sie in's Auge faßte — desto deutlichcr
ward mir wicder, daß ich Liese Züge schon irgcnd-
wo sah.

Das jugendlich, rcgelmäßig, cdcl gcschnittenc Ge-
sicht trug jene inkrcffantc Bläffe, wclche cin Drama
unverschuldctcr Lciden ahncn läßt, dcffcn Enthül-
^ lung unwidcrstchlich immcr zu nencm Anschaucn rcizt.
> Leises Pochcn an dcr Thüre störte mich in mci-
I ncm Nachdenken. — Ickl öffncte behutsam. — Oin
j Bote bes Rechtsanwaltcs rirf mich sogkeich zu diesem.
- Wie unangenehin mir auch jetzt die Störung war,

ich durfte nicht zögern, schlnpfte dcshatb in dicKlci-
der, warf nvch einen, offen gcsiandcn, nicht gleich-
gültigcn Blick auf die schvne Schiäserin — schloß
dic Thüre vorsichtig von Außcn unb eilte in Ler
Hoffnung baldigcr Wicderkchr hinwcg.

Auf dcr Trcppe bcgcgnetc mir meiu Diener. „Jch
>uuß jctzt zu Pollet", ricf ich. „Komm Mittags
wiedcr." — Zch prics'dcn Zufall, wclchcr badurch
cincr Störung mcincr inrercffaiilcn Zimmcrbewoh-
ncrin vorbeugtc und eilk zum Hausc hinauS.

S.

Die Geschäftsverhandlungcn dauerten cint »olle
Stundc. Jch stand wahrhaft auf Kohlen. — Das
blaffe, inkrcffante Wcscn hatte eincn Etndruck auf
mich gemacht, «clcher incincr Freihrit gefährlich «er-
dcn konntc.

Däs bckanntc Durchhaus erreichcnd, tritt mir
mein Freund Ruse cntgcgcn. — Jch wollke mit cinkr
Entschickdigung schnell vorübcr. Er hielt mich feft.

„Jch muß Si'e sprcchcn, che Sie Zhre Wohnung
errcichcn, wohcr ich cbcn kommc."

„Sie bci mir? So früh?" fragtc ich crstaunt.

„Zhr Dicncr sagte mir, Sie wärcn zu Pollct in
dcr Herrcngaffe und ich freue mich, Sie auf diesem
 
Annotationen