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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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fur n'ne Pflicht der gesammten badischen
Preffc halken, sich mie aller Energie gegen
diejenigeil Vorstellim.irn vo» Preßirelheit iu
verwahren, ivie sic in einzelnen Köpfen noch
eristlren mögen, VoisteÜungeil, wornach jeke
Erinnerunq an eine Neform, die nichi qerade
nach dem Geschmacke des jciveiliaen Ministe-
riuzns ist, als leichtsinniqe Verdächkiqunq
desielben bezeichnet wl'rd. Sci'r dic dadlsche
Preffe des Druckes, »er lanqe Zeik auf ihr
lastetc, kntletiqt, sich wicder freier beweqen
kann, hat sie, wie jedcr Unbefanqene ziiqcben
muß, eine Mäfiiqnnq und Zurückhaltlinq be-
wiesen, die gewiß die Aiicrkeiinunq aller de-
rer verdient, welche überhaupt qesiiiide Be-
griffe von constitlltioiiellkr Zreihcit haben.
Mit Ausnahme eines einziqeii Blattes, das
wir wohl nicht zu ncniien brauchen, hat kcine
badische Zeitung im letztcn Jahre dem qeqcn-
wärtiqen Ministerinin irgcndwelche Schwie-
rigkci'ten bereitet; um so tactloser ist es ta-
her, eine Prcsse von so iiiinistcricller Haltunq
zur Opposiiivii förinlich hcrauszuiorderii und
damit eiiien Constict zu veranlaffen, auf de»
gewisse Leute längst aüe ihre Hoffnung ge-
setzt habcn.

Karlsruhe, 25. März. Das „Fr. Z."
schreibt: Wir haben der badischen Bevölke-
rung nnd der badischen Znristenwclt insbcson-
dere eine Nachricht von iinqelneinster und er-
frculichster Tragweite zu qebcn: Durch großh.
Erlaß jünqsten Datuins ist weqcn andaucrn-
dcn Unwohlseins des Ministers dcr Justiz und
quswärtigen Auqcleqenhcitcn, Stabel, das Mi-
nisterium des Znncrn tLamcp) mit der sofvr-
tigen Bildung einer Comniission zur Ausar-
beitung des Entwurfes einer Gerichtsverfas-
sung für das Großherzoqthum betraut wor-
den. Wir glaubcn künftiger Entscheidunq nicht
vorzugreifen durch die Bchauptung, daß Col-'
legialgerichte dic Basis der ncuen Einrichtung
iildeii werden. Hierdurch erledigt sich i'n un-
erwartet rascher Weise der durch die „Karlsr.
Ztg." angeregte Zkitunqsstreit.

Aus Baden, 20. März. DaS qroßh.
Handelsministerium hat zur Vervollständiqung
des vaterländischen TklcgraphcnnetzeS dic Aus-
führung von Telegraphenlinicn zwischen Frci-
burg und Breisach, Mccrsburg und Pfullen-
dorf, Lenzkirch und Stühlinqen und Hcidel-
berq und Schwetzinqcn angcordnet. sB. L.)

Mannheim, 20. März. Vor dcm Schwur-
gericht wurde heute Nachmittag die Anklage
gegen Rosina Ludwig von Odrigheim wegen
versuchter Brandstiftung verhandclt. Die An-
gcklaqtc hatte, gereizt durch üble Bchandlunq,
die sic von ihrer Dicnslherrschaft, den Heinr.
Dallmiis'scheil Eheleuteu, erfahren, am Mor-
gen dcs 7. Dec. v. Z. cine qlühende Kohle in
eine Qnankität hänfenen Werges cinqewickelt
und in den Holzschoppen zwischcn zwei Bcuqen
Schcitholz gcleqt. Der Brandstoff wurde jedoch
alsbald rnldcckt und dadurch ber Ausbruch dcs
Fcuers verhindert. Die Anflage fand in dicser
That einen bcendigtcn Versuch der Brandstif-
tung, wogegen der Vertheidiger, Hr. Ober-
gcrichtsadvvkat Gernandt, darin nur einen
entfernten Versuch dicses Vcrbrechens erblickte

Wegc nicht vcrfchlt zu haben. — Zuerst, wcr ist
die Damc, wclche auf Zhrem Sopha in tiefster Ruhe
zu liegcn schcint?"

Ganz überrascht, daß er bereits von ihr wußte,
rief ich: „Weshalb?"

„Weil sie in dem, was ich Jhnen mitthcilcn muß,
eine bedeutende Rolle spiclt", erwidertc er, ergriff
meincn Arm, führtc mich durch das Geschäftslocal
unscrcs Frcundes Lindmann am Scroitenplatze, in
dcffen Schreibstube, bat, uns allein zu laffcn und
begann:

„Als ich gestern Abend acht Uhr, unscrer Verab-
redung gemäß, nach Hausc kam, fand ich Frcund
Lindmann und Rcnncr bcreits dort. Zwcifclnd,
daß Jhr bci dcm starken Ncbcl Euch AUe einstcllcn
würdct, ging ich ab und zu und schlcndertc ciuige
Male bis zu dem vordcrsten Thore, ob ich nicht
fcrnc, bckannte Fußtrittc vcrnchme, indcß Lieutcnant
Ruppcrt mit Jencn einc Parthie Whist en irois
bcgann. — Als ich daS zweite Mal dort am Thorc
erschicn, hörc ich die Schildwache mit cincm weib-
lichen Wcscn plaudcrn und Zhrcn Namen von dcffcn
Lippcn ertönen. — Jch lausche und vernehme Fol-
gcndeS:

nnd behanptete, daß die Anqeklagte nicht im
Zustand der Ziirechnunqsfähigkeit gehandelt
habc, wenigsteiis dic Zurechiiiingsfähigkeit der-
selben nicht zwcifellos erwicsen sei. Er bericf
sich dabei auf Zengniffe dcs Gemeiiidcraths zu
Hüffenhardt, des cvanqelischen Pfarkamts zu
Obrigheim, und eine Meldunq der Gendar-
inerie, während der Vertreter der Siaaks-
behörde nachznweisen suchke, daß diese Zeug-
niffe theils unbestimint seien unb nur auf
Gcrüchtcn bcruhcn, theils durch ankere Zeug-
nissc dcs evangel. Pfarramts zu Hüffenharkt,
namentll'ch aber durch bas Gutachten des Amts-
gcrichts-Arztcs und die eigcnen Wahrnehmun-
gen des Untersuchlinqsrichkers widerlcgt würden.
Dic Geschworiicn erklärten die Anqcklagtc für
lliizurechniiiiqsfähig, worauf dieselbe burch den
Präsidcntin von dcr Anklage freiqcsprochcn
wurdc. (K. Z.)

Mainz, 20. März. Die „Mainzer Ztg."
theilt dcn wörtli'chen Jnhalt der kürzlich an
dcn Großherzog in Betreff der bischöstichen
Convention von einer Vkrsaminlung hiesiqer
Bürger bkschlvffenen und hier zur Unterzeich-
nung auflicgenden Bittschrift mil. Es heißt
darin u. A.: „Die unterlhäiil'qstcn Bittsteller
unterlaffen es, den Wiverspruch dieser Ueber-
einkunft mit der Verfassiinqsurkunde und dem
bestehendcn Gcsetze eiiiqehcnd hcrvorzuhc-
ben. . . . Das Zutcreffe, welches viclinchr
deu unterthänigsten Bittstellern es zur gebie-
tcrischen Pflicht macht, ihre Bittcn und Bc-
schwerden um Herstellung des qesetzlichen Zu-
standcs darzulegen, ist vor Allem bie Sache
einer aufgeklärtcn reliqiöscn Uebunq cines
unqestört friedlichen Verkchrs vcrschicdener
Glaubcnsgenoffen, des von kottfcsstonellem
Wcsen freien, durch die höhere Leitung des
Staaies gcsicherten Schulunterrichts und dcr
Erziehunq der Zugend, der iiriverkümnierten
Familicnrnhe". Die schließlich niedergeleqte
Bitte der Unterzeichncr lautct: „daß cs E.
K. H. ihrem giiädigsten Landesherrn gefallcn
wolle, an der Stcllc der provisorischen Kon-
ventiv» vvm 28. Augusr 1854 »nd unter de-
ren Aiishebung die Vcrhältiüsse der katholi-
schen Kirchc im Wege der Gesetzgebung re-
gcin zu laffen."

Dresden, 21. März. Zn ber zweitcn
Kammer wird jetzt (gcstern und hente) das
Budget des Ministeriuins des Zuncrn bera-
thcn. Diese Gelegcnhcit bcnützte gestern Dr.
Hcpucr, o»i, sekuiidirt von den Abg. Cicho-
rius, Zieslcr und Marlini, dcm Ministerium
dcs Znnern vorzuhalten, daß das im Znnern
verfvlgte Regicruiiqsspstem, das Zuvielregie-
ren, dic Einmischiing dcr Kreisrireclioncii in
die städtische uud Pvlizeivcrwaltung, die Nicht-
bcstätigiiiig von Stadtraihswahlcn, Unznfrie-
denheit im Laude hervorgerufen. Dr. Hcp-
ner sprach noch vvn napoleonischcm Präfcc-
tenthiiin, während der Abgcvrdneie Martini
darauf hinwics, daß die Negierung qcheime
Konduilenlistcn führc übcr alle Stadträihe
und Slavtverordneken. Frhr. v. Beust ver-
thcidigt sich gegen dicsc Anqriffe, inbem- er
der Rcqierung das unbedingte Bestäligungs-
recht wahrte und bestritt, baß alle die

„Sein Dicner sagte mir, er werdc hcute hier
speiscn. Jch habe ihm abcr etwas zu übergebcn.
Da er nun seine Wohnung schon lange vcrlaffcn
hat, noch nicht hier ist und kommen muß, will ich
ihm lieber entgegciigchen. Zch kcnne dcn Wcg,
welchcn cr zu nchmcn pflcgt und muß thn sprcchcn,
noch che cr hierhcr kommt."

Diese fiüsfig in gutcm Deutsch gesprochcncn Worte,
dcr schcue, zarte Ton, machtcn mich neugicrig. —
Ach schlich nähcr.

„Sie könncn ja hicr warten", sagte der Postcn.

„Ncin, nein, das könntc ja zu spät scin. Jch muß
ihn früher sprcchen", unterbrach ihn dic Stimmc

Jch war indcß dcr Wachslube nahe, öffnete rasch
die Thürc, um durch die ausströmcnde Hclle die
Spreckcrin zu crkcnnen. — Sic wendcte zwar rasch
das Haupt und vcrschwand in dcr Dunkelhcit; doch
war es mirgelungcn, dic Züge cines jungen, hübschen,
blondcn Mädchcns zu crkennen.

Der Wachthabcnde sagte mir Folgendes: Sie sci
auch ihm schr Lngstlich vorgckommen und habc einige
Male, als sich lcise Trittc vcrnehmen licßcn, scheu
umhcrgeblickt. Kurz vor ihrcm Erschcincn habe er
> männliche Gestalten vorüberschleichen sehen, sie schie-

ni'cht bestäti'qt würden, andern Grundsätzen
huldiqcn. Herr v. Benst hat jcdoch in der
folqenden Sitzunq die Erklärunq abqeqeben:
da dic Maßrcgel eincr so entschiedeiie» Miß-
deutniiq nnterlicqe, so solle die Forkführung
dieser Listcn aufqegcben werden!

Berlin, 20. März. Profeffor Häusser
aus Heicelbcrg benützt abermals die Frricn,
uin für seiiie Gcschichte Frievrichs des Gro-
ßen i» den hi'ksiqen Archiven zn arbeiten.

Berlin, 22. März. Die Redc, mit wel»
cher Profrffor Böckh heuie den Gcburtstag
dcs Köniqs in der Aula dcr Universität be-
qinq, ist cines von jenen tiefdurchdachtcn und
voliendktk» Meisterwerkcn, mit welchen der
hochbcrühmte Maqister der Bercdtsamkcit uns
von Zeit zu Zeit zu erfrcneii pflcqt. Zn je-
ner claffischen Sprache, wie sie nur dcm Alt«
meister ver claffischen Studien zu Gebote stcht,
chrinnertc Dvckh an die Analogieu, welche sich
zwischen dein Reqierunqsantritt Wilhelms l.
und demjcniqen seiiics Vaters sindcn. Auch
Friedrich Wilhelm III. fand die äußere Welt«
lage i» Sorqlostqkeit, bis der Corse einbrach
und Deutschland unv Preußen bis ins innerste
Mark hinci» crschütterte. Preußens Stellnng
in Deutschland war damals nicht minder un-
erquicklich als jetzt. Jm Jnnern hatte ein
pfäffisches Reqiment, begünstiqt durch eine
frühere unwürdiqe Negicrung (Frievrich Wil-
hclm II.), Heuchelei u»d Rcackivn alle sitt-
liche» Bandc gelockert, und erst die ticfstc Er-
niedrignnq konnte uns aus tem Schlummer
dieser furchtbaren Mißständc erwecken. Sol-
lcn wir auch diesmal erst ein Zcna erwarten,
ehe wir nns crinannen, der schleichcndcn Reac-
tivn den Garaus zu machen? Es ist unmöq-
lich, den tiefen Eindruck wi'ederzngeben, den
diese ausgczeichncte Rede hervorricf.

(N. Fr. Z.)

Berlin, 23. März. Zn ver heutigen
Sitzuiig des Abqeordnctcnhauses wurde dec
Antraq dcr Geschäfisordnunqs-Koinmission auf
Mißdilliqnng gegen den Grafen Renard an-
geiivmmen.

Breslau, 25. März. Dcr heutigen „Bres-
lauer Zeiluiiq" wird aus Warschau berichtet:
„Muchanoff ist schlcuniqst von Warschau ab-
gereist. Anf dem Bahohvfe war derselbe qe-
ge» eine Demonstration des Volks nicht ge-
schützt. Dic Demoiistralion des Volks wieder-
holtc sich auf allcn Stationcn, welche Mncha-
noff paffirke."

Jnnsbruck, 19. März. Die Protestan-
tenhctze gcht wiedcr los! Bereiis hat der
„Tprolcr Bote", unser amtlichcs Journal,
eincn Aufsatz von einem hiesiqen Zionswäch-
ter gegen die Ansiedcluiig der Akatholiken in
Tyrol gebracht. Man will eine Riescnpeii-
tivn an de» Landtaq richtcn, daß dic Aus-
schließung dcr Akalholiken aufrecht erhalte»
werde. Man erklärt dicses für die Haupt-
frage, von wclcher das Wohl Tprols abhänge;
allcs Andere ist nur irdischer Tanv. ..!

Wien, 18. März. Die Valuta-Fraqc ist
hier natürlich fortwährcnv eine der brcnnend-
sten. So cbcn ist wicdcr eine Broschüre er-
schieneu, unter dcm Titcl: „Ein Beitrag zur

nen zu spioniren, doch wären sie nicht naher ge-
kommcn.

Mir fiel cin, daß wir unscre Vcrabredung auf
der Ttraßc etwas laut gctroffcn. Söllte loscs Ge-
sindcl uns behorcht haben und den unhcimlichcn
Abend benützen wollen, cin unheimlichcs Werk auS-
zuführcn? — Mir ward bangc. — Jch bat den
Unteroffizicr, cinige Mann auf Kundschaft auszu-
scndcn. — Es gcschah und sic hatten wirklich sechs
»erdächtige Kcrls in hcimlichem Gcspräche belauscht
und Folgcndes gehört:

„Jch habe gesehen, wie sie im Stadthausc, obeu
auf dcr Gallcrie, mit cinander sprackcn", sagte
Einer. — Sie erblicktc mich und cntfcrnte sich schncll.
Nach Hause ist sic nicht zürückgckehrt, hat abcr bei
Ahles die Klcidcr gcwechselt und ciner unscrcr
Spione sah sie hicrhcr schlcichcn. — Um acht Uhr,
hicß cs. — Warum «urde das so laut gcsprochcn,
wenn es kein Zeichen war?"

(Fortsetzung folgt.)

Auflösung dcr Eharade in Nr. 70:
Stift Neuburg.
 
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