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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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N 11«

ff* Berhandlunaen des dentfchen
Handelstages-

Hei-el-erg, 18. Mai. Die m der gestri-
gen und henligcn Sißung gepstogene Verhand.
lung über die Einfiihrung des deuiichen Han-
delsgesehbuchs fuhrie zu folgenden Beschlüsscn:

l. Der Entwurf eincs allgemeinen deutschen
Handelsgesetzbuchs nach den Bcschlüssen der
letzten üesung möge sofort und-nnverändcrt
in allen deutschen Bundesslaaten eingeführt
weidc«.

U. Bei Einführung des Handelsgesetzbuchs
mögc durch die Negierungen und Stände der
einzelnen Bundesstaaten von dein in art. 10
sliq. 3 des Handclsgcschbuchs gemachten Vor-
behalt kein Gebranch geinacht werdcn.

Ul. Es möge überall und möalichst gleich-
zeitig mit dieser Einführung bie Organisation
vvn Handelsgerichtcn in Angriff genommen
werbcn, und zwar nach folgenben leitcnben
Principien:

1) In Handclssachen entscheiden nur Han-
delsgerichtc.

2) Handelsgerichie sind an aüen benjenigen
Ürten zu errichten, wo die Verhältniffe eine
sachgemäße Besctzung dcrsclben ermöglichen.

3) Die Urtheile der Handelsgerichte wcrben
von kaufniännischen Richtern unter eineurrechls-
gelchrten Vorsitzenden gcsälll.

4) Bei Errichtung von Appellativnsgcrich-
icu iii Häudelssachen ist auf geeignete Berück-
sichtigung dcs kauflnännischen Elements Be-
dacht zu nehmen.

5) Das Verfahren vor HandelSgerichien ist
ein skmmarischcs, mündlichcS unb vffentliches.

IV. Es möge durch Vcrcinbarung der beut-
schen Regierungen und Stänpe baldmöglichst
tin gemeinsamer oberstcr deutscher GerichtShof
zur Erhaltung der Eiuheii und gemeinsamen
Mrtbilbung des deutschen Hanbelsrechts in'S
Lcben trcten.

V. Es mögen sich die deuischcn Rcgicrungen
über ein oder mehrere Eentralblätter behufs
der durch das HaiibelSgesctzduch vorgeschrie-
benen Vcröffeutlichung der im Hanbclsregister
«inziitrageiiden Vermcrkc einigen.

Vl. Es mögkii die deulschen Regierungcn
iinb Stäude alsbald eine Eovisication bes gal-
IikenrechtS unb des gcsamwien bürgerlichen
VcrkehrSrechlS für sämimliche dsutsche BundcS-
paaien in Angriff nehmcn, und bci dieser Ge-
icgcuheit

l) sich über bic gleichmäßige Bcseiiigung
des iii art. 2ä slin. 3, srt. 46 slin. 2, «rt. 87
slio. 2, srt. 116, srt. 123 slio. 6, srt. 136

Gomttsg, is. Mal

slio. 4, srt. 155 slio. 3, srt. 171 slio. 3,
srt. 233 slio. 2 aufgestellte», die erfordcrliche
Sicherhci.t drs beutschen Handelsverkehrs in
empfindlichster Weise beeinträchtigenden Prin-
cipS, zu cinigen,

2) auf eine gleichmäßige Revision der zahl-
rcichen in dem Handclsgeschbuch an de» kauf-
männischen Stand eincs oder beiter Bethei-
ligtcn gcknüpftcn, insbesondere der in den
srt. 309—311, 313, 297 aufgestellten eigcn-
thümlichen Rechtsgrund'sätze Bedacht nehme»,

3) die praktisch undurchführbare Scheibung
zwischen einer Commanditgesellschafi und einer
stillen Gesellschaft (srt. 150 ff., 250 ff.) be-
seitigcn,

4) die in den srt. 345 sliv. 3, srt. 349
slio. 2 cnthaltenen Normen in geeigneter Weise
ergänzen.

Dcak'S Acde am 13. Mai iw
ungarischen «anötag.

Heutc lst der wichtlgste Tag der uugarischen Geschichte
seit dem letzlen Zahrzeynt. Dad pand hat durch den
Mnnd Deak's seine Wnnsche ausgesprochen. Das Haus
dol einen groxartigen Andlick dar. AUe Aiagnaten,
alle Rotabilnäien der Stadl und Unigedung und eine
große Anzaht adeliger Damen waren zugegen. Der Ein-
rriit Leak's wurde burch eine Äeijallssalve verkündel.
Die Depntirten waren aUe ini sesttichen Gewande, ans
dem Gesichle eincs sedcn Einzelucn spiegelte sich die Be-
deiiiung des Lagcs. Utachdsin der Bericht der vcichen-
commission über Leleki's Begrädniß zu ProweoU ge-
nommen nnd dcr Bejchluß' gejaßt wurde, daß dessen Litz
während der Dauer oer Session undcsetzl dleiden solle
und eine nene Wahl angeoronet wuroe, nachdem noch
einige Petitionen wegen Steuererecnlionen von Sciten
der Comilate, dann Antrage auS Hiebenburgeu, die
Univn detreffend,.verkesen wurden, nahin Deak das
Wort. Es herrschte josort eine LodlenstiUe, ais er sich
erhob. Er sprichl das Ichonsir und reinste Ungarisch
und jedes Worl ist verstänoiich. Er sagte: Schwere
Zeiten stnd an uns vorüdergegangen, geve der Himmel,
oaß wir, die im veidcn eins gewesen, anch in unserem
Wirken gecinigt tleibeii. ivlan will uns cine Bcrsas-
sung geben, aber nichi die, die man unö gewaktsäm ge-
nommen hat, sondcrn eine ganz sremdartige. Ein Stuck
jeiier gemeinsamcn Bersassung, die sie sür bie ganze
'Monarchie angesertigt haden; wir aber wollen keine gege-
bene Eonstilniion, wir fordcrn unsere alle Berfajsung
zurück, die kein Geschenk, sondern dnrch gegenseikige Ber-
rräge begründet war. liiechl nnd Gesetz slehen auj nn-
srrer Sene. Widet uns ist die mäterieUe Gewalt. Es
liigeii uns drei Kragen vor: Was svUen wir sagen,
wem sollen wir es jagcn und in weicher Forin soUen
wir es thun." Ats Antwort aus die erste lieSt Deak
einen sormulirren Entwurs vor, oon dem ich Zhnen den
Zdeeligang gcben kann. ,Die Grundbedingung unjercr
constiwtioncUen nationaken Eristenz ist die gesetziiche
Stlbstständigkeit und Unabhängigkeit des LandeS. Sje
ist aber dnrch das Dipiom vom M. Octover angegrijjen,
welches die Fiagen der osscmkichen Steucrn und Wiki-
tätäüshebung, die Credit-, ZdU- und sonstigen Handels-
AnZeicgenheiien dem eigenen Landtäg enlzieht und sie
einem gemeinsamen Reichsralhe unterdrdnel, oer in sei-

huNMahMkte» Ot drr Sh>°I»gr P«. M MM

zrllr wetbcu mll - !r.. brz«. 3 kr. berrchnck. M MW > »

ner Majorilät cin uns ftemder Körper ist. Daffelbe
Dstglom macht überdies auch die gkegieruiig und Ber-
wairung Ungarns von jener der österrcichischen Regie-
rung avhängig. Gejchehe dieS, so wäre Unzarn nur
mehr dem Ramen nach Ungarn, sactisch aber einr öster-
reichische Provinz. (Slürmisches Eljcnruftn). DaS wäre
ader ein Angriff aus die praginalische Sanction, deren
Bedeuiung, wie er gliinzend beweiSt, die einer Persvnal-
union ist unb nichl die einer Realunion! (Eljen). Wir
wollen baher, schloß er seine belresjende Argninentation,
weder an dem Reichsralhe, noch an irgrnd einer VolkS-
vertretnng der Mionarchie theiinehmen. Wir können
da« Recht derselben, über die Angeiegenheiten Ungarns
zu verjügen, nicht anerkennen und sind blos gcneigt,
mit den constilulümellen Bölkern der Erbkändsr als
sclbstständige fteic Nation mit einer anderm seivststän-
digen sreien Nation nnter voller Wahrung unjerer Un-
abhängigkeit gegebenen Falles zu »erkehreü. Der Red-
ner gehk hieraus zur Frage der Jntegrirnng des ReichS-
iag« üder. Er beklagl die iraurigen Ereignijje der Ber-
gangenheü, welchc zwischcn ben Wagharen nnd Nitzt-
Uliagharcn gefährkiche Wißverständnisse heraUsbejchworcn.
„Wir sind entschlossen", sägt er, „nichtS unversnchi zu
iasjcn, um diese Mißvcrständnijse zu beseitigen, Alles
zu lhuii, was wir zu thun vermögen, ohne das Land
der Zerstückelung preiszugeben und unserr Selbftständig-
keit auszuopfern, nm uns alle Bürger des Bateriändes,
mögen sie was immer jür einer Nalionalität angehbren,
in ihren Jnteressen und Gesühlen zu verschmclzcn und
wir sind von dem Wunsche ersülll, jenen Besttmmungen
über Gesetze, welche diesem Bestreden hiNdernd entgegen-
stehen möchien, unserm gemeinsanien Znteresse gemäß,
vom Standpnncle der Billigkeit auSgehend zu modistci-
rcn, und damit wir dieseS aussühren können, ift eine
je früherc Jntegrirung des Reichslages uiwingänglich
notywendig."

Der Redner verlang! die ungesäunile Einberusung
und das Erscheinen Siebenbürgens. Gegenüber Eroa-
tien verlangt er, daß es nicht verhindkrt werde, im Aalle
es seine staatSrrchtiiche Sielluüg Mit Uttgatn iü Bet-
bindung zu bringen wünscht, jeine Depulirlen auj uii-
sern Landtag zu senden und schkieht mit der jeierkichen
Erklärung: So lange als diejenigen, welche dem Gejetze
gemäß aus den Landrag zu berujen stnd, nicht einderu-
fcn jein werden, können wir den Reichstag nicht als
integrirt betrachten und uns aus die KertiNdatÜNg von
Gesctzen und kknterhandlungen über die Kröimng nicht
einlasscn. Auch daS dürfen wir IN unsercr ersten An-
sprachc nichl verschweigen, daß unsere wichtigsten Grund-
gesetze, bejonders aber die wescnllich staatsrechliichen Ge-
sctze von 1848, außer Wirksämkeit gesetzt wvrden sind.
Wir haben kcine parlamenlarijche Negierung, kein ver-
aiitwortliches Miiiisterium. Unser Preßgcsetz, in Ver-
dindung niit Gejchworncngerichten, ist nicht wiederher-
gestellt worden. Ungeictzinäßige Steuern wurden und
wcrden noch jetzt im Angesicht des Reichstägs elngettic-
ben. PärläMcnkarisches Regime, oeräntivortlicheS Mi-
nisteriuin und mit dem Jurhversahren verbundene Preß-
sreihcit, sowie das Recht der Steuerdewilligung sind
aber die stärksten Garantien der constitutioneüen Freiheik.
Wir wollen serner unser constitutionelles Leben aus der
Basis voller Rechtsgleichheik entwickekn, wir wollen, daß
bezüglich des Ecnusjes der bürgerlichen Rechie weder die
Religion noch die Nationalilät unter den Bürgern deS
VaterlandeS einen kknterschied begründe und sind «oN
dem Wnnsche beseell, alle jcne BervrdnungeN und Ge-
setze, welche die volle Rechtsgleichheit einschränken, auch
auf diesem Landtage den Forderungen der Gerechtigkeit
und der Billigkeit gemäß zu modisicireii. — Nachdem
in der Addankungsurkunbe FcrdinandS V.^iNs Ungätst

brs«kint, M°»>-gS »»««nnmmen. iqslich.
Preis viertellabrlich 5k kr.

»

<8s kann ja nicht immer s« bleibeN!

ES kann ja nicht immer so bleiben
Zn unscrm buntschcckigcn Land!

Acst muß in euiäNber oerkleiben
Der Bunb sich zum einigen Band.

Dcr Zoll hat schon virle det Wundcr
tzjefchaffen durch seinen Vcrein,

Doch schlicßt cr noch gar zu viel Plunder
Zn seiiie Gemarkungcn cin.

Beflügcln auch eiseme Retze
Den Mcnschen- unb Wnärenverkehr;
Gcläuteter, gleicher Gcsetzc
Bebürsen wir sicher noch mehr.

Zwar smd wir von"manchcrlei Lasten
Verjährter Gespenstcr befreit,

Doch wchrcn noch gar zu vicl Kasten
Dem Geiste der Brüverlichkeit.

Noch tanmeln gar finstere Köpfe
Zn Mützen des Schlafes cinher,
llioch baumel» pyiltstrische Zopsc
Hartnäckig am Rücken uns schwcr.

So lang die erleuchtendc Prcffc
Die Scheere dcs PutzerS noch spürt;

So lang nicht Gericht und Prozeffe
Bci offenen Thüren man sührt;

So lange nicht srci die Grwisftn
Zm Reiche der Reiigion;

So lang wir nicht ganz unS geriffen
Vom siebengehügeltcN Thron;

So lange nicht Kirche und Staat sind
Ein innig verschmolzcner Bund;

So skreu'n wir dic köstiiche Saat blind
Zn einen unfichercn Grund.

So lange nicht frcier Versaffung
EiN Land wle baS andrc sich freut,

Daß Nimuter dic fiste Verlaffüng
Aus's fürfttiche Wort uns gereut;

So lang nicht Gcrmania'S Sterne
Zur Einigen Kroüe gcreiht:

So lang finb wir freilich nöch ftrne
Von unserer golbenen Zeit!

§>ir Heirathslaudidatrn.

Novelte von Wilhelm Jungman'n.
(FortfttznNg).

Atcrinak« waren Wochen vergangen, doch in
D'inmiker'S HSuslkchen Verhältniffen hatte sich nichts
geäübert; »lles ibar beini Atten getzlieben, denn
cr statte ftisteir Freuild BreNüer selbst gcbcten, für

jetzt noch nicht als Verckittler aufznttcftn, wei! tk
immer noch von dem nahe bevorstehendtn Ereigstifft
das Beste hofftc. Weil cr hoffte, daß Vütch dit
Geburt eines Pfandes ihrer Ehe auch üiildcre Ge-
fühlc in das Hcrz dcr Mnttcr fnt deN Vaftr ihres
KindeS eiüziehen würden; doch eö sollte aüdcrS
kockmen.

DurchdiefortwLhrendenLieblvfigkeiftn,dieDickck-
lbr ick Sliüen crkug, ohne daß cS ihck Nur cinnial
eingefälleü ivate, dürch vernünftige Borftetlungen
ftine Arau zur Acnderung ihrcs Bekagens gegeü
ihn zn bestimmen, war ftine GcsuNdheit fchon ftlt
längerer Zeit ziecklrch angcgtrffen, so daß es üüt
etnes lciftn AnstößcS bednrfte, uck sie gänzlich zu
uNtctgtabeN. Mathilde watvön HctzeN ntchtschlimm;
nur Erziehung und Vetwöhttung hatteü ihre Lült-
üen zu elnem svlchen Gradc gestcigett, daß ffe
durchaus keinen Widerspruch zu ertragen vermöchte,
und cs HSttc, wie schon gesagt, nur cines energischeü
Willeüs oder eincr fthr bcrständigeü Bchandküüg
bedurft, »m ihr diesen Kehker adzügcwöhnen; alletn
Dimmlcr versuchte keines von beiden. Nach jedcm
häüSlichcn Constitt wurde er schckeigsamer und
verschloffcncr, so Lüß oft mehrcke Dckge vcrgingen,
 
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