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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0468

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' iricht besonderS Bizug genommm worden rst, so ver-
tan'gt Dcak: Se. Äiajestät möge »eranlassen, daß znm
Behuse emer nachträglichen Co»-remir dtescs Formsehlers,
Fnchinand V. eine solch'e Abdankungsurkunde heraus-
gebe, dic direct an Nngarn gerichtet, und in welchcr Fer-
dinänd V. den ReichStag »erständigt, daß cr in Wirk-
lichkeil dereiw asti 2. December il.848 der ungarischeu
Krone entsagt hat. Se. Majestät möge ferrter eine ähn-
lrche an Ungarn gerichtete Kundgebung von Seiten des
ErzherzogS Franz Karl darüber crwirkcn, daß auch dieser
bereits im Zahre 1848 aus daö Recht der Thronfolge
»erzrchtet, das ihm durch die Abdankung FerdinandS V.
im Sinne der xragmatischen Sanction zukam. Der
letzre Wunsch Deak's gilt den politisch Erngekerkerten
und Verbaunten, sowohl aus der früheren, als aus der
jüngsten Zeit. Sic, sagte er, hat dasjelbe abjolute Sy-
stem in die Verbannung geschickt, welches unsere consti-
tülionelle Frciheit unterdrückt hat. Sie wurden- »on
ftemden Richtern nach ftemden Gesetzen verurcheilt und
ihre: Verurtheilung war eine Folge des damals einge-
führten absoluten SystemS. Nachdem dieses aber auf-
gehört und an dessen Stellc das constitutionelle Princip
tritt, kann man noch die Folgcn des beseitigtcn Systems
unter der constiMlionellen Form fortbestehen lassen k
(Donnernde EljenS). Die resumirenden Schlußworte
des Adrehentwurfs lauten: „Die unverletzte Auftecht-
erhalmng unserer constilutionellen Selbftständigkeit, die
territoriale und politische Jntegrität des Landes, die Jn-
tegrirung rinseres Landtages, die vollständige Wieder-
herstellung unjerer Grundgesetze, das WiederinSleben-
rusen unserer parlamentarischen Regierung und unseres
verantwortlichen AiinisteriumS, sowie die Beseitigung
aller nvch besteheuden Folgen deS absoluten Sustems,
sind solche präliminare Bediugungen, ohne deren Ersül-
lung die Berathung und der AuSgleich unmöglich sind."
Nachdem er also die erste Fragc erlcdigt, ging er auf
die Beweisführung über, daß cine Adresse die beste Form
sei, in «elcher diese Wünsche »usgesprochen werden könn-
ten, und in Bezug aus die zweite Frage saate er, diese
Wünsche seien krast der pragmatischen Sanclion und der
Erbfolgegesetze an den gegeiilvärtigen Niachlhabcr als
prLsumtivcn Thronerben, nach Ersülluug der den Kron-
rechten entsprechenden Bedingungen, zu richten. — Jm-
mensec' Jubel folgt der zweistündigen Rede, in welcher
cr die Bestrebungeii der entgegengesetzten Partei, welche
diese Wünsche als Resolution oder in Form eines Ma-
nifestes hinstellen wollen, als unzulässig erklärt. Es
läßt stch sast nicht mehr bezweiseln, daß der erste An-
tragSpunkt ohne Debatte einstimmig genehmigt und auch
in den zwei andern Punkten Majorität erhaltcn wird.
Vor Schluß dieser Zeilen veinehme ich, daß den Abend-
blättern das Resums der Rede abzudrucken verbotcn
wurde. Ob dieser Befehl plötzlich von Wien kam, weiß
ich zur Stunde noch nicht. Behufs Vorberathungen
wurde die Fortsetzung der Debatte auf Donnerstag ver-
tagt. (N-S-Z-)

Deutschland.

Karlsruhe, 16. Mai. Dic Fnnktionen
eincs MlNlstert'alkomiNtffärs bei dcm Großh.
Oberratb der Jsraelttcn, seit 29. October
1852 durch den Mlnlsterialrath Schmitt ver-
sehen, wurden auf Mtnisterialrath Schwarz-
mann übcrtragen.

Heidelberg, 18. Mai. Jn der heute
früh 8 Uhr eröffneten sechste« Sl'tzunff des
deutschcn Handeistaffcs wurbe als Ort des
nächsten Handelstages mit elner fast an Elnstmi-
migkelt gränzenden Stimmenmchrheit Mün-
chen erwählt.

Frankfurt, 17. Mai. Ocsterrel'ch hat ,'n
dcr gestri'gcn Bundestagssitzung eme Erklärung
bczügltch des preußischrn Antrags wegcn des
Oberbcfebls abgegcben, welche von der preu-
ßlschen Anschauung abwclchen soll. — Coburg-
Gotha hat die Beschlcunigung der Bcrathung
des Darmstädter Antrags gegen den Nativnal-
Verein angcregt.

ohne daß er auch nur versuchte, ein Wort an sie
zu richtcn, und dieses reizte fie um so mehr, weil
fie darin cine Mtßachtung, cine Zurücksetzung er-
blickte. Kurz, fie beide verstanden fich nicht und
- verbitterten sich selbst einander das Leben.

Was Brcnner schon liingst vorausgeschen, war
endlich eingetroffen. Dimmler sank aufs Krankcn-
lager, und schon nach einigcn Tagcn crklärtcn die
Aerzte, daß cin Nervcnfieber in vollcm Anzuge
sei. Mathilde, jeden Tag threr Niederkunft ent-
gcgensehcnd, mußte das Krankenlager verlaffcn und
«urde in etnem Zimmcr des obercn Stockes unter-
gebracht. Das Ncrvenficber war wtrklich ausge-
brochen. Jn wilden Phantasien träumte der Krankc
von Ztalien, seiner Gruppe, vom zerstörten Lebens-
glück. Von dcr Gluth dcs Ficbers anfgerüttelt,
«ollte er oft sctn Lager verlaffen, um dteses Glück
wicder aufzusuchen, und nnr zwet starke Wächtcr
«aren im Stande, ihn daran zu verhindern. Wte
blutete da das Herz des trcucn Freundes bei solchcn
Nachrichten! Wic gerne wäre er hiugceilt an das
Lagcr dcS Freundcs, um ihm Trost und Pflegc an-
gedcihen zu laffen, ällein Helene bat und beschwor
ihn unter heißen Thränen, von diesem Vorhaben

Bonn, 15. Mak. Sel't dem Ei'ntrl'tte Bc-
seler's in dle Stellc elnes Cnratvrs an der
htesigen Universität hat zwischen di'rsem und
dcm Geheimenralh Prvseffor Dr. Nitschl ein
großcr Confli'ct bestanden. Man glaubte, der-
sclde werde fich mit der Zeit heilen laffen.
Diese Hvffnung hat sich indeffen nicht erfüllt,
vielmehr scheint der Conflict unheilbar gewor-
vcn zu scin. Dtcs hat zur Folge gehabt, daß
Ritschl m den jüngsten Tagcn um sei'ne Ent-,
laffung aus dem preußischcn Staatsdl'enste em-
gekommen ist. (Maiuz. Z.)

Dresden, 15. Mai. Der Deputations-
bericht über den Ri'edel'schen Antrag, tte Schaf-
fung einer kräftigcn deutschen Centralgewalt
mi't Volksvertretung bctreffend, empfiehlt der
zwkl'ten Kammcr, lm Verci'n mit der ersten
die Regterung zu ersuchen: auf Herstellung
einer beutschen Ccntralgcwalt mit Volksver-
tretung hmzuwirken, zugleich aber zu bean-
lragen: die Staatsrcgierung woüe insbeson-
dere für sofortige Regelung der Frage über
den Oberbefehl dcs deutschen Bundesheeres
mlt bemüht sein.

Berlin, 11. Mai. Die Fraction Vincke
feiert morgen den 50. GeburtStag thrcs Füh-
rcrs, dem fle gleichjettig ein kostbarcs Ange-
blnde überreicht.

Nerlin, 16. Mai. Nach der „Zeit" wol-
len die Mitielstaaten demnächst cine neue Con-
ferenz zu Würzburg abhalten; dle Elnladung
dazu wäre von Bapern ausgcgangen. Als
Tag der Zusammenkunst soll der 25. d. M.
bestimmt worden sein.

Berli», 16. Mai. Ma» schreibt der
„Magd. Z": Mit Spannung steht man der
Herausgabc einer im Verlage von Guttentag
hierselbst crscheinenden Broschüre entgcgen,
die de» Tiiel führt: „Was uns noch ret-
te» kann", dic Emrichtung des Mllitär-
cabinets einer scharfen Kritik unterzicht und
ein Bündniß Preußens mil Holland unv Bel-
gicn empstehlt. Die Broschüre soll entschie-
den anti-österrelchtsch gehalten scln.

Berlin, 16. Mai. Gcgenüber den fort-
dauernd circulirenden Gerüchien, nach denen
der Minister des Jnnern, Gras Schwcrm,
in Folge der Wcndung, dik neuerltch dic Po-
lizei-Aiigelegenhet'ien genommen haben, scine
Cntlaffung emgereicht hat, oder in kurzer Zeit
einzureichen beabsichti'gt, kann der „Publicist"
ans zuvcrlässtger Quclle berichten, daß Graf
Schwerin ganz neuerlich zu eincm >hm sehr
ergebenen Mitgltede des AbgeordnetenhauseS,
welches stch gegen lyn dahin ausgesprochcn
hatte, daß das Vvlk schr betrübt sein würte,
wenn eS ihn alS Mimstcr verlieren sollte,
etwa Folgendcs geäußert hat: „Es fällt mir
gar nicht ein, wegen ter Polizeigeschichte ab-
zudankcn; kann man uiir daraus einen be-
gründeten Vorwurf machcn, wenn ich Patzke
für unschtildig hielt? Ergiebt die gerichtllche
Untersuchung, daß cr schuldig ist, nun so habe
ich mich geirrt; bas kann Jcdem passtren.
Warien wir daS Resultat der Untcrsuchung
ab; wie cs auch aussalle, meiiie Stellung
als Mmlster wird dadurch nlcht berührt!«

abzustehen, da er ja dvch nicht helfcn löniie, und
sich nur der Gcfahr aussetzc, cbcnfalls von diescr
schrecklichcn Kranlbcit ergriffen z» wcrtcn. Er gab
ihren Bitten nach, doch unterlicß er nicht, sich fast
stündlich nach bcm Befinden des Freundes zu er-
kundigcn.

So unter stetem Befürchten und Hoffen waren
acht Tagc vcrgangen. Täglich wechsclten die Nach-
richten übcr das Bcfiltdcn bcs Kranken. Als nun
aber auch dcr achtc sich zu Ende geneigt und Bren-
ner sich noch am Abend über deffcn Befindcn er-
kundigt hattc, da wnrde ihm die frvhe Kundc zu
Thcil, daß cine Krisis eingetreten sci, die das Bestc
hoffcn laffe. Aufö höchstc crfreut von dieser Mit-
thetlung, hatte sich Brenner bald zur Ruhe bcgcbcn,
um am andern Morgen recht früh aufstehcn und
neue Erkundigungen cinzichen zu können, und bald
war er auch mit crleichtertem Hcrzcn in Schlaf ge-
sunken; durfte er sich ja dcr Hoffnung hingeben,
seincn Frcund gerettet zu sehen.

Brenner hatte noch seinc alte Wohnung inne,
wo dic Fcnstcr seines Schlafgemachs nach Osten
mündeten. Als er nun am andern Morgen gegen
fünf Uhr erwachte, da schicn die Sonne schon zu

Münchcn, 16. Mai'. Di'e Mainzollcon-
ferenz hat mit bcfrlebigcnden Resnltaten ihrc
Verhandlnnqen geschlossen. (Südd. Ztg.)

München. Einc seit eintgcn Tagen ent-
standenc Miiitstercrisis ist wieder besei-
tigt.

Wien, 15. Mai. Herr v. Schmerling
hat eine ans dem Prof. Feßler, Pastor Ml-
kulasch und Minlsterialrath Zimmermaun de-
stehcnde Commission m'edergesetzt, welche stch
mit den Borarbeiten zur Revision des Con-
cordates beschäftkgen und insbesonderc die dem
Reichsrathc angekündigte Vorlage über die
Regulirung deS Verhältniffcs zwische» der
katholischen und akathollschen Kirche ausar-
bciten soll.

Aus Vvrarlberg, 14. Mai. (S. M.)
Die klerikalcn Agi'tationen gegen das Prote-
stantengesetz wurden auch in hiestgem Grenz-
gcbiete versucht, jedoch ohnc einen bcstiMmten
Einfluß auf die Cntwicklung der Zeitverhält-
lilffe zu übcn.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 14. Mai. „Magpar-Orszag" bringt
das hinterlaffene Fragment der Reve, bie Te-
leki anläßllch der Abreß-Debatte zu halten bc-
abflchtigte. Daffelbe lst im Wcsentlichen eine
drastische DarsteUung der zwölsjährigeir Lei'den
UngarnS. Zm weüeren Berlaufe werden Un-
garns Fordcrungen wemger vom staatsrecht-
lichen Standpunkte als von dem der auswär-
tigen Coiijecturalpvlitik beleuchtct.

Pesth, 15. Mai. Die vier Husaren, welche
zu bem blutigen Constict in Raa Anlaß ge-
geben, waren besertirt, weil sie die Nachricht
von Teleki's Tod für das Signal zu dem
Ausbruche einer Revölution gehaltcn unb in
Fvlge deffcn Pesth möglichst schleunig hatten
erreichen wollcn.

Pesth, 16. Mai. Donnerstagssitzung des
Unierhauses. Der Redner ver Gegenpartei,
Kolomim Tiffa, häll jede Vermittlung für un-
möglich, wcil die Wicner Regjerung dic Lan-
dcSrechte läugne, Ein freies Ungarn sei im
Jntcreffc Europa's, DeutschlandS und der Ci-
vilisation; er wiü keine Avrcffe, bis vie prag«
matischc Sanction vollkommen anerkannt sei,
und stimml für einen Beschluß, welcher Ven
Dcak'schen Antrag mit einigen Crweitermigen
cnthalten soll. Der Redner erhält mäßigen
Beisall. Szalap erklärt scine persönlichen
Spmpathieen für vie Deutjchen. Oesterreich
sollc seine römisch-kaiserlichcn Remmlscenzen
aufgeben, seinem italienlschen Cinfiuß keiue
weiteren Opfer bringen, unv in Ungarn den
monarchischen Schwerpuncl suchen; er schließt
mit dem Avreßantrag. Der Revner erhält
bedeutenden Bctfall. Varadap spricht sür den
Beschluß und gegen die Adreffe. Rudols Ku-
binpi führt lristige Gründe für eine Adreffe an.
Franz Kubinpi wünscht die Thronentsagung
des Königs Fcrdmand und des Crzherzogs
Franz, und beantragl Dankabressen aa de»
Sultan, dic Schweiz, England und Amcrika
für die gutc Behandlung der Flüchtlinge.
Bartal mciut: dic Regierung, welche dem
Ausland gegenüber aus dcm Legitimitalsbodeu

den Fenstern hcrcin und warf ihre goldnen Strah-
len auf cinen seincm Bett gcgcnüberstchenden Stuhl,
gleich als wollte sie ihm schon in aller Frühc cinen
frohcn Tag verkünden. Mit sichtlichcm Vcrgnügen
schweifte das Augc des Erwachtcn i« Zünmer um-
her, doch — wer beschrcibt sein Erstaunen, scinen
Schreck? — da öffnctc sich die Thüre ohne Geräusch,
und herein trat scin Frennd Adolf mit schwankcndcn
Schritten und sctztc sich ihm gerade gcgenüber auf
dcn Stuhl. Sein Gesicht war blaß und crngefallen,
seine Angen schwammcn in Thränen, und wie in
Vcrzweiflung rang er die HLndc, ohnc ein Wort
zu reden.

Starr war Brenner's Augc auf den Freund gc-
richtct; — kein Wort vermochte fich auf seinc Lippe
zu drängcn. Wre kam der kranke Freund hiehcr,
und in welchcm Aufzug? Er schien chcr einem aus
dem Grabe Auferstandenen alS einem Lebcnden zu
glcichcn. Weiße Strümpfc, leincnc Unterhosen,
ein gcstricktcS Zäckchcn und einc baumwollenc Mütze,
waren sernc ganze Beklcidung.

(Kortsetzung folgt.)
 
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