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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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Wdtltmger Intmig.

N: L3


Mittwoch, 2«. Kebruar

Deutschland.

Karlsrube, 18. Fcbr. (Fortfttzung dcr nllcrhöchstcn
Bcfchlc.) Oberstlicutcnant v. DavanS. bommandant deS
r. Füfilicrbataillonr. wirt auf scin untcrthänigcs Ansnchkn
nnd anf Grund dcs AnSspruchcS dcr SnpcrarbitrirnngS-
commisfi on, bis znr Wicdcrherstcllnng sciner Gesundheit,
in dcn Ruheftand verscht. Zugleich wird dcmsclbcn «er
Charaltcr als Obcrst nnd die Erlanbniß ertheilt, dic' Uni-
sonn dcr Officicre deS Armcccorp« z» tragcn.

Dcr Major Gras v. Enzcnberg und Hanptmann v. AdclS-
hcim, Betde »om 3. Jnfanteriercgiment, wcrden !n dcn
Ruhcstand versetzt.

Hanptmann KrauS, Adjutant bet dem Commando dcr
Jnfantcrte, wird, untcr Enthcbvng von dtcscr Function,
znm Gcneralstab »ersetzt.

Zn Folgc der durch A. b. Befehl Rr. 12 vom Hcntigen
anSgesprochene» Vcränderungcn tn dcr Organtsatton der
Znfanteric trcten folgendc Bcfördernngen und Vcrsctzungen
in diescr Waffe etn:

t) Mit thrcn Compagnlcn wcrdcn zum 5. Jnfanicrte-
regimcnt vcrsetzi:

vom 2. Znfanicrteregimeni Köntg von Prenßen:

Hanptmann Rayle, Obcrlicutcnant Kapplcr, Ltcntenantc
FlachSland, v. Boecklin (Advlph), und Seitz;

som 3. Znfanlertcrcgtmcnt:

Hauptmann Webcr, Lieutcnante Grciner und Wippcr«
mann;

vom 4. Jnfantcricregimcnt:

Hauptman» Btcscle, Lientenantc Bcndcr, Kellcr und
Slriegcl.

2) W-rdcn fcrncr vzxsctzt: Dcr biShcrigc Eommandant
dcS t. Füfilierbataillon». Obcistlicuteaant Kellcr, znm
5. Jnfantcriercgimcnt, nnter Erncnnnng zum Eouiman-
danten deffelben; Obcrstlicntcnant ». Degcnfeld, bishcr
Commandant dcs 3. Füfiltcrbatatllon», zum 2. Füflltcr-
baigtllon, al» Comuiandant dessclben; Obcrstlicutenant
Bayer »om 4. Jnfantertcrcgtment zum 1. Füfiltccbataillon,
al« Somm-ndant dcffclben.

3) Z« Obcrstlieutcnantcn wcrdca befördcrt dic Majore:
». Stcr« Im (1.) Lcib-Grenadtcrrcglmcnt «nd ». Pcter-
ncll, Eommandant deS'Zägcrbataillon«.

4) Major ASbrand vom 3. Jnfanterleregtment wird
znm 4. Znfantcricrcgimcnt »crsctzt.

5) Z« Batatllonscomwandanten wcrden crnannt «nd

rückcn in dcn etatmäßigcn Stand cin dtc btsher charaltcri-
firtcn Majorc: v Renz (Ludwig) »vm 2. Znfanicrtcrcgi-
mcnt, ». Gölcr tm 3. Jnsantciicrcgimcnt, HciSlcr vom
(l.) Lcib - Ercnadicrregimcnt, im 3. Jnfanteri-rcgtm-nt,
». T-nnstein »om Jägcrbataillon, im S. Jnfanteriercgi-
mcn«. (Schlnß f.)

Karlsruhe, 14. Fkbr. Heutc.wurde von
Sr. K. H. vem Großherzog cmc Dkputation
dcs landwirthschaftllchen Krctsverei'ns Heidel-
berg einpfangcn. Außcr dem Dankc, welchen
die Depntatl'on dafür aussprach, daß Se. K.
H. die landw. Angelegenheiten dem Ml'nl'ste-
rium des Handels zuzilwel'sen und die Ein-
bcriifung des Gencralausschuffcs der land-
wirthschaftlichcn Vcrei'nc zu befchlen geruhten,
wurdc ihr gestattet, dl'e Wünschc des Krei's-
vereinS bczüglich der Vervollständi'gung der
bkstchendcn Vercmsorganisati'on, sowie über
den landwirthschaftli'chkn Unterri'cht m den
Landschulen auszudrücken. Jn Betreff des
Bereinsweskns gehen die Ansichten dahin, dl'e

«bcstkhendcn landw. Bezirksvereine in einer
organischen Gliedernng ;u verknüpfen und
densrlben einc Vcrtretung bei rer großherz.
landw. Centralstelle zu ffchern.

Aus dem Badtfchen, 13. Febr. Prä
lat Ullmann bat in diesen Tagen aus dem
K. prcußischen Cultusmi'nisten'um in ehren-
vollster i»id dn'ngendster Weise den Antrag
erhalten, nach Prcußen als academischer Leh-
rer an dic größte evangelisch-theologische Fa-
cnltät, deren Zierde er einst war, zurückzu-
kchren.

A'is Baden, 14. Fcbr. Die Anzeichen,
daß kirchlichcrseits eine ruhige und besvnnene
Auffaffung der Dinge in unsercm Lande ail-
mählig mehr Raum gewinne, mchren ffch
glückli'cherweisc. Ucbereifrige jüngcre Geistliche
ffnd vermahnt, einzelne Ungeschickli'chkkitc» der-
selben von Freiburg aus vffen mißbilligt wor-
den. Das Hauptorgan der klerikalen Partei
hat nun sogar ei'nen Vvrschlag zum Frieden
angeboten, indein es stch bereit erklärtc, die
öffentliche Besprcchung der kirchlichcn Streit-
sragcn bkl' Seite liegen zu lasscn, wcnn auf
der gegnerischen Scitc daffelbe geschehe. Es
konnte den Führern der ullrainontanen Partci
nicht länger entgehen, daß ste durch ihr bis-
herigcs Verfahren selbst in den untern Kreiscn
unsercs Volks mehr und mehr an Bodcu ver-
loren und viclleicht befürchtete man auch, daß
bei der Forldauer des bisherigen ZwiespaltS
uud Strcits die Gegenanstrengungen dcr gro-
ßen Mchrheit gebildeter Katholiken nicht mehr
auf blose Adreffen beschränkt bleibcn würden.
Sei dem, wie ihm woüe, — hvffen wir, im
Jntereffe des reli'giösen Lebcns und der wahren
kirchlichen Jntereffen, daß Lcr Fii'cde, gcgcn
den wohl von beiden Seilkn gcfchlt worven
ist, iuimer mehr alS das Beste erkannt werdc
uud auch wirklich ins Lebcn trete. (S. M.)

K Heidelberg, 18. Febr. Berfloffencn
Samstag wurde hier im Saale des Prinz
Mar die crstc regelmäßig wiederkehrende Ver-
saminlling der Mi'tglikdkr dcs hicffgeii Natio-
nalvereins abgehalten. Zn einer Einlädung
„an die Mitglieder dcs Nationalvereins und
alle Freunde der nalionale» Sache", unter-
zeichnct vvn hiesigen Bürgern und Gelchrten,
war dic Tagesordnung angegebcn, und da ffe
dic schleswig-holsteinische und die deutsche
Frage zum Gegenstaud hatte, war der Saal
bald mit mehr als 400 Männern, sowohl
Heidelbergs als benachbarter Ortschaftcn, wie
Rohrbach, Ncucnhcim, Schlierbach, angefüllt.
Nachdcm Herr Anwalt Nebel zum Präsidcn--
tcn ernannt und angezeigt worden war, daß

Das große Faß zu Heidelberg.

Historische Nvvelle vvn Wilh. Zungmann.

(Fortsetzung.)

Die Geschäftc im Walde waren bald beendet ünd
dennoch nahte bercits der Abend heran , als die
drci mnnteren Gesellen sich anschickten, dcn Heim-
weg wieder anzutretcn. Noch einmal ließcn fie thrc
Blicke von der Höhc herab iiA Thal hinunter-
schwcifcn auf die Fluthen des Ncckarstromes und
die an seinem Gestade dahinzichende Landstraßc,
und nur ungern konntcn fic fich von dieser ent-
zückendcn Aussicht trenncn, da gcwahrtcn sie plötz-
lich, wie cin schwcrbepacktcr Reisewagen des Wegcs
daherrollte, der von zwci starkcn Pfcrden gezogcn,
immer mehr der Stelle stch nahte, wo eine cnge
Schlucht aus dem Gebirge unmittclbar auf die
Straße ausmündcte.

Kaum war dcr Wagen an dicser Stelle angc-
kommcn, als er auch schon von drei wildaussehen-
den Kerlen angchalten und der Fuhrmann mit
einem Schlag durch eincn Knittel zu Boden gestreckt
war. Ein auS demselben hcrausspringendcr statt-
licher Mann hattc dasselbc Schicksal, bcvor cr noch
Zeit gewann, den Degen aus der Scheide zu ziehcn.

Als er sich aber von sciner augenblicklichcn Betäu-
hung erholt ivicder aufrichten «ollte, da warfen
sich zwei der Räubcr über ihn her und hiclten ihn
gcwaltsam am Boden, währcnd ocr drittc nach sel-
ncm Meffer langte, um ihm mit demstlbcn den
Tvdesstoß zu versetzen. Dasselbe Schicksal «Lre
wahrscheinlich auch dcr in dem Wagcn befindlichen
Damc zu Thcil geworden, wäre nicht schncll und
unerwartet die kräftigstc Hilfe hcrbcigeeilt.

Von ciner bangcn Ahnung ergriffcn, abcr auch
zuglcich durch das Gcfühl dcr Mcnschenpflicht gc-
lcitet, seinen Rebcnmenschcn hilfreich beizustehcn,
hattc Gcrhard seinc Gefährten aufgefordert, sich
mit tüchtigcn Prügeln zu versthcn und dann gc-
meinschaftlich dem Wagcn tn ciniger Entftrnung
zu folgen, dcr ja augcnschcinlich ftincn Weg nach
Heidelberg nahm, um im Fall cines Angriffs auf
dcnftlbcn bci der Hand zu scin.

So dewaffnct warcn alle drei dcn Berg hinab-
gcsticgen und kamcn cben i» dcm Augenblickc auS
der Schlucht hervor, wo dic Räuber fich über den
Fremden geworfcn und thn ermvrdrn wollten.

Ein kräftiger Hicb »on Gerhard's Hand hatte
einem derftlbcn die Hirnschale zerschmettert. Ei»

JasertionSgebührell ,für die 3spaltige Petit- M
zeilewerde«mit 2kr., bezw. 3 kr. berechnet.

dic Mitglikder dcs Naiionalvereliis sich von
nun an jeden Füufzehnien des Monats regel-
mäßi'g zu clner Sitzung vereinigcn würden,
begann dic Bcrathmig über die schleswig-hol-
steinische Frage. Dcr crste Redner, LNceums-
proftffor v. Langsdorff, wics in einer länge-
ren Rede anf die Leiden und die muthige
Ausdaner der bicdern Schleswig-Holstcincr
hin; er zeigte, wie sie allen Versvlgungen
ausgesetzt seien, weil sic fcsthstlten an ihrem
gntcn, verbrieften Recht, und daß es eine
Ehrenpflicht des deutschen Vvlkes sei, diese
Schmach zu cnden. Er erinnerte an dcn
Kampf, der 1848 und 1849 gekämpft wurde,
an dcn Waffenfllllstand von Malmö und das,
was ihm leider folgtc, und zeigte, wie die
Sache dcr Herzogthümer verloren gehen mußte;
wie auch unter den gegeuwärligen Verhält-
nifsen keine wirksame Hülft erfolgen wcrde,
wei'l die Organisation des dentschen. Bnndes
zu mangclhaft sei. Dr. Pickford schloß sich
den Aiisführungen des Vorredners an. Er
geißelte mit scharfc» Worten sowohl den Ueber-
muth dcs „Zaunkönigs" in Kopeyhagen und
seiner Dänen, wie nnsere cigcne Schwächc.
Auch er betonte, wie dcr Vorredner, daß die
Sache Holstcins mit der Schleswigs eng ver-
biknden sei, daß wir nicht, um vielleicht Hol-
stein zu retten, Schleswiq preisgeben dürjten,
wie den Herzogthümer» aber »ur durch ein
energisches Vorgehcn des gcsammten deut-
schc» Volkcs geholfcii werden könnte.

Die hcutige Bundesverfaffung bicte dafür
aber grade keine Garantie, dcßhalb müffe
Prenßen flch an die Spitze der Nation stellen.
Preußcns König an der Spitze Dciitschlands
unter Beirath eincs deuischen Parlaments,
das sei der einzige Weg zum Heil, nicht al-
lein für dic Herzogthümer, sondern für das
ganze deulschc Land, daS ffch rings von
Feinden umgeben sehe, und irotzdem noch
nicht die Einheit gefunden, sondern i»nerlich
sich verblutc. Folgte den Ausführungcn dic-
ser bel'ten Redncr der Beifall der Vcrsamm-
lung, so steigertc ffch derselbc nvch bci den
ebenso juristisch klaren, wie durch warmes
Gesühl getragenen Worten Profeffor Golv-
schmidt's, unv cs thut uns leid, daß uns der
Raum verbietet, seine Rede ausführlicher
zu behandcl». Vor Allem war es die rich-
tige Auifaffung dcs Verhältniffes Preußens
zu Deutschland, die seiner Rede Jntereffc
verlieh.

Auf der einen Seite die Furcht der kleincn
Staaten, von Preußen verschlungen zu werden,
äuf der andern Seite das Mißtrauen in Preu-

zwciter, eben derselbe, der den Fremden mit dcm
Mcffcr erstechen wollte, sprang rasch zurück, stürztc
dcn steilcn Abhang hinab in dle Wellen des Stromcs,
wo er nach kurzem Ringen spurlos vcrschwand, dcr
Dritte abcr, von zwci ncrvigcn Fäusteu gepackt,
wurdc grfangcn und gekncbelt, um den Gcrichten
zur gerechtcn Strafe übcrliefcrt zu wcrden, und
dieftr war kein Anderer als der alte Mufikant.

Alles dicses war so rasch gegaugen, daß dre in
dem Wagcn zurückgcbliebene und durch den plötz-
lichen Schrccken in Ohnmacht gcfallene Damc sich
nvch nicht wieder crholt hattc, als auch schon der
am Bodcn gclcgene, durch eiue bcdeutende Wunde
am Kopfe vcrletzte Frcmde sich wieder crhoben
und an ihrcr Seite saß, auf's cifrigste hemüht,
ste-wiedcr in's Lcbcn zurückzurufen. Erst, als ihm
dics endlich gelungen, da dachte er daran, ftme
Wunde vcrbindcn zu laffen, die wtrklich bedeuten-
der war, als cr Anfangs gcglaubt hatte. Nach-
dem diefts geschehcn und er scinen Rettern in ver-
bindlichstcn Worten ftinrn Dank ausgesprochcn und
sie bedeutct hattc, ihm nach Heidelberg zu folgcn,
wo cr dtcsc edle That auf's glänzendstc bclvhnen
werdc, da sank auch er «ie betäubt in den Wagen
 
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