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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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ßcn, gegen den Willen der übrigen deutschen
Stämme sich uuter seuie Führiing zu stellen,
wclches Mißiranen durch bie jüagste Erklä-
rnng des Ministers Schleinitz im Abgeordneten-
hause belegt wird. Aber die klcinen Staaken
sollen ja Här nicht in Preußen aüfgehe«, wir
wollen nicht jcne künstliche Concentration, der
alles individuelle Leben der Einzelstaaten ge-
opfert wird, sondern wir wvllen einen kräf-
tigen Bnndesstaat, eine kräftige, einheitliche
Vertretung nach Außen und ein Zusammen-
raffe» des dentschen Volkes in einer selbstge-
wählten Centralgewalt, mit andern Worten
Preußens Monarch an dcr Spitze eines Bun-
desstaatcs untcr Beirath eines dcutschen Par-
lamentes.

Dcr Redner beantragt nun folgende Erklä-
rungcn abzugebcil, welche cinstimmig ange-
nommen wurdeni

„AngcsichtS dcr von ver deutschen Bundcs-
versammlung durch Beschluß vom 7. Februar
d. I. ver dänischcn Regierung angedrohtcn
bunbesgesetzlichen Erecution in den Herzvg-
thümern Holstein und Läuenburg, crachten wir
cs für geboten, unsere Ueberzeugung dahin
auszusprechen:

1) daß nur die gleichzeittge volle Wtederherstellung des
gestörten VerfanungSzustandeS tn Schteswtg, des
deutschen Rechts auf SchleswigS dauernde verfaffungs-
mäßige Verbindung mit Hotstein und auf die Er-
haltung dcutscher Sprache und Art tn demselben. dem
guten Recht, wie dcn wichtigsten Zntereffen des deut-
schen Volkes entsprtcht;

2) daß die gegenwärtigen VerfassungSverhältntffe Deutsch-
lands für dte thatkräftige Durchführung weder dieser
Pfitcht, noch trgend cines anderen nationalen Znter-
esses dem Auslande gegenüber, noch für etnen den
Machtverhältnissen der deutschen Nation entsprcchen-
den Rang und Einstuß tn den europäischen Angc-
legenhetten dte gertngste Gewähr darbieten;

3) daß es als die dringendste nationale Aufgabe, dtc
hetltgste Psticht der deutschcn Regterungen -und
Stämme erschetnt, durch Begründung etneS deut-
schen BundesstaateS die Wahrung dieser Znter-
effen einer krästtgen Centralgewalt anzuver-
trauen;

4) daß die bundcSstaatliche Neugestaltung Deutschlands
die nothwendige Selbstständtgkctt der deutschen Staa-
ten tm Lereiche ihres verfaffungSmäßigen Sonder-
lebenS ntcht beeinträchtigt;

5) daß die Leutsche Centralgcwalt nur dem Oberhaupt
des preußtschen StaatS unter Mitwirkung dcr Vcr-
treter deütscher Nation in einem deutschen Rcichstage
übertragen werden kann und"übertragcn werden muß."

K Freiburg, 18. Febr. Geftern wurde
die von der hicsigen Stadtbchvrde veranlaßtc
Versammliing zur Besprcchnng der Schwarz-
wald-Eisenbahn-Angelegcnheit im Kauchaus-
saale abgehalten. Sie wurde über alleS Er-
warken zahlreich besncht, so daß dcr' Saal
kaum hinreichte, allc Theilnehmer zu faffcn.
Fast alle Schwarzwaldbczirke und der ganze
Käiserstuhl warrn vertreten und von Ulm
und Colmär waren Deputationen anwescnd.
Hcrr Äürgrrmeister Faulcr eröffnete die Vcr-
sammlung Mit ciner die Bedcutung und Fort-
schritte der Eisenbahncn kurz bcrührenden An-
rede und fchlug Hcrrn Director Frick der
Vcrsämmlung zur Ucbernahme des Präsidiums
vor, was sogleich durch Acclamativn gebtlligt
wurde. Außcr diesen tciden Herren spracheu
die Herren I)r. Adam, Abgeordneter von Ulm,
Elver als folcher von Evlmar, Kkrsuer von ^

zurück ünd wnßte von dieseM Äugenblickc an nicht
mehr, roas mit ihm vorgcgaNgen.

Aüch dcn zu Boden geschlagcnen Fuhrmann hatte
man dukch aus, dcm Ütcckar hcrbeigeholtes Waffer
wredcr so weit hergcsielll, daß cr äuftccht auf.dem
Bockc des Wägcns zu sitzcn vcrmochte, während
Gerhard dieZügcl ergriff, das Führwerk zu lcnken,
und so gings denn nun langsam der nahen Städt
zü, nachdem Man noch vorher dcn Leichnam dcs
etschlagcnen Räubcrs in cig naheS Gcbüfch gelegt,
von wo er noch am ftlbcn Äbende von den Dicncrn
des GcrichtkS abgcholt «urdc. Der alte Musikant
abcr mußtc, festgeknebelt, in der Mttte der beidcn
aüdekcn Küferbürschen dcm Wagen folgen, um
wieder in die Zclle dcs Züchihaufts zu wandern,
die er erst vor einigcn Tagcn gewaltsam verlaffcn
hatte.

14.

Wie ein Lauffeuer hatte sich noch an demftlbcn
AbenD vic Kunde von dcqi gcwaltsamen Ucberfail
des Frcmden in ganz Hcidelberg vcrbreitct, und
allenthalben drängtc man fich herbei, ihm anf'S
freundlichsle cütgcgcnzukommcn ünd ibmHülfc an-
gebeihen zu laffeü. Sclbsl der Psalzgräf hatkc

Donaueschrngen, Bürgermekster Geiser von
Neustadt, Fabrikam Karl Mez von hjer, Ka-
brikanr Kapserer unv ObcramtmanN Bcz von
Waldkirch über die BeSeutuiig ver Bahn an
stch unb als Mtttclglied Scr kürzesten Linie
voü Paris nach Wien. Zum Schluß wurde
ber von Hcrrn Adam in Gemeinschafl mit
andern Herren beraihene Antrag angenom-
men, baß die vvrhandenen und noch zu bil-
deudeii Comitecs fich an vie betreffenden Re-
gierungen und Kammern wenden fvllten mit
ber Bitte, bie Linie Breisach - Fteiburg - Do-
naueschingen- Sigmaringcn - Ulm untersuchen
zu laffen, und einem de» Bau bezweckenden
Gesetz ihre Geneigtheit zu schenkeu. Dazu
kam ber weitcre, unser Oberlanb speciell be-
rührendr Zusatz, die Regierung um Uuter-
suchuiig der deiven Liiiien des Clz- und Höl-
lenthaleö zu bitten. Von dem Abgeorvnetcn
von Colmar wurbe mitgetheilt, daß die An-
gclegenheit der Elsäßer Bahn so weü gediehen
lei, daß die deßfallsige Eingabe jetzt in ven
Vogesen zur Untcrschrist circulirc und noch
im Laufe vicses Monats bem gesetzgebenden
Körper unv dem Kaiser werve vorgelegt wer-
den. Die Besprechung dauerte nahczu zwei
Stunden, und wcnn anch nur über bie ctsten
allgemeinen Frage» berathen werben kvnnte,
so hat doch die ganze Angelegenheit eine Mäch-
lige Anregung erhaltcn, und die Eomilees,
welche in allen bclreffenven GeMcindcn gebil-
dkt werdcn soUen, werben nicht ermangeln,
im eigenen Jnlereffe dft Sache aufmerksam
und ruhig zu verfolgen. Nach der Berathnng
war ein geftlligeS Mahl >m Zähringer Hvf.

Berlin, 14. Febrüar. Jn der Fraction
Vincke ist dieser Tage die Frage aügeregt
worden, ob nicht das Haus zur weiteren
Regulirung dcr Amnestieangelegenheit die Jnr-
tiative ergrcifen solle. Mit ciner kleinen
Majorität hat die Fractivn bejchloffen, fur
jetzt nüch eille zuwartende Stellung in dieser
Sache zu beobachien.

Der lctzte Stiebcr'sche Proceß, dcr noch
aus de» vom Oberstaatsanwalk Schwarck
kingcleitetcii Erhedungen stammte, hat vorge-
stern wicder mit ciner Freisprcchung geendct.
Aber dic Enthüllüngeü, welche mit merkwür-
diger Offenheit der Angellagtc Stiebcr über
die Verhäliniffe der Osficiere machte, haben
wieder ein grelles Schlaglicht-aus das glän-
zende Elend gewörfen, däs mit ver Vermeh-
rung vcs stehenden HeereS ünserc Geseüschäss-
zustände zu überwuchern broht. „Die Hälfte
der jungen Ossiziere besandcn sich im Zahre
1851 mlktelst Ehrenschcin in den Händcn der
Wnchercrv sagte Hr. Stiebcr unb rollte
damit den Vvrhang vor der Lage vcr Blüthe
der militärischcn Aristokratie aus, die darum
nicht in besseiem Lichte erschien, daß Hr. Stie-
ber die davon Betroffenen als gerabe die
„tüchtigsten und bravstcn" Ojficiere beLeich-
nele.

Wien, 12. Febr. Daö Oedeiiburger Komi-
tat hat benBeschluß gejaßt, bis zur wciteren
Bestimuiung des Lanvtages die L-teuern wie
bisher zu- bezahlen.

Wien. Das Fortbestehen der Universttäten

in Graz und in Innsbruck, Äelches durch das
vom Minister Goluchowski bcantragte Er-
spaenißspstim gefährdet war, darf nun als ge-
sichert betrachtct werden.

Wien, 14. Febr. Die „Ostd. Post"
schreibt: An cineüi klei'nen Ende des'Rciches
ist bereits ber Belagerungszustand proklamiri.
Wir sagen bereits, benn wir betrachten das
Ereigiiiß in Fiume als bas Wetterlenchten,
das ciiiem großen Gewitler znm Vorläufer
dient. Wenn die Dinge in Ungarn vcn Weg
fortgchen, welchen die Pcsther Comitatsver-
sammlung eingeschlagen, so dürften wir in
größerer Nähc als in einem Küstenstäbtchcn
des adriatischen MeereS Erjcheinungen er-
leben, welche der freiheitlichen Entwicklung in
der ganzen Monarchie mit den höchsteu Ge-
fahren drohen.

Zu Linz hak man eine vsnss velebre. Es
ist in der, Nacht vom 27. zum 28. Zan. in
dem herzogl. kobnrglschen Schloffc zu Grcjn-
burg ein Branb ausgebrochen Und wahienv
desselben die Caffe um mehr als 10,000 fl.
bestohlen worden. Nun wird, wie die „Preffe"
meldet, vem herzl. koburgischcii Guter-Znteii-
daüten Regieruiigsrath Frhrn. v. R., Znhäder
mehrerer Orden, der Proccß gcmacht wegen
Branbtegung unb Diebstahl.

Rach einem Telkgramm der „N. Nachr."
wurdk in der in Pesth am k2. d. abgeyal-
tencn Comitatssitzung bie Adreffe an dcn
Kaiser angenommen. Zn der Antwort auf
das Schreiben Ves Fürst Prtmas wcrden
beffeü Verdienste um das Vatcrland aner-
kannt und die Bitte ausgesprochcn, er mvgc
seine Stcllung benützen, um den Kaiser auf
den KröpungSeid vorzubereiten, da dic Na-
tion nicht davon abgeheik könne, daß bie
'Constitution unversehrt wievcr hergcstellt
wcrde. Zn der Amwort anf dcn Brfts des
cknclex l-ariss werben die Bcichlüffc der
Zustij-Conferenz als nicht gesetzlich bezeichnet.
Nur der Landtag uüt dem König vereink,
könne Gesetze geben.

Fiume, 11. Febr. Ueber die Erceffc,
dere» Schauplatz Fiume am 5. Febr. gewc-
sen, crführt die „Agr. Ztg,", vaß der Voiks
hause, der sich öei dem Mmiftipakgebauoe
angesammelt hatte, bei 3000 Leüte zahltc,
bic durch sürchteriiches Gedrüll und das Ge-
schreir „Nicber mit dem Hund!" ihren be-
zahlten WivcrwiUen gegen dic Wahl des
Herrn Pavlctik zum Capttanealrichter kunv-
gaben. Ei» mitgebrachler Sack, um thn,
,aUS ek nicht abdanke, hlneinzustecke» uuo
weitere Proceduren mit ,hm vorzuiichmeu,
gab dieser . ihrer WiUcnsmeinuiig giößcieii
Ausdruck. Die ersolgte Abdankunq vermochte
ben ausgcregten Hausen nicht zu' bernhigen;
derselbc kühl.te sein Mülhchen an den Fen-
stern ber Wohnung des gcnanntcn Hercn,
bis das Militär dcn Platz säuberte. Adenbs
wurde die von einer gewiffcn Parlei ziemtich
geschickt in Scene gefttzle Evmvbic wie-
derhott; mehrere Perjoueii, bie das Uiiglück
haben, nicht zu dieser Partei zu gchvieu,
wuidcn aüs der Gasse insnltirt, mit Stcinen
und Koth bcwörfen verfolgt, so daß Manchc

ftincn eigenen Lekbarzt gesandt, scinc Wundc zu
untersuchcn und ihn in ärztliche Bchandlung zu
nehmcn. Abcr auch voll war die Stadt von dcm
Lobc Gerhard's und ftincr Kameraden, die dnrch
ihre encrgische Dazwischenkunst den Frcmden ge-
rettet und nun sichcr auf eine anfthnliche Beloh-
nung rechncn konnten, da dcr Frcmde ein vornehmer,
reicher Mann zn ftin schien. Und er war cs auch,
dcnn der Frcmde «ar Niemand Andcres, alS der
Marquis von köligny, derselbe, «elchcr vor unge-
fähr einem Zahre in Heidelberg gewohnt, und der
vor ftiner Ahrcise von dä dcm Pfalzgrafcn einen
Theil ftiner Lcbensgefchichte mlt folgcnden Worten
Liwcrtrant hatte:. ,

„Dem ftcundlichen Wunschc Ew. Durchlaucht zu
genügen und dem heißen Drange mcineS Hcrzens
folgcnd, will ich Jhnen meinen Kummcr mittheiien,
wenn auch alte Wundep wieber bluten, dieja doch
nicht mehr Plötzlich heilen. werben!

Daß mein Vaterland Frankreich ist, ln welchcm
Landc mclne FLmilie. cine der höchstm Stcllungen
einnahm, ist Ew. Durchlaucht bekannt, eben so,
daß sich a.üch dort die durch die Reformatoren Cal-
vin unb Zwingli verkündete neue Lehre mit Blitzes-

schnclle vcrbrcitete unv bald einc Maffe von An-
hängern zählte, dic nicht nur den unteren Schichten
der Bcvvlkcrung angehörten, sondern sogar dis zu
den Stufen des Thrones hinanf zn finden «aren.

Auch Mcine Famitie trat zu derftlbcn übcr, und
hesonders «ar eS mein Oheim, der Abmiral Loligny,
der sich nach Ler schändlichen Ermordung dcS Prin-
zen von Conde züm Führcr der Reformirtm auf-
warf, um sie gegen die immer gchässiger werdenden
Ängriffe der Andcrsdenkenden mit aller Macht zu
vertheidigen.

An dcr Spitzc der Gcgner standen, nach bcm
plötzlichm Tode König Kranz dcs Zwciten, dcsftn
Gcmahlin KLtharina von Mcdicis, nnd bcsviiders
bcr Herzog von Guift, der vor AUcm den bitterstcii
Haß auf mcinc Familie geworsen hatte. <z»r,s.

Passendes Ehebündniß!

Dcnn wo das Strengc mit dcm Zärten.

Wo StarkcS sich unb Mlbcs paarten,

Da gibt es cinen guten Klang.

Zn der Nummer 71 ber „Preußischm Zeituna"
vom 12. Aebruar d. Z. findet sich unter oen Fa-
milien-Nachrichtcn folgcnde Veekobüngs-Änreiac:
,/Fräülem There^e Kraft mildem (ÄEvbeMLrHerm
Gustav Ohnmacht."
 
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