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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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bei Salach von ruchloser, bi'S jetzt unbekann«
ter Hand cin Schuß abqefeuert, der zum
Glück nur den Huk eines Passagiers traf,
aber keine Person beschädiqte. (K. Z.)

Arankfurt, 7. März. Dr. Eduard Löwen-
thal, dem Herausqcber dcr „Allqemeinen
deutschen Unlversikäts-Zeitschrift" und Mit-
Redacteur des „Arbel'kqebcr", ist „auf Grund
mehrercr Artikcl über preußische Verhältnifse"
vom Polizei-Amt der rveitcre Aufenthalt in
hl'esiqer Stadt versazt worden.

tkeipziq, 7. März. Wäs Jedermann, und
also auch die Zweiie Kainuier unseres Lanv-
tags, mit Sicherheit crwarten konnte und
mußte, ist eingetreten. Heute erklärt Heinrich
Brockhaus, der Chef'der bcrühmten Verlags-
handlunq, daß er, bckanntüch einer der „Re-
nitentcn" von 1850, sich nimmer herbeilaffen
werde, znr Wiederaufnahme scincs RamenS
in die Wahllisten sich zu melden, da er um
das, was cr für sein Necht halien müffe, nicht
bitten könne nnd möqe; und cs steht außer
Zweifel, daß die übriqen Renitenten sich in
ähnlicher Weisc aussprechen wervcn. (Von
Seiten Gustav Horkort's ist das bercits ge-
schehen.)

Berlin, 7. März. Am qestrigen Taqe,
Nachmitiaqs um halb 5 Uhr, fand im hiesiqen
köniql. Schlvffe vie fcierliche Zuvesti'tur Sr.
Majestat dcs Königs mit dem sehr edlen
Orden vom Hvsenbande statt.

Berlin, 9. März. Der Minister dcs
Jnnern Graf Schwerin empfinq heute Mor-
gen eine Dcpntaiion aus dem Netz-Districte
Vcr Provinz Posen, welcher sich einige die-
sem Landestheile angehörige Mitglieder der
Landesvertrekung anqeschloffen hatten. Die
Deputation überreichte dem Hcrrn Minister
eine uüt 6000 Unterschriftcn beider Nationa-
litätcn verschene Avreffe, in welchcr demsel-
ben der Dank der Brvölkcrunq dcr Provinz
für seine den Bestrebunqcn des Pvlonismus
gegenüber in der Landesvcrtrctung bewahrte
Haltung ausgesprochcn wird. Graf Schwe-
rin gab darauf der Deputation dic wicdcr-
holte Versicherung,chaß den Unterthanen pol-
nischcr Nationalitäl zwar ebensowohl ihr
Recht werden svlle, wic allcn anveren, daß
dieselbcn aber unbercchtigtcn und unpreußi-
schen Bestrebungen und der Bchauptung ge-
genüber, daß die dcutschen Bcwohner der
Prvvinz unberechtigte Eindringlinge seien,
die Regierunq Sr. Maj. des Köuiqs auf
ihrcm Platzc finden würden; barauf könntcn
sich die Deutschcn vcrlaffen.

Oesterreich.

Wien. 5. März. Zn einer.in Pcsth qe-
haltenen Versammlunq der angesehensten Par-
teihäupter ist der Deschluß qefaßt worden,
den bis jeßt bevbachtetcn streng gesetzlichen
Standpunct in keincr Weise zu compromilti-
ren und allen Einfluß auzuweuden, damit der-
selbe von keiner Scüe verletzt werde. Der
Cardinalprimas hattc in den letzten Tagcn zn
wiederholten -Malen Audienzen bei dem Kai-
ser, und dic Kronc soll sich nicht abgeneigt
zeigen, in cine Verständigung einzuqehen, in-

hobenem Fingcr, „aber nimm Dich in Acht, daß
Du nicht auf viel schiimmcrcm Frevel crtappt wirst,
wer wciß, was sür schrcckliche Dingc die armc Frau
erfahren würdc, lönnte sic cin wcnig den Schleicr
lüften, der das Junggcscllenlcben thres Herrn und
Gcbietcrs vcrbirgt."

Die junge Frau schaute bei diesen Wortcn mit
schclmischem Blick in rhres Gatten Antlitz und so
gcwahrte stc auch dje flüchtige Röthe, die Werdcrn's
Züge bci dcnselben überzog.

Als er ihre scherzhaftc Bcmerkung unerwidert
ließ, fuhr sie in demsclben Tone fort: „Apropos,
mein Freund, da wir doch auf dicses Thema ge-
iommen und dies der rcchte Augenblick zu vertrau-
lichen Mittheilungcn ist, sv könntcst Du mir cinige
intercffante Abenteuer aus Deincm srühercn Leben
erzahlen, ich versprcchc Dir fcierlich, nicht cifcrsüch-
tig zu werden, also birtc, liebster Edmund, laß mich
eincn Blick in diese verschloffcne Kammer Dcines
Herzens thun."

„Du würdest darin nur Dein cigen Bild erblicken",
sagtc dcr Baron, sein lirblicheS Weib an sich drückcnd,
„was sollte ich Dir svnst noch erzählcn? außcr Dir
hat kein weibliches Wesen das Geftändniß meiner

dem sie die Wünsche der Ungarn in so wekt
berücksichtigt, daß sie dem ungarischen Land-
tage dic Februarpatente als königliche Propo-
sition mittheilt und es diesem überläßt, die-
selbe zu berathen und den staatsrcchtlichcn
Vcrband zwischen Unqarn und den deutsch-
slavischen Provinzen festzustelicn.

Wien, 7. März. Jn Vcrona wurde vor
Kurzem eines der zahlreichen in Venetien be-
stehenden Revolutions-Comites entdeckt und
sollen bci dieser Gelegenheit wichtige Schriften
cntdeckk worden scin, durch deren Jnhalt man
die Gcwißheit erlangte, daß mit rastlosem
Eifcr daran gcarbeitet wird, in Venetien und
Südtprol qleichzeitiq einen Aufstand zum AuS-
bruche qclangen zu laffen.

Pesth, 8. März. Dic Statthalterei
sistirte heute die Amksblätter weqen Veröf-
fentlichunq des Kaiserlichcn Hanvschrcibens
bezüqlich dcs Serbencongrcffes. Das dcutsche
Amtsblatt publiciklc das Hanvschreiben, weil
ihin das Verboi von Seiten der Statthalterei
nicht mitqetheilt. worden war.

Pesth, 10. März. Einige Comitate haben
sich förmlich gegen die Sendung von Abge-
ordneten zu dem Rcichsrathe nach Wien aus-
gesprochen. Die Unzufriekenheit, welche in
Betreff des Decretes in Bczug auf die Ein-
berufung cincs Conqreffes von Serben, unter
dem Vorsitze ihrcs Patriarchen, herrschte, hat
sich noch qcmehrt. (3»d. b.)

Agram, 10. März. Die Slavcn Dal-
matic'us haben an den Kaiser eine Petition
qerichtet, worin sie karum ansuchen, rüit
Croan'en wieder verciniqt und dem italicnischcn
Eiemente cutzogen zu werdcn. (Jnd. b.)

Triest, 3. März. Du.ch das Erqebniß
der Wahlcn tes zweiten Wahlkörpers ist dic
Farbe, welchc unser künftiqes Muiiicipium
traqen wird, bereits entschieden. Sie wird
nicht blvs eine vvrwieqcnd italienische, son-
dcin auch eine aiiti-ösierreichische und anti-
dpuastischc sein.

Frankreich.

Paris- Jm qesetzqcbendcn Körper haben
cinige Mitqlicder dcr legitimistisch-ultramonta-
ncn Partci folqendes Aincndcineiit zur Adreffe
qestellt: „Getreu dcr hunderkjähilgen und na-
tionalen Politik, welche im Zahre 18ä8 dem
h. Nater seine Staakcn zurückgab, haben Sie,
Sire, dic Stärke Zhrcr Armee vcrmchrt, als
die Sicherheit und Unabhänqiqkeit des heiliqen
Vaters in Gefahr schwcbten. Der gesetzge-
bende Körper dankt Zhnen dafür im Nauicn
Frankreichs. Wir heqcn das Zutrauen, daß
dcr Kaiscr, als Oberhaupt der ersten katholi-
schen Nation, die wellliche Macht des Papstes
schiriiieii wird, wclchc die nothwendige Bürq-
schaft für seine geistlichc Unabhängigkeit und
das Unterpfand für den Fricden Europa's ist."

Pnris, 6. März. Das Schreibcn des
Kaiscrs an scl'iien Vettcr hat dcn schlimnisten
Eindruck unter der Diploinaiic hervorge-
bracht. Dic diplomatischen Berichte, welche
in den letzten Taqen an dic verschiedcnen
Höfe abqegangen flnd, lauten säiiiintlich da-
hin, daß man die Politik Napoleons von

jetzt alS eine entschieden revokutionäre be»
trachtcn, und daß man sich auf alles Mög'
liche gefaßt machen müsse.

Paris, 7. März. Die Hauptereigniffe
in der gestrigen Senatssttzung warcn die
Reden des Grafen Casabianca und des Hrn.
Barthe, Präsideuten des Oberrechnunqshofs,
von welchen jencr gegen, dieser für das Amen-
dement der päpstlichea Partei sprach. Die
Rede dcS letztern, der vor 40 Jahren eineS
der votgerücktesten Mitqlieder bes französi-
schen Carbonaribundcs war, wird str daS
Bedeutendste gehalton, was vom politischen
Gesichtspuncte aus im Laufe der Debatie ge-
gen den italienischen Einigungsproceß vorge-
bracht wurde. Er suchte namentlich nachzu-
wcisen, daß der Fortbestano der päpstlichen
Souveränität eiu wesentlich französisches Jn-
tereffe sci, vie Einheit Ztaliens bageqen sei
eiue cnglischc und preußische Jdee. Die Po-
litik Piemonts sei ein Schiff, deffen Segel
der Ehrgciz treibe, desse» Sieucr die Revo-
lution führe. Wie wolle Victor Emanuel,
wenn er in Rom fei, seine revolutionären
Bundesgenossen wiedcr los werden, wie werde
er dann zu Frankreich stehen, deffen Macht
und Ehre durch die Besitzergrcifung Piemonts
gcfährdct sei? Man möge sich nicht fortrei-
ßen laffcn und nicht vergeffe», daß, was in
dieler Frage Jtalicn am mcisten zusaqe,
am meisten wieder das Jntereffe Frank-
rcichs sci. Nachdem der Miuister Baroche
noch erklärt, nichts dcute auf die Absicht
Frankreichs hin, dic Besatzung Noms zu-
rückzuziehen, viclmehr sei das Gegentheil
wahr, wurde das Amendeinent, wie cr-
wähnt, mit 79 gegcn 61 Siiuiiiien ver-
worfen. Prinz Murat stiminte für dasselbc,
hatte sich jedoch dagegen verwahrt, ein Ml'ß-
trauen gegen die Kaiserl. Politik damit aus-
drücken zu wollen. Bezeichncnd ist, wie der
Constitutionnel über diese Abstiminung ur-
theilt: Durch die Abstimmung des ScnatS
hat die päpstliche Sache nichts verloren, denu
durch cntgcgcngesctzte Abstimmung hatte fle
nichts zn qewinncn.

Marfeille, 11. März. Äus Beprui
vom 25. Febr. wird gemeldet: Die Schmä-
hunqcn und Drohungen gegen die Christen
in Damascus wiederhvlteü flch. Dic Musel-
männcr riffen das Kreuz in Stücke, wic vor
den Metzelcien. Die Auswanderung bcgann.
Die Drusen bedrvhen Haura» mit unver-
söhnlichen Repreffalien, wcnn Fuad Pascha
die Verurthcilungeii vollzieht.

Cngland

London. „Dailp News", das Organ
der -uugarischen Euiigrativn, unter welcher
es mchrere Mitarbeiter zählt, übcrnimmt bie
Rechtsertigung derKoffuth'ichen Notensälschung
qar selbst; es sei Sache dcs Kaisers von
Oesterreich, sic nicht in seinem Staaie zuzu-
lasscn; cs gcbe gar kcincn Grnnd dafür,
warum cin englischer Drucker ihre Anserti-
gung nicht übernehmen sollte. Uns düukt,
die Engländer spielen hier mit Feuer; wenii
auch ächte östcrreichische Banknoieu augen-

Liebc empfangcn, Dn bist die erste und einzige Be- l
hcrrscherin ineines Herzcns!"

„Ach glaube Dir, niein Edmund", sprach Thekla,
mit süßem Lächeln den schönen Arm um scinen '
Nacken lcgend, „denn Deine liebcn Worte schmci-
cheln ebcnso sehr dem liebenden Frauenherzen, als
dcr wciblichen Eitclkeit, auch rede ich nicht von
eincr «ahren, edlern Ncigung, sondcrn nur von
jencn klcinen, flüchtigen Licbcstandelcien, dic ihr,
jungc Hcrrn, blos von dcr lcichten Seitc betrachtet
und doch zuwcilen recht angcnehmc und intereffante
Erinnerungcn zurücklaffen."

„Nicht immer, thcure Thekla", erwidcrte Wer-
dcrn in ernsterem Tone, als cr bisher in dicser
leichtcn Untcrhaltung angcschlagcn, „eS gibt dercn,
die im Gcgcntheil einc «unde Stelle unsercs Jn-
ncrn berührcn, und nur mit grellcm Mißton darin
erklingen. Einc solche Erinncrung tönt noch manch-
mat unheimlich in meincr Secle wicdcr, sic wäre
wohl schon längst crloschen, wenn sic nicht mit mcincr
Licbe zu Dir, incin süßes Weib, tn fo engcr Be-
ziehung stände. Abcr eben dcshalb tritt sic oft in
einsamcn Stundcn fast mahnend an mich hin und
zeiht mich des Verraths an der Geliebten meineö

Herzens. Schon längst wollte ich dicse Verirrung
meincr Phantasie rcuig bekennen und stetS hiclt
mich cine ängstliche Scheu davon zurück. Zetzt aber
hat das vorhergegangene Gespräch den rechtcn Augen-
blick vorbereitct, willst Du mich jetzt hörcn, Thekla?"

„Mein Gott, Du sagst dics so ernstlich uno feier-
lich, daß mir ganz Lngsilich zu Sinnc wird", rief
die junge Frau, „geschwind erzähle mir, ich zittcrc
fast vor Deinen Worten."

„llnd ich vor dem strafenden Blick dieser gelicb-
ten Augcn", sagtc Edmund, dieselben mit leichtem
Kuffe berührcnd. (Schluß f.)

Vom jktzigen Könige von Preußen wird folgende Anek-
dole erzählt: „Zm Fasching des JahreS 1843 drängle
sich auf einem ÄtaskenbaUc in Bcrlm eine schwai-zc
MaSke zu ihm und untcrhielt mit ihm ein lebhaftes
nnd intcressanteS Gcspräch. Dcr Prinz fragte die MaSkc,
ob sie ihn kenne. „Nein", erwiderte dieselbe. „Zch bin
der Prinz von Preußen", sagte jener darauf und wünschlc
nun auch den Namen des ttnbekannten zn wissen. „Jch
bin Mehr!" sagte dieser und empsahl sich. Dcr Prinz
wurde ncugierig, ließ der WaSke nachgehcn und sie cnd-
lich aussordcrn, sich zu demaskiren. Da fand sich deim,
daß der Fremde der Kausmann Mehr auö Leipzig war.
 
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