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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0440

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eines freiea Dereinslebens das ehccnde Zeuz-
niß ausstellen, daß ste die Bedeutung ihrer
Änfgabe, zugleich aber auch die Bedeutung
ihres Stanses richtig erfaßk haben und hinter
den andern Sländcn nicht zurückstehcn kvnnen,
noch woüen.

Gießeu, 7. Mai. Die auf gestern angc-
kündigtc Versammlung der Mirglicder des
Nationalvereins, zu welcher sich viele Slus-
wärtige eingefunden hatten, kvnnte nicht ab-
gchalten wcrben; die Polizeibehörde hat ste
gehiubert» Mit Hrn. Adv. Mctz von Darm-
stadt, der stch hier eingcfunden hatte, begaben
sich darauf wenige Freunde in den Buschischen
Garlea. Die Kuade hiervon verbreitete sich
sehr rasch unb nach einer Stunbe warcn die
von der Polizci nicht Verbvlenen Räume mit
Gästen gcfülll. Es wurbc der Wunfch laut,
Hrn. Metz sprechen zu hören, und nachsem
Hr. Avv. Rofenthal dcn Anwcsenden bemerkt
hatte, daß hier kcine angekündigte Versamm-
lung stattstnde und daß nawcntlich von vem
Rationalverein keinc Rede sein werde, hiell
Hr. Metz an die Anwesenvcn eine mit allge-
meiner Begcisterung aufgenommcne Ansprache
über allgemein deutfche unb fpcciell hcsstichc
Berhältnisse. Er schivß mit einem stürmisch
aufgcnommenen Hoch auf ein einiges und
frcies Deutfchland. Der Zufall fügte eS, daß
ganz gleichzeitig dce großh. Polizeirath Nobcr,
gefolgl von Polizeiofficlänten, in ber Thüre des
ZimmerS erschien. Nachdcm er das Hochrufen
abgcivariet hatle, erklarte er die „verbotene
Volksversammtung" (?) für aufgctöst; Herr
Advoeat Metz ermabute zum ruhigen AuSein-
anbergehcn und dic Aiiwcscnten entfernten sich.
Unterwegs begegncte ihnen das gegcn sie be-
orberte tünienmilitär.

Berlin, 6. Mai. Die Amtsenthebung
Patzke'S mußtc von Rechtswkgcn eintreten,
nachbem eine Criuiinaluntkrfuchung grgen
Patzke cingeleitct woidkii ist. Dicselbe wurde
burch die Aussägen der vcrhastctev deiden
Polizeibeamten Schmibt und kiöhlcr nothwcn-
dig. Diese beiden Persänen waren belannt-
Iich mit der Cassen- und Rcchnungefuhrung
der Schneiberarbeiten ber Schutziiianuschast
betraul und haben sich großer Bctrügcreien
dadurch schuldig gemacht, baß sie tie Arbeits-
löhne dcr eingeticfertea Kleibuiigsstücke höher
bercchneten alS bezahlten. Wie sich nun hcr-
ausstcllt, sinv dicse gefälschteu Rechnungeu —
fo wirb erzählt — sammtlich von Patzke mit
unterschriedcn, iknd nach dcn übereiiistimmen-
dea Aussagen dcr Angetlagten hat Patzke
selbst viefe Unterschlagungen mil ihnen, wcnn
auch in envas uiigleichcii Thcilen, geihcilt.
Die StaatSanwaltfchafk hat daher beu Poli-
zeiobersten sofort vernommen unb sich auch
vvm Miiiister des Znnern vas gesammle Ma-
terial über bie von demselben angeslelllen Re-
cherche» wegen der Montiruiigsaiigelegenhkit
der Schutzmannschaft eingeforbert. Man darf
also annehmeii, daß ber Minister die
von den Communalbehördcn ermittelten Un-
terschleife dcr Polizei und spcciell Patzke's der
Staatsanwaltschaft überanlworten unb der
letzkere einc erweiterte Untersüchung gegen

drang fie tn dieselbe, ihr den jungen Heiniberg zn
bringen, damit er seincn Freund Mickler darüber
zur Rede stcllr, und falls cr wirklich dcr Schreibcr
nicht sei, auf alle mögliche Wcise zu crmitteln, wcr
diese» Schandbricf gcschrieben habe.

(Kortsctzung folgt.)'

Auf dem Rhelne wurde am 30. April, wie die »Düss.
Zlg." schreibt, ein Mann bemerkt, welcher in einem
Gumrni-Fahrzeuge, da« er vorher al« Päckchen, an dessen
Enden zwei hörnerartlge Grissc hervvlstanden, aus der
Tasche zezogen und entsallel, von der Brücke bis in die
biähe de« Kirchhoseö hin ünd zurück ruderte.

Äbschird oon Hridckbrrg.

Beim Sonnenaufgang.

Heldelberg, du Eldorado, Wunder alles Wunderbarm,
Scheinst du doch fast wie geschaffen zu der Gottheit
Hochaltaren. —

Schan! — Der Sonne crste Strahlcn in des Neckars
Fluth .sich tauchen

llnd dm dämmrungssüßm Schauer der zerfloss'nen
Nacht verhauchen.

Wie die rothlich goldnen Lichter anf dem Silberstrome
zlttern,

llnd dcs Schlvsses seste Maucrn, wotzend allm Un-
gewiuern,

den so viel beschuldigten Schutzmanns-Obersten
ermöglichen wird. Zn der Stabt war heute
daS Äerücht vo» ber Flucht Paxke'S vcr-
breitet.

Berlin, 6. Mai. Der Minister der auS-
würiigcn Angelegenheiten hat ven bieffeitigen
Gesanbten in Turin ermächtigt, ben heimath-
liche» Pässen vou Angchörigen aller derjenigen
Landestheile, welche zur Zcit thatsächlich un-
ter der Herrschafl des Königs Victor Lma-
nuel stehen, bas gesandtschaftliche Visa zur
Reise nach Preußen auch vann zu criheilen,
wenn die Päffe im Namen der Regierung des
„Königsreichs Ztalien" ausgesertigt sein sollten.

Berlin, 6. Mai. Der König empfing
heule Millag den Prlnzen Wilheim von Ba-
ben, welcher heute Mvrgen von Gvlha hier-
her zurückgekehrl ist.

Berlin, 7. Mai. Die lelegraphisch von
Lonoon aus verbrcitete Nachricht, Prcußen
habe cinen Vermiillungsvorschlag LnglandS,
Rußlands und Frankrcichs in der holsteini-
schen Frage abgelehnt, findct hier keinc Be-
stätigung. Guiem Vernehmeu »ach sind von
ben dret Mächten, ober von einer derselben
förmllche Lorschläge der Art bis jetzt nicht
gcmacht wordcn.

Berlin, 7. Mai. Gegen den srühern
Poiizeiobersien Patzkc, der flüchtig geworben,
ist eiu Stcckbrief eriaffen worden. Hr. Patzke
syll mit einem dänischen Paß verschen sein.

Hamburg, ä. Mai. Ein preußischcr
Licuienaiir, Graf v. Rolhenberg, halte von
der i» Preußcn eingeriffenc» Leldenschaft sür
Mililär-Ercsse auch hier, in der Conbitvrei
dcs Herrn Homanii, einen Beweis gcliefert.
Bei bieser Gelcgkilhcit war ihm sein miß-
brauchter Säbel, wie den Kindern cin gefähr-
iichcs Spielzeug, vo» Herrn Homann abge-
»ouimen worben. Auf Anlrag der-preußiscpen
Behörbe ift Herr Homaiui, durch polizc,herr-
Iiches Erkeiintniß, unter Aiidrohnng von 5
Thlrn. Geldstrafe, und Sielgeruiig dikser
Slrafe von Tag zu Tag, zur Herausgade
dcS Säbels verpstlchiet wordcn. Herr Homann
wird Berufung an den Scnal einlegcn.

Wien, S. Mai. Den ncueste» Nachrich-
len aus ve»''Comitaten zufvlge iiimmt die
Eintreibung der Steuerrückfiände elneil jzUt.n
Fortgang. Dle Slädte übernehmen die Zah-
iung unier der Beblnguiig, daß die Erccution
fcrn blclbe. (Pr.)

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 7. Mai. (A. Z.) Die Sieuerein-
trcibuiig miitelst Milttarerekuiion hat auch
im Pesther Komitaie begonnen.

Pesth, 8. Mai. Ladislaus Telecki, der
Führer der uliramagNarischeii Partei, hat sich
heule Nacht erschossen. Die Sitzungen deS
Landtages sind demzufolge auf ben Antrag
Deaks dis Montag veriagt worden.

A r a n k r e t ch.

Paris, 5. Mai. Der „Zeit" wird ge-
schrieben: Die Rüsliingen werdcn in den sran-
zösischen Arsenalen und Häsen scit acht Ta-

Herrschcud, mü »erklärtein Antlitz in das Thal hinunter-
blicken;

Dort die bläulichen Conturen nm der Berge steilen
Rücken.

Wo dic Reben, herrltch prangend, an Geländcrn hin sich
jchlingen,

Und vom Morgenrolh beleuchlet, au« dem grünen
Schovß sich ringm.

Stelle, schrosje Riesenfelsen, wie erglüht rm heil'gen
Feuer,

Zeitcn, kommenden zum Trotze, grüßen dort des Mor-
geriS Fcier.

Schau den buntdurchwirkten Teppich, reich besetzr mit
Diamantm, >

Wle noch keines Menschen Auge sie an elner Krone
fanden. —

Und ein Lispeln, Rauschen, Säuseln, tönt mir lieblich
in die Scele,

Klingt so feierlich, so traulich, wie da« Lied der Phi-
lomele.

Wie Llüht all-s doch so duftig aus dem Thale mir ent-
, ' gegen,

Gül'ger Schöpfer, reich gcjpmdet hast dn hier dcn
gow'nen Segen

Ueber Gute, über Böse ausgestreckt die Hand der Milde,

Und dein Füllhörn ausgeschüttet über Heidelberg's Ge-
filde.

ge» mit erneuerkem Eifer betriebea. Zn den
Hicsigen Mililärwerkstättcn von Dusautop
und Hodillot arbciten jetzt ntcht weniger als
8000 Menschen, unb täglich werben mehr
Arteiter angenommen. Es herrscht ganz die-
selbe Geschäftigkeit wi« Anfang 18S9, obgleich
von allen Seitcn versicherl wird, die Erhal-
tung des Friedens sel gestchert. Diescn Nach-
richten fügt die Zeit hinzu, erstcns, daß zum
1. Mai selbst diejenigcn beurlaubtea Solda-
ten cinbkrnfeu sinb, deren Dienstzeit mit dem
Ende beö Zahres abläuft, und zweitens die
aus guter Quelle stammende Nachricht, daß
unausgesetzl Truppen in kleinen Abiheilungen
zur Nachlzeit gcgen die östliche Grenze vor-
geschoben werden. Hiermit die Wirkung in
Vcrbindung gebracht, die ber Brief des Her-
zogs von Äumalc in Paris, im innern Frank-
reich und selbst im Heere gehabt hat, sv mag
man gar wohl annehmen, baß Louis Napo-
leon es für dringenb an der Zeit halte, sich
durch einen gcwaltigen Schlag nach Außen
hln, durch elnen neuen raschen und glänzen-
den Felvzug eine neue Frist zu erkausen.

Paris, 5. Mai. Die einzelncn schwei-
zerischcn Cantone, namentlich Waadt und
dcffen Hauptort Lausanne, protestirea gegen
dcn Plan eines schweizerisch - französischen
Handelsvertrags.

PariS, 6. Mai. Depeschen aus den süd-
lichen Departements melden, daß wiedcrholte
Nachtfröste die Ernten gefährdet haben.

Paris, 7. Mai. Dle „Patrie" zeigt an,
daß Furfi Mctlernich nächsteiis eine Reisc
nach Wien aiitreien soll. Herr von Hübner
soll in eiuer außerordenilichen Mission nach
Paris kommen

Die Kaiscrjn^ von Oesterrcich i'st am 6.
von Sevilla abgcreist, um sich übcc Gibral-
lar nach Triest zu begeben.

Paris, 7. Mai. Heuie Nachmittag fand
in ber Kirche St. Roch der Trauergones-
dienst für die am 8. Aprü in Warschau Ge-
tödtetcn fiatt. Pater Müijarv, ein Schülcr
Lacordairc'S, hielt die Ncde. Die Kirche war
gebrängt voll, obgleich die Feierlichkeit durch
kein Journal Hier in Paris vorher angezeigt
war.

Die Pariser „Preffe" vom 7. d. gibc an,
der König Franz II. contrahire ein Aniehen
von 9 Millionen Frs.

Pariö, 7. Mai. Der „Monüeur" zeigt
an, daß am S. Mai, d>m Todestage Napo-
leon I. cln Trauergoltesdienst in der Tuüc-
rleiikapellc staligefunden habe. Der Kaiser,
die Kaiscrin, die Prinzefsiiinen Cloihüde und
Mathüde, sowle die Priuzen und Prlnzessinnen
der kals. Famüie u. s. w. wohiüen ber Feier-
llchkeü bei.

Paris, 8. Maü Jn ber gestrigen Sitzung
des Denats wurbe Berichl erstalicl über clne
Pelülon, welche Maßregeln zur Verhindc-
rung neuer Metzeleien in Sprien verlangt.
Die Commisfion schlägt Tagesordnung vor.
Die Diskufsion ist anf Montag festgeseßt.
— Zn Limoges hal einc schreckliche Feucrs-
brunst eineii großen Theü ber Slabt zeistvrt«
Der Präsect ist verwundet.

Schwer «ird mir's, Valet zu sageil, euch ihr Berge,
Flureu, Haine,

Wo ich einsam ost gewandelt m des Frühlmgs Rosen-
scheine,

Die mich sreundlich aufgenommeu, und so tröstend mich
begeistert,

Wenn die Schwermuth mich umganite und die Sehn-
sucht mich bemeisterr.

OftmalS hab' ich euch vertrauet memer Brust geheimstes
Ahneu;

Wenn eS unter Alltagsmenschen kühl und sremd mich
wvllt' gemahnen,

Stürzt' ich mlch an euer treues Plutterherz in bangen
Slunden,.

Dann habt ihr mir, freundlich tröskend, sanst den Dorn
der Brnst entwunden. —

Meinen Dank, auS tiesster Seele, bring ich euch znm
Abschied hente,

Eurer Zweige süßes Flüstern sei dem Scheldegruß Ge-
läute,

Diese Thränen nchmt zum Pjande, nie wird mir Erin-
nerung wanken,

Euer Bild ttag' lch im Herzen, bleibt mir cwig in
Gedanken.

D.
 
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