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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0441

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S ch w e t z.

Basel, 6. Mai. Eine von den franzö-
sischen Gränjgarnisoiien herübergekominene,
von französischen Ofsizieren herstammende Nach-
richt besagk, daß man täglich bedeutende Trup-
penco-ps aus vem Jnnern Frankreichs' er-
warte, welche bestimmt seien, am Oberrhein
Aufstellnng zu nehmen. Di'e Behörden ver-
schiedener Orte seien iiisgeheim beauftragt
worden, die nöthkgen Vorkehrungen zum Em-
pfange zu treffen. (Sch. M.)

Bern, 7. Mai. Man versichert mit Be-
stimmtheit, das Duell zwischen dem Herzog
von Aumale und dem Prtnzen Napoleon
werde doch stattfinden, und das Dappenthal
sei zum Terrain für den Kampf gew.ählt
wordcn. Bei Creffonieres, auf dem streitigen
Gebiete, das weder. französische noch schwei-
zerischc Pvlizei kennt, sollen die Gegner jich
treffen. Der Herzog v. Aumale kvmme übcr
Ostende, Köln und Basel in Begleitung der
Gencrale Lamoriclkre und Changarnier; die
Zeugen des Prinzen Napoleon seien sein
Adjutant, der Oberst von Fränconnisre^ und
der eidgenössische Oberst I. Verel, Gencral-
Zntendant der kaiserlichen Villa zu Prangins.
Der Letztcre habe alle nöthige» Vorbereitungen
getroffcn. (F. I.)

E n g l a n

London, 7. Mai. J1K Unterhause be-
antragte gestern Lord Palmerston für die
Prinzesffn Alice 30,000 L. Aussteucr und
6000 L. Jahres-Apanage. Der Antrag ward
einstimmig angcnommen.

Ztalien

Die Petition der Römcr an Napoleon lll.,
um von ihm die Raumung Noms zu verlan-
gen, ist mit Tausendeii vou Unterschriften be-
deckt. Sie wurde bei dem franzöffschen Ge-
sandten niedergelcgt.

Turin, 6. Mai. Das Erinnerungsfest
an die crste Erpedition Garibaldi's m Sici-
lien würde gestern in Gcnua unter voükommener
Ordnung gefcierk.

Der Bischof von Spoleto beschwert sich
in eincm Brief an den Köuig über Cavour
und seine Clique, die alles Unglück über den
Papst und Jtalien gcbracht habe; die neapo-
litanische Geistlichkeit unterzeichnet dagcgen
eine Petition an den Papst, worin sie ihn
auffordert, seiner wcltlichen Macht zu entsagen.

Neapel, 4. Mai. Das Gerücht von dcr
Proklarmirung der Nepublik in Palermo
wird widerruscn. General Cialdini übernimmt
den Befchl über dic Nationalgarde. Bei dcr Ver-
folgung dcrBaiiden in der Basilicata wurden die
Znsurgenten, wclche man mit den Waffcn in
der Hand crgriff, größtenthcils erschoffen.
Der Erzbischof von Santandre und drei
rciche Grundbesttzer wurden vcrhaftet. Da
Znsurgcnten von Carbonara eine Abtheilung
Picmontesen vernichteken, so stcckten eiue
Kolonne Soldäten und Nationalgarden dcn
Flecken in Brand.

Rußland

Das „Pays" erklärt die von auswärtigen
Blättern gebrachte Nachricht, daß Rußland
seine Armee auf dcn Kricgssuß sctze, als un-
begründet. Die von Rußland ergriffenen mi-
litärischen Maßregeln, welchc zu diescm Ge-
rüchte Veranlaffüng^egeben, scien nur Maß-
regeln der Sicherheit bezüglich der molbaui-
schen Grenzc.

Laut eingctroffenen Depeschen bcginut nun
auch in Esthland, geradc wie in Finnländ, die
nalionale Bewcgung.

AuS dem Königreiche Polen, 3. Mai.
Vou den am 8. April Verwundeten sind bis
setzt i» den Hospitälern 11 (darunter 2 Juden)
gestorben. Die Leichen werden gewöhnlich
nach Mitternacht unter CSeorte nach dem
Kirchhofe gebracht und sn aller Stille beerdigt.

Warschau,. 3. Mai. Auf Requisttion
des Untersuchungsgcrichtö in Modlin sind un-
gefähr 200 hiesige Einwohner zur Leistung
von ZeugenauSsagen vor das hiesigc Gericht
gefordert wyrden,

T ü r k e i.

Jerusalem, 6. April. Einc abscheuliche
That ist dieser Tage a» ein m Dcutschen,
Hrn. Löwenthal, vem Geschäfisvorstand des
Spittler'scheii Handlungshauseö dahicr, verübt
worden. Derselbe wurde, als er nach ein-
gebrochener Dunkelheit noch eincn Gang machen
wolltc, mitten in der Skadt meuchlings über-
fallcn, so daß er fast bewußtlos in seinem
Blute schwimmend gesunden wurde. Es ist
aber die Rcttung scines Lcbens zu hoffen.
Dic ruchlose That hängt nicht mit mohammc-
danischcm Fanatismus zusammen, sondcrn man
hat sic für eine schwarze Rachethat zu halten.

(Allg.Z.)

Asie n.

Zn Malta hat sich ein Mazzi'nistisches Comite
gebildet, welches von dorr aus Süditalien zu
bearbeiten sucht; es sind daher in Geuua
3000 Bersaglieri nach Sicilien eingeschifft
worden.

Am erika

Philadelphia, 19. April. Wohl zu kei-
ner Zeit und bei ketncm Vvlk wurdc der Auf-
ruf bes Präsibentcn Lincoln zur Stellung von

75.000 Mann mit mehr Enthusiasmus auf-
genommcn und das Verlangen schneller ge-
währt. Das ganze Land war in wenigen
Stiinden durch den Telegraphen von der Pro-
clamation dcs Präsidentcn benachrichtigt. Wie
durch magnetische Kraft angezogcn vereinigtcn
sich in den Nordstaaten augenblicklich alle Par-
teicn und die Bürger reichten sich aufrichtr'g
und versöhncnd die Händc. Es gibt keine
Dcmocraten, keine Rcpublikaner, keine Dou-
glasleute mehr; Alle siud Unionsleute, und
feder Einzelne thut alles in seiner Machk
stehende, um die Zersplitterung der Vereinig-
ten Staaten zu verhindern. Kaum war der

.Aufruf des Präsidenten in Philabelphia be-
kannt, so versammelien sich Tausende in dcn
Straßen und gaben ihre Zustimmung zu bem
Aufruf kund. Von allen ZeitiiiigSosficineu,
öffentlichen Gebäude», Schiffen, Hotels, Erer-
cicrlocalen, sowie aus ben Feustern vieler
Bürgerhäuscr wehte sogleich die Uüionsflagge.
Bald hörtc man durch verschiedene Straßen
die Trommel crtönen und in weniger als 6
Stunden waren überall Wcrbcplätze eröffnct
und Tausende hattcn ihren Ramen gezeichnct,
um für dic Union und Verfaffung zu kampfen.
Mit eiiicr Bcreitwilligkcit, wie sie die Wclt
wohl noch nicht crfahren hat, verließ der
Kaufmaiin, der Handwcrker, dcr Beamie seine
Beschäftigung und trat in die Reihen der Käm-,
pfer. Die Weiber fanden ihre Männcr unter
dcn Waffen, ohne zuvor davon in Kcnntniß
gesetzt zu sein. Am andern Tage waren sie
schon auf dcm .Wege nach der Hauptstadt
Harrisburg, wo sie mit Waffen, Munilion
und Kleidern versehen wurdcn, und dänn nach
Washington erpekirt wurden, wo sich inner-
halb 3 Tagcn aus den Unionsnachbarstaaten
an 20,000 Mann einfanden, die General Scott
in verschiedene Brigaden eintheilen wird, und
wo crst die Waffenübungen vorgenommen wer-
den können. Mau bciechnck, daß bereiks

500.000 Mann in den Nordstaaten sich zur
Verfügung des Präsidenten angeboten haben
und noch immer wächst der Enthusiasmus.

Einein Pri'vatbriefe aus New-Iork vom
20. April entnimmt der „Schw. M." Folgen-
des: Man ist hier in großer Aufregung we-
gen der Eröffnung des Krieges zwischen den
südlichen und nördlichen Staaten. Truppen
marschiren hin und her; von den östlichen
Staateu nach Washington. Newpork selbst
schickt scine Truppen an die Puncte, wo al-
lem Anschein nach die erste Schlacht geschla-
gen wird. Dic Grenzstaaten fallen ebenfalls
nach einander ab, und der Plan des Südens
ist, den Sitz der Regierung zu erobern. Die
südlichen Staaten sind im Vortheil, weil sie
vvrbereitet und schon lange am Vorbereiten
gewesen sind, während der Norden verglcichs-
wei'sc ruhig blieb; der letztere jedoch hat sicher
mehr Stärke au Leuten und Geld und wird
dcn Süden im Lauf der Zeit bewältigen. Wie
Alles enden wird, weiß nur Gott; die Stadt
Newyork hat jetzt ein eigenes^Ansehcn, haupt-
sächlich Broadway und die Stroßen, wv Zei-

tungen ausgegeben werdeo; sie sind voll von
Meuschen, die umhcrrennen, schwatzen, schreien,
und mitten durch vieseii Larm dringt der im-
merwährende Ruf ver Zeitungsbuben, die ihre
Blätier verkaufen. Flaggcn ber Vereinigten
Staaten wehen herab fast von allen Hausern,
von Banken, öffenklichen Gebäuden u. s. w.
Die Leute tragen kleine Flaggen und Cocar-
den und sind in furchtbar aufgcregtcr Stim-
mimg. DaS Geschäft liegt ganz darnicder
und Niemand scheint sich darum zn kiimmern;
der Patriotismus scheint hier für die Regie-
rung schr stark zu seiu, um die Constitutiv»
und Uniou aufrecht zu halten. Banken, Affe-
curranzcompagnieen und selbst Kaufleute ge«
stattcn ihren Eommis, ins Militär zu treten,
setzen ihnen ihre Salairc fort und versprechen,
ihre Wittwen und Waiscn, ivenn sie faüen,
zu ernähren. Die Begeisterung scheint meist
äche zu sein. Ein Theil davon mag abcr
durch die Macht der Vvlksstimmung hervor-
gerufen sein.

Newyork, 20. April. Major Anderson
ist vom Fort sumter hicr eingetroffen. Sein
dic Uebergabe des Forts mcldender Bericht
a» den Kricgs-Secretär, Herrn Cameron, ist
fvlgendcr: „Dampfschiff „Baltic" vvr Sandy
Hook am 18. April. Mein Herr. Nachdem
ich Fork Sumter 34 Skundcn lang verthei-
digt hattc, bis die Quarticrc vollständig nie-
dergebrannt, die Hauptthore durch Feuer zer-
stört, dic Mauer der Kehl-Bastion stark be-
schädigt, das Pillvermagazin von Flammcn
umringt und dcffe» Thür durch die Hitze zu-
gcklemmt war und nur vier Faß Piilvei
uebst drei Kärtuschen noch zur Verweiidung
standen, von Lebensmittc! aber außer Schweii:«-
fleisch nichts vorhanden war, ' habe ich die
von General Beaurcgard angebvlenen Be-
dingungen der Räumung augenoinmen, die-
selbe» Bedingnngcn, welche er mir am 11.
b. M. vor bcm Beginne der Fcindseligkciten
angeboten haite, unb bin am Soiinkag Nach-
miliag, den 14. d. M., mit fliegendcr Fahne
und untcr Troiiitnelschlag aus dem Fort aus-
äusmarschirt, meine Evmpagnie und das Privat-
Eigenlhum mit Mir nchmend und untcr eiueui
Salut von 50 Schüffen zur Ehre Mciner
Flagge. Unterzeichiiet Robert Anverson, Major
im Artillerie-Nkgiment."

Vrrmischtr Machrichten.

Dte Be-mten der Domnie von Besanqoii haben hcole
cinen herrlichen Fanq g-Ihan. Ein einfacher Einnehmer
und etn Zoliwächlcr hlelien einen mii Holj biladenen Kar-
ren an, aus Lcnen man 180 viereckige tndtschc ShawlS
heroorzog. Dtc gule Peise hat üb-r 100,000 Franten
Werlh; um ungejähr 20.000 Fränkeii Eingangszoll zu er-
sparen, war dicse Schmnggelei versucht woiden. Der Bcr-
kaus diescr ShawlS findct diescr Tage bei der Zollbkhördc
lisll. -

Voiks- und LanLuiirthschaft.
Mannheim, 8. Mai. Aüf dem Liesjahrigen Mai>
markte fanden folgende Verkäufe statt: 226 Pferde im
Betrage von 57,143 fi. 28 kr., 162 Kühe im Betrage
von 16,301 fl. 38 kr.

Vcrloosllng.

Kranksurt, 1. Mai. Haupixreise dcr Nrurnborger
10 FcS. Loose: Nr. S0,82S 3ä,000 FcS., Nr. 7H,«22
,000 Fcs , Nr. 1,1,220 1000 Fcs.. Nc. iz.sgz 100 FeS.,
Nr. «g,IZg 100 FcS., Nr. 6k,8Sg 10g FeS., Nr. 7g,2SI
100 FcS. ..

Mittlerc Frucbtprcise.

Achcrn, 30. April. Wcizcn 18 fi. 2S kr., Dinkcl 7 fi.
30 Ir., Korn 11 fl. «5 kr., Wclschkorn 12 fl. 12 kr.,
Habcr 8 sl. .

Bonndors, 3. Mai. K-rnen 15 fi. 50 kr., gcm. Frucht
7 fi. 10 lr., Haber 5 fi. 20 kr.

Gcngenbach. 2. Wat. Wcizen 18 fi. «0 kr., Halbweizen
13 fi. 23 lr., Korn II fi. 18 kr., Haber 8 fl. 30 kr.
München, «. Mat. Wcizrn 20 fl. «8 kr.. Korn 1« fl.

ig Ir., Gcrfic 12 fl. «g kr., Haber 7 fl. 21 kr.
Obcrkirch, 2. Mai. Wcizcn 16 fl. 33 kr., Kcrne» 17 fl.

15 kr., Halbwcizcn 12 ft. 51 kr., Korn 1l fl., Gerfic
10 fl. 30 Ir., Welschkorn 12 fl. 30 kr., Haber 6 ft.

16 kr.

Offenburg, 4. Mat. Wcizcn 16 fl. 56 kr, Haibweizeu
13 ft. 30 kr.', Korn 11 fl. ss kr., H-bcr 6 fl. 7 kr.,
G-rste 10 fi. 10 Ir., W-lschkorn 12 fl. 17 kr.
Psorzhclm, «. Mat. K-rn-n 17 fl., Gcrste 10 A, Habcr
6 st., Erbscn unb iinscn 16 fl. «0 kr., Wicken 12 fl.,
Kartoffcln 27 kr., 1 Ctr. Heu 1 fl. 30 kr.

Rbrinhetm, 30. April. Wcizen 15 fl. 8 kr., Kcrnen 15 fl.
38 kr.

Rorschach, 2. M-i. Wetzen 3t Fr. 82 R., Habrr
20 Fr. 2 Ecnlner._

Stduldienstnacdrichten.

Erlcdtgt ist die Hauptlehrerficllr °n ter Gewerbschule i»
Brelttn mit -taem Gehalte »on 500 Gniden,
 
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