DOI Kapitel:
Januar
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0020
Zri'ten stkts zum Mütelpunkte tragischer
Darstellung niachic»; cs war ein Kampr, der
den Riß zweür Zeiialter von cinandcr re-
präsentirt und in ken ein Mvnarch mit seiner
ganze» Pcrstulichkeit ungewöhnüchcn SchlagcS
hineingcri'ffeu ward, nicht um zu siegkii, sondern
um unterzugehcn, wie Einer, den dit Zeit
zum Opfer würdigt, und auSerwählt, um ihr
eiserneS Gebot zu bewahrheiten. — Wer stin
Wirken überschaut von Lcnen hoffnungSreicheu
Tagcn ab, wo er nach dem stiüen schwcig-
samcn väterlichen Regimfnt mit de« freicn
Wonc hinrcißcnder Beredsamkcit auftrat, der
siehc es, wie Friedrich Wilhelm der Vierte
dieses Kampses gegen dic Zeit sich vollkommen
bewußi war. Ja, mehr noch als dieses: cs
läßt sich aus jeder seiner Rede» und den
heivvrragcnosten Handlungen feincr crsten
Regieriingszeiten der «Haksächlichc Nachweis
fffhicii, daß er diese» Kamps mit lcbendig-
ster Energie herausfordertc. Er wollte als
das Prinzip dcs persönlichen Regimcntcs dcr
unbeschränkten Monarchie gelteq. Wohl mochte
er auch dic Stimme des VolkrS höreu und
wicderholt ries er di'ese Stimme zu Aeuße-
rungcn ihrer Wünsche auf; allein nur den
Wünschen der Unterihanen wolltc er in freier
Entschließung, nicht den Forderuugcn ihres
Rechtes Gewährung scheiikcn, und vor dem
Gedauken, in bündigcr Urkunde dic Macht des
Thrones zu bcschränkcn und sie von der
Zustiinmuug ciner Nationalvertretung abhängig
zu machen, schrack er zurück, als vor kineiii
Frcvel, dcr zwischcn Vvlk und König ein
Blatt Papler als Vorsehuug einschieben wolle."
Berlin, 2. Jan. Die österrcichischen
Commiffarien für die Bcrathungen über die
sogenannte» Würzburger Vorschläge wcgen
dcr Bundeskricgsverfafsllng, Gencral Gras
Hupn und Major v. Binder, sind vo» Wien
hier eiugktroffen.
Berlin- Die Wahl des Oberkribunalraths
Waldeck zuiu Abgeordnetcii, sagl der „N. Korr.",
ist ciu Vorgang von nicht gerlnger Bedeutung
sür das innere preußische Versaffuiigsleben.
Hr. Walkcck isi nlcht blvß dcr erstc Demvcrak,
der seit der „neuen Aera" in die Kammer
gewählk wlrd, cr war auch, wic bekanut, dle
Seele dcr dcmvkratischen Partei in der prcußi-
schen Nationalversammlung von 1848 und
Vcrfaffer kes von dieser ansgearbcitcten,
dnrch dic vktropirtc Berfaffung bescitigten
Versaffuiigscntwurfs, welchcr unter Anderm
den Tltcl „vvn Gottcs Gnaden" gestrichcn
hatte. Dic Wahl Waldcck's beheutet dcn
Bruch der „Entschiedmcii" mit dem gcgenwär-
tigen Mnisterium.
Berlin, 3. Jan. Dic „Pr. Gerichtsztg.",
das Organ des Jiiristeiitages, spricht cin schr
hartes Urkheil über dic übcrwundene Periode
der preußischcn Justizviiwalinng ans. Daß
in dcrselbcn, wie das Blatt sagt, Würde nnd
Unabhängigkeit der Rechtspflege „kaum dem
Scheinc nach" vvrhandeii waren, ist schliiiimcr,
als was dle oppositionclle Preffe jemals Hrn.
Simoiis vorgeworscn hat. — Es ist nur
schadc, daß das gedachte Organ dcs Juristeil-
tages mit diesem Urtheilc so lange zurückge-
tigc Hainc, Blumengänge und hcrrliche Stcin-
terraffen längs der Teichufer, «Lhrend derHinter-
grund von den tartarischen Berghöhen malcrisch
abgeschloffcn ist — in der That, es ist ciner dcr
herrlichsten Puncte, dic man fthen tann! -- Jn
zwei Tagen «arenälle Gebiiude sammt dcn Gängcn
nnd Tcrraffcn zcrstört. Dabci ging auch Viclcs,
was nicht gcrettet ivcrdcn konnte, mit zn Grunde.
Man schatzt dcn Schadcn auf 2 Miilionen Pfund
Sterling, ganz abgerechnet vom Wcrthe der Ge-
bäude jund von dem, was frühcr verschleppt wor-
den war). — Ucber dasftlbe Ereigniß spricht sich
Ler officielle Bericht des französischen Generals
Montauban folzrndermaßen aus: Ach hielt
darauf, daß unserc AUiirtcn bci dcm crsten Be-
suche dieses PalasteS zugegen sttcn, da ich mehrere
Zimmcr von unbcschrciblicher Pracht darin geschen
hatte und Lcshalb vcrmuthete, daß er großc Reich-
thümcr enthalten musft. Zch lteß überall Posten
aufstellen, und, beordcrte zwei Artillericvffizicrk,
darübcr zu wachen, daß Nicmand in den Pallast
eindringe, nnd daß Alles bis zur Ankunft dcs Ge-
nerals Grant unberllhrt bleibc. Nachdem dic Ch-fs
-er englischen Armee angclangt waren, kamen wir
halten hat. Bor eini'gen Monaten vorgebracht,
hätte es eiitschikdkn mehr Effect gcmacht.
Berlin, 4. Zan. Zu einer Depukation
dcr Communaibehörde, welche dcm Könige
Withelm I. die Bciieivsadreffe der Stadt Ber-
ltn überreichte, sprach der KLnig in tiefster
Bewegung vom harten Vcrlustc, der das Kö-
nigshaus bctroffen; wic der verstorbene Kö-
nig bei scincn hvhen geistigen Begabungkn das
wärmste Herz für stincs Vokkes Glück bests-
sen, wre die Hohenzollern stcks cin warmes
Herz sür ihr Volk gehabt und sich mit dem-
stlbrti eins gewußt habcn. Dann fuhr er
ctwa also fort: „Anch mich haben Sie bereits
ili dieser Weist kenncn gclcrnt, man hak mi'ch
früher vl'clleicht verkannt, aber ich verstcherc
Sl'e, daß ich stets Lie glclche Liebe zu mcinem
Volke gchabt habe. Man soll mlch nicht ver-
kennen. Die Grundsätze melncr Regierung
habc ich bci der Uebcrnahme der Regentschast
am 8. November 1858 ausgesprochen. An
diesen wcrde ich unabänderüch und unvcrbrüch-
lich ststhalten anch während mciner zukünftigen
Regierung. Jch nehme die Versicherung Jhrer
treucn Gesinnung gerne enlgegen. Es kann
cine Zeit kommen, wo ich Sie daran erinnern
werde, denn ich rechne auf die Treue meiner
Bürger, wie ja auch die treue Gestnnuiig mei-
nes Volkes uns aus schweren Zuständen wie-
der emporgehoben hat. Es hat sich Manches
im Laufe der lctzten Jahre verändert und es
ist wohl nicht immer' Alles recht gemacht.
Man wird mich aus dcn von mir ansgespro-
chcncn Grundsätzen nichl herausdrängen wol-
len, und ich gcbe Jhnen vie Verstcherung, daß
ich in treucr Liebc zn mcinem Volke bei die-
sen Gestnnungen vcrharren werde. Jch be-
austrage Sie, in dicscm sinne der Bürger-
schaft initzuthcilen, was ich Zhncn gesagt habe,
und danke für dic im Namcn der Bürgerschast
mir ausgesprochenen Gesinnungcn." (F.Z.)
Dic am 30. v. M. in Hagen stattgehabte
Vcrsammlung von Wählmännerii des Kreises
hatle, wie der „Wcstph. Z." geschricben wird,
den Zwcck, die Puncie, welche vorauSsichlüch
Gegenstand der Verhandlungen auf dcm näch-
stcn Landtage werdcn würoen, im Verein mit
den dazu eingeladenen unb erschlenenen Ab-
geordnett», den Herren Fr. Harkort und Na-
torp aus Bochum zu besprcchcn. Es wurden
folgendc Puncie im Sinne dcr Fortschritts-
partei eriedigt: 1) Verhalten der Kämmer»
zu dxn Schwarck'schen Enthüllnngen. 2) Ver-
antwortlichkeitsgesttz sür die Minister. 5) Stel-
lang der Preffe. Aushebung der Grundsteuer-
befreiung ohnc Entschävigung. 5) Zweijährige
Miliiärdienstzeit. 6) Obligatorische Civiiehc.
7) pkbucster Erlaß des Ministers Patow über
Steuern. 8) Deutschc Frage. 9) Schulge-
sctz. 10) Zusaiiimeiisttzung dcr KreiStagc und
Stellung der Landräthc zu ihren Kreiscn. 11)
Abändcrung des bestchendcn Wahlgesctzcs i'n ein
svlches mit gchciiner Abstiinmung. 12) Ereeptio-
ncüe Machtstcllung der Eistnbahndirectionen.
StettlN, 27. Dec. Nach heutc cingegan-
gknen Berichtcii der letzten ostinbischen Post
ist der Kriegsschooncr „Frauciilob" an der
japanestschen Küste lotal vcrloren.
üderein, wcgen der vielen Reichthümcr drei Com-
miffäre »on jeder Nation zu erncnnen, wclche be-
auftragt waren, die kostbarsttn Gcgenstände bei
Seite zu thun, um damit cine gleiche Theilung »or-
nehmen zu können; cs wärc unmöglich gewesen,
daran zu denkcn, all das fortschaffen zu konnen,
was da war, da unserc Transportmittel zu be-
schränkt waren. (Schluß solgt.)
Aus der Statistik der Wicner Tagespresse
wcrdcn uns einige, authentischcn Quellen entnom-
mene Daten mitgetheilt, vic auch für wcitere Rreise
ihr Anteresse hadcn dürften. Dicsen Daten zufolgc
«ar in den letztvcrflossenen Monatcn der Stano
dcr Allflagc der politischcn Aournale Wiens fol-
gcnder: die großte Zahl von Abonnenten hattc die
Preffe, nämtich 18,0V», darauf folgcn Morgenpost
mit lgMV, Vorstadtzeitung 14,00», Fremdenblatt
11,700, Wanoerer 5400, Ostdeutsche Post 4800,
Neueste Nachrtchtcn 4000, Oefterreichische Zeitunq
3500, Fortschritt 2000, Volksfrcund 2000, Gegcn-
wart 1000, Donauzeitung 750. WaS unsere junge
Kreuzzeitung, das Vatcrland, betrifft, so licgen
darüber noch keine statistisihen Rachweist vor. Die
Anzahl sämmkricher in Wien crscheinenben voliti-
schen, belletristischenund sachwiffenschaftlichenBlätter
Hatmover, t. Ia». Der al« Rovellen-
dichier bckannte Fr. Spielhagen, welchcr auf
eine Rcihc von Jahren die Redactiou des
Feuilleton der „Ztg. f. Nordd." übernommen
hat, war in Hannover um Verleihmrg dcs
Bürgcrrechts eingekommen. Ein jünger Se-
nator rcferirte übcr das Gesuch und bean-
tragte deffen Vcrwcrfung, „weil es PrariS
der Collegicn sti, Schauspielern, Tänzern
und derartl'gem Bolk das Bürgerrecht der
Stadt nicht zn gcwährea." Als man thm
Eiuwendimgcn machtc, suchte dcr Stadtbirek-
tor nachzuwcistn, daß die Litcratea kcmes-
wegs die Gewähr für ihre gesicherte Subsi-
stenz böten und daher allerdings in jcne Ka-
tegvrie von „derartigcm Bolkc" fielcn.
Wien, 2. Zan. Man theilt der „Bolksz."
folgente Eidessormcl mit, wclche dt'c Priestcr
in Oesterreich mündlich zu bcschwören und
überdieß fchriflüch aufzusetzen und mit ihrer
Namcns-Unterschrist versehen ber Rcgierung
zu Lberreichen haben: „Zch schwöre unv ver-
spreche bkl'm hciligen Evangekium, Sr. k. k.
Majestät Franz Zoseph I. Treue und Gehor-
sam. Zch veripreche, mich nicht in geheime
Verbindungen einzulaffen und keiner Be-
ralhung oder einer verdächti'gen Versammlung
in dcn k. k. Staatcn vdcr außcrhalb derselben
beizüwohncn, welche ber vffeiuüchen Ruhe
nachlheilig sein köiinten, und ich verpflichtc
mtch zuglcich, ber Regierung Alles mitzutheiien,
was ich in meinem Sprengcl erfahren werde,
insofern es mir als bem Staate schäbüch er-
schelnen sdllte."
Wien, 2. Zan. Die Nachricht vvn Aus-
hebung ber Eensur auswärtiger Blättcr wtrb
nun auch von der „Preffe" wiederholt.
Wien, 4. Jan. Lircctor Richler ist (wie
berests gcmelbet) gestcrn um dieselbe Slunde
verschiedcn, in welcher er gerade vor einem
Zahre, am 3. Zanuar 1860, zum ersten Mal
gerichtüch vernommen worden. Dcr Tpphus
hatte plötzüch so riestge Fortschritte gemacht,
daß dtc Aerzte vorgestcrn Abcnd 158 Puls-
schläge in einer Minute an ihm zählten.
Pesth, 28. Dec. Untcr dcn ncugcwählken
Verlrettr» unserer Sladt befinden sich 13
Abvokalen.
F r a « k r e i ch.
Paris. Man tst cisrlg mil der Bilduug
der vierlen Bataillone bcschäftigt. Es gchen
überhaupt, trotz aller FricvciiSsehiisucht, sehr
kriegerische Gerüchte über baö nüchste Früh-
jahr.
S ch w e i z.
Bern, 4. Zanuar. (Sch. M.) Napoleon
sprach zu Kcrir: Zch hoffe, vaß wrr ein bes-
seres Zahr haben werde». Eö walteren Miß-
verstäiibniffe. Vielc Dinge wurven schlechl
intcrprelirk. Niemanb hat größercS Zniercffc
an Erhaltung schweizerischcr Ncutralität, ats
Frankreich. Zwischen Nachbar» muß man in
guten Bcziehungcn zu tcbe» trachreu. Kcrn
anlwvrtete: Zch wäre glücküch, zn seyen, daß
dic altcn freundschastltchen Beziehungen im
Zntereffe betdec Länbcr wieoer hergc-
beträgt 31, »on dcnen der Staat im Durchschnitt
cine jährliche Stcmpclabgabc vo» 323,196 fl. er-
hebt.
Wie man cinem Gesnchc am bcsten Nach-
druckgebcn kann. Zur Zeit der wcstphälischen
Regiernng crlangte ein Psand- und LeihhauS-
beflper mvsaischer Rcligion, in einer Stadt Les
ncucn Konigreiqs, das Patent als Materialwaarcn-
händlcr en gros et en ckotail. pkach Anfhoren der
Fremdhcrrsihaft wollte man ihm als einem Un-
zunstigen oen Handel nicht mehr gcftatten, zumal
er cin Anbe war. Als er nach vieeen abschlägigcn
Bescheiben nicht aushortc zu petitionircn, ward
ihm bei 50 Thaler Strafe untersagt, die Regie-
rung in dieser Angelegcnhert weiter zn bclältigen.
N. R. ließ sich daourch nicht abschrecken, machtc
abermals eine Cingabe an dic betrcffende Bchorde,
indem er, um ftine Loyalität zu beweiscn, sogleich
dic 50 Thaler Strafe bcilegtc, und — der Handel
ward ihm frcigegeben.
Ein Edelmann vermachte ftinem Schulmciftcr
für die Beglcitung seiner Lcichc zwanzia Gulden,
doch machte er dic Bedingung, er dörfe nrckt singen,
— „denn er macht so oiele Schnörkel, und dicst
kann ich nicht hörm."
Darstellung niachic»; cs war ein Kampr, der
den Riß zweür Zeiialter von cinandcr re-
präsentirt und in ken ein Mvnarch mit seiner
ganze» Pcrstulichkeit ungewöhnüchcn SchlagcS
hineingcri'ffeu ward, nicht um zu siegkii, sondern
um unterzugehcn, wie Einer, den dit Zeit
zum Opfer würdigt, und auSerwählt, um ihr
eiserneS Gebot zu bewahrheiten. — Wer stin
Wirken überschaut von Lcnen hoffnungSreicheu
Tagcn ab, wo er nach dem stiüen schwcig-
samcn väterlichen Regimfnt mit de« freicn
Wonc hinrcißcnder Beredsamkcit auftrat, der
siehc es, wie Friedrich Wilhelm der Vierte
dieses Kampses gegen dic Zeit sich vollkommen
bewußi war. Ja, mehr noch als dieses: cs
läßt sich aus jeder seiner Rede» und den
heivvrragcnosten Handlungen feincr crsten
Regieriingszeiten der «Haksächlichc Nachweis
fffhicii, daß er diese» Kamps mit lcbendig-
ster Energie herausfordertc. Er wollte als
das Prinzip dcs persönlichen Regimcntcs dcr
unbeschränkten Monarchie gelteq. Wohl mochte
er auch dic Stimme des VolkrS höreu und
wicderholt ries er di'ese Stimme zu Aeuße-
rungcn ihrer Wünsche auf; allein nur den
Wünschen der Unterihanen wolltc er in freier
Entschließung, nicht den Forderuugcn ihres
Rechtes Gewährung scheiikcn, und vor dem
Gedauken, in bündigcr Urkunde dic Macht des
Thrones zu bcschränkcn und sie von der
Zustiinmuug ciner Nationalvertretung abhängig
zu machen, schrack er zurück, als vor kineiii
Frcvel, dcr zwischcn Vvlk und König ein
Blatt Papler als Vorsehuug einschieben wolle."
Berlin, 2. Jan. Die österrcichischen
Commiffarien für die Bcrathungen über die
sogenannte» Würzburger Vorschläge wcgen
dcr Bundeskricgsverfafsllng, Gencral Gras
Hupn und Major v. Binder, sind vo» Wien
hier eiugktroffen.
Berlin- Die Wahl des Oberkribunalraths
Waldeck zuiu Abgeordnetcii, sagl der „N. Korr.",
ist ciu Vorgang von nicht gerlnger Bedeutung
sür das innere preußische Versaffuiigsleben.
Hr. Walkcck isi nlcht blvß dcr erstc Demvcrak,
der seit der „neuen Aera" in die Kammer
gewählk wlrd, cr war auch, wic bekanut, dle
Seele dcr dcmvkratischen Partei in der prcußi-
schen Nationalversammlung von 1848 und
Vcrfaffer kes von dieser ansgearbcitcten,
dnrch dic vktropirtc Berfaffung bescitigten
Versaffuiigscntwurfs, welchcr unter Anderm
den Tltcl „vvn Gottcs Gnaden" gestrichcn
hatte. Dic Wahl Waldcck's beheutet dcn
Bruch der „Entschiedmcii" mit dem gcgenwär-
tigen Mnisterium.
Berlin, 3. Jan. Dic „Pr. Gerichtsztg.",
das Organ des Jiiristeiitages, spricht cin schr
hartes Urkheil über dic übcrwundene Periode
der preußischcn Justizviiwalinng ans. Daß
in dcrselbcn, wie das Blatt sagt, Würde nnd
Unabhängigkeit der Rechtspflege „kaum dem
Scheinc nach" vvrhandeii waren, ist schliiiimcr,
als was dle oppositionclle Preffe jemals Hrn.
Simoiis vorgeworscn hat. — Es ist nur
schadc, daß das gedachte Organ dcs Juristeil-
tages mit diesem Urtheilc so lange zurückge-
tigc Hainc, Blumengänge und hcrrliche Stcin-
terraffen längs der Teichufer, «Lhrend derHinter-
grund von den tartarischen Berghöhen malcrisch
abgeschloffcn ist — in der That, es ist ciner dcr
herrlichsten Puncte, dic man fthen tann! -- Jn
zwei Tagen «arenälle Gebiiude sammt dcn Gängcn
nnd Tcrraffcn zcrstört. Dabci ging auch Viclcs,
was nicht gcrettet ivcrdcn konnte, mit zn Grunde.
Man schatzt dcn Schadcn auf 2 Miilionen Pfund
Sterling, ganz abgerechnet vom Wcrthe der Ge-
bäude jund von dem, was frühcr verschleppt wor-
den war). — Ucber dasftlbe Ereigniß spricht sich
Ler officielle Bericht des französischen Generals
Montauban folzrndermaßen aus: Ach hielt
darauf, daß unserc AUiirtcn bci dcm crsten Be-
suche dieses PalasteS zugegen sttcn, da ich mehrere
Zimmcr von unbcschrciblicher Pracht darin geschen
hatte und Lcshalb vcrmuthete, daß er großc Reich-
thümcr enthalten musft. Zch lteß überall Posten
aufstellen, und, beordcrte zwei Artillericvffizicrk,
darübcr zu wachen, daß Nicmand in den Pallast
eindringe, nnd daß Alles bis zur Ankunft dcs Ge-
nerals Grant unberllhrt bleibc. Nachdem dic Ch-fs
-er englischen Armee angclangt waren, kamen wir
halten hat. Bor eini'gen Monaten vorgebracht,
hätte es eiitschikdkn mehr Effect gcmacht.
Berlin, 4. Zan. Zu einer Depukation
dcr Communaibehörde, welche dcm Könige
Withelm I. die Bciieivsadreffe der Stadt Ber-
ltn überreichte, sprach der KLnig in tiefster
Bewegung vom harten Vcrlustc, der das Kö-
nigshaus bctroffen; wic der verstorbene Kö-
nig bei scincn hvhen geistigen Begabungkn das
wärmste Herz für stincs Vokkes Glück bests-
sen, wre die Hohenzollern stcks cin warmes
Herz sür ihr Volk gehabt und sich mit dem-
stlbrti eins gewußt habcn. Dann fuhr er
ctwa also fort: „Anch mich haben Sie bereits
ili dieser Weist kenncn gclcrnt, man hak mi'ch
früher vl'clleicht verkannt, aber ich verstcherc
Sl'e, daß ich stets Lie glclche Liebe zu mcinem
Volke gchabt habe. Man soll mlch nicht ver-
kennen. Die Grundsätze melncr Regierung
habc ich bci der Uebcrnahme der Regentschast
am 8. November 1858 ausgesprochen. An
diesen wcrde ich unabänderüch und unvcrbrüch-
lich ststhalten anch während mciner zukünftigen
Regierung. Jch nehme die Versicherung Jhrer
treucn Gesinnung gerne enlgegen. Es kann
cine Zeit kommen, wo ich Sie daran erinnern
werde, denn ich rechne auf die Treue meiner
Bürger, wie ja auch die treue Gestnnuiig mei-
nes Volkes uns aus schweren Zuständen wie-
der emporgehoben hat. Es hat sich Manches
im Laufe der lctzten Jahre verändert und es
ist wohl nicht immer' Alles recht gemacht.
Man wird mich aus dcn von mir ansgespro-
chcncn Grundsätzen nichl herausdrängen wol-
len, und ich gcbe Jhnen vie Verstcherung, daß
ich in treucr Liebc zn mcinem Volke bei die-
sen Gestnnungen vcrharren werde. Jch be-
austrage Sie, in dicscm sinne der Bürger-
schaft initzuthcilen, was ich Zhncn gesagt habe,
und danke für dic im Namcn der Bürgerschast
mir ausgesprochenen Gesinnungcn." (F.Z.)
Dic am 30. v. M. in Hagen stattgehabte
Vcrsammlung von Wählmännerii des Kreises
hatle, wie der „Wcstph. Z." geschricben wird,
den Zwcck, die Puncie, welche vorauSsichlüch
Gegenstand der Verhandlungen auf dcm näch-
stcn Landtage werdcn würoen, im Verein mit
den dazu eingeladenen unb erschlenenen Ab-
geordnett», den Herren Fr. Harkort und Na-
torp aus Bochum zu besprcchcn. Es wurden
folgendc Puncie im Sinne dcr Fortschritts-
partei eriedigt: 1) Verhalten der Kämmer»
zu dxn Schwarck'schen Enthüllnngen. 2) Ver-
antwortlichkeitsgesttz sür die Minister. 5) Stel-
lang der Preffe. Aushebung der Grundsteuer-
befreiung ohnc Entschävigung. 5) Zweijährige
Miliiärdienstzeit. 6) Obligatorische Civiiehc.
7) pkbucster Erlaß des Ministers Patow über
Steuern. 8) Deutschc Frage. 9) Schulge-
sctz. 10) Zusaiiimeiisttzung dcr KreiStagc und
Stellung der Landräthc zu ihren Kreiscn. 11)
Abändcrung des bestchendcn Wahlgesctzcs i'n ein
svlches mit gchciiner Abstiinmung. 12) Ereeptio-
ncüe Machtstcllung der Eistnbahndirectionen.
StettlN, 27. Dec. Nach heutc cingegan-
gknen Berichtcii der letzten ostinbischen Post
ist der Kriegsschooncr „Frauciilob" an der
japanestschen Küste lotal vcrloren.
üderein, wcgen der vielen Reichthümcr drei Com-
miffäre »on jeder Nation zu erncnnen, wclche be-
auftragt waren, die kostbarsttn Gcgenstände bei
Seite zu thun, um damit cine gleiche Theilung »or-
nehmen zu können; cs wärc unmöglich gewesen,
daran zu denkcn, all das fortschaffen zu konnen,
was da war, da unserc Transportmittel zu be-
schränkt waren. (Schluß solgt.)
Aus der Statistik der Wicner Tagespresse
wcrdcn uns einige, authentischcn Quellen entnom-
mene Daten mitgetheilt, vic auch für wcitere Rreise
ihr Anteresse hadcn dürften. Dicsen Daten zufolgc
«ar in den letztvcrflossenen Monatcn der Stano
dcr Allflagc der politischcn Aournale Wiens fol-
gcnder: die großte Zahl von Abonnenten hattc die
Preffe, nämtich 18,0V», darauf folgcn Morgenpost
mit lgMV, Vorstadtzeitung 14,00», Fremdenblatt
11,700, Wanoerer 5400, Ostdeutsche Post 4800,
Neueste Nachrtchtcn 4000, Oefterreichische Zeitunq
3500, Fortschritt 2000, Volksfrcund 2000, Gegcn-
wart 1000, Donauzeitung 750. WaS unsere junge
Kreuzzeitung, das Vatcrland, betrifft, so licgen
darüber noch keine statistisihen Rachweist vor. Die
Anzahl sämmkricher in Wien crscheinenben voliti-
schen, belletristischenund sachwiffenschaftlichenBlätter
Hatmover, t. Ia». Der al« Rovellen-
dichier bckannte Fr. Spielhagen, welchcr auf
eine Rcihc von Jahren die Redactiou des
Feuilleton der „Ztg. f. Nordd." übernommen
hat, war in Hannover um Verleihmrg dcs
Bürgcrrechts eingekommen. Ein jünger Se-
nator rcferirte übcr das Gesuch und bean-
tragte deffen Vcrwcrfung, „weil es PrariS
der Collegicn sti, Schauspielern, Tänzern
und derartl'gem Bolk das Bürgerrecht der
Stadt nicht zn gcwährea." Als man thm
Eiuwendimgcn machtc, suchte dcr Stadtbirek-
tor nachzuwcistn, daß die Litcratea kcmes-
wegs die Gewähr für ihre gesicherte Subsi-
stenz böten und daher allerdings in jcne Ka-
tegvrie von „derartigcm Bolkc" fielcn.
Wien, 2. Zan. Man theilt der „Bolksz."
folgente Eidessormcl mit, wclche dt'c Priestcr
in Oesterreich mündlich zu bcschwören und
überdieß fchriflüch aufzusetzen und mit ihrer
Namcns-Unterschrist versehen ber Rcgierung
zu Lberreichen haben: „Zch schwöre unv ver-
spreche bkl'm hciligen Evangekium, Sr. k. k.
Majestät Franz Zoseph I. Treue und Gehor-
sam. Zch veripreche, mich nicht in geheime
Verbindungen einzulaffen und keiner Be-
ralhung oder einer verdächti'gen Versammlung
in dcn k. k. Staatcn vdcr außcrhalb derselben
beizüwohncn, welche ber vffeiuüchen Ruhe
nachlheilig sein köiinten, und ich verpflichtc
mtch zuglcich, ber Regierung Alles mitzutheiien,
was ich in meinem Sprengcl erfahren werde,
insofern es mir als bem Staate schäbüch er-
schelnen sdllte."
Wien, 2. Zan. Die Nachricht vvn Aus-
hebung ber Eensur auswärtiger Blättcr wtrb
nun auch von der „Preffe" wiederholt.
Wien, 4. Jan. Lircctor Richler ist (wie
berests gcmelbet) gestcrn um dieselbe Slunde
verschiedcn, in welcher er gerade vor einem
Zahre, am 3. Zanuar 1860, zum ersten Mal
gerichtüch vernommen worden. Dcr Tpphus
hatte plötzüch so riestge Fortschritte gemacht,
daß dtc Aerzte vorgestcrn Abcnd 158 Puls-
schläge in einer Minute an ihm zählten.
Pesth, 28. Dec. Untcr dcn ncugcwählken
Verlrettr» unserer Sladt befinden sich 13
Abvokalen.
F r a « k r e i ch.
Paris. Man tst cisrlg mil der Bilduug
der vierlen Bataillone bcschäftigt. Es gchen
überhaupt, trotz aller FricvciiSsehiisucht, sehr
kriegerische Gerüchte über baö nüchste Früh-
jahr.
S ch w e i z.
Bern, 4. Zanuar. (Sch. M.) Napoleon
sprach zu Kcrir: Zch hoffe, vaß wrr ein bes-
seres Zahr haben werde». Eö walteren Miß-
verstäiibniffe. Vielc Dinge wurven schlechl
intcrprelirk. Niemanb hat größercS Zniercffc
an Erhaltung schweizerischcr Ncutralität, ats
Frankreich. Zwischen Nachbar» muß man in
guten Bcziehungcn zu tcbe» trachreu. Kcrn
anlwvrtete: Zch wäre glücküch, zn seyen, daß
dic altcn freundschastltchen Beziehungen im
Zntereffe betdec Länbcr wieoer hergc-
beträgt 31, »on dcnen der Staat im Durchschnitt
cine jährliche Stcmpclabgabc vo» 323,196 fl. er-
hebt.
Wie man cinem Gesnchc am bcsten Nach-
druckgebcn kann. Zur Zeit der wcstphälischen
Regiernng crlangte ein Psand- und LeihhauS-
beflper mvsaischer Rcligion, in einer Stadt Les
ncucn Konigreiqs, das Patent als Materialwaarcn-
händlcr en gros et en ckotail. pkach Anfhoren der
Fremdhcrrsihaft wollte man ihm als einem Un-
zunstigen oen Handel nicht mehr gcftatten, zumal
er cin Anbe war. Als er nach vieeen abschlägigcn
Bescheiben nicht aushortc zu petitionircn, ward
ihm bei 50 Thaler Strafe untersagt, die Regie-
rung in dieser Angelegcnhert weiter zn bclältigen.
N. R. ließ sich daourch nicht abschrecken, machtc
abermals eine Cingabe an dic betrcffende Bchorde,
indem er, um ftine Loyalität zu beweiscn, sogleich
dic 50 Thaler Strafe bcilegtc, und — der Handel
ward ihm frcigegeben.
Ein Edelmann vermachte ftinem Schulmciftcr
für die Beglcitung seiner Lcichc zwanzia Gulden,
doch machte er dic Bedingung, er dörfe nrckt singen,
— „denn er macht so oiele Schnörkel, und dicst
kann ich nicht hörm."