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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0006
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tst, der einen Mordversuch gegen dke Königin
Amalie gemacht hat, sondern deffen in ganz
Griechenland allgemeine Achtung genießender
Vater.

Anf den Wunsch des Generals Forep nach
neuen Armee - Verstärkimgen wurde dic aber-
malige Absendung einer Brigadc nach Meriko
beschloffen. Die Dampffregatten „Caci'que"
und „Canada" zn Toulon erhielten Befehl,
nach Civita.Vecchla abzugehen, um das 7.
Znfanterieregiment an Bord zu nehmen. Gleich-
zeitig werden zu Oran ein Regiment Jnfan-
terie und Cavalleric - Abtheilungen auf der
Dampffregatte „Panama" und der „Seine"
nach Meriko ckngeschifft werden.

„DebatS" rügen das schmähliche Verhalten
dcr cnglischen Preffc in dcr amerikanischen
Frage. Verstimmt über die Ungeschicklichkeit
der Südländer, welche die Unionisten ungehin-
dert wieder übcr den Fluß zurückgehen ließen,
rathen „Times" dem Gencral M'Clellan, die
Rolle Cromwell's zu spielen und die Regierung
zu stürzen.

Das Comite des NationalfondS, an deffen
Spitze Unruh, Waldeck, Zabel u. A. stehen,
hat beschlossen, gegen die „Sternzeitung" und
die ,-Kreuzzeitung" ein Proceß einzuleiten,
weil diese Journale eine vom König gehaltene
Rede abdruckten, in welcher den Leitern des
Nationalsonds „verbrecherische" Tendenzen
zngemuthet werden. ,

Dem Vernehmen nach hat das baperischc
Krikgsministerium dic Verordnung erlaffen,
daß Offiziere und Junker fortan keine Augen-
gläser mehr tragen dürfen und jene, welchc
dergleichcn nicht entbehren können, stch alS
Jnvaliden zu melden und aus der Armce aus-
zuscheiden habcn.

„Morningpost" freut fich, daß dcr Kaiser
von Oesterreich dem Reichsrath sagen konnle,
der Staatscredit habe fich gehoben und die
Wohlfahrt des Landes sei im Steigen; auch
sei das Programm des Kaisers für die Zu-
kunft ebenso liberal in commercteller wie in
confiitutioneller Beziehung. Preußen sollte stch
daran ein Beispiel nehmcn und deiiselben Weg
des Fortschritts betreten, denn es sei kaum
denkbar, daß mit einem solchen Beispiel vor
Augen der König von Preußen seine verfas«
sungswidrige Haltung bewahrcn könne.

Deutschlan-

Leipzig, 29. Dec. Kurz vor Weih-
nachten wurde von einigen hundert Bürgern
Lcipzigs ein filberner Lorbeerkranz an Gari-
baldi abgesendet. Auf jedem Blatte deffelbcn
ist ein Ortsnamen, an den sich eine Erin-
nerung Garibaldi's knüpft, leicht eingravirt;
ein goldenes Band, welchcs den Kranz zu-
sammen hält, trägt die Znschrift: „Dcm Frei-
heitshelden Garibaldi. Weihnachten 1862.

Leipzig, 30. Dec. Der hicr seit Novem-
bcr 1861 zweimal erschienenc „Adler" erscheint
vom 1. Zanuar an, der großen Opfer wegen,
welche daS zweimaligc Erscheincn deS Blat-
teS erforderte, wöchentlich nur 6 Mal.) Dem- >

Schaugestell für Schmucksachen gemacht. Die Hof-
damcn haben fich aber nicht blos mit Edclsteincn
zu übersäcn, fie müffen auch dreimal täglich dte
Totlette «echseln und dürfen kein Kleid zwcimal
tragen. Außcr der Courzeit, der Tafel und dcm
Thcater vergeht in Paris «ic in Compiegnc dcr
Tag damtt, daß man Kleider an- und ablegt.

Wo kommt das Geld zu diescm Staat her? Das
geht allerdings Riemand etwaS an, indeffen be-
schäftigen die Parifer fich doch damit und glauben
zu »iffen, daß der befferc Theil des Hofes Schul-
den macht und der andere Theil täglich mit dcn
Börsenagenten zusammensteckt.

Die „Breslaücr Zeitung" erzShlt folgendc Anec-
dote aus Paris: Eine elegant geklcidcte Frau von
ungefähr 35 Iahren tritt in dte Spitzciihandlung
»on P. u. Lo. und erklärt, von Madame S., dcr
Befitzerin eincS großen Hotels, mit dem Ankaüf
eines feincn Schleiers beaufttagt zu setn. Sie sucht
mehrerc kostbare Schleier auS, läßt dieselben in einen
Carton packen und bittet, ihr einen Botcn zu Ma-
hame S. mitzusenden, die fich einen paffenden

nach wäre uuscre Mittheilung in Nr. 306
zu berichtigcn).

Berli«, 29. Dec. Das Preußl'sche Volks
blatt meldet heute, daß der Kriegs-Minister
am 14. d. M. einer Deputation aus Rieder-
schlesien, welche auch dem Könige eine Adreffe
überreicht, gesagt habe: „Grüßen Sie, meine
Herren, alle, die Sie hierher gesandt haben,
und sagen Sie ihuen, daß wir in Berlin recht
versöhnliche Leute stnd, aber auch Männer,
die den Kopf nicht unter den Tisch steckeo,
sondern ihn oben behalten."

Berlin, 30. Drc. Die Großmeister der
hiesigen und Provinzial-Freimaurer-Logen ha-
ben eine Audienz beim König gchabt, und fich
über die heftigen Angriffe der Kreuzrittcror-
ganc beklagt. Sie erhielten dic erneuerte Zu-
stchcrung des SHutzes des Königs, welcher
bekanntlich selbst zu den thätigsten Freimaurern
gehört.

Bvtzen, 27. Dec. Gegen den Präfidenten
der Hanbelskammer in Roveredo, Hrn. Kofler,
wclcher der Verfaffer eines auf die Trennung
WälschlyrvIS von Deutschtyrol mit besonderer
Heftigkeit hinarbeitenden Artikels in „Mes-
sagerie" ist, wurde die Specialuntersuchung
wegen Sttzrung der öffentlichen Nuhe einge-
leitek.

Harburg, 30. Decbr. Die norwegische
Kammer hat mit 59 gegcn 48 Stimmen den
k. Vorschlag, den präsumtiven schwev. Thron-
erben als Vicekönig einzusetzen, vcrworfen.

Wien, 28. Dcc. Es hat nun auch das
juridische Doctorcollegium sein Votum übcr die
Frage dcr Aufnahme der protestantisch-theolo-
gifchen Facultät in die Wiencr Universität ab-
gegeben. Zn seiner Sitzung vom vorigcn
Sonnabend sprach ^lch das juridische Doctor-
collegium mit 39 'von 52 Sti'mmen für die
Aufnahme auS. Für die Aufnahme haben fich
somit ausgesprochen: das philosophische Pro-
fefforencollegium, die zwei medicinischen Col-
legien und das juridische Doctorcollegium. Da-
gegen sprachen fich aus: daS theologische und
juridische Professoren- und das philosophische
Doctorencollegium. Das Staatsministerium
wird nunmehr den Ausschlag gebcn.

Wien» 28. Dez. Zm Laufe der nächsten
Woche wird im Gemeinderath ein Dringlich-
keitsantrag zu Gunsten dcr politisch Com-
promittirten eingebracht werden, wclcher
lautet: „Da Oesterreich seit dem 1. Mai 1861,
an welchem Tage Kaiser Franz Zoseph 1. zum
ersten Male vom Throne herab als constitutiö-
neller Monarch zu seinen Völkern sprach, in
die Rechte constl'tutiönellcr Staaten getreten ist,
so dürfte jetzt der Zeitpunkt gekommen seyn,
auch jenc Staatsbürger, denen nach §. 31 des
Gemeindestatuts als politisch Compromittirten
die Ausübung ihrer constitutionellen Rechte bis-
her entzogcn war, in dieselben wieder einzu-
setzen, invem die damaligen Gründe, welche
diese Ausschlreßung als oporkun erscheinen
laffen mvchten, heute einer liberalen Anschau-
ung Platz gemacht haben dürften."

Wien. 29. Dez. Der Cardinal-Erzbischos
v. Rauscher hat zu dem Bau einer Kirche,
welche in der Vorstadt Weißgärbern errichtet

Schleter aussuchen und thn dem Boten bezahlen
werde. Man bcaufkagt einen Commis mit dieser
Misfion; doch crklärt die Käuferin, derjungc Mann
«erdc in dcm fast auSschlteßlich von Damcn bc-
«ohnten Hausc nicht gcr» gesehcn weroen, und
hittet, einc der Damen aus dcm Geschäfte mitzu-
senden. Man bestimmt dazu einc äitcrc Demoi-
selle. Bctdc Damen gehcn nach dcm bezeichnetcn
Hause; die KLuferin führt ihre Begleiterin in cin
clcgantes Vorzimmer, bitttt fie, dasclbst zu warten
und geht mit dcm CartonAn ein andercs Zimmcr
nnter dem Vorwande, den Schleicr Madame S.
vorzulcgen und crscheint nach cinigen Minutcn ohnc
Carton wtcder. „Gehen Sie nur hinein zu Ma-
dame S., fic hat zwct Schleier ausgesucht und wird
Jhnen den Betrag dafür einhändigen. Zch muß
schnell fort, weil ich noch einen andcren Auftrag
auszurichten habe." Dic Dame aus dem Geschäft
der Herren P. und Co. tritt ein. Bci ihrem An-
blick macht Frau S. eine Bcwcgung. „Verzeihcn
Sie! Jch glaubtc, cs sei von eincr jüngercn Dame
die Rede; doch das Altcr schützt nicht vor Verir-
rungcn deS Herzens. Setzen Sie stch, mcinc Liebe,
ich will Ihnen die Bedingungen vvrlegen." Die

werden soll, 60,000 Gnlden gespendet. — Der
oberste Gerichtshof hat das anf 10 Zahre
schweren Kerkers lautende Urtheil gegen Karl
Kal lab bestätigt.

3Vien, 30. Dec. Der Kaiser hat die VVII
dem Commandanien des 7. Armeecorps, Feld-
marschall-Lieutenants Pkinzen Alerander von
Heffen, gestellte Bitte um Verseßung in die
Disponibilität genehmigt und den bisherigen
Stellvertreter des Kriegsministers, Feldmar-
schall-Lieutenant Zoseph Ritter v. Schmerling,
zum Commandanten dieses Armeecorps ernannt.

K r a n k r e » ch.

Paris, 29. Dec. Der finanzielle Bericht
des Hrn. Fould ist nicht mit großer Befrie-
digung aufgenommen worden. Besonders die
ungcheuere Summe von 83Millionen, welche,
laut deS Berichtes, der Krieg gegen Meriko
im Zahre 1862 gekoftet hat, erregt Staunen
und fast Schrecken; die noch in Aussicht ge-
stelllen Ausgaben für diese Erpedition und der
angekündigte Bctrag der früheren Ansfälle
von 848 Millionen stnd wahrlich nicht geeig-
nel, diesen Eindruck zu mildern. Man fragt
fich, ob daS Endergebuiß der Erpedition, wenn
es einmal erlangt sein.wird, wirklich so un-
geheuere Opfer an Menschen und Geld werth
war, selbst wenn, wie Einige glauben, Meriko
eine französische Kolonie werden sollte. Die
Kolonistrung Atgeriens, so nahe bei Frankreich,
geht nur sehr langsam und mühesam voran
und ist sür Frankreich immer noch eine Quelle
von Ausgaben und Sorgen, keineswcgs eine
Goldgrube, wie maa anfangs meinte; wic
schwierig und kostspielig müßtc erst eine Ko-
lorilsiriirig in Merikv sein!

Paris, 28. Dec. Der Temps zeigt den
Tod des ehemaligen Finanzministers vom Zahre
1849, Goudchanr, an. Er starb nach eiuer
langen Krankheit, und wurde, seinem letzten
Willen zufolge, in der größten Einfachheit be-
erdigt. Die seltene Uneigennützigkeit des Ge-
schiedenen, seine Ehrcnhasligkeit und Festigkeit
hat ihm namentlich in der liberalen Parkei
zahlreiche Freunde erworben.

T ch w e t z.

Zürich, 29. Decbr. Auf dcr Bank (sog.
Meisenbank) wurdc ein Kassamanko von
183,000 Fr. entdeckt; der Kassier, Hr. Grob
(ein Mann, der in aügemeiner Achtung stand),
hat sich zu entleiben versucht, lebt aber noch.
Der Betrug, denn ein solcher ists, wurde durch,
wahrscheinlich seit Jahren geübtes Einschieben
von Nickel in die Geldrvllen betriebcn. Der
Staat verliert nichts bei diesem Unfall, aber
die Bürgen haben etwa 60,000 Fr. gut zu
machen. (Bund.)

Z ta l ie «

Rom, 29. Dec. Der Papst hat gestern
das diplomatische Corps empfangen, er em-
pfing heute den Erkönig Franz tl. mit dessen
Familie.

Turi«, 29. Dec. Ein Circular des Mi-
nisters dcs Jnnern fordert die Präfecten der
südlichen Provinzen auf, ihm diejenigcn Mu-

Demoisclle ist nicht wenig erstaunt. „Vcrzeihen Sie,
man hat mtr gesagt, Sic HLtten fich entschieden."
„Gcwiß, gcwiß! Mir scheint übrigens, die Sachc
ist noch ntcht so wett vorgcrückt. Doch die äußercn
Zcichen täuschcn oft, wir können uns ja svgleich
überzcugcii. Zuerst aber die Bcdtngungcn. Dcr
Prets ist etwas hoch..." „Ncin, Madame", er-
widcrt das Fräulein, in dem Glauben, daß es fich
um dic Schlcicr handlc, „tm Gcgcntheil, der PrctS
ist sthr niedrig." — „Wenn Sie die Vortheile be-
rücksichtigen, welchc Sie hicr habcn, ist cr allerdtngs
sehr niedrig. Sie habcn hier dic vollstc Discretion;
nichtS läßt ven Zweck biescs Hauscs ahnen; in schwie-
rtgen KLllen ist ein Arzt zur Hand, sonst eintge
Hcbammen..-" Dic Demoiselle bcgreift endlich,
daß hicr ein Outdproquo obwalten muß; sie hört
cinc Erklärung, die ihr das Blut ins Gcficht treibt:
das HauS ist ein Entbindungs-Institut. Die obcn-
erwähntc Frau hat Madame S. crklärt, sie bringe
eine junge Person, die sich habe verführen laffen,
zu ihr und verlangc dic größte Gehcimhaltung vor
der Familic dcr Unglücklichen. — Der Rcst ist leicht
zu errathen. Der Carton fand flch auf einem
^chrank vor — rr «ar leer.
 
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