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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0038
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danken die Lust anwandelt, selbstständi'g zu
wcrden. Anstatt Furcht und Angst zu haben,
sollten fle von dem Belspiel der Geistlichkelt
Muth hernehmen, denn diese zeigt ihnen, wic
man es versuchen muß, seine Macht zu erhal-
ten. Fest zusammenhalten müffen die Lchrer;
has Prinzip der Freiheit von geistli'cher —
wcnn gleich oft freundlich auftretender — Herr»
schaft, und der dem Lehrerstand gebührcnden
Selbstständigkeit müffen die Lehrer zu ihrem
gemeinschaftlichen Prinzip aufpstanzen und das-
selbe mit gemeinsamen Kräften zu erringen flch
eifrig bestreben. DenN die Kirche hat ihr eige-
nes Gebiet, und der staat hat gleichfalls sein
kigincs; die Schule abcr ist eine Staatsan.
stalt. Dic Durchführung dieses Grundsatzes
müssen die Lehrer in Gemeinschaft mit den
Gemcinden flch angelegen sein laffen, dann
und nur dann steht eine Befreiung der Schule
und der Lehrer iu Ausflcht.

Frankfurt a. M.» 8. Zan. Das I.
I'Eurvpe meldet aus vffiziellcn Quellcn: Bis
zum 31.' Dez. seien 775 Kisten Waffcn durch
die Moldau nnd Walachei nach Serbien ge-
gangen. Fürst Cusa legle dem Transport
kein Hinderniß in ben Weg.

Berlin» 6. Ian. Sritcns der Militär-
Behörden wird jetzt scharf auf die etwa dem
Militär angchörigen Geber zu den Zwccken
des NationalfondS aufgepaßt. Jn einer der
letzten Listen fand sich unter Anderem auch die
Bezeichnung „von cincm Unlerofficier des 20.
Jnfanlerie-Regiments", worauf der Comman-
deur des letzteren, Oberst v. Cranach, Anlaß
nahm, nicht bei den Personen, die jenem Fonvs
vvrstehen, sondern bei der Redaction der Zci-
tung, in welcher er die Anzcige gelesen, Nach-
frage zu halten. (K. Z.)

Berlin» 8. Jan. Lrvtzdem dic officiellcn
Berichie über bas Befinden des Köaigs günstig
lauten, so wird im Publicum dvch mit unge-
wöhnlicher Hartnäckigkeit die Anficht aufrecht
erhalten, daß die Erkranknng sehr ernstlichcr
stiatur sei. Man glaubt, daß die Aufrcgun-
gen, dencn der König in dcn letzten Monaten
ausgeseßt gewesen, seinen Körper ungewöhn-
lich angegriffen haben, und daß sich jetzt eine
mit großer Schwächc verbundene Abspannung
eingestellt habe, welche zu ernsten Besorgniffen
Beranlassung gebe. Bei der großen Abge-
schloffenheit, in welcher der König in der letz-
ten Zeit gelebt hat, unb in welcher nur seine
nächste Umgebung Zutritt bei ihm hatte, >st
es schwer, dee Wahrhcit dieses Gerüchtes zu
entscheidcn; aber es ist in der Stadt so stark
verbreitet, daß es sogar auf bie Börse nicht
vhne Einfluß geblieben ist. (F. Z.)

Berlin, 8. Zan. Jn der „Kreuz-Ztg."
wird der Artikel über daß Programm bcr
Feudalen fortgesetzt. Kein Etatsgesetz svlle
vorgelegt werden, sondern mann müffc ohne
Etatsgesetz regieren, Die Demokratic würde
stch schon herabstimmcn, die Mittelparteien
seien verschwunden, das Herrenhaus repräsen-
tire Volk und Land. Auch am Untcrhause
dürfe man nicht vcrzweifeln. Die Armee-Or-
ganisation dürfe man nicht rückgängig machen.
Man müffe unterscheiden zwischen Militärgeseß

de» leiden — quäle mich, tödte mich! Warte nicht,
btS ich todt btn, sondern nehme drtne Rache jctzt!"

„So toll redetr ich zu den sterblichcnUcberrcsten
meines Welbes, «orauf ich einfchlicf oder vielmehr
ohnmächtig wurde. Jch begann zu träumcn. Es
schien mir, ich sähe den Deckel des Sarges lang-
sam fich öffnen und die dartn ruhendc Gestalt mei-
nes Wcibes ebenso langsam fich aufrichten. Jhrc
Lippcn waren blaß; aber cin rother Blutstropfen
stand darauf. Langsam bcugte fie fich übcr mich,
öffncte ihre Augen, wie fie eS das letztcmal gethan,
und drückte einen Kuß auf meine Hand. Dcr rothe
Tropfen, welcher an ihren Lippcn gchangen hattc,
blteb auf meiner Hand; sie schloß ihre Augen, legte
fich «irder auf ihr kaltes Kissen zurück und der Sarg
schloß fich über ihr.

„Nicht lange nachher wurde kch durch etncn schreck-
lichen Schmerz, gleich dem Stich eines ScorpionS,
aufgeweckt. Jch etlte nach Hause. Es war noch
Tag. Nicmand hatte metne Abwcsenhcit oder meine
RLÄkunft bemcrkt. Das Blut war von metner
Hazid vcrschwundcn, aber tn der Stelle, wo der
Tropfen geblieben «ar, brannte es, als ob etn
Ltzendes Gift eingedrungen wäre. Dieser Schmerz

u. Militärverordnung. Sonst seien nurVorlagen
auf neutralem Gebiet, wie über das Brief-Be-
stellgeld nnd Paßformalitäten zu machcn, aber
keine orgaiiischen Gesetzc zur Berathung zu

stclleii.

Berlin» 9. Ian. Das Abgeordnetenhaus
wird jedenfalls eine Adrcffe an den König
richten. Vvn biesem verfaffungsmäßigen Recht
wird es um so mehr Gebrauch machen, alS
die Lagc deS Landes es nothwendig macht,
daß die Landesvertretung direkt an den König
fich wendel und das einzige Mittel für diesen
Zweck bietet die Adreffe, bei deren Abfaffung
übrigens weitläufige Adreß-Debatten keines-
wegs nothwendig stnd und wohl vermieden
werden können.

Berlin, 9. Jan. Die „Norddeutsche All-
gemeinc Zeitung" ist ermächtigt, zu erklären,
daß die von verschiedenen Dlättern gebrachte
Nachricht, die Staatsregierung bezwecke, in
der verheißcnen Novelle zum Gesetze über den
Kri'egsdienst vom 3. December 1814 die Ein-
führung deS Stellvertretungsspstems, — voll-
ständig erfunden sei'.

Berlin. Der Vorgang gege.n die Wittwe
Raloff hat in Langensalza Nachahmung gefun-
den. Etn dortiger Kaufmann und Tuchhänd-
ler ist bei' dcr Sammlung für den Natio-
nalfondS thätig gewesen und auch sonst als
liberaler Mann bckannt. Es ist nun den
Ulhanen der 3. EScadron in diesen Tagen ver-
boten worden, bei jenem Kaufmann ihre Be-
dürsnisse zu entnehmen.

Düffeldorf, 7. Jan. Eine Ministerial-
Verfügung empfiehlt den Lehrern die Nichtbe-
theiligung an politischen Vcreinen, insbeson-
dere am National-Verein.

Wien, 7. Janar. Minister v. Laffer ist
nach Salzburg, Finaiizminister v. Plencr nach
Prag abgereist, um seinen Sitz im böhmischen
Landtage einzunehmen; Staatsminister von
Schmcrling wird fürs Erste am niederöster-
reichischen und erst später am böhmischen Land-
tage theilnehmen, da er Mitglied beider ist.

Triest, 9. Jan. Die Ukberlandpost hat
Nachrichten aus Kalkutta und Singapore vom
8. Dccember. Die Hoüänder bereiten eine
Erpedition vor, welchc behufS der Besetzung
der Norvhäfen von Sumatra nordwärts gehen
soll. — Nach Berichten aus Hongkong vom
1. December war in Peking Alles ruhig. Bei
Pakkong, 12 Meilen von Tfingpa, fanv ein
Kampf statt zwischen dem Oberst Burgvine,
dem Rachfolger WardS, und den Taipings, in
welchem die Letzteren unterlageu. Der Tra-
tarengeneral Toh war zur Belagcrung vvn
Nanking aufgebrochen. — Der Abzug der
Daimios von Ieddo dauert fort. Die De-
crcte der japanesischcn Regierung werden nicht
*nehr im Namen des Taikun, sondern im Na-
men dcs Kaisers ausgefertigt. — Berichte aus
Nangasaki vom 1l. Nvvember melden die An-
wescnheit von sechs russischen Kriegsschiffen,
von welchen es hicß, daß sie nächstens nach
Shanghai abgehcn würde», um den Kaiscrli-
chen gegen die Rcbelle» zu helfen. Der rus-
flsche Commandanl verlangte vom Gouverncur
l von Nangasaki cinen Bauplatz für Magazine

nahm von Stunde zu Stunde zu, ohne jemals auf-
zuhörcn. Sogar im Schlaf sühlte ich ihn. Jch
sagte Ntcmandca etwas davon. Nicmand würdc
mir gcglaubt haben. Sie wiffcn nun, mcin Hcrr,
was ich geltttcn haben muß, und von welchcr Pein
mich Zhr Mcffer erlöste! Kaum war jedoch die
Wundc zugehcilt, als dcr Schmerz von Neuem
«icder kam. Nun foitert er mich zum drittcn Mal,
und ich habe nicht dic Kraft, es länger auszuhal-
ten. Zn einer Stunde werdc ich von dcr Erdc
Abschied nchmen! Nur der Gedankc, daß, da fie auf
dteser Erde gcrächt wordcn tst, fie mtr jenseitS ver-
geben wcrde, läßt mir cincn HoffnungSstrahl.

„Zch danke Ahnen für Jhre hcrzliche Sympathte
und für Jhre Hilfe. Gott segnc Sie!"

Etliche Tagc später war in den Zeitungcn zu
lesen: „Einer unserer rcichsten Patrioten hat fich
erschoffen. Gram über den Tod sciner Gattin wird
als die Ursache vermuthet."

und Spitäler und setzte flch, als eine Wei'-
gcrung erfolgt war, gewaltsam in Besitz deS
Platzes. Ein holländisches Schiff war mit 20
Zapanesen nach Holland abgegangen.

K r « n k r e i ch.

Paris, 8. Zan. Marschall Pclissier, wel-
cher wieder nach Algier abgereist ist, wohnte
in den letzten Tagen sciner Anweseicheit ia
Paris einer von der Kaiserin veranftaiteten
Berathung an, in welcher auch die Frage
wegen Bildung eiues Regentschaflsministerims
zur Sprache kam. Der Herzog von Mala-
koff wurde, wie man verfichert, als evmtuel-
ler Präsident in Ausficht genommen.

Paris, 8. Jan. Heutc um 9 Uhr fanb
das feierliche Leichenbegängniß bes ErzbischofS
von Paris statt, Eine uncrmeßliche Men-
schenmenge beveckte die Straßcn unb die Quais
zwischen dem erzbischöfiichen Palast unv ber
Nolre-Damekirche, beren Portal schwarz auS-
geschlagen und mit Wappenschilvern bedeckt
war. Der Zug war 40 Minuren lang;. bie
Spitze war schon an Notre-Dame angclangt,
als bas Ende den Pont-Ropal nvch nichr über-
schrittm hatte. Der Erzbischof von Lpon,
PrimaS von Gallim, Carvinal Bonald offi-
zirte, affistirt von ben Bischöfm ver Erzdiö-
cese PariS. Der „Monitenr" widmct bem
Verstorbencn einen sehr ehrmden Nachruf, wo»
rin schiießllch bestätigt wirv, daß Carvinal
Morlot kein Vermögen hinlerlaffm hat.

England

Londo», 6. Jan. Die BaumwoUnoth in
Frankreich unv in England gibt zu mtereffan.
tcn Vergiklchungm Anlaß. Während wir,
bemerkt Daiip News, ungefähr 5mal so viel
Baumwolle verarbeiten, wie die Franzose»,
verwenden sie dazu um die Hälfte mehr Ar-
beiter. Nach dem Comite von Roucn, ao
deffen Spitze Cobven steht, find ia diesem De-
partement 130,000 Arbeiler brooloS gewor-
den. Die Zeichnungm der Parifer Meetings
zur Unterstützung der Arbeiter von Roum
übersteigen nicht die Summe von 8000 Pf.
St., wenig mehr, als was die englifchc Mild-
thätigkeit täglich sür Lancashire stenerk. Zn
Lcr Normanvie seldst kam oas Doppelle jener
Summe zusammcn. Aber was sinv 32,000
Pfd. Sl. für 130,000 Mcnschen, die seit 3
Monaten am Hungertob nagen? Dieser Man-
gcl an Energie rührt ohnc Zweifel von den
poliiischm Gcwohnhciten des franzöfischen
Volkes, namentlich aber vom Geist ver jetzigea
Regierung her, die das Vereinsweseii verdietet,
unv die Preffe ist gerade so gekncbslt wie das
Publikum unb nur auf die anöwäriige Polilik
angewicfeii.

Zta itea

Turin, 7. Zan. Jn der Nähc vou Bari
(im Neapolitanischen) hat ein CavaUeriege-
fecht zwischen Nationalgarven und Briganten
staltgefunvcn, in welchcm die Lctztereir 20
Tovte haiten.

Turin, 8. Jan. Die „Siampa" vcmen-
tirt die Nachricht, vaß Lamarmora seine Ent-

Man erinnert fich «ohi noch dcr großen Gas-
Erplosion, wclche vorigcs Aahr das Casino der Rue
Eabet zu PariS zcrstörte und in der Nachbarschaft
bcträchtlichcn Schaden anrichtctc; u. A. wurde auch
cin gerabc vorübergehcndcr Bankbcamter bei dicser
Gelegcnhcit getödtct. Seine Wittwc, wclche durch
diesen Tod in tlcfeS Elend gericth, machte einc
Klagc auf Schadcnersatz gcgen die GaS-Gcsellschaft
uno dic Besitzcr des Casino-Locales anhängig. Das
Gericht fällte nun vor cinigen Tagen in dieser Sachc
sein Urtheil, dahtn gcbend, daß die Gas- und
Lafino-Gesellschaft dcr Wittwc DeSmazes eine jähr-
liche Rcntc von 1800 Fr., dercn Tochter bts zu ihrer
Großjährigkcit von KOÜ, im TodeSfallc bcr Mutter
von 1200 Fr-, und endlich dicser letzteren einc ein-
malige Provifion von 5000 Fr. zu zahlen habe.

Gla Sbrcnner fragt in der „Mont.-Ztg.": „WLr
eS nicht in der Ordnung, der Stadt Berlin, an
Stclle deS ihr bcigelegtcn, halbfremdwortlicheu Bei-
namens „Spree-Athen" dcn rein-deutschen Namen:
„Eulenburg" zu gcben?"
 
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