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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0231
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Empfanges der Prinzessin Alerandra ist ohne
Unfall vorübergeqangen. Der Gesammt-Ein-
druck war ein beispiellos großartiger. Lord
Palmerston und Earl Ruffell fahren heute nach
Windsor, wo stc wahrschemlich bis Dienstag
bleiben werden.

S ch w e t z.

Zürich. 2. März. Am letzten Freitag fand
im Schutzenhause eine zahlreiche Versammlung
zur Gründung eincs Schützenvereinß der hie-
sigen Deutschen statt. Sämmtliche Anwesende
erklärten durch ihre Namensnnterschrift ihren
Beitritt. Der Verein zählt hiernach 100 Mit-
glieder und darf auf weitere Zunahmc mit
Bestiinmtheit rechnen.

Bern» 7. März. Menotti, Garibaldi's
Sohn, ist durch Bern gereist; er begibt sich
nach Polen. Eine gewiffe Anzahl Schweizer
hat bereits dieselbe Richtung cingeschlagen. Jn
einem Meeting, welches in St. Gallen abge-
halten worden, hat man beschloffen, daß eine
Subscriplion zu Gunstcn der Polen eröffnet
werden solle.

Ztalten

Turin, 7. März. Der „Diritto" ver-
öffentlicht einen Ausruf Garibaldi's an die
„Lapferen der polnischen Armee", sowie ein
Schrciben dcsselben an Langiewicz, worin er
diesen auffordert, die Bewegung über daS ganze
ehemalige Polen zu verbreiten. Garibaldi
fügt dicser Aufforderung hinzu: „So werden
Sie Zeit gebcn, die Spmpathien, welche Zhre
Sache findet, in Thateu zu verwanbeln.»

Dänemark

Aus dem Herzogthum Schleswig,

25. Febr. Ein Schret der Entrüstung und des
Entsetzcns übcr die preußisch-russsiche Conven-
.tion zur Unterdrückung der Znsurrection in
Polen geht durch beide Herzogthümer. Preu-
ßen, das für die Sache Schleswig-Holsteins
Jahre hindurch nicht über das Nvtenschreiben
hinausgckommen ist und nunmehr schon seit
langer Zeit nicht einmal Worte mehr für die
wichtigste deutschc Angelcgenheit aufwendet,
gestattet eincr fremden Macht das Betreten
deutschen Bodens zum Zweck der Untcrsochung
einer Nation, sür welchc dic ganze civilisirte
Well Mitgefühl hegt. (S. M.)

Grtechenland

Athen, 28. Febr. Ueber das angebliche
Complott zu Gunsten der baperischen Dpnastie
enthalten die Wiener Blätier folgende No-
tizcn: Die Polizei nahm eine Hausdurch-
suchung bcim baperischen Consul Bernau vor
und fand angcblich ein Verzeichniß der „Ver-
schworenen" und ber ihuen gelieferten Gelder.
Bernau svll bcreits 800,000 Drachmen von
Bapern erhalten haben; er wurde verhastet.
Oberstlieutenant Bolmidis und Artilleriecapi-
tän und Volksvertreter Candjeriö wurden
uebst sünf anderen Officieren auf der Brigg
„Miuerva" im Piräüs gefangen gesetzt. Es
circulirt das Gerücht von weitereu Verhaf-
tungen.

Türkei

Konstantinopel, 5. März. Oppenheim
u. Co. hat mit der Rcqlerung ein bald rück-
zahlbares Anlehen von 700,000 Pf. St. und
die hikstge» Bankiers ein andcres vvn 500,000
Pf. St. abgeschlossen; beidc Anlehen sind zur
Bezahlung der im März und Mai fälligen
Conpons der inneren Schulb bestimint.

Ragusa, 6. März. Die Muselmänner
von Kolastn haben das christliche Dors Bjclo-
poglie angegriffen, die Bewohner getödtet u.
das Vieh weggeführt. Die Christen haben
sich zerstreut und sind in das benachbartc Tc-
birg geflüchtet.

A s t e n.

Shangai, 26. Jan. Das französtsche
Conttngknt ist bei Kingpo geschlagen und sein
Anführer gclödtet worden. Der Kaiser hat
den Handelsvertrag mit Preußen ratificirt.
Zn Japan erwartet man den Ausbruch eines
Bürgerkrieges.

Nachrichten über Polen

Der von der sog. Nationalregicrung zum
General crnannte Znsurgentenführer in der
Woiwodschast Sandomir, Marian Langiewicz,
ist aus dem Städtchen Witkowo in der Pro-
vinz Posen gebürtigt, wo noch 2-Brüder von
ihm leben, von deucn der eine Arzt, der an«
dere Kaufmann ist. Er besuchte zuerst dic
Schule i» Krotoschin, wohin seine Eltern ge-
zogen waren. Später absolvirte er das Gpm-
nasium Trzemcßno, studirte dann in Breslau
und Berlin Naturwissenschaften, besonders
Mathematik, und nachdem er einige Zeit bei
der preußischen Artillerie gedient und das
Officierspatent erlangt hatte, begab er stch
nach Paris. Am Jahre 1860 nahm er an
der Garibaldi'schen Erpedition gegen Neapel
Theil. Er war Adjutant deS Generals von
Milbitz und gehörle als solcher zum Stabe
Garibaldi's. Später war er Lehrcr der Ar-
tillerie an der polnischen Militärschule in Caneo.
Sobalb die Revvlution in Polen losgebrochen
war, eilke er sofort dähin. Er ist der einzige
Jnsurgentenchef, der bis jetzt mit einigem Glück
operirt hat.

Breslau, 7. MSrz. Der „Bresl. Ztg."
geyt aus Warschau vom 5. d. M. die Nach-
richt zu, baß Mie'roslawski das Commando
abgegeben und sich, man wiffe nicht wohin,
entfernt habe. Die neueste Nummer des „Ruch"
enthält einen Aufruf an die Polen in Galizicn
und Poscn, sich nicht zu einem Aufstande ver-
Iciten zu laffen; Rußland allein sei der Tod-
feind.

Warschau. Den russischen Truppen ist
der Befehl vorgelesen worden, die Preußen,
wenn sie die Grenze überschreiten sollten, gut
aufzunehmen. Längs der St. Petersburger
Eisenbahn ist ein Cvrdon von Husaren und
Dragonern gezogen.

Jn Warschau bereitet die gemäßigte Partei
troß alles russischen Terrorisnius eine Kund-
gebung vor, die im gegenwärtigen Augenblick
i von Bedeutung ist. Diese Kundgebung wird
in einem Manifest der gemäßigten Partei,
l dercn Haupt der im Auslande wcilende Graf
Zamopski war, bestehen, und dic Erklärung
enthalken, daß auch die polnischcn Mooerados
stch mit der Bewegung solidarisch verbunden
erachlen. Gleichzeüig und um dieser Kunv-
gebung größcren Nachdruck zu verleihen, wer-
den alle Mitglieder des von Wielopolski orga-
nisirten Staaisraths, die sich eiue nur einiger-
'maßen unabhängige Stellung bewahrt, ihren
Austritt aus dieser Körperschaft erklären. So
mcldet übereinstlmmkiid mit anderen Blättern
die Wiener Presse, der auch mitgetheilt wird,
Mieroslawski sei von den gemäßigte» Patrio-
ten bestimmt wordcn, scin Commando nieder-

> zulegen und sich ins Ausland zurückzuziehen.

! Mieroslawtzki, der mit dem Guerillakriege, wie
l er in Polen geführt wi'rd, ohnedies nichl ein-
i verstanden war, soll sich dicsem Wunsche ge-
^ fügt und durch seine Abreise die polnische
! Bewegung von dem scheine ciner Solidarität

> mit der kosmopolitischen Revoluiions-Partei
besreit haben.

Krakau, 8. März. Heute Nacht sind bei
40 Znsurgenten in Michaelowice eingerückt
und haben vom Amtsgebäude dcn ruff. Adler
entfernt und die Bücher und Acten vernichtet.
Die Vorposten der Aufstänbischen dehnen sich
bis zu den österreichischen Grenzpfählen aus.

! Seit eiuigen Tagen amtirt das Personal der
^ benachbarten ruffischen Grenzzollämter nicht
! mehr. — Die Stellung von Langiewicz in
Goszcza und Szpce ist noch diesclbe; die Rus-
sen stehcn in OlkuSz und Miechow.

Neueste Nachrichteu

New-Nork, 25. Febr. Am 18. hat die
Beschikßung Vicksburgs begonnen.

Zn Neworleans entwickelt fich eine Agita-
tion gegen die schwarzen Regimenter.

Der Unionssenat genehinigte die Suspen-
fion der Habeas.Corpus-Acte.

Das Unionspanzerschiff Queen-West ist von
den »seceffionisten gekapert worden.

Vermischte Uachrichten.

Jnnsbruck, 5. März. Jn dem Markte Matont hat ^
eine FeuerSbrunst 29 Häuser und dte Ktrche to Asche
gelegt. j

AuS Baden. Dte auf Profeffor vr. König ge-
fallene Wahl als Prorector der Uuiverfilät Fretbnrg
für daS nächste Studtenjahr tst bestättgt worden. — Der
um daS Mannhetmer Theater vtcloerdteate Mühl,
dörfer ist am 8. März, AbendS um 6 llhr, gestorben.

— Sichercm Bernehmen nach wird allen badischen Lehrern,
welche der in der Pstngstwoche dieses JahreS zu Mann-
hetm stattfindenden aUgemeinen deutschen Lehrerversamm-
lüng anzuwohnen wünschen, für die ganze Dauer derselbea
auf Ansuchen der ersorderliche llrlaub bercttwllligst erthrilt
werden. — Am 7. März fand dte rrste technische Probe-
fahrt auf der neuen Eisenbahnstrecke von Pforzhetm nach
Mühlacker statt. Die Fahrt hatte den günsttgsten Verlauf.

— Zn Baden-Baden ift dte Gründung eines Kunst-
veretnS tm Gange; dteser Kunstveretn söll sich namentltch
mtt der Lettung der zu errichteoden Kunsthalle besaffen.

Mannheim, 8. März. Dte Lageöorbnung für dte
SchwurgertchtSsitzung des 1. Quartals 1863 wtrd soigende
Fälle zur Lerhandiung bringen: 1) Monlag, 23. März,
Martin Schober von Schwaigern, augeklagt des gesähr»
ltchen DiebstahlS; 2) Philipp Aldrecht von Neckarbischoss-
heim, ebensallS unter Ankiage gesähritchen Dtebstahiö; 3)
Dienftag,'24. März, Chrisrian Kraft und Laux oon Mann«
hetw, angeklagt der Tödtung; 4^ Donnerstag, 26. März,
Johann Dorn von Unterabtsteinach und Andreas Fritz von
Hochsachsen, angeklagt der Fäischung und Bethilse bazu;
5) Freitag, 27. März, Gottsrieb Hetd von Mauer, an-
geklagt eines VerbrechenS gegen die Sijtltchkett.

88 Mannheim, 9. März. Man fürchtet hter allge.
metn, daß dte Mannheim - Ludwigshafener Brückensrage
durch den stattgehabten Ministerwechsel iür Handelsmini-
stertum tn dte Länge gezogen würde; doch vernehmen wtr>
daß Hr. v. Rogg«nbach dte Sache energisch zu'betreibcn
beabsichttgt, tndem derselbe, wie aus glaudwürdtger Quelle
versichert wird, den Wünschen Mannhetms, welche sich dürch
dte von 1400 Mannheimer Bürgern unterzeichnete Petition
an Se. Köntgl. Hohcit deu Großherzog kundgegeben, Rech«
nung trägt, das hetßt also, daß der Plan 6. wieder aufge-
nommen werden soll, dem zur Folge die feste Brücke den
Rhein tn nächster Nähe oberhalb der Schiffbrücke überztehen,
von wo dann bie Lahn an dem Rhein- und Neckarhafen
vorüber die Stadt umgürtea und in den Bahnhof ^am
Hetdelberger Thor münden und sich mtt der neu projectirten
Bahn durch daS Ried eintgeu und tn die große Bahn der
Nhetnebene etntreten wird, von welcher dann wieder rechtS
und links Zweigbahnen in die Nachbarländer führen und
dteselben mit unserem cngeren Vakerlande verbtnden. Möchte
eS dem würdigen Staatslyanne gelingen, die manchsaltigen
Htnderntffe zu bewälttgen, damtt der hter so fehnltchst er-
wünschte Brückenbau noch tn diesem Frühjahr begonnen
wird.

-j-Heidelberg, 9. März. Der gute Aepfelwetn, der
auf dem Kohlhose zu haben tst, lockt jeden Sonntag eine
deträchlliche Änzahl Spaziergänger dorthin, waS auch gesteru
wieder der Fall war. Gegen Abend waren dte Wege und
Waldpfade nach Gatberg, Hilsbach, Kohlhof und dte andern
Berghöhen tüchtig mit Schnee bedeckt und boten etne ganz
gute Schlittenbahn. Den Sonntagslustwandlern standen
aber keine Schlitten zur Versügung, weßhalb thnen ntchtS
anderes übrig blteb, alS zu Fuße, wie weiland die Apoftel,
durch die schneebedeckte interestante Gebtrgslandschafr nach
Hause zurück zu kehren. Man vertrieb sich dte Zeit mtt
Gesprächen unb Plaudereten über Poleu, Merico und dle
erstaunltchen Sprünge und Kunststücke deS Haffan ben Mo-
hamed uud der andern Söhne Ler Wüste Sahara, bei deren
Anblick eS jedem sret steht, an gewiffe dtplomatische Sprünge
und Kunststücke zu denken. Dec MLrzcnschnee wtrd übri-
gens, da er von ketner erhedlichen Kälte begleitet ist> weder
Ler Frucht, noch dem Welnstock oder den Kohlhöser Odst-
bäumen Schaden brtngen. Die heutige Frühtingssonne hat
von den erwärmten Felswänden und GevtrgSrucken etnen
großen Thetl des SchneeS bereits wteder weggeleckt. —
Neben der Schloßwirthschaft soll nun doch noch ta dtesem
Frühjahr etne neue Speise- uno Crhoiuugehalle gebaut
werden, was sehr nölhig ist, indem die alte baufällige
Hütte, deren Dach dmch dte hestigen Stürme deS Spät-
herbsteS theilwetse zertrümmcrr wurde, fast unbrauchbar ge-
worden tst. Bcffer wäre es fretlich gewesen, wenn man
während des geltnden Winters gebaut hätte; dte Halle
stünde jetzt ferttg da. Wenn ein lieblicher Frühling het-
mtsche und fremde Leute in größerer Zahl auf vaS Schloß
lockt, so werden Wirth und Gäste durch daS Bauen mehr-
fach gentrt sein. Cs sollen, wte man vernimmt, von Seiten
des StaateS 7000 st. für den Neubau verwendet werden.

— Auch Darmstadt ward gestern von htesigen Etnwohnern
und akadeintschen Bürgern besucht; dte wiederholte Auf-
sührung der „Köntgtn von Sada" übte ihre Anzichungs- ,
krast. Die Musik dieser neuesten sranzösischen Oper soll
steüenwetse gesällig sein, verhalll und verschwindet jedoch
vor und neben den Meisterwcrken eines Cherubtnt oder
Sponltnt, gar nicht zu reden von DeutschlandS großen
Tonkünstlern und musikalischcn Koryphäen. Für Lte Schwä-
chen und Dtängel der Zustiumentlrung sucht die Königin
des Morgenlandes thre Liebhaber -und Zuhörer durch rci-
zende Ballete, durch prächttge Costüme und Decorationen
schadloS zu halten. Es tst wie zur Zett dcs byzanttnifchen
Retchs, wo der Kunst, der Literatur wte dem StaatSwesen
det tnncre Gehalt fehlke, dcn man durch äußern Pömp
und Prunk, sowie durch sonstigcs Bleudwerk und Gaukel-
sptel zu ersetzen trachtete.

Theater in Heidelberg.

Dlk »r-bisch- Künülrrg-siUschast, w-lch- b-r-I,S Z Vsr-
strllnngen bei übe-vollrm House und b-l steis gestctgertem
Beifall g-g-b-n h»t> wlrd morgen noch etnmal »nflreten.
Eine -csond-rc Anzi<hungs!r-ft wird dlese V-rstellung i».
dnrch nbrn, daß dir mit s» vlelem Bcisall »nsgenommcne
Posse: »der Jonglcnr» dazu grgrben wird, in wrlchr sich
di- gr-ßa-Iig-n Produeiion-u der Är-b-r s° paffrnd rin-
fl-chl-n l-ff-n.

V°» drei Ungenannlcn für d»S WaisrnhauS 4 fl. Zll Ir.
rmpsang-n, wosür d»nlt

Sezderger,
 
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