Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
März
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0230

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
drkistündigen Vortraqe sich mit solcher Wärme
und Lebendigkeit ausgcsprochen, daß man nicht
den Veteranen von über siebenzig Jahren vor
fich zu sehen glaubte, es schien, als wenn vie
frohe Hosinung aus baldige Äenberung der
schlimmen deuischen Verhällniffe im Allgemei-
nen ihu in daS Feuer seiner jüugern Zahre
zurückversetzt hätte. Nachde« ker Vorjißende
die Erklärung nvchinals verlesen hatte und
solche einstimmig angenommen ward, nahm
zum Schluffe noch Herr Gehcimc Hosraih
Welcker das Worl, um, in Eiitgegnung des
ihm geworbencn Toastes, ein Hoch auf die
ehrenwerthen Patrioten Mannheims aiiszu-
bringen. Da dic Verhandlung der ersten Hälfte
der heutigen Tagesordiiung sich bis gegen 1t
Uhr hinzvg, so ward viejenige der zweiten
auf die nächste Versammlung verschoben.

(Mannh. I.)

Gr. Hesscn. Zur Feier des 6. März
druckt die „Heß. Laiidrsztg." das Manifest
ab, wclches der jeßige Groxherzog am gleichen
Tage im Zahre 1848, (unter der Gegcnzeich-
nung bes damaligcn Mmisters „H. Gagern")
als „Erbgroßherzog und Milregent v. Heffen
und bei Nhein" erlaffen hat. Darin heißt es
u. A.: „Was zur Gewähr politischer u. bür-
gerlicher Freiheit gehört, svll Unserm Volke
nicht vorenthalten blciben. Die Preffe ist
frei, die Censur hiermil aufgehvbeil. Wir
werden ken Stäiidcn eine allgkineiiie VolkS-
bewaffiiuiig in Vorschlag bringen laffen. Das
Miliiar wtrd auf die Verfaffung svfort be-
eidigt wcrden. Wir werden den Standen un-
veizüglich einen Geiltzkseiitwurf auf Äushkbiiiig
deS Art. 8t der Versaffuiigsuikunde voilegcn
taffen, damil bas Petitionerecht »nb das Rccht
der Volksvcrsammlungkn frei ausgeübt wcrden
köniikii, Die sreie Ausübung aller rcligiösen
Cullkii ist gestaltet. Die Bundesversaffung
hat die gerechten Forderungeii dcs deutschen
Volkes anf nalionale Geltnng nicht befricdigt;
dadei habcn Wir bie Ukbcrzeugung gewonnen,
daß cine Naiionalvertretung zur Vkrvollstän-
digung der Organisation »nd zur Erstarkung
Deutschlands wesentlich bcitragen wirv. Wir
wcrden Uns nach Kräften bcmühen, bci den
milverbündeten deulschcii Fürstcn dicser Ueber-
zeugung Eingang zu verschaffen. Den Wuiisch
deS Volkes, vaß für-ganz Dentschland ein
Civil- und Strafgejktz und dicselben Formen
des Bersahrens gelten möchten, theilen Wir
ganz und werden in diesem Sinne wirken.
Einstweilen werden Wir in Anerkennung des
dringcndcn Bedürfniffes in deu beiben dies-
seitigeu Pdovinzen deu Stänvcn alsbald Gc-
sktzksentwürfe über cin neues, auf Mündlich-
kcil unb Oeffenllichkkit gegründcles Civil- u.
Slrafversahre», verbuiideii mit Schwurgerich-
ten und Aushcbung der privilegirten Gerichts-
stände, vvrlegen laffen."

Wiesbaden, 9. März. Heute wurde unser
Laiibiag eröffnet. Von Seiten des Ministers
sinb angekündigt: sür die Steucrn ein Simpel
mehr, serner einige Gesetzentwürfe, welche
EisenbahnverwaltLiig, Willwcncassen, Han-
Lelskämmerei u. Jagdablösung belreffen svllen.

(Rh. K.)

Glück hold ist, dcr zahlt hinterdrein für jcden so
eroberten Sitz eine Guinea zur Bestreitung drr Gc-
rüstkosten. Allc Schmiede, Gelbgicßer und GaS-
röhrcn-Fabrikanten von London, Birmingham und
Shcffield haben vollauf zu thun, um dic bcstcllten
Beleuchtungs-Apparate fertig zu machen, und in
dem' armen Conventry hem'cht wicder cinmalfröh-
tiches Lcben unter den Bandmachcrn, da dre Nach-
frage nach wcißcn Bändern unerhört rst, scitdem die
Bevölk-rung dcs Lanbcs utriusqae geueris dcn Be-
schluß gefaßt hat, fich am Hochzeitstage mit wcißen
Bandrosctten zu putzen. Zum Spalicrmachen in
Hyde Park habcn fich bis jetzt 16,000 Frciwrllige
gcmeltet, langs London Bridge «crden 100 Weih-
rauchpfannen dampscn, die Kuppel von St. Paul's
soll clectrisch bcleuchtet werdcn, und dic Straßen
find schon überall von Neugicrigen, wclche dic rohen
Gerüstc anstarren. Wic fich das Gedrängc am
Samstage gestalten wird, daran ist beffer gar ntcht
zu denken.

(Eine polttische Symphvnie.) Die „Prcffc" be-
richtet vvn «tner in Wien aufgesührren Preissym- j

Wie», 2 März. Die Angelegenhkit des
Sensenausfllhrverdots aus Oesterreich nach
Polen »iid Rnßland (bekanntlich hat die Han-
delskammer im Jiikereffe ber davurch hart be-
eiiiträchtigten Jnbustriellcn Oesterreichs recla-
mirt und um Abhilfe gcbeten) ist, wie wir
erfahren, in einer für dre österreichischen Jn-
dustriellen günstigen Weise erledigt worden,
und ist i» Folge einer so eben stattgefundenen
Verständigung zwischen dem Grafen Rcchberg
und bcm hiesigcn russischen Gesandten, Hrn.
v. Balabin, an die Zollämtcr in Beodp (öster-
reichische) und Radziwilow (russische) Grenze
dic Weisung ergangen, die Aus- und rcspec-
tive Einfuhr österreichischer Sensen auf der
Handelsstraße über Nplsk, im Gouvernement
Kursk, anstandslos wie früher stattsinden zu
laffen. Uebrigens versichert man uns, daß
dieses Ausfnhrverbot österreichischerseits angc-
vrdnet war, ohne daß russischcrseits das Ein-
suhrverbot ersioffen war. ' (Preffe.)

Wien, 4. März. Einer verbürgkcn Mit-
thcilung zusvlge ist die Einführung dcr Ge-
schwornen-Gerichte als Grundsatz der neuen
Sirasproceßordnung crhoben worden; nur zwei
Kronlänber, nämlich Galizien unb Dalniatien,
sollen, vorderhand wenigstenS, Geschwornen-
Gerichte nvch nicht erhalten.

Krankretch.

Paris, 4. März. Nächsten Freitag findet
im gesetzgebenben Körpe r die Discus-
sion über bie Supplcinentarcredite für 1862
im Betrage von etwa 38 Mill. statt. Jn
dieser Suinnie stnd 25 Mill. außcrvrdeiitliche
AuSgaben für die merikanische Erpedi-
tion iubcgriffen, die, wie der Berichterstalter
Segris hervorhebt, verausgabt wurden, ohne
daß man eine der gesetzlich vorgeschriebencn
Formen, die Eröffnung eines regelmäßigen
Credits, ober dic Deckung durch eine Ueber-
tragung innerhalb des bewilligten Budgets
dabei beobachtet. Die Cominisston unterläßt
es bei dieser Gelegenheit nicht, der Regie-
rung einc gcnauere Beobachiung der über
derartigc finanzielle Operationcn bestchenden
versaffungsmäßigen Vvrschriften anzuenipfeh-
len. Die Rcgicriing ihrerseits entschuldigt
ihr Verfahren durch di'e dringlichen Erci'gniffe
und durch die Gesahr, durch eine plötzliche
Einberufiing des gesetzgcbendcn Körpers die
Gemüther und die Jiitereffen ber Nation zu
beunriihigen. Doch kann selbst die France
sich nicht enthalten, dicser Befstrchtung dcr
Negicrung mit der Bemerkung entgegenzutre-
ten: „Die öffentliche Meinung würbe in weit
stärkcre Ausregung geralhen, wenn ste das
Vertraucn in die absolute Aufrichiigkeit un-.
scres Finanzspstems verlöre. Das beste Mit-
tel, ein Land an die Ausübung. der Freiheit
zu gewöhnen, besteht darin, ohne Furcht jcdes-
mal, wenn die Uniständc es gcbieten, seine Mit-
wirkung in Anspruch zu nehmen." Jm Mund
der France klingt eine solche Bemerkung wie
ein Hohn auf Preußen.

Paris, 8. März. Jm gesetzgebenden KLr-
per sprach Leinercier gegen bas Ungesetzliche
der Supplementarcredite; er tadelte die Com-

phonie von Joachim Raff. Dcr Componist hat sci-
ncm Werke fvlgcndes Programm ausdrücklich bei-
gegcben:

Erstcr Satz: v-ckur LileKro. Bild des deutschen
LharacterS: „Aufschwungsfähigkcit; Hangzur
Rcflerion; Milde und Tapfcrkcit als Contrastc,
die sich mannigfach bcrührcn, durchdringcn;
übcrwiegender Hang zum Gedankcnhaften."

Zweiter Satz: v-woli Lllexro molto vivshe. Jm
Freien; zum deutschcn Wald mit Hörnerschall,
zur Flür mit den KlLngen dcs VolksliedeS.

Drittcr Satz : v-ckar li.»rAdetto. Einkehr zu dem
durch dic Musen und dte Liebe vcrklärten häus-
lichen Hcrd.

Vicrtcr Satz: 6-moll .1IIe-ro ckramatico. Ver-
eitcltes Streben, die Einigkcit des Vaterlandes
zu bcgründen.

Fünfter Satz: v-woll Vargketto. — v-ckar LI-
legro trionsale. Klage, neuer Aufschwung.

(Unfälle auf devtschcn Eisenbahnen im Jahr
1861.) Vvn den kiO'/r Millioncn Rcisenden, welche
im Jahre 1861 auf den Linien des deutschen Siscn-

s miffi'on, daß ste sich mi't der ErklSrung be-
gnügt, die Credite schienen ihr i» Ordnung
zu sein, von Fachmännern hätte man erwar»
ten bürscn. 'daß sie sich darüber Gewißhei't
verschaffen würben; es sei »nbegreiflich, baß
bei den ungehcuere» sun»ne», welche Heer
und Flottc verschlingcn, die Minister sich nicht
mit 25 MiUionc» durch Virements helfen
konnten., Dies wäre noch ein schlimuieeer Zu-
stand als der frühere, denn sonst habe cs znr
Ucberschreitung der Budgetansätze wenigstens
eines kaiserlichen DecretS beburst', während
nnn jcder Minister nach Bclieben schalten
könne. Ministcr Magne erwiedert, daß man
schou bei der Discuffion des Budgels den
Fall vorgesehcn habe, wenn Verstärkungen nach
Meriko gesandt werden müßten; alS dies wirk-
lich nothwendig wurde, habe man damit nicht
zaudern dürfen; die Ansgabe sei noihwendig
geworden und man habc sich dabei auf eine
ZndeumitälSbill verlaffen müffen. Ollivier
sagt, mit bem Finanzplan sei es wie mit allen
Vcrsprechmigen gegangen: die daran geknüpf-
ten Hosfnungen seie» nnerfüllt gebiieben; als
der Mkrikainsche Krieg größere Ausdehnung
gewoniien, hälte die Kammer darüber besorgt
werden müffrn; wenn ste die Besaßung von
Vera-Cruz und Tampicv gebilligt, so hätte
fle damit noch nicht weitaussehenden Unter-
nehmungen zugestimmt. So vst etwas Uner-
wartetes eintrete, werde die Regierung sich
nicht auf Virements beschränken. Fould's
Pläne hätten sich nicht bewährt, und in Fi-
nanzsachen seien Neuerungen übeehaupt schr
schwierig, man mache nicht so leicht burch ein
Decrct Verbcfferungen in ei»ei» von den be-
währtesten Finanzmännern Frankreichs seit
1815 anfgesteUten und geprüsten Spstem; die
einzig mögliche Garantie für guie Verwaltung
liege in der Veranlworllichkeit Derer, welche
über die Staatsgelber verfügen. Er billige
zwar den demokratischen Grunbsatz der Ver-
faffung von Ver Berantworilichkeit des StaatS-
oberhauptes, denn es sei nur gerecht, daß ein
Jedcr für seine Handlungen einzustehen habe;
in der Praris sei aber diese Veeantwvrtlich-
keit nur unter entsetzlichcn Umständen aussühr-
bar und bie Vcrantwortlichkeit müffe daher
auch die treffen, welche aus Besehl des Staats-
oberhauptcs hanbel»; ohne verantwortliche Mi-
nister seien alle Vvrschristcn über Vircments
unb Finanzen ganz nutzlos; so langc dies nicht
der Fall sei, weroe es an Vorivänden nie
fehlen: vsrigcs Zahr Sprien unv Cochinchina,
dieses Jahr Meriko unb nächstcs Zahr eine
andere noch unbekannte Erpevition; die Mei-
nung, die er hier ausspreche, sei die von Na-
polevn III. in seine» Wcrken ausgesprochene.
Dcr Berichierstatter Segris bemerkt, kein Bud-
ret reiche für Kriegs und Friedensausgaben
zu gleicher Zeit und es zeige die ganze Ela-
sticität der jranzösischen Fiiianzen, daß sic sich
bei den beständige» Ausgaben sür Kriegszwecke
und Arbeilen des Friedens noch so gul erhal-
ten hätten.

England

London, 8. März. Die gestrige Feier deS

bahnvereincs zusammen 336 Millionen Meilcn
WcgeS zurückgklegt habcn, sind nach der amtlichen
! Statistik im Ganzcn nur 13,beschädigt nnd 5 gc-
tödtct «ordcn, und zwar befindcn sich untcr dicsen
18 Unfällcn nur 7 unvcrschuldct, nämlich 6 Be-
i schädigungcn und eine Tödtung in Folge der den
^ Zügen sclbst zugestoßcncn Unfällc; dic anderen Ver-
lctznngen :c. warcn durch die eigene Unvorfichtig-
! keit dcr Paffagierc bcim Aus- und Einsteigen rc.

^ veranlaßt. Hiernach kam also übcrhaupt cine Be-
! schädigung an Lcib odcr Leben auf3,361,142 Pcr-
^ soncn und 18,6 Millionen Pcrsonenmeilcn, je eine
Tödtung abcr erst auf 12,1 Millionen Retsende
odcr auf 67,2Millionen Pexsonenmcilen; einc un-
vcrschuldcte Tövtung aber erst auf 60V-Millionen
Reisende.

Der „Aut. E." zufolge hat dcr im Duell geblie-
benc Graf Rechtercn jener Frau, die mit dem Dnell
tn Zusammenhang gebracht «ird, 80,000 fl. ver-
macht. Dcr Vater des Gefalle'nen habe diese
80,MO fl. auch schon bezahlt.
 
Annotationen