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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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N» 21V Samstag. S4> Zanuar

Bestellunger» auf die „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Januar 1863 begonnene 1. Quartal
werde» fortwätirend angenommen.

Die Expedition.

* Politische Umschau.

> Die letzte Nr. des Kladderadatsch ist deß-
wegen confiscirt worden, wetl sein Schiußbild
Herrn von Roon darsteüt, wie er in höchst
nachbenklicher Position verschiedene Stellen ver
franzvsischen Thronrede lies't. ,

Die Nachrichten von der E i n n a h m e P u e-
blas durch die Franzosen ist noch nicht offi-
ziell bestäiigt.

Jn Bclgien haben^ sich in mehreren Städten
Gesellschaften gebildct, um das Civilbegräbniß
einzusiihrcn, damit die Geistlichkeit dabei ent-
behrlich werde, die sich in letzter Zeit wieder
sehr intolerant erwiesen hat.

Der neue spanische Minister des Auswär-
tigen, Marschall Serrano, wünscht das gute
Einvernehmen mit Frankreich wieder herzu-
stellen.

Aus Bucharest vernimmt man Gerüchte,
nach welchen zwischen dem Fürsten Kusa und
der Kammer bedeuiende Zerwürsniffe auSgc-
brochen sindi

' Zm Mittelmecr sind durch hestige Stürme
viele Schiffe zu Grunde gegangcn; an einem
Tage scheiterten vier im Angesicht von Touloa.

Die von dem Pascha von Egypteu Frank-
reich überlaffenen 500 Negersoldaten wurden
im Lande eingefangen uno Rachts eingeschifft.
Dieser Bruch der Neutralilät in dcm Krieg
Frankreichs gegen Merikv von Setten eineS
Vasallen ver Psvrte hat zu ernsten Recla-
inativiicii bereits Anlaß gegeben. Unter der
sarbigcn Bevölkerung herrscht seitdem ein wah-
rer Schrelkcn, da sie sürchten auch weggc
schnappt und nach Mcriko gebracht zu werden,
von wvher nie ein Einziqer zurückkchren wird.
Nicmand begreijt, was die Nubicr m Mcriko
zu thu» haben. Svlche Scheußlichkeiten, eine
solche Menschenjagd veranlaßt die Negierung,
welche an der Spitze des Fortschritts zu sein
porgibt und Meriko resormiren will!

Ueber das heilige Grab in Zerusalem,
deffen Schlüffel wenn uuch nicht die Ursache,
so doch bie Veranlaffung zu dem letzlen orien-
talischen Kriege gegeben haben, sind neue
Streiiigkeiten ausgebrochen. Die Griechen,
unterstutzt vom russischen Gesandten, beanspru-
chen den ausschließlicheu Gebrauch dcr östli-

Eine Spaziersahrt nach der neuen Welt.

(Fortsttzung.)

Kaum fühlte der Bursche jcdoch wieder Boden
untcr sich, ais cr sich beim Lapitän bcschwcrte, mrt
öffeiitlichcm Zcitungsproiest gegcn brutaie Behand-
lang drohtc nnd, gcrade wie sein König und Herr,
crkiärte, er laffe fich nichts abtrotzen. Von dirstm
Augcnblick an war cr die böte lloire der Mann-
schaft gcworden, und bei jeder Gclcgcnheit wurde
er zum Geiächtcr und Gespött von Allen am Bord
gemacht.

Dcr crste Trick, «elcher wohl acht Tage lang
dauerte, bestand in Folgendem. Tulpe war ge-
fräßig und, sobald dcr Morgcntisch gedeckt wurde,
auf den Beincn, um bctm Äuftragen dcs Krüh-
ftücks glcich zur Hand zu sein und die größten und
besten Biffen für fich zu erschnappen. Die Eabine,
in welcher er schltef, hatte nur ein rundes Skylight
in der Decke, nicht abcr wie die übrigcn cin Ken-
stcr an der Seite. Daß Tulpe'S Schiaf bomben-
fest sci, deffen hattc cr sclbst häustg erwähnt, und
hicrauf gründete sich der Poffen, den ihm dte Ma-

chen Thüre, welche bisher von den Römisch-
Katholischen benutzt wurde; letzterc «erden
durch Frankreich diplomatisch verlreten.

D eutsch la nd

Heidelberg, 18. J-n. Heule wählten
die Prosessoren der hiestgen Universität den
Geh. Rath Prof. v. Vangerow zum Prorek-
tor für die Zeit von Ostern 1863—64. ES
war die erste eigcntliche Wahl nach dem seit
vorigem Herbst gcltendcn neuen Universitäts-
statut. Früher war ein Turnus unter den
vier Faknltäten und je unter den Profefforen
derselben Fakultät nach der Anciemiität üblich.

Marbnrg, 16. Zan. An Zellers Stelle
ist Thevdor Wa itz, seit 1844 philosophischcr
Dozent hier, vrdentl. Profeffor geworden.

Berlin, 20. Jan. Die Adreßcommission
der beiden Fractionen der Linken hat heute
Vertreter von alleu Fraciionen eingeladen und
zugezogen, außer von dcn Feudalen. Die
Fraction Vincke hat abgelehnt. Die Berathung
ist noch schwebend; vielleicht wird sie morgcn
sortgesetzt.

Berlin, 21. Ja». Der „Staatsanzeiger"
bringt solgendc Verfügung: „Zm Verfolg
Meiner, die hundertjährige Feier des HubertS-
burger Fricdensschluffes und die Erinnerung
an den vor 50 Jahrcn erfolqten Ausruf des
hochseligen KönigS Friedrich Wilhelm lll. Ma-
jestät betreffenden Ordre vom 3. December
vorigen Jahres bestimme ich nunmehr wie
folgt: 1) Der 15. Februar dieses Jahres ist
als dcr hunderljäyrige Gedenktag des Huberts-
burger Friebensschluffes durch kirchiiche Feier
in allen Kirchen der Msnarchie zu begehen.
Diese Fcicr hat sich zugleich auf die glorreiche
Erhebung der Nation im Zahre 1813 zu be-
ziehen. 2) Am 17. März dicses Jahres ist
der Gedcnktag des Aufrufs „An mein Volk!"
sowic die Stiftung des eisernen KreuzeS
(10. März) und die Organisation der Lanv-
wehr festlich zu feiern. 3) Zu dieseui Ende
soll ber Grundstein zu dcm in hicstger Resi-
denz zu errichtenden Denkmal für Meines in
Gott ruhenden Herrn Vaterö Majestät an
dem genannten Tage von Mir in seierlicher
Weise gelegt werden. Ebenso will Zch sür
den 17. März LicseS Jahrcs alle im Znlande
wohncnden Ritter und Znhaber des eisernen
Kreuzes beider Claffen hierher nach Berlin
an Meine Tasel entbieten. 4) Zngleichen wiü
Zch hier in Berlin — für Berlin selbst, für
PotSvam und Charlottenburg — und in den
Prvvinzial-Hauptstävten Königsberg im Pr.,

trosen spielien. Am Tage nach dcr Mrstreise setzte
fich der Zimmermann, der gcwöhniich die schadhaf-
ten Segei ausbeffertc und hterzu das Quarterdeck
in der Zeit vor dcm Frühstück benutzte, gcrade an
dic Stellc hin, unter weicher Tuipe schiicf, und
warf den ganzen Haufen Canvaß auf das Licht,
wodurch natüriich die Nacht in des Bcriincrs Be-
hausung prolongirt wurde. Das Kiappern von
Meffcrn und Gabcin, Schüffeln und Tcllern wccktc
thn allerdings, aber zu spät, um, nachdem er sich
angckieidct hatte, noch mchr ais cine trockcne Brod-
rindc zu erobcrn. Kaum merkte der Mann aber,
daß es bet Tuipc iebendig «urde, ais er das Se-
gei wegnahm, und cS dauerte mchrere Tage, bts
dcr dumme Keri hinter dic Abfichtlichkeit dcr Ver-
deckung scineS Fcnstcrs kam, um so wcntger, ais
wir übrigen baid mit ins Eompiott gcriethen unb
unser Frühstück so geräuschioS «te mögiich ver-
zchrten.

Der nächstc Streich, der ihm gespielt witrbe, «ar
feiner und wcit komischcr. Die Ehre dcr Erfin-
dung gcbührte unserm kleinen Taugenichis von
Cajütenjungcn, ber mich ins Geheimniß zog und
um meine Proteetion bei dem „Alten" (dem La-

AnsertionSgebühre» für die Zspaltige Peüt-

zeile werden mit 3 !r. berechuer. M^UW^DO

Stettin, Magdeburg, Posen, Breslau, Münstcr
und Coblenz die an den betreffenden Orten
derselben domilicirenden Besttzer der Kriegs-
denkmünze für Combattanten pro 1813—15
zu Festmahlkn vereinigen, zu welchen Depu-
tationen der Armee zuzuziehen sind. Mit bcm
Vorsitz bei diesen Fcstmahlen beauftrage Jch
am hiesigen Orte den General-Feldmarschall
Freiherrn von Wrangel, in den Provinziai-
Hauptstädten die betreffendcn commandirenden
Generale, sofern sie nicht Ritter des Eiserncn
Kreuzes stnv, in welchem Falle der ültestc
Ofsicler sie vertritt, der das Eiserne Kreuz
nicht bcsißt. 5) Jn aüen übrigen Garnison-
orten sind die an solchen domicilirenden Be-
sitzcr der Kriegsdenkmünze für Combattaiitcn
pro 1813—15 seitens der Garnison u. zwar
in Äeiiiem Ramen festlich zu bewirthen. 6)
Ferner ist überall sonst burch die Behörden in
den cinzelnen Kreisen die Anrcgung zur fest-
lichen Bewirthung ver eingeseffencn Veterane»
aus deu Jahren 1813—1815 in angemessener
Weise zu geben. 7) Behiifs einheitlicher Lei-
tung, wclche zur entsprechenben AuSführuug
Meiner vorstehenden Anordnungen erfordcriich
erscheint, ist ein Fest-Comiiee zu bilden, zu
deffcn Vorsitzenven Zch den General-Feldmar-
schall Freiherrn von Wrangel bestimme. Als
Miglieber treten diesem Fcst-Comitee bei: der
General-Lieutenant v. Schlichting, der Gene-
ral-Lleutenant von Maliszewski und jc ein
Mitgliev Merner Ministerien des Jnnern, des
Krieges, des Hanbels rc., der geistlichen ic.
Angelegeiiheiten u. Meines Königlichen Hauscs,
svivie von ber General-Ordenö-Commijsisii.
Die Betreffenden sino von den bezüglichen
Reffort-Chefs nameutlich zu bczeichnen. 8)
Auch in ben Schnlen ist ber 17. März dieses
Zahres, als Gedenkiag dcs Aufrufs „An mcin
Volk!" sowie die Erinnerung an die Stiftung
des Eisernen KreuzeS unb der Landwehr, den
Mir gemachten Vorschlägen entsprechend, zu
seiern. Das Staatsministerium hat demgemäß
das Eiitsprechcnde zu veranlaffen. Berlin,
den 18. Jan. 1863. Wilhelm. v. Bismarck.
v. Bodelschwingh. v. Roon. Graf v. Jtzen-
plitz. v. Mühler. Graf zur Lippc. v. Selchow.
Graf zu Eulenburg. An das Staatsministe-
riuin."

Berlin, 21. Jan. Jn officiöscn Blättern
wird aiigebculet, daß die Adreßdebatte dem
Ministerium nicht „paffe", daß sie ihm „un-
angknehm" sei; das beweist wvhl am besten,
daß die entschieden liberale Partei allen Grund
hattc, einc Adreffe vorzuschlagen. Hr. v. Biö-
marck wünscht die Seffion resultatlos vorüber-

pitän) bat. Wir lagen bei »ölliger Windstille auf
den New-Foundlandsbänken miiten in dem dort
gewöhnlichcn dicken Nebel. Das Senkloth war bc-
reits mchrcrc Malc zur Orientirung gcworfen, als
bcim nächsten Heraufziehen desselben aus mehr als
»ierztg Faden Ticfc cinc ungcwöhnlichc Bewegung
untcr der Mannschaft eutstand. »nten in der Höh-
lung des SenkbleieS, wclche mit Talg ausgcschmiert
war, um die Bcftandtheilc des Meerbodens crken-
nen zu können, befand sich nämlich — ein preußi-
sches Drittelhalb-Silbcrgroschen-Stück.

„Man still, dat de Lüd nir.marktl" riefsogletch
einbr der Matrosen, laut genug, daß Tulpe, der
Allcs mit aufgesperrtem Munde mit angesehen
hattc, es vernehmen konnte.

„DaS ist die Stelle, «o die Stettincr Bark im
vorigen Zahre untcrgegangen ift", sagte der Ca-
jütenjungc.

Wtcder fchoß das Senkblei i» bic Tiefe, und
diesmal kam ein amerikanischer Golddollar aus
dem Talg zum Vorschein.

Tulpe ließ fich jetzt jtaunend vom Cajütenjungcn
eine lange Gcschichte von dem »ntergange cines
preußischen Schiffes erzählen, mit «elchem eine
 
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