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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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Dormerstag, 18. Zuni


Iasertionsgebähreu fär die 3spaltige,Petit-
zeile werden mit 3 kr. berechnet.

Die Zollvereinskrifis.

Es ist schon vielsach darauf hingewiesen
worden, daß die jetzt obschwcbende ZollvereinS-
fragc mehr eine politische als eine volkswirth«
schaftliche ist. Früher, d. h. vor dem Jahre
1848, alS zur Zeit der heiligen Allianz die
jetzigen Gegensütze zwischen den deutschen Re-
gierungen noch nicht vorhanden waren, war
dies wohl anderS. Da es nun seit dieser Zeit
aber mit den Grundsätzen der heiligen Alliauz
vorbei ist, und dcr Bersuch, ste durch eine
volkSthümliche Einheit zu ersetzen, biS jetzt ge-
scheitcrt ist, sv hat, anstatt deffen, jener Kampf
der particularistischen Jntcreffen gegen einan-
der bcgonnen, der heute noch fortwächst. Da-
mit ist aber auch zugleich bie Schutzwehr
gefallen, welche dem Zollverein bis jctzt seine
Harmlosigkeit als einer wirthschaftlichen Ein-
richtung gewahrt hatte. Wie allc Kreise deS
deutschen Lebens, so wurde anch er in den
Kampf der politischen Zntereffen hineingezogen.
Die kämpfenden Jntereffcn stnd hier aber vas
vstxreichische, daS preußische und daS mittel-
staatliche.

Jn Oesterreich hat man nicht vergeffen/ daß
seine Herrschaft noch bis in den Anfang dic-
seS Jahrhunderts Vie deutsche Kaiserkrone trug,
'Jndem man daher jetzt mit der zu einem Ein-
heitSstaate verbundenen Gesammtheit der Mo-
narchie in die Gemeinschaft des deutschen po-
lstischen Lebens den Eintritt zu erlangen fich
bestrebt, sucht man damit sich dcs Mittels zur
Begründung eincr neuen Herrschafk in Deutsch-
land zu versichern. Ocsterreich stündc dann
mit einer Bevölkerung von fast 40 Millionen
den nur 36 Millione» des übrigen Dcutfch-
landS gegenübcr, eineS Deuischlands, welches
überdies durch den DualiSmus PreußenS und
der Mittelstaaten gcspalten ist. Es braucht
dann nur diesen Gegensatz nicht erlösche» zu
laffen, und der Kraft der 40 Millivnen in
einer Hand kann die Herrschaft über die ge-
theilten Kräfte jcner nicht entgehen.

Anderseits strebt man in Berlin nicht min«
dcr nach der Herrschaft in Deutschland, im
Unterschiede vön dem großdeutschen Ehrgeize
des Wicner Eabinets allcrdings nur nach der
Herrschaft in Kleindeutschland. Denn Oester-
rcich mit beherrschcn zu wollen, ist natürlich
nicht möglich. Um so nvthwendiger geht je-
doch das Trachten dahin, die Concurrenz dieses
zu beseitigen, es auf stch selbst znrück, und
aus der Gemeinschaft mit Kleindeutschland
hinanSzudrängen. Gclingt dieS, so ergibt sich
Alles Weitere von selbst. Nicht mehr vurch j

das österreichische Gegenstreben gelähmt, hätte
Preußen nur die zersplittcrte Kraft dcr Mit-
tel- und Kleinstaaten stch gegcnüber, und fände
bei dem entscheidenden Uebergewichi, welches
seiite Größe und seine einheitliche Organksation
ihm verleiht, keine Schwierigkeit, seine Hege-
monie zu befestigen.

Zwischen den hegemonistischen Tendenzen der
Großmächte stehen endlich die Mkttelstaaten,
bemüht ihre Selbstständigkeit gegen Beide zu
behaupten, und zu diesem Behuse jedem ein-
seitigen Uebergefvichtdurch das Uebergewicht deS
andern zu steuern. Ste wollen ebensowenig
eine preußische, wie eine österreichische Herr-
schaft; die Rivalität dieser bekden Großmächte
ist die eigentliche Lebenslnft für den Particu-
larismus der Mittelstaaten und das Bestreben
in München, Stuttgart, Dresden u. s. w. dem-
gcmäß unausgesetzt darnach gcrichtet, diese Ri-
valität nicht in dem entscheidendcn Sieg der
einen oder andern untergehen zu lassc». Keine
soü sich dauernd über die andere erheben dür-
fen, und wenn auch die mittelstaatliche Poli-
tik den voüen Eintritt Gesammtösterreichs in
die deptsche Gemeinschaft schwerlich zulaffen
dürfte, so will sie anderseitS doch von eioer
völligen Verdrängung deS Wiener Einfluffes
nichlS wjffen, sondern ist bcmüht, dcnselben
überall zur Geltung zu bringen. —

Schon bci der Erneuerung der Zollvereins-
verträge vor 12 Zahren trat der Kampf die-
ser dreifach verschiedcnen Jnterrffen offen her-
vor. Prcußen hatte damals durch den Abschluß
des SeptembervertragS mit den Staaten dcS
SteuervereinS seiner Vorherrschaft im Zoll-
verekn cine neue Basis zu geben versucht.
Für Oesterrcich war abcr bieS der Anlaß ge-
wesen, zum crsten Male mit dem Plane sei-
nes Gesammteintritts in diesrn Verein hervor-
zutreten und die Mittelstaaten hatten die Ge-
legenheit nicht vorübergehen laffen wollen, ohne
der einseitigen Hegemoniedes Berliner CabinetS
durch eine begrenzte Betheiligung Oesterreichs
«chranken zu setze». Der Tag von Olmüß
war zudem vorangegangen und Minister von
Manteuffel mußte, nach einigcm Widerstrebe»,
in den Fcbruarvertrag mit Oesterreich ein-
willigen. Die heutige Lage ist nun von der
damaligen nicht viel verfchieden.

Zn dem Handelsvertrage mit Frankreich hat
Preußen von Neuem versucht, seiner Herrschaft
im Zollverein eine neue Stütze zu gewinncn,
und Oesterreich von demselben völlig auszu-
schließen. Von Neuem tritt abcr Leßteres mit
seinen Zolleinigungsplanen auf den Kampfplatz
und von Rcuem stehen die Mittelstaaten zwar

I nicht für die Zolleinkgung mit dem österreichi-
schen Einheitsstaate, wohl aber fiir einen Ver-
trag, welcher die preußksche Politik mehr vder
minder durch den österreichischen Einfluß bin-
det. Die Wahrscheinlichkeit, daß auch der
Ausgang des heutigen KampfeS derselbe sein
dürfte, wie vor 12 Jahren, wird, zumal bei
dem jetzt schon augenscheinlich statthabenden
Einlenkendes MinisteriumS Bismarck,in dieser
Sache nicht verkannt wekden können, oder Preu-
ßen müßte denn eine ganz andere Pvlitik ein-
schlagen, als dke seither von ihm. verfvlgte.

* PoUtische Umscha«.

Die letzten Vorgänge in Kurheffen scheinen
einen llmschlag der Witterung in gewiffcn
höheren Regionen anzudeuten. Ob dies Wun-
der, wie Einkge wollen, durch österr. Einwir-
kung hervorgebracht wordcn, oder ob, was
zwar Niemand behauptet, ein entschieden guter
Wille vorhanden ist, stch mit dem Lande end-
lich einmal in frenndliches Vernchmen zU setzen,
wir wiffen es nicht und begeben uns des Vor-
rechtes mancher Pnblicisten, unsere Vcrmuthun-
gen den Lcsern sofort alS wahre Thatsachen
aufzudringen. Sicher kst, daß durch ihr jetzi-
geS Vorgehen dic Rcgierung des Kurfürsten
sich in einen recht erfreulkchen Gegensatz zu
dem Willkür - Regiment des Herrn Bismarck
setzt, nnd daß sie, wenn es ihr Zweck ist, aus
Kurheffen dic früher vorhandenen preußischen
Sympathien zu verbannen, fie ihn auf diescm
Wege rasch und zwekfellos erreicht. Wcr
weiß, ob der Kurfürst nicht in demselben Maße
populär in Dcntschkand wkrd alS ekn anderer
Monarch daS Gegentheil zu erleben hat! Denn
Völker wie Kinder vergeffen leicht «in trauri-
ges Gestern sür die zweifelhaften Verheißun-
gen eines heller aufgehenden Heute.

Die englischen und franzöflschrn Blätter be-
obachten Preußen gegenüber ein verächtlicheS
Schweigen; da der Staat nicht Ansehen genug
hat, um wie Frankreich durch sern Beispiel
auf die innere Verwaltung oder durch seine
Umgestaltung in eine absolute Monarchie auf
äußere Verhältniffe anderer Staaten einzuwir-
ken, so nehmen ste an den Bersuchen der Zun-
kcr, die Zeit umzumodcln, wenig Jntereffe.
Hie und da sindet sich eine Bemerkung über
die Einfältigkeit, die Macht des StaateS durch
eine Verstärkung der Armee heben zu woüen
und ihm gleichzcitig ülle Sympathien und
Allianzen zu verscherzen, nnd über die tolle
Zumuthung an die Kammer, sie möge dke
Mittel zur Vermehrung eines Officiercorps

ZweitcS deutjtzeL Bundesschießen.

So «cit es mögltch ift nach den vorliegeitden
Zetcknungen und Pläncn stch ein Bild von dem
künftigen Festplatz« deS zwcitcN dcutschen BundeS-
schteßenö zu machcn, wollen wtr vers»chen, sagt
dte „Wcs.-Ztg.", dcn Lesern hier ctne Skizze deffel-
ben zu rntiverfen. Der Platz sclbst ltegt, wie be-
kannt, auf der Bürgerweide nebcn der großen
Eichenallec in unmittelbarcr Nähe dcs Bahnhofcs
und umfaßt eincn Flächmrauni von 1,000,000
Quadratfnß, von dencn etwa 230,000 Quadrätfuß
mit Baulichketten bcdeckt «erden. Von der Stadt
aus führcn zu dcm Platze vicr Zugängc, nämlich
1) vom Torfkanal, 2) neben dcr GaSanstalt,

3) rechts vom Kirchhof tiebcn der Turnhallc und

4) beim llebergange übcr die Bahn an der Schleif-
mühle; davon find »ls Fahrwegc der Weg neben
dcr Gasanstalt dtS zur Allee, iind der nebcn der
Schlcifmühle bis zum Emmaberge snr Fuhrwcrk«
pasfirbar; dcr letztere als der Hauptweg, der auch
von dcm Fcstzuge benutzt werdcn soll, «ird wahr-
schcinlich von der Renipertistraßc aus in gcrader
Richtung nach dem Kestplatze zu verlcgt werden.

Vor dem Etngange zum Festplatze werden fich zwet
Buden zur Einwechsiung von Kleingeld befindcn,
da an den Kaffen nicht gewechselt «erden wtrd;
der Eingang selbst bestndct sich zwtschen den betden
Kaffenlokalen und wird zur Vermeidung dcs Ge-
drängcs, so «te zur Erletchterung der Eontrole mit
TurnikctS vcrschen «crden. Jn der Mittc dcS
KestplatzcS befindet fich auf etner kretsförmigen
Jnsel der Gabcntempel, zu dcm eine für Zu- und
Abgang getheilte Brückc führt. Den Gabentcmpcl
bildet ein runder, von SLulcn getragcner Pavillon,
deffen Kuppel eine Statuc zieren wird. LtnkS vom
Eingange crhebt fich die Festhalle in einer Front
»on 4ö0 Fuß und hintcr derselb'en die Küchenräume,
welchc einc Fläche von 20,000 Quadratfuß bedecken.
Die imposantc Fapade der Festhälle bildet eine
Arcade, deren angenchmer Eindruck durch die an
den Endcn und in der Mitte bcstndltchen Thürm-
chen, zwischen welch letztcrcn fich ein Transept er-
hebt, noch bedeutend gehoben wird. Diese Arcade
bildct cincn 50 Fuß brciten Festfaal, der zur Auf-
nahme der Fahnen, Emblcme und sonstigcn De-
corationen beftimmt ist, abcr nur zurErholung und
Prvmenade der Kesttheilnchmer dicnt;' dcnn die

etgentliche Festhalle, welche bequeme SpeisePlätze
für 4000 Perfonen bietet, schließt fich in einem
Halbzirkcl crst an diescn Saal. Man hat für dicse
Halle die Halbkreisform gcwählt, wcil so ein jeder
der Anwcscndcn tm Stande ist, dcn auf dcr Tri-
büne im Mittclpunkte befindlichcn Redncr zu sehen
und — so viel als möglich — zu hören. Die Con-
l struction deS ganzen Gcbäudes, welchcS 80,000
Quadratfuß einnimmt, bcsteht aus Holz und Man
ist bei Erzielung eines vorthcilhaften Etndrucks
! doch vor Allem darauf bcdacht, das Ganzc so cin-
fach und wohlfeil als möglich hcrzustellen, daher
denn auch dte Einrichtungen so getroffen werden,
daß jämmtlichcs Matcrtal nach dem Abbruch an-
derweitig wicder verwaiidt werden kann. Rechts
»on dcr Fcsthalle, dem Eingange zum Kcstplatzc
gcrade gegenüber befindet fich die Schteßhaüe, «elche
tn eincr LSnge von 1500 Fuß und einer Brcite
von 50 Fuß für 150 Schießstäude eingcrichtet wird.
An dicse, wieder rechts, dcr Festhalle gegenüber,
schließen stch in etner LSngk von 1500 Fnß Tanz-
und Restaurationslocale, welche vvm Kestcomite
eingerichtet und für dte Festtage verpachtet werden ;

! ähnlichc Restanrationslocalc befinden fich auch noch
 
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