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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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M; L3. Freitag, 2«. Februar

^ Polens Derhängniß

schkint wlederholt zu», böse» polüischen Fa«
tum unseres Welttheils, und namentlich auch
Deutschlands werden zu wollen. Schon einige-
mal trat dieser beklagenswerthe Umstand ein
hinflchtlich der drei Großmächte, welche an
der Theilung Polens Antheil genommen hatten.
So oft der leblos am Boden gewähntc weiße
Aar von Neuem seine Fittige erhob, sah man
die Jntereffen diescr drei Mächte solidarisch
vcrknüpft, und das Band der sog. heiligen
Allianz erneuert. Stets trat mit dem Fehl-
schlagen der verunglückten polnischen Aufstände
auch für die Freiheitsbestrebungen des sonsti-
gen liberalen Europas eine offenbare Reaction
ein, so namentlich im Jahre 1831, und auch
jeßt wieder macht fich eine auffallende Hin-
ncigung wenigstenS der preußischen Regierung
zu Rußland geltend. Zwischen den Cabineten
von Berlin und Petersburg ist nämlich verab-
redet worden, daß Preußcn Rußland in Be-
zug auf dcn polnischen Aufstand Unterstützung
zu verlcihen hat, die so weit geht, daß untcr
Umfiänden die crstere Macht sogar eine Co-
operation mit Rußland innerhalb des ruffisch-
polnischen Gebiets vornimmt. s?)Jn Berlin ist
demgemäß bereits der Befehl ergangcn, die
betreffenden Truppen-Conccntrirungen (bis zu
vicr Armeecvrps, der Hälfte der ganzen preu-
ßischen Heeresmacht) unmittelbar zu beginnen.
Die Bedeutung eines solchen Uebereinkommens
bedarf keines besondern Nachweises. Die schwie-
rige Stellung, in welche Preußen durch den
polnischen Ausstand gebracht wird, ist klar.
Würde derselbe in Ruffisch-Polen flegen, so
würde er fichcr bald einen Angriff auf Preu-
ßisch.Polcn (das Herzogthum Posen) zur Folge
haben. Die Zntegrität des Gebiets deö preu-
ßischen Staats würde durch einen solchen An-
griff in Frage gestellt, und es ist begreiflich,
daß die preußische Regierung bei Zeiten Vor-
kehrungcn trifft, nm durch die Ereigniffe nicht
überrascht zu werden. Daß also Preußen sich
in die Dcfensive setzt, und ein Hinübergreifen
der polnischcn Bewegung über die Grenze ver-
hinderr. will, ist leicht erklärlich. Aber eine
andere Frage ist es, ob Preußen eine weise
Politik befolgt, wenn eS schon fetzt, wo der
Aufstand sich streng innerhalb der Grenzen des
Königreichs hält, zur Offensive rüstet, und
die Verpflichtnng übernimmt, aus Verlangen
Rußlands diesem unter Umständen unmittel-
bar Hilfe zu lcisten. Die ganze Sache scheint
darauf hinauszugehen, daß man von Seiten
der jetzt in Preußen dcn Ton angebcnden feu-

Maria Therefia als Mutter.

(Fortfttzung.)

Prinz Albert war ein junger Herr vvn 22 Jah-
ren, gut erzogen und tüchtig gekildet, der sich mtt-
ten unter dem lüderlichen Trctbcn dcs DreSdner
HvfcS stttliche Grundsätze und etn ttefes Gefühl für
Wahrheit und Recht bewahrt hatte. Er wurdc als
ein Glied des kaiserltchcn Hauses betrachtet, erschien
täglich bei Hof, war bei allen Kcstcn und beson-
dcrs in dem klcinen Kretse der Kaiftrin sclbst gcrne
gcfthen. Der junge bescheidcne Hcrr hatte schon
damals einen besondcren Eindruck aus Christtne ge-
macht, und Maria Theresia schctnt gletch anfangs
an eine Vcrbindung gedacht zu haben. „S-i vor-
fichtig und ruhig gegcn alle Leute, ich habc nur
dein Glück vor Augen", schrieb sie threr Tochter.
Ste nahm diese junge Ltebe tn ihre besonderc Ob-
hut; sie wußtc aus ihrcm Leben, wa» cs heiße,
etncn Mann nach eigencm Hcrzen zu habcn; di-
traurigc Ehe Joseph'S mit setner zweitcn Frau be-
stimmte sie noch mchr, bci der Vcrmählung ihrer
Lieblingstochter an ketnc politischcn Verhältniffe zu

dalen Partei wohlfeile Lorbeercn eineS erfolg-
reichen Kampfes gegen die Revolution sam-
meln will. Das Organ des Herrn v. Bis-
marck, die Norddeutsche Allg. Zeitung, geht
nvch weiter, und meint, daß die poln. Frage
ein Zusammengehen Preußens u. Oestcrreichs
mit Rußland veranlaffen müffe, und daß eine
dieses Verhältniß durchkreuzende auswärtige
Pvlitik (z. B. Frankreichs und Englands) es
nur noch intimer gestalten müffe.

Dieser Lockruf findet zwar in Wien biS jeßt
nicht den geringsten Anklang; denn einmal
mag, ohne die Sußerste Noth, das constitutio-
nelle Oesterreich zur Wiederbelebung der hci-
ligen Aüianz im Sinne der in Berlin regie-
renden stockruffischcn Zunkerpartei doch nicht
gerne die Hand bieten, und hat auch sonst
nicht den gcringsten Grund, die bisherigen
Feindseligkeiten der Gortschakoff'schen Politik
mit Piebesdiensten zu bclohnen. Oesterreich
scheint vielmehr für jeßt, wenn auch nur sehr
mittelbar, dem polnischen Aüfstande gegen Ruß-
land sogar Vorschub zu leisten. Wird eine
solche Politik jedoch von Dauer sein könncn?
Und wird Oesterreich, wenn der polnische
Aufstand weiter um stch greifen und Ungarn
unb die südlichen Slavenländer mit inficircn
wollte, nicht wider Willcn zu jencr antiquir-
te» solivarischen Politik der heiligen AUianz
gedrängt werden? — Um ader auf Preußen
zurückzukommen, so zerstört dic Convention,
wclche Hr. v. Bismarck mit Rußland abge-
schloffen hat, vollends die Jllusionen über den
deutschen Beruf Prcußens. Denn es ist wahr-
lich ein schzieideilder Widerspruch, wenn eine
Regierung, welche es für ihre Anfgabe hält,
Deutschland zu führen und aufzubauen, seine
nationale Aufgabe damit bcginnt, daß es Ruß-
land zur Verwirklichung seiner panslavischen
Tendenzen Vorschub leistct. Der deutsche Na-
men wird aber hicrdurch im Auslande nur
gehäffig und mißachtet werden. Wenn der
Pole überhaupt bes deutschen Namens mit
keiner besondern Zuneigung gedenkt, so wird
eine nicht durch die dringendste Nothwendig-
keit hervorgerufene preußische Jntervention die
Abneigung der Polen bis zum unversöhnlichen
Hasse steigern.

* Politische Umschau.

Nach der „Köln. Z." find die confiscirten
Eremplare der „Deutschen Allgemeinen Ztg."
vom 8. August und deS Londoner „Punch"
vom 8. Növember nunmehr ihren Besitzern
zurückgegeben worden; die incriminirten Stel-

dcnken. Vorerst sollte alles vor der Welt ein Ge-
hetmniß bleibcn, aber sie war bcmüht, beiden eine
angcnehme Stellung zu vcrschaffen. Znzwischen gc-
ftattetc sie ihncn eincn freundlichen Verkchr. Lhrt-
stine und Albert durften stch tn ihren Zimmcrn be-
gegnen, Partner im Spiele ftin, cinanber Blumen
schickcn und kletne Billete schretben. So spiclte
denn 1764 am Wiener Hofe ein klctner Roman
ab, von dcm dte nächststehenden Hofleute nichts
merktcn. Prinz Albert war oft verlcgen tn diesem
Gcdränge und Gewogc des HofeS; dte Majestät
der Mutter impontrte thm, der starre Ernst Aoftphs
schrcckte ihn ab, dte nachläfsige Gutmüthigkeit des
VatcrS berührte ihn unangenehm; aber Chxtstine
richtrtc ihn, wenn er betrübt und unsicher tn seincn
Hoffnungen «urbe, wicder auf. „Er moge Geduld
haben, schrteb sie ihm, ihr alleS »ertrauen; fic achtc,
liebc thn und sct glückltch, thm bestimmt zu sein;
er sollc öffcntlich etn freundltches Gesicht zeigcn,
daß man ntcht glaube, sic seien höft odcr sie wvlle
eine Nonne werden wte ihre Schwester." Sie bit-
tet ihn, Vatcr und Mutter öfter zu besuchen, und
nennt ihm dte Leutc, gegcn die er besonders freund-
ltch setn svll.

Insertionsgebübrea mr^die gsvaltigc^Petit-

len, dcrentwegen etne Verurthrilung erfolgt
tst, sind durch Druckerschwärze unkenntlich ge-
macht worden, — ein in Preußen burchauS
neues Verfahren, das zur Zeit nur in Ruß-
land angewandt wird. (Gleiche Regierungs-
weise, — gleiche Mitiel dieselbe zu stüßen!)

Der „Botschafter" bringt fvlgendes Tele-
gramm aus Bucharest, 5. Febr.: Dcr Schritt
der 32 Oppositions-Deputirten, ihr verwor-
fcnes Gageiiamendement als Anklage des Für-
sten Cusa nach Konstantinopel zu senden, hat
die Aufregung auf den Gipfelpunkt gebracht.
Ein Ausbruch droht unmittelbar und eine Er-
hebuug wird fast offen. vorbereitet. So eben
hat die Regierung eine große Quuntität Mu-
nilion aus Galacz hierher kommen laffen.

D eutsch land

-ft Von Ler Bergstraße, 18. Februar.
Dic Lehrer unb Schulfreuiibe des benachbarten
Grvßherzoglhums Heffen erwarten nach dcr
Einführung des Gefeßes, welches die Rechts-
verhältniffe der Kirchen zum Staat ändert und
das Mainzer Coucordat beseitigt, auch in der
Schulordnung eine wesentliche Aenderung. Die
wohlthätigen Bestimmungen über Einführung
von Communalschulen, welche schon 1825 ge-
geben und seither bis auf ein Minimum redu«
cirt wvrden sind, um der ultramontanen Partei
für ihre Bestrebung ein ergiebigeres Feld zu
eröffnen, werden hoffentlich in erweitertem
Maße bcn Gemeinden, jedenfalls unverküm-
mert, zurückgegeben werden. Ein langwieriger
Kampf, wie ihn die Gemeifldcbehörde von
Mainz schon seil 1842 mit der Regicrung unv
Hierarchie führt, um den ultranioiitanen Ein-
fluß bei den Schulen zu beseitigen, sollte künf-
tig, indem man der Gemeinde gibt, was ihr
gehört, nicht mehr nöthig sein. Die Haltung
der Bürgerschaft und Gcmeindebehördc in der
streitigen Schulfragc war eine ausgezeich-
nete und gereicht denselben zur größten Ehre.
Die Bürgerschaft gab dcn Beweis, daß ihr
die Schulanstalten schätzbare Anstalten sind,
um die man sich, wenn man die Zeit begreift,
im höchsten Grade zu interesflren hat. Die
jüngste Riesenpetition der Bürger von Mainz
schließt mit dcn Worten: „Jn Uebereinstim-
mung mit den Bcschlüffen unseres Gemeinde-
raths bie Errichtung von zeitgemäß organi-
sirten Gemeindeschulen, mit genügenber
Klaffeneintheilung, anzuordnen; an die Spitze
dieser Schulcn einen erprobten wcltlichen
Schuluiann zu stellcn, die Wirksamkeit der
Geistlichen aller Confesfionen aber auf den in

Am Sommcr 1765 reiste dcr Hof nach Anns-
bruck, und hier «ar es, wo Kaiftr Franz, als er
am 18. August Abends auS dem Theater ging,
vom Schlage gcrührt wurdc und auf dcr Stelle
todt blteb. Die ganzc Familie wurde dadurch in
ticfstc Trauer versctzt, und die kaiftrliche Wittwe
mußte dic Vcrlobung der geliebtcn Tochter noch bis
zum Frühjahr verschiebcn. Am 2. April 1766 hielt
endlich dcr Prinz fetcrlich um dlc Hand dcr Erz-
herzogin an und bckam daS Aawort; der Heiraths-
brtef wurde indeß noch geheim gchalteu, weil die
Kaiserin ihre Tochtcr in der Ausstattung außeror-
dcntlich bcgünstigt hattc. Der Herzog selbst bekam
kostbare Gefchenke: cin mit Brillanten befttzteS gol-
denes Vlteß, den Stephansordcn, eine Agraffe, Hut,
Ring, Degen und Gürtcl reich mit Dtamanten be-
setzt. Dic Erzhcrzogin crhielt außcr den 106,066
Gulden, welche als Heirathsgut für jcde Prinzefsin
bcstimmt waren, außer der reichen AuSstattung in
Kleidern, Schmuck und Krcdenzsilber noch ei»
Heirathsgut von vier Miüioncn Gulben. Maria
Theresi» ließ tn den Eontract sttzen„Weil Prinz
Albcrt als jüngerer Sohn Friedrich August lll. von
Sachsen nicht wit souverainen Landen und einem
 
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