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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0431

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sr; ivs


Sonntag, >v Mat


18«3.

^ Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man stch
noch für die Monate
Mäi und Iuni mit 36 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstalten, den Boten und Trägern,
sowie der Erpedition (Schiffgaffe Nr. 4).

* Politische Umschau.

Las deutsche Künstlerfest wird in Weiuiar
vom 17. bis 19. August gcfeiert werden.

Die „Kreuzzcitung" geifert über etnen Ar»
tikel der „KarlSr. Ztg." in folgenden Worten:
„Jn solchen Säßen gegen Preußen zu schrei>
ben, das untersteht stch das Blatt riner Re>
gierung, die vor wenigen Zahren erst in Folge
verselben Politik, die sie jeßt wieder zu Lage
fördert, jählingS aus dcm Lanvc verlrieben
und nnr durch preußische Bajvnnette erlöst
wurde von den Banden der Hecker u. Struvc.
Es bedarf nur dieser Erinnerung — Phan-
lastenthum, dein Name ist Roggenbach!"

. Die „Norddentsche Allgemeine Ztg." sagt:
Die „Krcuzzeitung hät die Eventualität einer
Auflösung des Abgeordnetenhauses besprochen.
Wenn der Gedanke daran überhaupt eristirtc,
so ist derselbe jetzt der entgegengesetzten Anstcht
gewichen.

Garibaldi hat stch in einem Schreiben an
seinen bewährten Freund, den Marchese Palla-
vicino - Trivulzio , über sein Verhältniß zu
Mazzini ausgesprochen: „Zch habe durchaus
nichts mit Zoseph Mazzini zn thun, deffen
Teiideiizeu ich hochlichst mlßbillige. Jch keime
für Jialien nnr cin Heil: Victor Emanuel
auf dem Capitol."

D'ic vänischen Ordoiinanzen vom 30. März
stoßen in Kopenhagen selbst auf eincn unver-
mutheten Widerstano, berichtct die „Nat.-Z."
Wie von dort aus gutcr Quelle gemeldet wird,
hat der durch bas Londoiier Protocoll zur
Thronfolgc designirteProtocollprinz einen förm-
lichen Prokest gcgen dcn Siaatsstreich eingelegt,
durch den, im Widerspruch mit den Verirägcn
von 1852, das Phaniom der dänischen Casino-
partei, der Liderstaat, durchgeführt werden
soll. Der Protocollprinz erkennl offendar,
welche Gefahren für seine Apssichten auf ben
dänischcn Thron aus bem dänischen Staats-
streich entstehen. Seine Ansprüche beruhen nur
auf dem Londoner Protocoll von 1852 und sie
werden vollkommcn hinfällig, sobalb die Vor-
aussetzungen aufhören, uuler dencn die deul-
schcn Großmächte sich zur Unterzeichnung bes
Londoner Proiocvlls und zur Anerkennung der
Thronfolge des ProtocvUprinzcn herbeiließen.

Zu diesen Voraussetzungen gehörte vor allen
Dingen die Errichtung deS sogenannten däni-
schen Gesammtstaates nach den Grundsätzen,
die i'm December l851 und im Januar 1852
zwischen Deutschland und Dänemark verein-
bart warcn. Der Protest des Protocollprinzcn
weist uns von Neuem darauf hin, welcheS
jetzt für Deutschland dir einzige richtige Po-
litik gegenüber Dänemark ist. Wir dürfen
nicht, wie der Hannover'schc Antrag will,
Dänemark an dcn Verlrägen von 1852, die
uns nur nachtheilig sind, fcstzuhalten suchen;
sondern wir müssc», wie Oldenburg am Bunde
beantragt hat, die Verbinblichkeiten, welche
Deulschlaud durch jene Verträgc übcrnommen
hat, für erloschen erklären. Das ist der ein«
zige Weg, daS altc Landcsrecht vo» Schleswig-
Holstein wieber herzustcllen.

Deutschlan-

KarLsruhe, 8. Mat. Die Portepeefähnriche August
Würth tm 4. Znf.-Regiment, Mar Metzger vom 2. Füfi-
lterbatatllon, uvter Versetzung in baS (1») Leibgrenadier-
Regiment, Wilhelm Karrer tm 3. Znfanterteregiment und
Otto Stickel im 5. Jnfavterteregtment wurden zu Lieute-
nanten befördert.

Karlsruhe, 5. Mai. 84. öffentliche
Sltzung der II. Kammer. (Schluß.) Or-
ganisation der inneren Verwallung.
Es sprcchcn Kusel, Kirsner, Artaria, Walli,
Kuies, Schaaff, Mvll, Beck, Herth, Kirsner,
Paravicini, Allmang und Eckhard. Gegenan-
trägc werden kcine gestellt unb die 3 Para-
grapheii angeiivinmeu, obglcech KnieS einen
Antrag bezügllch dcs Znstituls dir Amlsrälhe,
daS ihm nicht gefällt, Moll einen solchcn auf
Wiederherstellung bes erstcn Vorschlags der
Commission und Beck einen auf Wahl dcr
Amlsrälhe durch die Gemeindebkhördcn gernc
stellen würben, wcnn sie nicht fürchteten, das
jetzige Einverständniß der Regierung und Com-
mission zu stören. StaatSrath Lamep bc-
merkt, baß er keinerlei Pression aus die Com-
mission vder Kammer geübt habc, um auf
einen annchmbaren Vorschlag zu kommen, und
daß er nicht, wie öffeniliche Blälter behauplcn,
mit ZurückziehunZ' des ganzen Gesetzentwurfs
gedrvht, sondern »ur erklärt habc, daß der
erste Vorschlag der Commssion seine Zustim-
mung nie crhalten könnc. Die frcie Wahl
des AmtsratheS könne zwar der Rcgierung
als solcher nichts schaden, aliein der Regierung
könne nicht einerlei sein, ob im Landc die
Justiz unparteiisch und gerecht geübt werde,
unb diese Justizpsiege könnc dahcr der Staat
nicht lebiglich den Männcrn der freien Wahl

des Amtsbezirkes überlaffen. Aber die Regi«-
rung häbe diese freie Wahl der Kreisversamm>
lung übertragcn, zu welcher sie Vertrauen ha-
ben miiffe. Die größke Ehre sei die Ernennung
vom Staate, dann bie Erncniiiing durch die
KreiSversammlung, die geringste die der Er-
nennung durch die Geineiiide; der Kreis ist
größer als der Amtsbezirk, als» sei auch der
Umfang des Vertrauens, womit der Amtsrath
gewählt werde, cin größerer unk um so ehren«
vollerer. Jeder Staat müffe eincn centralen
Willen noch über die Zustizverwaltung der
Bezirke haben, denn der einzelne Amtsbezirk
dürfe nicht wählen, ob er gut oder schlecht
die Justiz übcn wolle. Der jeßige Commis-
sionsvorschlag sei liberaler als der crste. Nach
Bemerkungen des Ministerialrath v. Dusch,
des Siaaisraths Lamep und der Abg. Schaaff
und Kirsner wird Adsatz 3 des §. 27 zur
Redaction an die Cvmmission verwiesen. §. 3.
Der Dienst eines Mitgliedes des Amtsraths
ist ein Ehrenamt; unbegründete Ablehnung
zieht eine in die Ortsai menkaffe fallenbe Gelb«
strase von 25 bis 150 fl. nach sich. Ueber die
Gründe der Ablehnung, sowie über die Strase
entscheidet ver AmtSraih. Niemand ist ver-
pflichtel, den Dienst wieder anzunehmen, nach-
dcm er unmlttelbar vorher denselben 2 Zahrc
lang bekleidei hat. Die nicht am Amtssitze
wohnenbeii Mitglieder bes Amtsrathes erhalten
sür die Theilnahme an den Sitzungen eine an»
gemeffeiie Entschäbigung für ihre Auslagen.
Moll stellt den Antrag, keine Gcldstrafe an-
zudrohcn, sondern einc Chrenstrafe, wornach
der Ablkhnende 2 bis 4 Jahre zur Uebernahme
cineö anbcrn Amles nicht mehr wahlfähig sei.
Kusel, Paravicini u. Allmang sprcchen
dagegen, der Antrag wirb »ichi unterstützt und
ber Coinmisstonsaiiirag genehmigl. §. 3». Der
Auiiörath wird burch dcii Bezirksbeamteii ein-
berusen. Derselbe siihrt bei den Berathungen
den Vorsitz, hat Stimmrecht und bei Stimmcn-
gleichheit die Eiitscheiduiig. Der.Amtsrath ist
beschlußfähig, wenn außer dem Bezirksbeamten
mehr als bie Hälfie der Mitglieder anwesend
sind. Angcnominen. K. 4 sührl die Fälle auf,
in welchen dcr Amtsrath die Streitigkeiten
zwischen Einzelnen oder Körperschaften, sowie
dem Staaie zu enischeiden hat. Wir haben
diesc Fälle schon früher mitgetheilr. Angcnom-
me» ohne Besprechung. §. 5 bezeichnet die
Fäüe, wo der Amlsrath in Verwaltungssachen
zu beschließen hat. Der Paragraph wird an-
genommen, aber auf Walli's unb Presti-
nari's Antrag die Frage wcgen Unfähigkeit
des AmtSraths zur Erwägung an die Com-

Eine Romanheldin.

AuS Paris wird^dcm Feuilleton eincS Wicncr
BlatteS geschricben:

Kürzlich habc ich eine der schönstcn Romanhel-
dinnen kennen gelern«, dcncn man überhaupt im
Leben begegnen kann. Zch war in einer Adcnd-
gesellschast bei der Baronin B. de G.; ihr Hotcl
zählt zu den anmuthigsien des Quarticr Bcaujon.
llm die zchnte Stunde'öffncte sich die Thür dcS
Salons, und derKammerdiener melbctc Lady Sw...

Zn diescm Momentc durchlief ein aufblitzendeS
Erstauncn den ganzen KreiS, denn die Lady ist ein
Wunder der Schönheit. Dic ihr zunachst fitzendcn
Damcn wechsclten die Karbr, weniger aus Bewun-
derung, alS aus Mißgunst.

„Es stcht geschrieben, daß die Sonne die Sterne
verdunkcln muß!" murmelt« mir ein alter Roue
drr Restauration ins Ohr.

Trotz ihres cnglischen NamenS hat ihr Blick und
ihr Lächcln den vollendetcn Ausdruck der Franzöfin.
Auf dic Fragc, wer die Dame set, erwidcrte Je-
mand, die Geschichte der Lady Susanna Sw. «ürde

eincm Roman keine Schande machcn, und in Wahr-
heit, sie ist seltsam genug.

Lary Sw... wurdc in der Normandie geboren,
in rinem jener reizcnden Dörfer an dcn llfern der
La Manchc, wo Alphons Karr den Typus der nor-
manischen Penclvpc entdeckt hat.

Aus eincr kleinbürgerlichen Familie stammend,
ohne jcglichcs Vermögcn, als «as ihre Schönhcit
in fich schloß, frühzeitig cinc Waise, erhielt sic einen
Platz als llntcrlehrerin in einem Mädchen-Pcn-
sionate zu St. Mande.

Dort erblickte fie Lord Sw... und nahm fie als
Erzikhcrin seiner Tochtcr Mtß Helcne in scin Haus.
Dcr Lord war Wittwer und Helene sein einzigcs
Kind. Mit größtmöglicher Sorgfalt «idmcte sich
Susanna der Erzichung des Fräuleins, und kcin
Zug vcrrieth dic gcringste Aehnlichkcitzwischcn dic-
ser Gouvcrnantc und jencr, die Thackeray tm „Markt
dcS Lebcns" so metsterhaft gczcichnet.

An hingcbcndstcr Zärtlichkeit ließ Susanna es
nicht fehlen, doch dic hübschc, abcr undankbare
Elevin bildcte im Stillcn andcre Kcime in fich auS,
als dte Erzirherin in dir Brust Helenens gescnkt.

Kincs MorgenS trat der Lord an Susanne hcran

und begehrte ihre Hand. Wenn eS ein Opfer tst
— meinte er bittcnd — so bringen Sie es groß-
müthig meiner glühendsten Neigung, welche dte
Größe dcsselben niemals vergeffen wird.

Erröthcnd und schüchtcrn suchte Susanna das
Verlangeu des LordS von sich abzuwchren, indem
fic ihm die Klust der Stände zeigte, die cr durch
! einc solchc Verbindung auSzufüyen beabsichttge.
Sie sträubte fich lange, nicht crheuchelt, sondern
aufrichtig , allctn der Lord wich nicht zurück, und
endltch willigte daS jungc Mädchen cin.

Wentgc Wochcn uach der Hochzett rciStcn Lord
und Lady S«..., sowle Miß Helene nach Bag-
neres ab.

Von dem Augcnblick an, als Lady Sw... in
jenem Badcortc crschiencn, «ard ihre Schönheit
der Gcgenstand allgcmeiner Ausmerksamkeit. Aber
- der hohcn Schönheit, wclche an das göttliche Ant-
litz dcr Madame Recamier erinnert, ward eS ver-
liehcn, indcm fie Bewunderung erweckt, zugleich die
gemeinen Scelen von sich zu entfernen — Ulld fo
wirkte auch Lady Sw ...

Miß Helene dagcgen, blond und weiß wie die
Töchter Albions, hattc die Physiognomie der spr-
 
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