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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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R5 143


So«mtag, 21. Zuni

ZasertiouSgebühren für die Ispaltige^Petit-
;eile werden mit 3 kr. berechner.

1863.

* Politische Umschau.

Die officiöse „Coburg. Ztg." bestätigt, daß
der Herzog von Coburg in „deutschen Ange-
legenheiten" in Wien verweile und daß der-
selbe über die echt deutsche Gesinnung, dle fich
m den höchsten Krei'se» kundgebe, nicht minder
aber über den treuen constitutionellen Sinn,
welchem der Kaiser unverholene Worte gebe,
höchst erfreut sei.

Jn Saarbrücken stellen fich in neuester Zeit
aufsallend viele angeblich franzöflsche Deser-
teure ein, um als Arbeiter dort zu arbciten.
Die „Südd. Z." räth an, ein wachsameS Auge
auf diese Herren zu halten: es sind die Pion-
niere der — französtschen Civilisation.

Die diesjähri'ge Polizeiconferenj hat vor
einigen Tagen in DreSden ihre Berathungen
begonnen.

Nach der Prager „Morgenpost" stnd die
czcchische» RcichSrathS-Abgeordneten nach Wien
gereist, und werden nach Eröffnung deö Reichs«
raths ihre Mandate niederlegen.

Die zweiten Wahlen in Frankreich flnd nun
gleichfallS entschieden. Trotz der Macht deS
Einfluffes von Regierung und Präfccten sind
von ben zehn Deputirten sechs Candidaten der
Opposition in dle Kawmer gcwählt worden.
Rechnen wir zu diesen die beiden Neuwahlen
für Paris, so haben wir 35 Depütirte im
Ganzen, dic gegen den Wunsch und Willen
der Regierung gewählt wurden.

D eutsch lanV

— Mannheim, 19. Zuni. Von der ent-
gegenkommenden Theilnahmc Sr. Königl. Hoh.
deö GroßherzogS an unsern patriotischcn VolkS-
fcsten empsangen wir täglich ncue hochherzige
Beweise. So soll, sicherem Vernehmen nach,
gestern die Nachricht eingetrvffen sein, daß zur
Beherbergung der immer in größercr Zahl sich
anmeldcnden Schüxen ein ganzer Flügel un-
seres SchloffeS zur Aufstellung von 600 Betten
eingeränmt worvcn sei. So wirb also der
geliebte Landesvakcr während seiner Anwesen-
heik bei dem großartigen Feste mitten unter
einer bewaffneten Schaar wohncn, die bereit
sein würdc, mit Gut und Blut für Dcnjeni-
gen einzustehen, der nicht mit Eisen und Blnt,
sondern mit den Banden der Liebe die Herzen
seffelt und de» theuren Gütern des Vater-
landeS seine landesväterliche Sorge zuwcnbet.
Badens Bürger aber fühlen sich von edlem
Stolze beseelt, daß sie einem Lande angehö-
ren, welches in dieser trübseligen Zeil einen

Die Festlichkeiten j» Konstanz.

(Fortsetzuiig.)

StaatSminister vr. Stavcl hielt folgendcn Toast:

„Tausende von Männcrn aus nah und fcrn,
vom fürftlichen Throne bis zum cinfachstcn Bürger
herab, reichcn sich vic Hände mit dcm erhcbendcn
Gefühl, daß etwas GroßeS und HeilsameS voll-
bracht worden tst. Der Wahlspruch unscres Festcs
ist nicht „Etsen und Blut", sondern „Eiscn und
Gnt". Wtr haben keine eiserncn Banbc geschmic-
det zu frevler Gewalt, wohl adcr cisernc Banbe
der Freundschaft und Brüderschaft, nicht nur um
dic cinzelnen Stämme deS badischcn VolkeS inniger
zu vcrbtndrn und zu vcrschmelzcn, sondern auch
daS stammverwandte biedcre Volk des Nachbarlan-
des engcr an unS zu fesscln. Mit dicsen Waffen
wollen «tr zurückcrobcrn, was bie Ahncn unscrcs
erhabenen Fürstengeschlcchts cinst an Schweizcrgcbie-
ten beseffen. Nicht Land und Lcutc wollen wir an-
greifen, aber ihre Herzcn «ollen wir gcwinnrn,
und auf diksem Fcldc find unsere erlauchtcn Zah-
ringer wahrhaft großc Erobcrer. Nach dem herz-
ltchcn Empfang zu schlteßen, dcr uns h-utc bci
unfern Rachbarn zu Theil geworden, dcnkt gcwiß
Mancher dcrsclben: Wäre ich ketn Schweizer, so
mvchte ich cin Badcner sein. - llnb wir find stolz
darauf, wenn fie so denken, und werden uns be-
strcbcn, diesen Gcdankcn wach zu erhalten, damit
ngchbarliche Frcundschaft dauernd bcstche und Allen

frcundlichcn Lschtpunkt bildet und dcffen Fürst
nicht blos der erste, sondcrn anch dcr beste und
freisiniiigste Staatsbürger ist. Jm vorigen
Zahrhunderi besaß Prcußen einen Friedrich
den Großen, der an dem Himmel jenes Lan-
des der Morgen- und, wie es scheint, auch
sein Abendstern war; in unserem Jahrhundert
ist der große Friedrich in dem kleinen Baden
gcistig auferstanden; allein dic schmeichelnde
und heuchelnde Gcschichte Pflegt nur biejenigen
Fürsten mit dem Namen „Groß" zu schmücken,
welche an der Spitzs großer Länder u. Kriegs-
hecre stehen und ihren Ramen mit Blut in
die VLlkertafeln gezeichnet haben!

Darmsiadt. Die 2. Kammer ist auf den
22. d. M>, die 1. auf den 23. b. M. cinbe-
rufen worven, um zunächst die Prorogation
des bisherigen Finanzgcsetzes aus weitere 6
Monatc zu beschlicßen.

Wie«, 17. Zuni. Zm Herrenhause theilte
Erzherzog Rainer mit,'daß der Kaiscr auch
für die dießjährige Sesston den Fürsten Karl
v. Auersperg zum Präsidenten und de» Grafen
v. Kuefstein zum Vicepräsidcnten deS Herren-
hauses ernannk habe. Der Präsibenl sagte
u. A.: „Untcr den Gcsetzesvorlagcn, welche
die Bcschlußfaffung des ReichsratheS in dieser
Session gewärtigen, wcrden vorauSfichtlich
auch solche sein, deren Tragweite sich über
den Gcsammtstaat zu erstrecken haben wird.
Dicse Vorlagen werden zwar einer vollgiltigen,
aber noch keiner vollzähligen ReichSvertretung
anvertraut sein. Dieser ernsten Betrachtung
stellt stch die erfreuliche Wahrnehmung gegen-
über, daß die Erkenntniß iw Zunehmeri be-
griffen sei, daß die StaatSgruudgesetze einen
Rechtsboden geschaffen haben, auf welchem die
Jntereffen aller Völker Oesterreichs den sicher-
stcn Schutz finden, und daß die Verfaffung
das Mittcl bicte, die politische Glcichberechti-
gung in ein allscitig befriedigcndes Ebenmaß
zu stcllen. Diese Erkenntniß vcranlaßtc wackerc
Brnderstämme an den östlichen Grenzmarkcu
bes Reiches, deutungsvolle Entschlüffe kund zu
geben. An diese knüpfe sich die Hoffnung, es
wcrdc der Ncichsrath seincn Bcrathungen pa-
trivtische Männer zutreten sehen, die cben-
falls daS Banner der ReichSeinhcit und des
unvcrsehrten Glanzes der geheiligten Kaiser-
krone hvchhalten werdcn." (Bravo.)

Zm Abgevrduetenhause richtete der Präfldent
ebenfallS cine Ansprache an das Haus, in wel-
cher er bcmerktc: Das oft gerühmte, wohl
auch bcneidete Glück Oesterreichs werde sich,
trotz aller kaffandrischen Rufe, auch ferner be-
währen. Doch sei nicht alles dem Glück zu-

Hcil und Segen daraus crblühe. Laffcn Sie uns
trinken auf dicsen Freundschaftsbund, auf deffen
Dauer und WachSthum. Es lebc das Volk, das
durch seine ManncSkraft und durch ftinen freien
Bürgcrfinn unscrn großen Dichter zur Entfaltung
der herrltchstcn Zdecn bcgcisterte. Es leben unserc
verehrtcn Schwcizcr GLfte und die ganze schweize-
rische Eidgcnoffcnschaft!" (Schluß f.)

Stonewall Jackson.

Ucbcr den Lebcnslauf des unlängst gcfallenen
confödcrirten Gencrals Jackson theilt der Spe-
ctalcorrespondcnt der TimcS aus Richmvnd Fol-
gendes mit: ThomLs Aefferson Zackfon war
m Wcst'virginien im Jahr 1824 gcboren. Sein
llrgroßvatcr und seinc Urgroßmuttcr waren aus
England. Sein Vater hintcrließ 4 vder 5 Kindcr,
unter Lcncn der Hcld der ältefte war, in Armuth.
Ein großeS Ercigniß war cs für Zackson, als cr,
beinahe 1g Zahre alt, durch dcn Einfiuß eines
Eongreßmitglicdes für Wcstvtrginien in die Mtli-
tärakademic von West-Point aufgcnommen wnrde.
Dcn ganzcn Weg nach Wcft-Point reiste cr zu
Fußc und «rschien dort in einem Anzug vom gröb-
stcn Tuch und in den plumpften Bauernschuhen.
Er war einer dcr ungeschlachtestcn Zungen, die j-
in dic Akademie gctreten find. Aber bald erzwang
sein« AuSdauer die allgemeine Bewunderung. Es
gab in der Klaffe nicht elnen einzigen Knaben, dem j
er beim Eintritt nicht in Kenntniffcn nachstand,

zuschreiben, denn einiges Verdienst könne man
stch vindiciren. „Hoch über allem Wechsel deS
Glückes steht die hohe Geistcsthat des erhabe-
ncn Monarchen, die Liebe der Völker und die
Kraft seines ReicheS in dcr Freiheit gesucht
zu haben. (Lebhafter Beifall.) Hoch über
allem Wechsel dcs GlückeS steht die alte öster-
reichische Treue (Beifall), welche die wahre
Stärke Oesterreichs war ünd bleiben soll."
Selbstverläugnung sei ein Gebot der Noth-
wendigkeit, um daS junge Verfaffungsleben
zu kräftigen; möge der Friede bewahrt bleiben,
um das begonnene Werk vollenden zu können;
dec Lag könne kommen, wo die Freiheit in
Oesterreich einen sichereren Hort suchen und
finden werde als „weit hinauS in den Reichen
dieser Tage". Dic Parole sei: „Vorwärts!"
un'd er glaube, was segensvoll begonnen wurde,
werde sich auch ersüllen. Oesterreich werde
nicht bloß als Vermittler der europäischen Cul-
turidee dastehen, sondern werkthätig an dem
vielen Völkern gemeinsamen Werke der Mcnsch-
heit arbeiten (Bravo). Bewußt wie wir sind,
daß wir in dieser Auffassuug unserer Aufgabe
eins sind mit dem-Monarchen, können wir
an dieselbe nicht würdiger herantreten, alS
indem wir dem lebendigen Gcfiihle der Liebe
und Vexehrung für ihn Ausdruck gcben.

Breslau, 16. Juni. Die Deputation der
hiesigen Stadtverordneten ist heute srüh mit-
telst Schnellzug aus Berlin zurückgekehrt, ohne
bei seincr Maj. dem Könige trotz wiederholter
Bemühungen vorgelaffen zu sein. Sie hat die
Petitivn beßhalb Sr. Majestät durch die Post
übersandt. (Schles. Ztg.)

K r a n k r e t ch.

Paris» 15. Juni. Dcr Kriegsminister hat
von General Forep nachstehende im Moniteur
veröffentlichte Dcpesche erhallen; Puebla den
18. Mai. Herr Marschall, Puebla ist in un-
serer Gewalt! Nachdem durch das Gefecht
von San Lorenzo das ArmeecorpS von Co-
monfort, das mit dem Vorhaben umging, un-
sere Belagerungslinie zu durchbrechen und
Puebla neu zu verproviantiren, zersprengt
worden war, so war die Garnison, die, wie«
wvhl sie. bereits den Einwohnern AlleS weg-
genommen hatte, schon seit längerer Zeit
Hunger litt, auss Ticfste hernntergekommen.
Auf dcr ander» Scite waren die Laufgräben
vor dem Fort Teotimhuacan eröffnet u. Batte«
ricn von 30 Gcschützen verschiedencn KaliberS
errichtet worden, welche am 16. ihr Feuer gc-
gcn das Fort begannen und innerhalb zweier
Stunden seine Artillcrie vollständig zerstörten.

aber am Schluß hatte er nicht wenigcr alS 53 übcr-
fiügelt und nur noch 16 vor fich. Zm merikani-
schen Kriege zeichnete er fich als trefflichcr Artillertst
aus. Er verließ die Armec, als er die Profeffur
der Lhemte in Lertngton (Virginien) erhtelt. Hter
verlebte cr 10 Aahrc im Dicnste der Naturwrffen-
schaften. Nach dem Tode seiner ersten Krru be-
suchte er Europa und befichtigte eS mit amerika-
nischer Eile. Beim Ausbruch des amcrikanischen
Bürgerkrieges bot er seinc Dienstc augenblickltch
dem Staaie Virginicn an und wurde bald der
LtebltngSheld dcs Südens. S-in Mangel an Mit-
theilsamkeit, setne Gewohnhcit, fich auf Nlemand
mehr als auf scine eigenen Smne zu verlaffen,
machten ihn zu Zeitcn bci einigen seiner Offizicrc
unpopulär, abcr im weitercn Verlauf des KriegeS
wurde er ihr Abgott, wie er lmmer der Abgott
dcr gemeincn Soldatcn war. Ein schönercs Ber-
hältniß als dasjenige, welches zwischen ihm und
dcn Gcncralen Lee und Longstreet bestand, läßt
stch nicht denken. Skln Vertrauen auf Lee und
scine Bewundcrung für ihn gränzte an Abgötterci.
Kkinem Manne im Süben wintte etne so groß-
artige Zukunft. Ob er «ollte oder »icht, hätte er
dcr Erwahlung zum Gouoerneur »on Virginien
und frühcr odcr später der zum Prästdenten der
südlichen Lonföderatioil nicht entaehen können.
Aber keine Klagc kam über scine Lippen, als ihn
auf dem Gipfel fetnes Ruhms die tückische Kugel
traf.
 
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