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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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April
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Freitag, 17 April

Znsertionsgebühren für die SspaMgeWettt-
zeile werden mit 3 kr. berechner.

^ Die schleswig - holsteimsche
Angelegenheit

ist durch die dänische Bekanntmachung vom
30. v. M. abermals in ein neues, jedoch für
Deutschland sehr unerfreuliches Stadium ein-
getreten. Dänemark hat die durch den pol-
nischcn Aufstand cntstandenen politischen Zer-
würfniffe, und die hierdnrch veranlaßte Jso-
lirung sofort nur allzu klug zu seinem Vor-
theile benußt, und wieder einmal eine echte
Probe sciner wohlbekannten Politik abgelegt.
Vor Knrzem noch haben die setzt auSeinander
gegangenen holsteinischen Stände ihrem Fürsten
in dringlichen Worten ans Herz gelegt, daß
der eigentliche Schwerpunkt ihrer Sorgen und
Befürchtungen in der unheilvollen Politik liegt,
welche dahin geht, Schleswig in Dänemark
völlig einzuverieibcn, und das dcutsche Element
daselbst durchaus zu unterdrückcn. Die Stände
sprachen zugleich von Neuem Vie Ueberzeugung
auS, daß nur die Aushebung des schleSwig-
dänischen Reichsrathes und dic Wiedcrvereini-
gung der Herzogthümer Schleswig und Hol-
stein die Herstellung eines wahren und dauern-
den Friedens zwischen dem deutschen und däni-
schen Nachbarvolke, das seit mehr als 400
Jahren unter demftlben Scepter lebte, her-
beiführen werde. Diese Adreffe entgegenzu-
nehmen, weigertc stch der König-Herzvg; die
Ständc riefen nun den deutschen Bunb an,
ihrer Beschwerde Eingang zu verschaffen. Die
Antwort, welche endlich die dänische Regiernng
auf jene Vorstellung und auf diesen ungewöhn-
lichcn Schritt der holsteinischen Ständever-
sammlung gibt, ist in jenem Erlaffe vom 30.
März d. I. cnthalten. Dicselbe erhebt leicht-
fertige Anklagen wider dic Bundesversamm-
lung und die holsteinische» Landstände ünd
bürdet gerade diesen die Schuld auf, daß in
dem verfloffenen Decennium cs nicht gelungen
sei, die verschiedenen Theilc der Monarchie
zu einem wohlgeordneten Ganzen zn vereinen.
Jn diesem wiederholt und entschieden kundgc-
thanen Entschluffe der dänischen Rcgierung,
die betreffendc Angelegenhcit auf eigene Hand,
lind zwar im Sinne der völligen Aussonderung
Holsteins und der hieraus erfolgenden Ein-
verleibung Schleswigs in Dänemark, ordnen
zu wollen, liegt die Bedeutung der neuesten
dänischen Maßregeln, welche zu einem offenen
Biuche mit dem beutschcn Bunde nothwendig
führen müffen, wenn nicht elwa das Kopen-
hagener Cabinet den geschchenen Schritt zu-
rücknimmt. Geschieht dies nicht, so müßte
dcr deutsche Bund seine Pflicht durchaus ver-
geffen, wenn er selbst jetzt noch mit bloßen

^ Bisruarck's Preußenlied.

„Jch bin etn Preuße, kennt ihr metne Farben?" —
Lhameleonisch zeichnend metne Bahn.

„Daß für die Frcihcit meine Väter starben,"

Da dcnkc ich schon lange nicht mehr dran.
Drum konnt ich es auch wagcn,

Daß in den jüngsten Tagen,

Statt hehrer preußischer Erinnerung,

Jch' provociret die Entheiltgung.

Jch bin ein Preuße nur auS heii'gem Scheine,
Und declamtr' dem König gern was vor:

Daß er da Wunder denkt, wie tch cs meinc,

Und HLlt entstammet mich dem Heil'gcn-Lhor;
Schwarz-wciß politisiren,
llnd fuchsroth ihn regieren,

Dies macht mtr doch nicht letcht mehr Einer nach;
Denn insgeheim streb ich nach Prcußens Schmach.

Drum hab' ich überall mein Wort veppfündet:

Wo es dem TodcSstrcichc Preußens gilt; —
Den König hab' ich längst so schlau verblendet,
Daß ich allein bin seines Glaubens Schild. —

Protesten sich bcgnügen und die Herzogthümer
ihrem Schicksalc überlaffen wollte. Die Sache
ist um so mißlicher, weil, wenn Deutschland
selbst jetzt nicht im Stande ist, die Rechte
dcr Herzogthümer zur Gcltung zu bringen,
auf lange Zeit die Gelegenheit dazu verlo-
ren ist.

Aus jedem Worte der Bekanntmachung spricht
der Willen der dänischen Regierung, stch der
Verbindlichkeiten gegen Deutschland zu ent-
schlagen; dic gemäßigten Mahnungen u. Fckr-.
derungen der deutschen Großmächte, um derent-
willen dic Herzogthümer dänischer Macht wie-
der überliefcrt stnd, werdcn einfach als unbe-
rechtigte Einmischung in die inneren Angele-
genheiten Dänemarks zurückgewiesen. Es wird
nicht mchr übcr das Maß deffen, was der
deulsche Bund zu fordern berechtigt ist, ge-
stritten, sondern ihm jedes Recht zu der Ein-
sprache überhaupt abgesprochen.

Es ist zwcifelsohne eine schwere Beleidi-
gung, wenn Jemandcn da, wo es ein Recht
hat mitzusprechen, förmlich die Thüre gewie-
sen wird. DieseS aber ist von Seiten Däne-
marks geschehen. Hier sollte endlich Abhilfe
getroffen, die schleswig-holstcinische Frage in
ihrem vollen Umfange erledigt und die dä-
nische Anmaßlichkeit für älle Zeiten unschäd-
lich gemacht werden.

Wcder die Unfertigkeit der deutschen öffent-
lichen Zustände, noch die jetzt so precäre aü-
gemeine Weltlage können einen triftigen Ent-
schuldigungsgrund abgeben, um den von Däne-
mark begangenen Unbilden ruhig zuzusehen.

* Politische Umschau.

Das Abcndblatt der „Wiener Ztg." vom
15. April vernimmt, die kaiserliche Regicrung
habe von ihrem besondcren Standpunkte aus,
ohne den Verhandlungcn mit Preußcn und
am Bundestage vorgreifen zu wollen, bei der
dänisc^en Regierung gegen deren auf die Her-
zogthümer bezügliche Verordnung vom 30.
März d. Z. bereits nachdrückliche Einsprachc
erhoben.

Die „Donauzeitung" ist crmächte'gt, die von
der „Europe" gebrachte Nachricht von einem
an den Kaiscr von Oesterreich gerichteten
Schreiben des PapsteS zu Gunsten der Polen
als irrig zu bczeichnen.

Alle Pariser Blätter — wit Ausnahme des
„Constitutionnel" — sehen in dem russtschen
Amncstiedekrct nur iüusorische Cvncesstonen u.
stimmen darin überein, daß diese Amnestie
nichts an der Lage der Dinge, sowohl den

Ohn' mich kann nichts geschehen,

Und Preußens Untcrgehe»,

Das dankt's dcm Sympathiren mit den Welschen,
Mein ganzer Sinn ist Trug nur und Verfälschcn.

Ja überall muß ich die Finger haben,

Wo'S trgend ctwaS zu erlisten giebt;

Dem dcutschcn Volk das Grab recht tief zu grabe»,
DaS macht mich an d-r Seine gar bcliebt.

Die Ruffen auch, dic Dänen,

Sie kennen all mein Sehnen; —

Und wenn tch rufc „Preußen! Preußcn hoch!"

Zch doch allein am schwerstcn es betrog. —

Treu schützt mich drum Eugcniens Crinoline,

Zn deren Schutzmacht aller Trug sich schaart,
Hier fiirchten Schlechtigkeite» keine Sühne,

Und Roth und Schwarz gar innig hier sich paart.
Die rothen Zesuitcn,

Der heil'ge Stuhl inmitten,

Der Bonapart', von beiden muß er leben,

Durch Rolh und Schwarz geht ewig nursein Strcben.

„Jch bin ein Preuße, kennt thr mctne Farben?"
Ehameleonisch zeichnend meine Bahn.

Polen alS den Mächten gegenüber, ändern
werde.

Langiewicz hat erklärt, er könnc durch da«
Ehrenwort, wrlcheS er gcgeben habe, m'cht
länger gebunden werden. Die „Constitut. Z.«
theilt mit, eS würden demzufolge strengere
Ucberwachungsmaßnahmen i'n Betreff des Er«
Dictators ergriffen werden.

Jn Martinique stnd die für Meriko be-
stimmten Verstärkungen, deren Absendung von
dcn officiösen Blättern abgeleugnet worden
war, angekommen; fünfKriegsschiffe und drei
Transportschiffe brachtcn 6000 Mann Znfan-
teric und 800 Pferde.

„Times" glaubt, daß die durch afrikanische
Robheit zum Aufstand gereizten Polen fich nm
die Amnestie wenig kümmern werden. Wenn
Polen unterliege, so werde RußlandS Sieg
Preußen zur Schande gercichen, dena es habe,
um Lakaiendienste zu thun, seine alten Con-
ventionen mit Riißland erneuert. Unter dcm
römischen Weltreich war cs eines der größtcn
Leiden der Menschheit, daß die ganze Erde
ein großes Gcfängniß geworden; nun will es
das unglückliche Geschick des erleuchtestcnTheilS
vvn Deutschland, daß er zu ähnlichen Zustän-
den mitwirken muß.

Deutschland

Karlsrmhe» 14. April. Jhre Majestät
hie Königin Augusta von Preußen ist heute
Abend 7^/, Uhr von hier abgereist, um fich zu
längerem Ausenthalt nach Baden zu begeben.

! <? Aus dem Oberland, 13. April. Bei

dcr überhand nehmenden Begierde, auf jede
mögliche Weise, und wäre es auch auf noch
so betrügerische Art, zu speculiren, kann man
nicht genug warnen vor dem Ankaufe manchcr
sog. Geheimmittel, die bald alö köstliches Rieg-
waffcr für Kopfweh und andere Leiden, bald
als Kräuter-Oel für Stärkung der Haare,
bald als Kräuter-Liqueur für schwache Ver-
dauung, als Zahn-Balsam, alS Salz, Augen-
wasser, Pillen rc. mit großer Charlatanerie feil
geboten werden. Der Absatz solcher sog. Uni-
versalmittel, die zu theurem Geld angebvtcn
werdcn und doch meist nur ein paar Kreuzer
werth stnd, ist oft rcißend. Diese Mittel hel-
fen in der Regel wenig und find oft noch so-
gar schädlich. Trotzdem daß schon Tausende
das Opfer wurden, laffen sich doch immer noch
Viele verleiten, diesen unter dem Deckmantel
uneigcnnütziger Menschenliebe angekündigten
Schwindeleien Gehör zu Icihen. Zn einzelnen
Ländern find solche Ankündigungen von Ge-

Daß Prcußen jetzt an jedem Hcil muß darben,
Mit kaltem Blut denk ich ja nur daran.

Mag ganz Europa zttter»,

Mich wirb man nicht erschüttern,

Des Preußenkönigs juNkerfeste Hand,

Stürzt lieber sich, als mich, dcn höchsten Hort im

Land.

Hcidelberg, 12. Aprll 1883.

Ein Herr, der wahrscheinlich ctn sehr flotter Tän-
zcr sein mußj ruhmtc sich, daß er im »ergangcnen
Winterhalbjahr nicht mehr und nicht weniger al-
45 öffentliche und Privatbälle mitgemacht — und
darüber ein vollständigeS Tagcbuch geführt, wovon
hier ein flüchtlger AuSzug gegebcn «erdcn kann.
Auf diesen 45 Bällen hat der Flotte mit 837 un-
vcrheiratheten und nur 2 verhetratheten Dame»
103 Walzcr, 45 Cotillons, 211 GaloppS, 3 Ma-
zurka'S, 186 Polka's und 44 Polonaisen riskirt.
Dabei hat er zwet intereffantc Bckanntschasten ge-
macht, dte er aber wteder glücklich loS ist, hat 74
Paar Händfchuh - aber nur 3 Paar B-llsttefeln
gebraucht und dabei 7 Taschentücher »erlvren.
 
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