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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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Mtttwoch, 2L. Iuni


18«3.

* Polttische Umschau.

Der Südd. Zeitung wird unter der Ueber-
schrift »Krieg gegen Dänemark" von einem
vormaligen schleSwig-holsteinischen Ministcr
u. A. gcschrieben: „Zweierlei ist jetzt nur mög-
lich. Eatweder Deutschland gibt in Gleich-
gültigkeit und feiger Furcht den Dänen nach,
überläßt dem Auslande Nordalbingien als un-
terthänigc Provinz und schließt deo 15jährigen
Zeitranin von Krieg und Streit mit völliger
Unterwersung unter den glorreichen Sieg Däne-
marks ab, welches dem deutschen Bunde in
den Verordnungen vom 30. März d. I. jetzt
für höheren Preis ein kleines Stück von dcm
bcwilligt, was ihm dieselben Herren Monrad
und Lehmann, "die heute als Minister sungiren,
im März 1848 noch zuzugestehcn sür noth-
wcndig hielten. Will der deutsche Bund dies,
so ist zu rathen, Vaß er es gleich unumwun-
dcn erklärc, denn ein bramarbastrender Be-
schluß, deffen Ausführung man ctwa biö zur
Herstellung der deutschen ReichSversaffung von
1849 aufschöbe, wie hin und wieder so für-
fichtig angerathen wird, vder eine Bequar-
tierung des Landes Holstein mit Bundcstrup-
pen, um diese nach Lem Muster Preußens
1848 und 49 unverrichteter Sache wieder zu-
rückzurufen, wie von anderer Seite für denk-
bar gehaltcn wird, würde doch offenbar nur
dazu dienen, der Verachtung neuen Stoff zu
liefern, die seit dem dänischen Kriege alle
Nationen der Erde dcm deutschen Volk und
seincn Regierungen so vornehmlich auszudrückcn
pflegen. Oder: Deutschland führt Krieg mit
Dänemark, und dann ist cs in der Hauptsache
gleichgültig, ob dieS unter der Benennung von
Bundeserecution oder durch dirccte Kriegser-
klärung begonnen wird, wenn gleich die letztere
Form vorzuziehen wärc, um das Vertrauen
des deutschen Soldaten zu erwecken, der aus
dem Feldzuge von 1849 zurückgekehrt ist mit
dem Gefühl, vaß er schmählich mißbraucht
worden sei. Zn bcide» Alternativen aber
brechen die Verabredungen von 1851/52 in
sich selbst zusamme», und nur der Blödsinn
könnte darauf verfallen, nach Bezwingung
DSnemarks auf sie wieder zurückzukommen,
um darnach einen dänischen Gesammtstaat, in
dem zugleich die deutschen Jntereffen gewahrt
blieben, zurechtzuflicken."

Die Berliner Stadtverordneten haben den
Magistrat aufgefordert, gegen die Uebergriffe
der Poisdamer Regierung in der Adreßange-
legenheil Beschwerde zu erheben und diese Be-
schwerde biS zum Kvnig zu verfolgen, einst-

weilen aber auch alle bisher übliche» Glück-
wunschadrcffen an den König und die Mit-
glieder der königlichen Familie zu unterlaffen.

Dic Königin von Preußen ist wvhlbehalten
in Windsor eiugetroffen. ,Dailp Tel." glaubt,
die Königin käme nach Windsor, um der Kö-
nigin Victoria ihr Leid zu klagcn bei deu trü-
ben Ausstchtcn, die sich ihr in einem Lande
bieten, das bei einer russischen Regierung, einer
französtschcn Preßgesetzgebung, einem Sbirren-
spstem, und Ministern, die selbft dem Papst
nicht genügen würden, einer dunkeln Zukunft
entgegengehe.

Dic Königin von Preußeu reist in Eugland
in tiefer Lrauerkleidung und verschleiert. Sie
mag wohl Grund dazu haben.

Die miiiisterieve Norddeutsche Allgcmeine
Zeitung hat dic Unverschämtheit, ihren Lesern
einen Bericht aus Süddeutschland mitzuthei-
len, worin ihr verfichert wird, „daß bci allen
deutschen Regierungen, vielleicht selbst Baden,
trotz Hrn. v. Roggenbach, nicht ausgenommen,
die Wendung der Dinge in Preußen einen
überauS ermuthigenden und erhebenden Ein-
druck gemacht hat."

Das Wiener „Baterland" erfährt, „daß
Preußen die österreichischen Propositionen dem
russischen Cabinet empsohlcn hat." Vorausge-
setzt, daß diese Angabc genau ist, muß Herr
v. BiSmarck einc seltsame Ansicht von seinem
Einfluffe in PeterSburg haben, wenn er glaubt,
die Empfehlungen jeiies PreußenS, deffen Con-
vention Fürst Gortschakoff eine „Zudringlich-
keit" nannte, würden bei dem russischen Ca-
binetc irgendwelche Beachtung sinden.

Am 21. Iuni hat unter Anwesenheit von
einer großen Mengc Schützen aus allen Pro-
vinzen ZtalienS und des Auslandes die seier-
liche Eröffnung des ersten italieuischen Natio-
nalschießens iu Turin stattgefunden.

Der Bischof von Parma hat zehn Priester
suspenbirt, weil ste sich an dem Nationaljeste
betheiligl haben.

Nach dem „Moniteur" haben auch der Papst
uud der König von Schweden den Kaiser
wegen der Einnahme von Pucbla bcglück-
wünscht.

Deutschland

Karlsruhe, rr.Zuai. Laut All-rhöchffcr Ordre vom
21. d. trttt Obcrlteutrn-nt Stetnwachs, Plapmajor bet der
GaiutsonSeommandautschast der Residenz KarlSruhe, in daS
Zägerbataillon zurück; Obcrlieutenant Ungcr vom 4. Zn-
santertcregimcnt, Prtnz Wtlh-lm, wtrd, untcr Enthebung
»on der Functton al« AuffichtSosficier bet dcm Kadctten,
corxs, zum Platzmajor der Garntson der Rcfidenz KarlS

Dir Frftlichkeiten in Konstanz. !

(Fortsetzung und Schluß.)

Nun crgriff Hofrath Häusscr das Wort. Nach-
dem man so inntg der neuen Verbindung, dcr
warmen Beziehungcn zum Nachbarland gedacht,
wollc er baran erinnern, daß das heutigc Kcst auch
der Vollcndung eincr Vcrkehrstraßc von der Nord-
see zum Schwäbischen Mccrc gelte und einem Ver-
bindungswege durch das ganze Dcutschc Vatcr-
land. Auf diesen sei geradc jetzt dcr Blick ernst
gerichtet. Wir feicn hcute durch cinen Gartcn
gcfahren, rcich an Gottesscgcn, Fürstenwirkcn, an
Gewlffenhafttgkeit dcr Räthc und Arbcitsamkeit des >
Volkes. Und von diescm aus blickcn wir auf an-
dere Länder des großcn Baterlands, denen wir
auch unser Glück gerne gönncn möchten. Dcr Dich-
ter sage:

^Jst cincr auch gedrückt,

W-r geben thm dcn Wein."

Was könncn wir dem großen Vaterlanbe anderes
wünschen, als die Zustände, dcren wir gcnicßen?
Das set der Wcin, den wir ihm gernc kredcnzcn
möchten. Oft schwebe über Völkern nnd Ländern
trübcs Gewölk, aber es set dteses ebcn der wahre.
Prüfstetn ber ächten Licbe. Nnd so wollc er denn
auch dcn Trinkspruch dcm deutschen Vater-
lande bringcn, nicht bloß demjenigen der Dichter
und der Lieder, svndern dem Lande großer Fürsten
und eities Volkes, «elches des besten Loofts werth

fti, dem Vaterlandc nicht bloß der großcn Dichter,
sondern dcm Vatcrland der tapfern Männer, die
dcn kletnsten Flecken deutscher Erdc, die ihr guteS
Recht mit dem lctzten Blutstropscn vertheidigcn
wcrden.

Noch ergriff Profeffor Seiz das Wort und
machte aufmerksam, daß, nachdem das schöne Wcrk
geprieftn worden sei mtt seinen Folgen und Hoff-
nungen, dankbarc Anerkennung auch den Männern
gchöre, die daffelbe inS Leben gcführt habcn; cr
bringc dahcr scin Hoch dcr Oberlcitung der Waffer-
und Straßenbauten und dcr gesammten Banver-
waltung. Zhm dankte schlteßlich Lcr Vorftand
dcr Waffer- und Straßenbaudirection, Ministcrtal-
Dircctor A. BLHr. Er sclbst, cin Konstanzer Kind,
bctonte und schicd den Anthcil, «elchcn er und
Anderc an dem vollcndeten Werk gehabt habcn
und brachte cin Hoch auf Allc, welche demsclben
thrc Etnficht und Kräfte gewtdmct habcn. Mächtig
war der Eindruck der meistea dieftr Tischredcn.
Eincr mctncr Nachbarn, der vielc Iahre das hartc
Brod der Verbannung gegcffen, rtes aus, Er sct
Rkpublikancr gcwestn und bekennc dies offen, aber
untcr einem solchen Großherzoge fti er dcr Groß-
herzoglichste aller Großherzogüchcn! Unten aber
crtönten wieder Kanonenschüffe und Mufikfanfaren.
Die Großh/rzogin war von der Mainau herüber-
aefahren, 'um an der Seikc des Gemahls ctnen
Theil der Festftcude zu bcschauen. Dcr Großherzog
vcrließ unter lautem Hochrufen den Saal und nach

nihe, und Oberlieuteuant v. Fricdeburg »om L. Jnsanterie«
rcglment, Köntg von Preußen, al« AuffichtSofficier zum
Kadcttencorpi besehllgt.

-Dicnstnachrichtcn. Sc. Kiutgl. Hoh. der Großherzog
habcn Stch unter dem tl>. Znni d. Z. goädigff bewogen
gefundcn: dco Rescrendär Wilhelm Goldschmidt »on Karli-
rnhc znm Sccretär, den Camcialxracttcanten Emil Schmidt
von Heidelberg zum Revtsor bcl dem cvangeltschen Ober-
lirchcnrathe zu cmennen; dem StatiouScontrolcur, Zollin-
sxcctor ». Gcycr ln Köln, mtt Beibehaltuag seinc« gegcu-
wärttgcn Titels, den Raug cincS HanptzollamtsverwalterS
zu vcrleihen; den Rcvisor Fricdrtch Walchncr bei der
Steuerdirection, »orerst provisorisch, zum Obercinnchmcr
tn Donaucschingen, den DtstrictSnotar Alerander Serger
aus Gerlachshctm, zur Zeit Rcvident bei dcm Mtnisterinm
des Znnern, zum Rrvtsor bei dicscm Miniffcrtnm, den
Regiftraturgehilsen Karl Richtcr bci dem Oberschulrathe
zum Rcgiffrator bei diescr Stelle zu crncnne»; dem Hof-
rath Proscffor Dr. Bluntfchli an dcr Univerfität Heidel-
bcrg dcn Charalter al« Geheimrr Rath 3. Klassc zu »cr-
l-ihcn; dic erlcdigte BorstandS- und erste Lehrstelle am
Pädagogtum und der höhern Bürgerschulc in Dnrlach dem
Proscffor Ludwig Wctiach, DiaconuS nnd Borstand dcr
höhern Bürgcrschnle tn Brctien, zn übertragcu; dem prak-
tischen Arzte Dr. Leopold Fischcr tn Hctdilberg dtc Stelle
eines AsfistenzarztcS bct dem Amtsgericht uod Oberamt
Hctdclberg mit Etaatsdteneretgcnschaft zu übertragen.

Karlsruhe, LL. Zuni. DaS hcute „schienene Regbl.
Nr. L7 enihält (außcr Pirsonalnachrtchteo):

I. Unmitteldarc allerhöchstc Entschltcßungeu Sr. Königl.
Hohcit desGroßherzog«. AllerhöchstlandeSherrltche Ver«
ordnnng, die Beausfichitgnng nnd Leitnng dc« Gcwerbeschnl-
wesenS im Großhcrzogthnm betreffcnd. Diestlbe enthält
solgcndc B-stimmoNgen:

§ 1. Der Gewerbcschulrath tst aufgehobrn. Die Be«
ansfichiignng und Leiiung der Gcwerbeschnlcn, itnschltlßltch
der Dienstpoltzet über dtc L-Hrer, dcren Anstellung, Bcffer-
stellnng, W-rs-tzung uud Entlaffnng, wird dem Oberschul-
rathe üb-rtragen.

z L. Dic oberftc Ausficht nnd Lcitnng dcs Gewerbe-
schlllwesenS gcht von dcm Handelsmintstertum an das Mt>
nistertum des Jnneru ibcr.

3. Dtc Uhrcnmacherschule tu Fuitwaugin, sowte dte
öffcntltchcn L-Hranstaltcu zur Förderuug auderer Zweigc dcr
häusitche» Jndustrte fiud dem Haudelsmtntsterium umntttkl-
bar untrrgcordnct.

z 4. Är«. XII z Sü bt« ss der Verorduung vom rb.
Rat I8S7, dtc Gewcrbeschulen betrcffeud, dtc Verorduuug
»om 4. Zuni 18L7, die Uhrenmacherschnle tn Furtwangill
bcrreffend, und ß 5, Absah r, der Verordnung vom tS.
Aprtl 183Ü, dt- Errichtnng etnes HandelSmtntstertumS be-
trcffcnd, find anfgchoben.

8 s. Dtese Verordnnng ttttt mit dem t. 3»ll 48K3
i» Wirksamkett.

u. V-rfügungen und B-lanntmachung-n der Ministerien.
1) B-lanntmachung des großh. MintstertnmS des großh.
HauseS und d-r auSwärttgen Augelegenhctten: Dtc Etappen-
conv-ntton zwtscheu Baden und Preußeu betr. r) Bc-
lanntmachung des großh. FtnanzmtnistcrtumS: Dtc Auf-
hedu»g d-r Rheinzölle auf der Wafferstraße »on Eonstauz
btS Bascl vom 1S. d. M. ab betreffcud.

Karlsruhe, 22. Zmii. (102. öffentliche
«ißung der II. Kammer.) Vorsitz: Hildebrandt.
Am Regierungstische: Staatörath Dr. Lamep,
Miiiisterialpräsident Frhr. v. Roggenbach und
Ministerialrath v. Dusch. ES werden folgende
Pelitionen angezeigt: von Psarrcr Köchlin von
Schwetzingen, Wieverausnahme einer im Zahrc

Umlauf erner halben Stunde begab sich das Herr-
scherpaar, gefolgt von Dampfschtsfen, umschwärmt
von Bovten und Gondeln, aus Seine reizendc
Jnftl zurück. Vielc GLste warcn unter der Be-
gleitung und geiioffen bci der Rückkehr am Eichhorn
Les herrlichen Anblicks des von bengaltschen Flam-
mcn beleuchteten MünsterS, viele zcrstreuten fich
da und dorthin in die Gcftllschafts-Räumc, dtc
dcn Gästen nicht nur fteundlich gcöffnet waren,
sondern auch, wie dci den „Gerstensäckern", »och,
crweitert wurdcn. Hier und bei dem crst gegen
10 Uhr des Abends recht zahlreich besuchten Bankett
im Lonciliums-Saale war erst Gclcgenhnt, Be-
kanntc aufzusuchen und stch gemüthlich zu unter-
halten. Es war daher ntcht uncrwunscht, daß die
Reden spärlich, dankenswerth aber, daß die Ge-
sangsvorträge des Bodan und die Mtiitarmustk
vvrtrefflich waren. Langc nach Mrtternacht degab
man sich nach Haust, um den Schlaf des Gcrechten
zu schlafen: - da abcr kam m einigen Gasthöfen
dcr Feind, nicht um llnkraut zu säen, sondern
um Uhrcn und Börftn zu erndten.

Der bcrühmte Bärcnjägcr Filli von Zernetz in
Graubündten hat am 9. d. zwei junge Bärcn lebend
nach Hauft gebracht; dic bcraubte sBLrenmutter
folgte dem muthigen Zäger hrüllend ünd schnau-
bend bis in die Mhe der Ortschaft.
 
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