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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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N;


Dienstag. «2 Mai


L8«3.

Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
Mai «nd Iuni mit 36 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstalten, den Boten und Trägern,
sowie der Erpedltion (Schiffgaffe Nr. 4).

* Politische Umscha«.

Wie die „Bolkszeitung" wiffen will, hat
Herr v. Bismarck, um die Bundesgenvffen-
schaft Oesterreichs zu gewinnen, das Aufgeben
dcs HandelSvertrages mit Frankreich Oester-
reich angebvten, und steht dic Urlaubsreise
des Hrn. Ministerialdirectors Delbrück, deffen
Bemühungen hauptsächlich das Zustanbekom-
men deS Haiidelsvcrtragcs zu verdänken ist,
mit Liesem Umstande in Verbindung.

Nach der Wiener „Generalcorrespondenz"
ist die kaiscrlichc Enischließung, durch welche
der Reichsrath für den 17. Juni einbcrufen
wird, bereits crsolgt.

Jn Hannover ist den Lpceisten nicht gestat-
tet worden, bei der Feier der Enthüllung des
Schillerdenkmals ihre schwarz-roth-goldene
Fahne zu entfallen.

Ein von Hrn. Limaprac unterzeichneter Ar-
tikel des „Constitutionnel" constatirl die vvü-
ständige Uebcreinstimmung, welche zwischen
den drei Mächten bezüglich ver polnischen Frage
bestehe; cr führt ferner an, vie Antwort der
russischen Regierung sei keineswegs auswei-
chend, uud baß man unter einer biplomatischen
Form, die indeß noch nicht sestgefiellt se'i, da-
hin gelangen werde, die lcgitimen Jntereffen
Poleus zu wahren, Jntereffen, welche innig
zusammenhängen mit denen ber Civilisation
und des Friedens in Enropa.

Berichtcn aus Veracruz vom 5. v. M. zn-
solge hat Comonfort nach seiner Niederlag»
vor Puebla sich auf die Straße nach Merico
zurückgezvgen und errichtet dort Veriheidigungs-
werke. Marquez hat Tascala besetzt. Zn
Puebla waren Kircheu und Spitäler voll von
Verwundeten.

D e u tsch l a n d

Karlsruhe, 8. Mai. Das großh. bad. RegterungS«
blatt Nr. 21 vom Hcutigen cvthält: I. Unmtttelbare aller-
höchstc Entschließungen,Sr. Kgl. Hoh. deS GroßherzogS:
Dtenstnachrtcht (s. Nr. 105). II. Versügungen und Be-
tanutmachungen der Mtntsterten: 1) Großh. MtntsteriumS
dcS großh. HauseS Mrd dcr auswärtigen Angelegenhetten
vom 25. v. M., dte Ertheilung deS Ercquatsr für den
nordamertkantschen Consul B. O. Duncan, ESqutre betr.
2) Großh. Zustizmtnisteriums vom 27. v. M., betreffcnd
dte Ernennung der Schwurgertchtsprästdenten für das 2.

VLertel v. I., und zwar 1. für den UnterrheinkreiS: Hof-
gerichtsrath Löwtg und für den Fall seiner Verhtnderung
HofgerichtSrath AhleS in Mannheim; 2. für dcn Mtttel-
rheinkrets: HofgcrichtSrath Brauer und für den Fall seiner
Verbtaderung Hofgcrtchtsrath Gerbel tu Bruchsal; 3. für
den Oberrhetnkreis: Hofgertchtsiath Obkircher und für den
Fall setner Verhindcrung Hofgerichtsrath Weber in Fret-
burg; 4. für den Seekrcis: HofgerichtSrath Bujard und
für den Fall setncr Verbinderung HofgerichtSrath Mann
tn Constanz. 3) Großh. Minkstertums des Jnnern vom
25. v. M., dte Ertheilung der Apothekerlicenz an Alfred
Rodrtan von Baden betr. 4) Derselben hohen Stelle vom
30. v. M., dtc Vornahme der Ersatzwabl eines Abgeord-
neten zur 2. Kammer der Ständeversammlung im 20.
Aemterwahlbeztrk betr. 5—6) Großh. Handelsmtntstertums
vom 25. v. M., betreffend dte Erthetlung von Erfindungs-
patenten auf je 5 Jahre, und zwar an dte Herren Ctvtl»
tngenteur Zoseph Friedländer von Äerltn, zur Zett tn Whtte
Abbey (England), für eine von thm erfundene Maschine
zum Brechen von Hanf und Flachs und etne solche zum
Retnigen deS gebrochenen Hanfes und FlachseS; F. Böcke
und Schmidl in Berlin für die von denselben erfundene
Verbesserung an Nähmaschtnen; Ctvtltngcnieur Fz. Wind-
hausen von Duderstadt und Kaufmann Eduard Heinson
Huch von Braunschwrtg für die von deuselben erfundene
kalorische Maschtne; Zamcs Wood Backer tn Bury (Eng-
land) für eine von ihm erfundene verbesserte Spinnmaschine.
9) Großh. Ministeriums rer Finanzen vom 23. v. M.,
den Zustand der Witlwenkaffe für dte Angestellten der
EtvilstaatSverwaltung tm Jahre 1862 betr.

Karlsruhe, 7. Mai. 85. öffentl. Sitzunq
der II. Kainuier. Vorsitz: Hildebrandt. Auf
der Reqierungsbank: Siaatsrath Dr. Lamep
und Ministerialrath v. Dnsch. Pagenstecher
und Muth zeigen druckfertige Berichte (über
Lamep'sche Motion und theilweise Aufhebung
der Liegenschastsaccise) an. — Die Kammer
schreitet zur Fortsetzuug der Berathung des
Abg. Kirsncr über die Organisation der
inneren Verwaltung. §. 10. Der Amts-
rath versammelt sich der Regel nach monatli'ch
einmal an vorher bestimmtem Tage oder in
dringenden Fällen auf besondcre Bcrusung zur
gemeinsamen Berathung u. Schlußfaffung über
di'e von dem Bezirksbeamtcn vorbercitetcn Ge-
schästSgegenstände. Gegen die ohne rechtfer-
tigeiide Entschuldiguiig Ausgebliebencn kann
der Amtsrath Geldstrafcn bis zu 25 fl. ver-
sügen. Jn den Sitzungen trägt der Bezirks-
beamte oder sein Stellvertreter oder ein Mit-
glied des Amtsraths, welches dazu beaufiragt
wurde, vor. Der Amtsrath kann die Parteien
oder deren Bevollmächtigte zur Erörterung
ihrer rechtlichen Ansprüche zulaffen, auch Zeugen
und Sachverständlge dazu vorladen. Zn die«
sem Falle ist dic Versammlung öffentlich. Zn
der Ausfertigung der Beschlüffe, bel welchen
ber Amtsrath mitgewlrkt hat, ist diese Mit-
wirkung zu erwähnen. Moll stellt eiiien An-
irag bezüglich bcs Verhältnisses des Amtsraths
zur Geschäftssührung des Prästdenten, der An-
trag wird abcr nicht unterstützt und Staats-

rath Lamep bemerkt, daß Erinnernngen nnd
Beschwerven gegen den Präsidenten i«mer zu-
lässig sein werden, nicht aber«cin Eingrcifen
des Amtsraths in das Amt des Prasiventen.
Spohn vcrweiSt auf 8. 9, Abs. 2, welcher
hlcr maßgebend sei. Der Paragraph wird an-
genommen. 8. 11, welcher das Elnsprachs-
recht des Bczirksbeamten bei der Recursbe-
hörde gegen amtsräthliche Beschlüffe festsetzk,
wird ohne BcsHrechung angenommcn. 8- 12.
Die Abhör der Gemeinderechnungen geschieht
durch das Bezirksamt. Der Entwurs deS Ab-
hörbescheids wird in ciner Sitzung deS AmtS-
raths zur Prüfung uiid Beifügung etwaiger
Anträge und Bedenken in Betreff des Ge-
meindehaushalts vorgelegt. Fischler stellt
den Antrag, den letztcn Satz also zu fassen:
„Der Entwurf des Abhörbescheids kann in
einer Sitzung des Amtsraths zur Prüfung und
Beifügung etwaiger Anträge und Bedenken
vorgclcgt werden, wenn sich Bedeoken ln Be-
treff des Gemeindehaushaltes finben sollten,"
und empstehlt Vereinfachung der RechnungS-
geschäfte der Gemelnben. Friderich stimmt
dagegen, schon weil der Amtsrath Einstcht in
den Haushalt der elnzelnen Gemeinden er«
halten soll. Regcnau er frägt dic Regierung,.
wie der Geschäftsgang des 8-12 von ihr ge-
dacht, da er geneigt sei, den Antrag FischlerS
zu unterstützen. Mlnisterialrath v. Dusch er-
wledert, daß nur der Abhörbescheid dem AmtS-
rath zur Kenntnißnahme und Abgabe etwaiger
Bemcrken vorgelcgt werdcn solle; der Rech-
nungsbeamte müffc aber dicse Vorlage machen,
ste dürfe nicht in sesn Belieben gcstcllt wer- '
den. Gschrep u. Kirsner stnd ebensalls gegen
eine Aenderung des Paragraphen. Schaaff
dagegen bemerkt, daß der Abhörbescheid nicht
geprüst werden könne, wenn der Amtsrath
bie Rechnung nicht auch geprüfl habe und eine
Genehmiguiig der Bescheide durch den Amts-
rath finde nicht stakt; allein der Paragraph
könne bleiben wie er i'st, die Jnstruction aber
dürfte auf den Fischler'-schen Antrag Bedacht
nehmen. Fifchler >st durch die DsScusston
beruhigt und zieht scinen Antrag zurück. Der
Paragraph wird, nachdem noch Paravicini,
Staatsrath Lamep, Schaaff, Prestinari, Bär,
Ministerialrath v. Dusch, Heldcnreich, Eck»
hardt, Dahmen, Kusel und der Berichterstatter
gesprochen, dem Commissionsantrage gemäß
angcnommen.

III. Von dem Recnrsgerichte. 8- 13.
Das Recursgericht entscheidct in lctzier Zn-
stanz: 1) in den Fällen der §8. 3, 4, 12 und
'45 dieses Gesetzes; 2) über den Anspruch auf

H e i d e l b e r g.

Ein holder'Knabe kommt gelaufen,

Frisch weht des Sommcrmorgens Hauch —

Nnd bringt dem edeln Hohenstaufen
Die schönsten Beercn von dem Strauch,

Die schönsten rcifen Heidclbcercn,

Die wachsen auf dcm Berg der Geisen,

Bis Kinder dic Gesträuche leeren,

Dicweil ste gcrn die Frucht vcrspeiscn.

Dcr Pfalzgraf nimmt die Licbesgabc,

Jhm dargebracht von Ktndeshand
Nnd spricht: „Was ich crbauct habe,

Sei fortan Heidelberg genannt!

So soll mcin Schloß zukünftig heißen,

So drunten die belebte Stadt;

Sie möge Trcue dem beweisen,

Der ihr Gedeih'n befördert hatl^)

') Conrad von Hohenstaufen, Kaiser Friedrich I.. des
RothbarteS Bruder, machte als kriegerischer Fürst die
italienischen Feldzüge des kaiserlichsn Bruders mit. Die

Am Ncckar standen Fischerhütten,

Darinnen tapfere Männer wohnen,

Von denen manchcr brav gestritten
Jn Welschland, ohne stch zu schonen;

Sic waren fröhlich ausgezogen
Mtt ihrcm Pfalzgras von dem Rhein
llnd rückten drauf mit Schwert und Bogen
Alö Sicger in Pavia ein.

Burg auf dem Geisberg bewohnte er, ehe er noch zur
Pjalzgrasschaft bei Rhein gelangt war. Den znvor un-
bedentenden Drt am Fuße des BergeS vergrößerie und
erweiterte er, nachdem er um die Mitte des zwölsten
Jahrhnnderts Psalzgras g-wordenwar. Mit seinem Gebiete
vereinigte er mehrcre Besttzungen deS Hochstiftes Worms
und der alten Abtei Lorsch, weßhalb ihn der Klerus als
einen der Kirche gefLhrlichen Mann verwünschte. Von
diesem klugen, krastvollen Fürstcn erhielt Heidelberg sein
schönes altes Wappen: in einem blauen Schilde ein mit
fruchtreichen Heidelbccrstauden bewachsener Berg, auf
dessen Gipfel eine weiß gekleidete, reich geschmückte' Jung-
srau steht, einen Strauß von Heidclbeerzweigen i» der
rcchten Hand haltend. Anch das alte Stadtsiegel mag
Conrad von Hohenstaufen, wie Freher und GruteniS
vermuchen, Heidelberg verliehen haben; es war cin Löwe
mit bchelmtem Hanpte,. geschlossenem Bifir un» einem
Buschc »on Heidelbeerzweigen a!s Helmzicrde. Bergl. ^
Leger's Führer dnrch die Schloßrninen. S. 2. S.

: O Lombardei,' viel dcutsches Blut
Benctzte damals deine Erde!

ES that hcrvor sich dcutscher Muth,

! Der immerdar verherrlicht werde'!

Der Rothbart macht ben Römerzug
Und holet fich die Kaiscrkrone;

„Für jetzt, mein Brudcr, ist's genug,
Fortan im Reckarthal wohnc

^ „Auf deincr gutgebautcn Burg,

Die droben auf dem Geisberg steht,

Es bltckct WaldeSgrün htndurch,

Gesunde Luft auch dorten wcht;

W-nn ich in Wclschland fcrtig btn,

Beim Kreuze, Freund, ich will ntcht fluchen,
Zieh' ich nach unserem Schwaben hin
Und «crd' am Neckar dich besuchen!"

Das Städtlein wächst und dehnt fich auS
Am Berge und den Fluß entlang,
Handwerker bauen manches Haus
llnd weihen es mit Spruch und Sang;

Also geschtcht des HerrscherS Wille,

Es fiedeln an fich seine Leute,
 
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