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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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Dormerstag, s. Februar

Insertionsgebähren fär die Sspaltige Petit-
zeile werden mit 3 kr. berechnet.

18«3.

Ns 30

dte »Hetdelberger
g" kann man fich
für dte Monate
Februar und MLy mik 36 Kreuzern abon-
niren bei aklen Pöstanstalken, den Boten und
Trägern, so wie der Erpedltion (Schiffgasse
Nr. 4).

* Politische Umschau.

Etn mtntstertellcs Blatt/ die „Ostpreußtsche
Ztg.", entwlckelt etn ganz neues Reglerungs-
programm, nämltch das Mlntsterlum muß
„barsch, barsch und lmmer barschcr" auftreken.
Es hcißt darln wörtllch: „Das Abgeordneteu-
haus hat ln der vergangenen Dlät sich un-
verschämt, großmäullg und ungcbührllch, der
Sache wle den Zormen nach, beiionimen. —
Wird auf das rebelllsche Abgeordnetenhaus

reln nach Gebühr losgefahren-danu wlrd

Hr. v. Bismarck, wie elnst Hr. v. Manteuffel,
Ehrenbürger ln Berlln."

Eln Berliner Kaufmann, frelwllliger Krleger
auS den Zahren 1813 bis 1815, hat dem Prä-
fidenten deS Abgeordnetenhauses angezeigt, daß,
wenn eln Bcamter wegen sciner Verfaffungs-
treue als Abgeordnetcr matcrlellc Nachtheile
erleiden sollte, er demselben für dle Dauer
deö Landtages elne anständige Wohnung tn
seinem Hause zur Verfügung stelle. Auch ein
Beltrag zum Nationalfonds!

Wle tief Schwerln's scharfes Wort: „Recht
geht vor Macht", gepackt hat, zelgte sich bei
der gestrlgen Uhlandfeier lm Victoria>Theater.
Der Fest-Prolog euthält den Vcrs: „Der
Recht vor Macht in seinem Schilde trng".
Als dlese Worte crschollen, brach das ganze
-Publicum ln einen Sturm von Beifall aus,
der dem lm Haufe der Abgeordneten völllg
gleich kam. Vom Hofe war übrigens Niemand
bei der Feler zugegen.

Dcr tvrpstische „Standard" fragt: lst Bis-
marck ein verkappker Demokrat, ein Todtfeind
dcr Hoheiizollerii? Will er eine deuische Re-
publik und darum die preußischc Monarchie
unterwühleu? Er thut Alles, um dle Unzu-
frledcnheit zu steigern, und bleibt er der Rath-
gebcr der Krone, dann wird der Streit zwi-
schen Krvne und Kammer ohne totale Nleder-
lage des elnen oder ander» Theiles nichl zu
beendigen sein.

Aus den öster. Landtags-Sälen lst nach alleu
Berichten die seliene Uebereinstimmung zu con-
statircn, mit der überall das von der Regie-
rung i» Anspruch genommene Rccht, ihre Co»i>
missare den Slpuugen der Landes - AuSschriffe

beiwohnen zu laffen, znrückgewiesen wurde.
Nur der Landtag in der Bukowina machte
hiervon eine Ausnahme und hattc gegen das
Erscheinen von Regierungs-Commiffarien in
den Ausschuß-Sißuiigen nichts einzuwendcn.

Die leßten Vorgängc in Pvlen im Allge-
meinen besprechend, äußeri stch der „Czas"
in der Weise, daß der Bewegung durchaus
nicht die Bedeutung eines politischen Aufstan-
des (?) beizulegen sei — wie dies die russt-
schcn Organc zu thun sich bemühen —, daß
diese Bewegung vielmehr nichts Andercs sei,
als die persönliche Vertheidigung (?) von
der Prvscriptivir bcdrohtcr Lcute, welche stch
zu diesem Zwccke zu mehr oder weniger gro-
ßen Schaarcn verbunden haben. — Jn der-
selben Weise faßt auch der „Gonicc" dic leßte
polnische Bewegung auf. Der leitende Ge-
danke dieser ganzen Bewegung sei kein anderer
gewesen, als daß es beffer sei, in der Vcr-
iheidigung scineS Lebens auf vaterländischem
Boden zu sterben, als in den Reihen des rus-
sischen Militärs zu dienen. — Von dcr War«
schau-Petersburger Eisenbahn sind sämmlliche
Beamtc zu dcu Jnsurgenlen gegangen, so daß
die Bahn bis zur Slation Lapa keine Be-
dienung hat.

Der Prager „Czas", das einzige in böhmi-
scher Sprache erscheinende cenkralistische Blatt,
kündigt an, daß er mit Ende Jan. aufhören werde.

Deutschlaud

Äarlsruhe, 2. Febr. Das großh. Regbl. Nr. 5 ent-
hält ferner: 4) DtenstWchrichten. Ludwtg v. Baumbach
wurde zum Consul tn Mtlwaukee tn Nordamertka ernannt.
Hauptamtsverwalter Beck bet t>em Hauptzollamte Conftanz
wurde zum Oberzolltnspector bei dem Hauptsteueramte
Randegg, vorerst tn provts. Etgenschaft, befördert, dte ev.
Collectur Mannhetm dem Sttftungsverwalter Sauler tn
KarlSruhe, unter Ernennung desselben zum gctstltchen Ver«
walter, und dte ev. Stistungsverwaltung tn KarlSruhe dem
Revisor K. E. Letchtltn bei dem evangel. Oberktrchenrath
übertragen, und der Verrechner Gtffelbrecht bet der Zeug-
hausdirectton zum Buchhaltcr bet dteser Stelle ernannt.

5) Bekanntmachungen dcr Mintsterten: Den Strtch deS
A. Wtnkopp auS der Liste der RechtSpraktikanten, dte
StaatSgenehmtgung von Sttftungen tm Ober-, Mtttel-
und Üaterrhetnkreise, dte Aufhebung ber Etsenbahnbautn-
spectton Hetdelberg, dte Bestimmung des Ziussußes für dte
Darlehen der ZehntschuldentilgungSkaffe pro 1863 betr.
(Der nach Bekanntmachung vom 19. Zan. 1861 und vom
18. Jan. 1862 für dte Darlehen der Zehntschuldentilgungs-
kaffe in den Jahren 1861 und 1862 auf 4^/4 Proc. fest-
gesetzte Ztnssuß bletbt auch für die im Lauf deS Zahres
1863 von den Zehntpsttchttgen verlangt werdenden Darlehen
aus genannter Kaffc mnßgebend, vorbehaltlich jedoch der
Abänderung für den Fall, daß im Lauf des Zahres wesent-
ltche Veränderungen tm Ztnsfuße, zu welchem dte Zehnt-
schuldentilgungSkaffe Anlehen machen kann, etntreten sollten.)

6) Gestorben sind: Am 4. Dec. v. Z. der evang. Pfarrer
Evuard Majer von Neckarmühlbach. Am 29. Dec. v. Z.

der evangel. Pfarrer Schlatter tn Wtttltngen. Am 31.
Decbr. v. Z. der pens. evangel. Pfarrer Aug. Engler tn
Zhringen. Am 15. v. M. der Oberarzt Dr. H. Vögele
tm 5. Znf.-Reg. tn Durlach.

Stuttgart, 1. Febr. Diese Nacht starb
hier unerwartet schnell, ohuc vorangegangene
Krankheit, an einem Herzschlage Frhr. Zvh.
Georg v. Cotta, k. baper. Kämmerrr, Ehren-
Beiraih der k. württemb. Centralstelle für die
Landwirthschast, vieljähriger ritterschaftlicher
Abgeordneter zur zwciten Kammcr, Befitzer
der Cotta'schen Buchhandlung und der „Allg.
Ztg.", im Alter von 66*/, Zahren.

Leipzig, 2. Febr. Jn der Ausweisungs.
geschichie des Schriftstellers Ludwig Storch
ist ein Umschlag erfolgt. Die Maßregel wird
für ein Mißverständniß oder vielmehr für das
Wcrk bes gewiffenhastesten DiensteiferS bes
betreffenden Actuars erklärt.

Gotha, 2. Fcbruar. Gutem Vernehmen
nach haben die Verhandlungen mit dem Hcrzog
von Coburg bezüglich der grrechischen Thron-
canbitatur zu keinem Resultate geführt.

Berlin, 29. Zan. (Fortseßung.) Abgeord-
neter v. Spbcl (fortfahrenb). Was der Zu-
stizminister über die Preffe gesagi, sei kaum
faßlich; wenn nach Allem, was geschehcn, der
Art. 27 der Berfaffung durch die Regierung
nicht verletzt sei, jo höre die Discuffion in
deutscher Sprache auf. Der Abgeorbnetc für
Beckum habe gesagi, Prenßen stehe beffer alS
Rußland und Oesterreich', wo der Belagerungs-
zufland oft verhängr werden müffe; Redner
sei überzeugt, wcnn auf der Basis fortgesah-
ren würde, welche die Regierung jcßt gewählt,
würde ganz Prcußen uitter Belagerungszustand
gerathen. (Beifall.) Wer würde heute an
preußische Reformen, an den preußischen Ruf
nach einem allgemeinen Parlament glaubcn?
Nur in Uebereliistiminung von Fürst u. Volk
in Preußen sei dieö mächtig, nur darauf grün-
dcn sich die Crfolgc der Freiheitskriege gegen-
übcr dkin großen Napoleon, unter deffen eiser-
ner Hand bas französtfche Volk unierjocht war.
(Beifall.) Jm Zahre 1805 häiten Lombarb
unv Gcnoffen eiue Discuffion wie die heuiige
auch als eiue Revoluiion angcsehen, aber durch
eine solche Debaite wäre auch vielleicht ein
Zena vermieden wordcn. Zn einem Augen-
blicke wie dem gcgenwäriigcn, in welchem in
Rußland ein neuer Geist der Freiheit und des
Forlfchriits stch rcge, in welchem Ocsterreich
seine Regeneration begonnen habe, in welcheni
an den Grenzen bes Landes cine polnische
Revolution tobc, das Land in seinen Grund-
festen zu crschüitern wegen der Mililärfrage,
sei unverantworllich. Man möge bedenken, daß

Der treue Freuud des Meuscheu.

Gcwiß vicle Rohhciten und GrausLmkcite» gcgen
Thicrc würden «eniger vorkominen, wenn dic Mcn-
schcn daran dächtcn, daß der Schöpfer zwar dcn
Thieren die Sprache vcrsagt, aber ihnen doch viclc
Eigenschaften gcgcben hat, die bei ihncn ganz gteiche
Empfindungcn wic bct den Menfchen hcrvorrnfen.
BcsonderS jcden Schmerz sühlen ste mctst ebrnso
sehr, wie der Mensch, und die meistcn unscrcr nütz-
lichen Hausthüre gehorchcn freundlichcn Worten
bcffcr, als Schlägen, da fie für Lob oder Vorwürfe
schr empsänglich find und gern das Befohlene thun,
wenn man ste deshalb mchrfach gelodt hat. ES
gibt manche Thicre, welche viele Mcnschen in eint-
gen Stücken an Verstand und Tugend übertresfen
und fehlt unS nur oft das Verständniß dasür, wcil
sie es für uns nicht deutlich auSdrückcn können;
wcr fürchtct sich aber der Sünde nicht gegen so gute,
doch hilflose Gcschöpfe hart und. grausam zu sein,
die uns oft so »ielen Nutzcn und Frcude verschaffen
und glcichsam auf den Menschen, alS ihren Be-

schützer und Vcrsorger, angewiesen find? — Mögen
einigc Bcispiele Zeugniß von dem Verstande und
dcr Trene eincs der nächsten HauSgenoffcn deS
Menschen, dcs HundeS, geben.

Jm Jahrc 1812 rciste dcr Kaufmann Lembcrt
mit zwci Packpferden an einem Fluffc auf eincm
schmalcn Pfade. Der Fluß war dicht vor seinem
Hcimathsorte ausgetrcten und ging das Wasser bis
dicht an den schmalen Weg, der auf der andern
Scite von Felscn eingeschloffen war. Die Pack-
pferdc gehen voraus, dcr Herr zu Fuß hintcr ihnen,
da rutscht der Herr aus und stürzt tn die Wogen.
Dcr Hund springt seinem Hcrrn nach, faßtihnam
Gurte und schon hat er ihn dcm Ufer nahc, da
zcrrcißt der Gurt, der arme Herr verfchwindct in
den Wellcn. Dcr Hund sucht langc in den Wogen
herumschwimmcnd, eS ist umsonst. Während deffen
setzen die Saumpfcrde ihrcn Wcg fort, da rennt
er diesen nach und hält sie auf, damit fie fich nicht
verlieren, dann eilt cr wicder zurkck und sucht sei-
ncn Herrn wicdcr in den Wellen. EineS der Pferde
stürzt; da fchcint der Hund tn der entsctzlichsten
Vcrlegenheit zu fein, bald rennt cr zur Unglücks-
, stellc, bald zum daliegenden Pferde. Ein jungcr

Mann, der dem allen mitzugesehen hatte, will dem
Pferde aufhelfen, der Hund, besorgt um das Eigcn-
thum seineS Herrn, lcidet cs nicht und rreibt ihn
tn die Flucht. Dcr Mann bringt nun die Nach-
richt in dic Stadt, wo Lcmbert's Familtc wohnt.
Man gcht an den Fluß. Heulcnd weist der Hund
den Ort und dcn gcrettetcn zcrriffencn Gurt. Noch
oft ltcf später das treuc Thicr zur Stellc hinaus,
und nie konnten die Söhne des Ertrunkenen mit
dem Hunde an dem Platzvorbei, daß cr nicht dutch
Heulen gezeigt hätte, wic unvergeßlich ihm scin altcr
Hcrr sci.

Etn sett längcrer Zeit tn Nagy Kiktnda (in Un-
garn) krank darnieder ltegcnder junger Mann er-
lag cndlich im Zanuar 1862 seinen Leiden. Sein
Hund, welchcr währeno seiner Krankheit ihn nicht
verlaffen und mcist unter scinem Bettc gclegen hatte,
kroch, als man dic Leichc zu waschcn und anzuklei-
dcn bcgann, von seinem Lager hervor, sprang plötz-
lich auf daS Todtenbett und beroch setuen Herrn.
Dann aber sprang er im nächstcn Augcnblick wicder
herab auf dte Erde, stieß ein schreckliches Gchcul
aus und stürzte lcbloS zusammcn. Etn Freund dcS
Verstorbenen ließ den Hund seciren, und da fand
 
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