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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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M 31

Trscheint, MontagS auSgenommen, taglich.
- PreiS vierteljäbrlich 54 kr.

Freitag, 8. Februar


18S3.

wahrzunehmen. Schließlich verwahrt stch die
preußische Note gegen die gegen Preußen cr-
hobene Beschuldigung, als habe es beim Ab-
schlufse des Handelsvertrags mit Frankrcich
die ihm von seinen Zollverbündeten übertra»
genen Vollmachten überschritten oder der Un-
abhängigkcit in dem Selbstbestimmungsrecht
der Letzteren zu nahe tretcn wollen.

Von wohlbewährter Seite verlautet, daß
im Schooße des öster. Ministeriums bereits
an der Absaffung des Ministerialverantwort-
lichkeits-Gesetzes gearbeitet wird.

Das famose Halsband der Königin Marie
Antoinctte wird, nach beinahe einem Jahrhun-
dert, nochmals Veranlaffung zu gerichtlichen
Debatten geben. Der Carvinal Rohan hatte
in dem Prozeffc, in den er verwickelt worden
war, den Verkäusern des Halsbandes, den
Zuwciieren Böhmer u. Baffange, einen Schuld-
schein von 1,900,000 Franken ausgestellt, die
Schulb aber nicht bezahlt. Später übertru-
gen die Gläubiger einen Theil ihrer Forde-
rung, 800,000 Fr., auf einen gewissen Gabriel
Deville. Auch diese Summe wurde nie be-
zahlt, und es stnd heute die Erben bieses De-
ville, welche gegen bie Erben der Erbin des
Cardinals, der Prinzeffin Charlotte v. Rohan-
Rochefort, klagbar werden, indem ste diesen
vorwerfen, daS Activvermögen der Hinterlassen-
schaft nicht richtig angegeben zu haben,

Die Beilcgung dcr englisch-brasilianischen
Diffcrenz wurde durch den sranzösischen Con-
sul vermittelt. Die Engländer geben die von
ihnen in Beschlag genommenen Schiffe sofort
wieder heraus unv die brastlianische Regierung
bczahlt die von den Eugländern verlangte
Entschädigung.

Die neuesten Nachrichten aus Athen stellen
die Lage des Landes als sehr beunruhigcnd
dar. Die rusflsche Fregatte ,,Osliab" ist im
Piräus angekommen. Seit den letzken Ereig-
niffen hatte ma» in diesem Hafen keine rus-
stsche Flagge gesehen.

Deutschland

Baden. Zu den nothwendigen Verbesse-
rungen unseres Landcs gehört die Unabhängig-
keit und Befferstellung des Richterstandes. Die
Richter sind, wie dem „Pf. Kur." ganz rich-
tig geschrieben wird, weniger gut bezahlt, als
die Verwaltungsbeamten, und eS ist in der
That kaum möglich, die Lebensbebürfniffe
einer Familie, und sogar in einem kleinern
Orte, wo dcr Beamte die socialc Spitze mit
Fug und Recht bildet, und dieselbe, wenn

selbst ganz beschciden nur repräsentiren soll,
mit den Anfangsbesoldungen, beziehungsweise
auch mit den spätercn Zulagen, die in den
Familienzulagen ihr reichliches Gegengewicht
findcn, zu bestreilen. Wichtiger sreilich und
im engsten Zusammenhange mit dem Vorher-
gesagten stehend, ist die amtliche Stellung der
Richier zu ihrerOberbehörde. Hier bietel Preu-
ßen mit allen seinen Feudalrechten andere Bürg-
schaften als unser äOjähriger Constitutionalis«
mus. War es boch nicht möglich, mit allen Waffen
ber Reaction (1849) Waldeck aus bem Obertri-
bunal hinaus zu escamotiren, wo er bald nach
seiner Freisprechung wieder in gunction trat.
Baden laborirt dagegen noch am EntlaffnngS-
und Versetzungsprincip (der Richter hat in
den fünf ersten Jahren des Dienstes kein de-
stnitives Staatsdieiierrecht) und an der Zu-
lagenwillkür. Es ist begreiflich, daß Angestchts
der neuen Organisation Zevcrmann auch die
sofortige und gleichzeitige Aenberung in der
E>teüung der Richter erwartet. Der Richter,
der im Kreisgerichtscollegium fast als Ge-
schworener mit Amtsstellung fungirt (ohne Be-
weisiheorie und fast oh»e Rccurs) muß nach
aüen Seiten hin unabhängig gestellt sctn, soiist
fehlt zumal in allen Mittelstuse» des Stras-
verfahrens die Garantie des unbefangcnen
Urlheils.

— Vom Neckar, 3. Februar. Unsere
Karlsruher Collegin hat es in ihrer heutigen
Nr. sehr übel genommen, daß wir ihre Schwä-
chen etwas aufgedeckt haben. Wir haben nun
burchaus keine Lust, den unerquicklichen Screit
meiter fortzusetzen, können abcr nur eine Be-
merkung nicht umgehen, um die Einbiidung
der Landeszeitung in Bezug auf ihren ver-
meintlichen Scharfsinn und ihrc Spurkraftzu
zerstreuen. Sie glaubt nämlich steif unb sest,
Laß wir mit dem Correspondentcn der Neuen
Frankf. Ztg. eine und dieselbe Person seien
und alS ein sltsr ego zur Abwechslung ein-
mal unsere Eier in ber Heidelberger Zeitung
untergebrachl hätten. Wir versichern unsere
Base, daß sie sich ganz und gar auf dcm Holz-
wege befindet, da wir auch noch nicht eine
Splbe in die Neue Frankfurterin geschrieben
haben. Wenn baher die Landeszeitung jenen
Correspvndenten „gekennzeichoet" zu haden
meint, so hat ste das Zeichen jedenfalls der
unrechlen Person angehängt und den wirklichen
Uebelthäter nicht getroffen. Am besten ist's,
wir theilen uns beide in die an uns verschwen-
deten Complimente und entschuldigen nnsere
Schwester damit, daß eben die Conjectural-
kritik keine Sache der Damen ist.

Auf die „Heidelbcrger
Zeitung" kann man sich
noch für dic Monate
Fcbruar und März mit 36 Kreuzern abon-
niren bci allcn Postanstalten, den Boten und
Trägern, so wie der Erpedition (Schiffgaffe
Nr. 4).

*Politische Umschau.

Die „Köln. Ztg.« schreibt unterm 1. Febr.:
Unter den gestern gemeldcten Beförderungen
zu höheren militärischen Stell'en bestndcn sich
von Fürsten und Edelleuten 42, von Bürger-
lichen —man rathe, wie viel? Kein einziger
Bürgerlicher ist befördert worden. Und boch
sind es schon länger als fünfzig Jahre her,
daß auch im preußischen Heere alle Beförde-
rung nur nach Verdienst und Würdigkeit statt-
finden soll! Man würdc also auf den Ge«
danken kommen können, daß sich unter der
nichtadeligen Bevölkerung Preußens cin be-
denklichcr Mangel an kriegerischer Tüchtigkeit
zeige, wenn man stch nicht glücklicher Weise
erinnerte, daß ein großer Theil der niedrigen
Chargen und so ziemlich die gesammte Mann-
schaft von Bürgerlichen gestellt wcrden.

Nach dem „Mainzer Journal" sind die Re-
gieru»gen in Köln und Aachcn mit dcr katho-
lischen Gcistlichkcit in Conflict gerathen, well
'ste die Leichenhöfe als Eigenthum der politi-
schen Gemeinden ansehen (wie sie eS wirklich
stnd!) „nd dieselben nicht als Eigenthum der
Kirchen qualificiren.

Sicherem Vernehmcn nach ist die preußischc
Antwort auf die letzte baperische Note, in der
das Münchener Cabinet sich ganz auf dcn
württcmbergischen Standpunkt in Betreff des
Handeisvertrages stellte nnd vor Allem eine
Verständigung mit Oesterreich in der Zollfrage
verlangte, jetzt an den diesseitigen Gesandten
in München abgegangen. Die preußische Re-
gierung bringt damit die Verhaudlungen über
dcn Handelsvertrag mit Bapern zu demselben
Abschluß, wie dies bereits mit den diffentiren-
den Regierungen von Württemberg u. Hesscn-
Darmstadt geschehen ist. Sie motivirt aus
der baperischen Note die Anschauung, daß einc
Verständigung mit Bapern auf der Grunvlage
des Handelsvertrages nicht durchführbar sei,
und daß die jetzt bestehende Zolleinigung zwi-
schen Preußen und Bapern über den Ablauf
der bestehenden Verträge hinaus sich nicht wci-
ter wcrde erhalten laffen. Es seien deßhalb
beide Regierungen darauf hingewiesen, jedc
für sich ihre Jntereffen in dieser Beziehung

Der treue Freund des Menscheu.

(Fortsetzung.)

Dic Natur hat ihm zum Wohlc der Menschen
dcn Platz angewiescn, wo er am nützlichsten sein
kann. Steht er, daß Kinder oder Erwachsene inS
Waffer fallen, so springt er unaufgefordcrt, aus
eigenem Triebe, hincin und holt sie heraus, daher
schifft man auf englischen Schiffen für allc Fälle
der Roth auch gern eincn Neusundländer Hund mit
ein. — Als vor einigen Aahren bei Aarmouth wäh-
rcnd eines großen Sturmcs cin Schiff mit aller
Mannschaft untersank, arbcitete fich bei der Wuth
der Wellen mit vieler Wuth ein Neufundländer
Hund durch, kam anS Ufcr und hielt im Munde
das Taschenbuch deS Schiffscapitatns, der es ihm
höchst wahrschetnlich tm Todeskampfe mtt dem Be-
fehl gegeben hatte, dasselbe ans Ufer zu tragen.
Das kluge Thier, als wenn es die Wichttgkeit deS
Taschenbuches erkannt hätte, gab cS nicht dem er-
sten besten Mcnschcn im Haufen dcr Zuschauer,
sondern bctrachtete zuvor eine Menge dcr Anwe- j

senden. Endlich fand der Hund einen «ohlgeklei-
deten Manu, kroch an ihn heran, schmeichclte, sprang
ihm an dcr Brust hinauf und übergab thm das
Buch. Sogleich eilte er wieder an daS Ufcr zurück
und gab auf Alles Acht, was die Wellen vom
Untcrgcgangenen noch anschwemmten, faßtc die Sa-
chcn und trug sie ans Land. — 1849 ging in etnem
englischcn Hasen cin Schiff zu Grunde. Ein Neu-
fundländcr faßte zuerst etncn Matroscn und brachte
thn a»S Land, cr eilte wieder zurück und brachte
eincn zwetten, abcr todt, dann holte er noch alle
auf dem Waffer schwimmenden Dinge herbei. —
Bei etneni andern in England vorgckommenen
Unglücksfalle, wo ein Boot mit Paffagicren um-
schlug, rettete ein Neufundländer Hund fünf Men-
schen das Leben. Darauf umkreiste er das Boot
noch eintge Mal, um zu sehen, ob noch ctwas zu
retten sct. — Ein junger Pariser hatte setnen Hund
überdrüssig und faßte den grausamen Entschluß,
daS armc Thier zu ersäufen. Er fuhr in cinem
Boote auf die Seine und warf das Thier in das
Waffer. Der Hund bemühte sich, am Boote in dte
Höhe zu klimmcn, wurde aber auf rinbarmhcrztge
, Weisc immer wicder zurückgestoßen. Bci einem

Stoß nach dem Thiere verlvr der Mensch daS Gletch-
gewicht und ficl ins Waffer. Sicher wäre er tn
demselben ertrunken, wenn nicht der Hund ihn ge-
faßt und so lange über dem Waffer gchaltcn hätte,
bis Hilse herbeikam.

Einem Landmann in Amerika war setn Kiud in
ben nahen llrwald gclaufeu, und man hatte eS den
ganzen Tag unb die ganzc Nacht über umsonst ge-
sucht, und «ar in der entsetzltchsten Angst, es sei
die Beutc cines wilden ThicreS geworben oder sei
dem Hungertod prciSgegcbcn. Während dte Ael-
tern jammerten, kam etn Wilder mit seinem Hunde
auf Besuch. Als er has llnglück hvrte, forderte cr
Schuhe und Strümpfe, die das Kind das letzte
Mal getragcn, rieb sie seinem Hundc an die Nase
und ging mtt ihm tn den Wald, das Kind zu su-
chen. Nicht lange, so hört man ttefim dicken Wald
ein Bellen. Mtt funkelndcn Augcn kommt ber
Hund zurück und holt die Lcute, und das schon halb
todtc Kind wird durch etnen Hund gerettct, «äh-
rend Menschen keine Htlfe mehr «ußten.

Zn England wettctc dcr Besitzer etncS HundeS
mtt einem Freundc eine Summe Geldcs, daß setn
Hund ein Stückchen Geld, an das er gerochen hätte,
 
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