Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Januar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0061

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
UMÜmgtr Ieilung.

L«.


Dienstag, 2«. Zanvar


L8«3.

Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeitung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Januar 1863 begonnene 1. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition.

*Politische Umschau.

Nach der „Coburger Zeitung" ist der Hcr-
zog heute (am 17.) nach Brüssel abgereist
und bcmerkt das Blatt zugleich, daß dicse Reise
lcdiglich auf den Wunsch crner auswärtigen
Machk erfolgt ist, und daß, wclches Resultat
auch die in Brüffcl zu erwartenbcn Besprechun-
gen haben mögen, es doch unter allen Umständen
nicht in der Absicht des Herzogs licgt, eine
Abänderung in Lcn hiesigcnjRegierungsvcrhälr-
uissen eintreren zu laffen.

Nach der Bcrliner „Vvlkszeitung" soll der
Abg. v. Hoverbeck beim Landtag den Antrag
einbringen, die Minister in Anklagestand zu
verseßen.

Aus Breslau wird telegraphirt: Zn der
Anklage wider die hiesigen Zeitungen wcgen
Veröffentlichung dcr Sammlungen für den
National-Fond stand heute (15. Zanuar) in
zweiter Znstanz Termin an. Das Urtheil
lautete freisprechend. — Es ist dies das erste
Urtheil zweiter Znstanz in dieser Angelegeiihrit.

Der SchriftsteUcr Ferdinand SchMidk und
der Buchhändler Lobeck haben dem Magistrai
2000 Cremplare der Schrift dcö Erstcreil:
„Geschichic des siebenfährigen Krieges" für
den Selbstkostenpreis angebvten zur Vcrihei-
lung an arme fleißigc Communalschüler am
Tagc der Zubelleicr des Hubertsburge'r Fric-
dens. Der Antrag auf Bewilligung der Kosten
mik 200 Thlr. bafür kam gestern in der Siadt-
Vkrortneten-Versammluiig zur Verhanrlung.
Dr. Löwe (Calhe) erklärte sich gegen den An-
trag: j^s werde in diesem Jahre ein Zubel-
fest der dcutschen Ngtivn gefeiert; man würbe
daffelbe sedvch völlig mißverstehen, wolle man
es dazu benutzcn, die Differenzen gigen Ocster-
reich zu verschärfen. Er (ei fkir eine natio-
nale Zubelfeier des Zahres 1813, nicht aber
für eme specifisch preußifche des siebenjährigen
Kriegcs. Der Stadtverordnete Dr. Veit er-
klärtc: Er sei über den siebcnjährigen Krieg
andcrer Ansicht als der Vorredner. Der An-
trag wurde schlicßlich der Schuldeputation zur
Prüfung überwiesen.

L Der „Bok,chafter" bringt einen Leitartikel
' über die Nothweudigkeit ver baldigen Einbe-
rufung veS ungarischen Landtages. Derselbe

Eiue Räubergeschichte.

(Schluß.)

Da fand sich eineS TageS bei dem Postbcamten
ein höherer Polizeibcamter PotSdamS cin und zeigte
ihm eine Photographic, in der crstcrer sosort den
Bräutigam seiner Tochter erkannte.

Jetzt kam nun fvlgendcS an den Tag: Der junge
gebildcte rciche Mann war ein höchst gefährlichcr
Vcrbrccher und in Braunschwcig bei eiuem Raub-
anfalle auf der That ergriffcn worden. Aus den
bei ihm gefundeuen Papiercn hat sich ergeben, daß
dcr Bräuligam zn einer Verbrechcrbande gehört,
die in Paris ihrcn Sitz hat und von dort auS
Agenten in alle Wclt schickt, um reiche Reisende
durch List oder Gewalt »on ihrcr Habe zu bcsreien.
Man fand unter den Papieren:des Verhafteicn
eincn Brief aus PariS, in welchem ihm mitgetheill
wurde, daß an eincm bestimintcn Tage in Braun-
schwcig ein Agcnr Rokhfchild'S mit etner bcdeuten-
den Geldsuinmc anlangcn werde. Dcm Reisenden
der Verbrechergesellschaft war nun aufgegkbe» wor-
den, fich unter aüen Lmständen diescS Geldcs zu

sagt: Der Staatsminister ist dem Reichsrathc
sür die angestrcbte Durchführung der Reichs-
verfaffung verantwortlich. Weiiu die Regie-
rung, ihrem Programme getreu, offen und
energisch ben vom Monarchen bezeichneten Weg
zur Durchführung der Verfaffung einschlägt
und die Berufung des Landtags anstrebt, um
bie Rcchte und die billigen Wünsche Ungarns
mit der Reichsverfaffung in Einklang zu brin-
gen, so wird ihr die Mehrheit des VolkeS ihre
Mitwirkung nicht entziehen und dahcr ist es
nvthwendig, daß der Landtag durch eine Re-
gicrung, welche eine kräftige Verfaffung als
ihr Programm anerkennt, vorbereitet und durch
Männer von klarer und fester Politik geleitet
werde.

Das österr. Staatsministerium hat die Er-
richtrrng ciner protestantischeii Pfarrei in Me-
ran bewilligt und damit thatsächlich entschie-
den Stcllung gegenüber der Agitation für die
Glaubenseinheit in Tprol genommen.

Der französisch-italienische Handelsvertrag
ist am 17. d. in Paris unlcrzeichnet worden.

Es wird versichcrt, daß die französifche Re-
gierung Ende Zanuar 38 Millionen, Enve
Februar 42 und Ende März 47, also zusam-
men 127 Millivnen Francs Wechscl zu be-
zahlen hat, welche die französische Erpedition
in Merico auf vie Staaiscaffe, zum großen
Theile für Aukauf von Pferden, Mauleseln rc.
in den Verciiiigten Staaten ausgestellt hat!

Zn Rom werden die Finanzverlegenheiten
iuimer drückenver; der Peterspfenning rcicht
sür die Verwaltungskosten nicht aus, bas De-
ficit dOrägt 2 Millionen Scudi; die geistlichen
Güter sollcn nun verpfändet wcrden.

Die nationalc Schützengeseüschaft der Pro-
vinz Genua hat Garibaldi zu ihrem Consul
gewählt.

„Patrie" berichtet, es sci Besehl gegeben
worden, die Festungswcrke unb Marinearsenale
in den Häfen zu panzern.

Briefe aus Kopenhagen vom 15. d. berich-
ten, daß in den jüngstcn Tagen bei dem Ca-
biuet in Kopcnhagen eine französische Noke in
der gleichen Richtung wic die euglische und
ruffische eingetrofscn sein soll. (Fädrelandet
widerspricht dieser Nachricht, wenngleich die-
selbe seit 14 Tagen erwartet worden.

Das neue spanischc Minifterium ist wie
folgt zusammengesetzt: O'Donnell Präsident-
schaft und Krieg; Serrano Aeußeres; Vega
Armijo Jnneres; Salaverria Finanzen; Guil-
lamat Zustiz; Lujan Marine; Santa Crur
öffcntliche Arbeiteg. — Horace Vernct ist ge-
storben. ,

bcmächtigen, und dieser Auftrag war der Grund
scines plötzlichcn VerschwtndcnS auS PotSdam. Er
war dircct nach Braunschweig gefahren, hatte dort
in cinem dcr bestcn Gasthvfe den Agenten Roth-
schild'S erwartet und sich, als dtoser wtrkltch zur an-
gcgebenen Zeit angekommen, in deffen Zimmcr zu
schleichen gewußt, nachdem er fich vorher mit Dolch
und Revolver bewaffnet gehabt.

Da er kein andcres Verstrck gefundcn, so hatte
dcr neue Fra Diavolo fich unter daS im Zimmer
befindlich'e Bett gclegt. Der Bewohncr des Zim-
mcrS «ar aber ein so vorsichtigcr Mann gewefen,
wie es sich für einen Rothfchild'schen VcrtrauenS-
mann gczicmt. Als cr daSselbe bctreten, hattc er
zunächst eine genaue Untcrsuchung vorgenommcn
und dabei auch unter das Bett gclcuchtct. Kaum
hattc er hier oen auf ihn laucrndcn Mann erblickt,
ais cr zur Thür hinaus ctlte, diese verschloß und
nun eincn Lärm im Hause zu machcn begann, dcr
selir bald Hilsc genug herbeiführrc. Muthig dran-
gcn drauf mehrere Hausknechte in das Ztmmer deS
Fremde», fanden aber den RLuber nicht mehr vor,
er war, wie man sah, durch das Fenster entflohen
— aber »icht entkommen. Unten auf dem Hofe

„Morningpost" beschuldigt Rußland in
frecher Weise gegen die Türkei das Bölkerrccht
berletzt zu haben durch die Sendung von 7lX>
Wagen mit Waffen, die alle daS Zeichen des
kaiscrlichen Arsenals von Tula tragen, nach
den Donaufürstenthüuiern, wo fie als Roheisen
für Eiscnbahnschienen eingcführt wurden.
Rußland hat außerdem dem Sultan energisch
das Recht bestritten, dic Waffen wegnehmen
zu laffen. Die Pforte wird nun einen Com-
miffär an Fürst Couza senden und von ihm
dic Auslieferung der Waffen und die Leistung
des Vasalleneides verlangcn. Delegirte der
englischen und österreichischen Gcsandtschaft
werden ben Commiffär begleiten. ES sei nicht
bekannt, was Rußlaud thua werde, um dieser
Forderung entgegenzulreten, noch in wie weit
Frankreich die Pforte dabei untcrstützcn werde.
Wenn die Waffen bereits dem Fürsten von
Serbien übergeben worden, so wird die Pforte
dieselbe Forberung an ihn stellen.

Deutschland

Karlsruhe, 17. Zan. Die Karlsr. Z.
cnlhält den Wortlaut der vorgestern am Bundc
abgegebenen „Erklärung" Badens in der Bun-
desreform-Angelegcnheil. Diese Erklärung sagt
einleitend: „Von Betretung des dnrch die ge-
schäftliche Lage angezeigten Weges (zur An-
bahnung einer Bundesreform) ist bis jeßt Um-
gang genommen worden, nämlich von Vorlage
eineS auf Grundlage der ReichSvcrfaffungs-
Urkunde von 1849 ausgearbeiteten Gegenent-
wurfes, sowie von erneutcr Vereinbarung
deffelhen mit den zu Mitwirkung vvllberech-
tigten Gewalten, also der in Einzelkammern
oder in cinem eigcns vazn bevollmächtigten
Parlamente versammellcn Abgeordneten dcS
deutschen Volkes. Die großherzogliche Regie-
rung, welche in biescr Vereinbarung zwischen
Regierungen und Nation den allein segenbrin-
genven Weg zu einer Neugestaltung erblickt
und nicht anstcht, zu bekennen, daß es an den
deutschen Regierungen in ihrer Gesammtheit
ist, nach Ablehnung der 1849 zu Stande ge-
brachten Urkunde cinen revidirten Gegenvor«
schlag zu machen, unterläßt es »ur darum,
ihrerseits einen solchen vorzulegen, weil sie
sich nicht verhehlt, wie wenig Aussicht auf
Erfolg ihre Anforderungen zur Zeit haben
würden, welche nur von dem Maße der im
nationalen Jntereffe nothwendigcn Leistungcn
begränzt sind". Jn Anbctracht aber der ncue-
stenS unter den Buiidesregieruiigeii hervorge-
trelenen Gegensätze wolle sie zum Beweis ent-

lag der unglückliche Sprtngcr mit gebrochcnen
Füßcn. So wcit man hört, verschweigt dcr Ge-
fangcne hartnäckig seincn «ahren Namen nnd gtbt
über scinc Perfon keine Aufklärung. ES tsl des-
halb Seitens der Brauyschweigcr Polizei setne Pho-
tographte an die Polizeibehörden DeutschlandS und
des AuSlandcs gcschickt wordcn, und so hat sich er-
mittelt, daß cr der aus PotSdam plötzlich »erschwun-
dene Bräutigam tst.

Eine kluge.Frau.

Ein Pariser Bankier erhiclt kürzlich Besuch von
Verwandten sciner Frau auS der Provinz und
führte diesclbcn nebst seiner jungen Frau- eineS
Abcnbs zu cinem berühmtcn Restaurant, wo für sic
tn einem der kleinen PrivatsalonS gedcckt wurdc,
die nur durch etne djinne Schcidewand vvn de»
Nebensalons getrennt find. Während der Bankier
uud seine Gesellschaft sich cin Schnepfcn-SalmiS
mit Trüffeln mit allem Behagen schmccken ließen,
erhob fich in dem Nebenzimmer eine helle wetb-
ltche Stinrme, dir man sehr deutlich durch die Wand
 
Annotationen