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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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N 7S.


Sonntag, 28. März

ZasertiollSgebühreu AvalttgeZPetit-

L8«3.

* Politische Umschau.

Di> Gencralcorrespondenz glaubt, daß dic
Berhandlungen über Polen, welche seither un-
unterbrochen fortdauerten, zu einem Einver-
ständniffe zwischen Oestcrreich und den West-
mächten führen werden, insofern Letztcre von
Ersterem keine anderen Propositionen erwar-
ten odcr fordern als solche, die dcr besonderen
Stellung Oesterreichs in dicser Frage für an-
gemeffen und zusagend erachtet werden müffen.

„France" saqt, d'ie Haltung des Wiencr
Cabinets erleichtere ein Einverständniß zwi-
schen den Mächtcn Europas »nd Alles stcuerc
auf cincn Congrcß der Unterzeichner der Wie-
ner Acte hin; dicse Jurisdiction Europas
werde jedes Zerwürfniß beseitigen, das zu Con.
flicken führen könnte, und einc Lösung hcrbei-
führen, wie sie das Gleichgewicht der Macht
verlange. Ein Congreß sei um so nothwen-
diger, als die Vcrträge der Diplvmatie zum
Ausgangspunkt dicnten; wenn aber diese Ver- ^
träge in den aufgestellten Bestimmungen nicht
fortleben könnten, so müßten sic wieder auf-
lebcn in den Rechten, die sie gewährten, nnd
in den Garantien, die sie festsetzten; immer-
hin müßten sic den Verhandlungen als Prä-
liminarien diencn.

„Opin. nat." hat ein Communiquö erhal-
ten, weil sie gegen die Erklärung BillaultS
im Senat behauptet habe, die preußischc Re-
gierung habe die Conveution vom 8. Februar
in Vollzug gesetzt und ruffischcn Truppen er-
laubt, durch ihr Gebiek zu marschircn. Diese
schvn dcmentirte Nachricht sci vvllständig er-
funden.

„Morningpost» sagt über die polnische Frage
geradc daS Gegentheil vo» dem, wa« der
Telegraph berichtet; sic hält dic Zeit für ge-
eignet, Rußland zur Einführung einer cvnsti-
tuiioncllcn Regicrung in Polen anzuhaltcn,
und England wcrde es an Bemühungen dabei
nicht fehlen laffen.

Mieroslawski hat noch nachträqlich gegen
vic Uebernahmc der Dietatur durch Langie-
wicz protcstirt und erklärt, daß dieser dazu
de» Augcnblick benutzt habe, wo eine ernste
Krankheit ihn gezwungen hatte, sich auf kurze
Zeit zurückzuziehen; dieS sei in directer Ver-
letzung des Decrets der Nationalreqierung, das
ihn zum Dictator ernannt, gcschehen.

Gricchenland scheint nun einen König ge-
funden zu haben und die ncuen Berwandlen
ver englischen KSnigsfamilie den Coburgs setzt
eine ernste Concurrenz bei vacanten Throncn
zu mache». Dcr Throncandivat aus Däne-

mark ist 17 Jahre alt und hat daher allc
AuSsicht, vor seinem Lebensende noch, fern
voü Athen, über das Eitle irdischer Größc
nachdenken zu können.

D e u tsch land

Karlsruhe, 27. MSrz. Dic heutige KarlS-
ruher Zcitung enchält im nicht amtlichen Theil
einen offcnbar amtlichen Artikel bezüglich der
Jnstruciivn des badischen Bevollmächtigten zur
Generalconferenz in München, von welchem
verschiebenc Blätter gesagt haben, er sei ohne
Jnstruction, oder er sei mit einer der Jn-
struction des preußischen Bevollmächtigten iden-
tischen Weisung verschen. Nach dem Ein-
gange svlltc man meinen, die Karlsruher Zei-
tung wolle dicsen Angaben eine ganz andere
entgcgenhalten. Dem ist aber nicht so. Sie
sagt: dcr badischc Bevollmächtigtc werde an
dcr Di'scussivn von Fragen, welche über die
Competenz einer Conferenz von Zollvereins-
bevollmächtigten hinausliegcn, oder dieser Con-
ferenz durch Zuzug von Bevollmächtigten, die
Nichtzollvereinsstaaren angehörcn, einen andern
Charakter verleihen würden, sich nicht bcthei-
ligen. Das ist so ungefähr dasselbe, was die
„gegnerischen" Blätter sagten. Die königlich
preußische Regierung wird wohl ihrcn Bevoll-
mächtiglen ebeuso instruirt haben.

Darmstadt, 23. März. Hcrr Adv. Metz
fordert als Ausschußmitglied des National-
vereins zur Feier des 28. März, alS des Ta-
ges der Unterzeichnung der Reichsverfaffiing
von 1849 auf.

Darmstadt, 2ü. März. Die Abgeord-
netenkammer verwars heutc in geheimer Sitzung
die Nkgl'eruilgsforderung von 18,000 fl. Apa-
nagc und 11,000 fl. Erziehungskosten siir den
Prinzen Wilhelm, deßgleichen das 10,000 fl.
beantragende Amkildemelit.

Frankfurt, 36. März. Man spricht da-
von, daß bic Süddcutsche Zeitung demnächst
eingehen werde, da der Fonds größtentheils
verbraucht ist und l'ii Buhl von Deidesheim
eine Hauptstütze geschieden ist.

Frankfiirr, 26. März. Die BundeS-
vcrsaminlung beschäftigte stch heute fast
ausschließlich mit BunveSfestungssachen (Ge-
nehmigung ei'nes Vertrags mit Badcn wegen
einer Gouvernementswohnung in Rastatt, des
Verkaufs des Agneserklosters in Mainz, Vvr-
anschläge für die nächsten drei Baujahre, in
denen sehr bedeutende Bauten in Aussicht ge-
nommen sind) und unbedeutenden Militäran-
gelegenheiten, Vorlage vvn Standeslisten rc.

Für Iulius Mose». *)

Eine Stimmc aus dem Ertl.

Denk^nicht^an Lohn^und Lorbeerkron"'

Das Vaterland ist Bettler worden,

Was fordert noch des Bettlers Sohn?

Sr he^scht ein Schwert und wdcstiefe Wunden,

Slark, sta.r imd M«se». ciSS-.)

Wer sprach das Wort, daS tapfte, scharfe?

Wcr ltcß «S wettern «ns »oran

JulmS Mosen, den schon fünfzchn lange Jahre
an das Krankenbett f-ffeln, und deffcn Werke, lheilweise
vollständig vergriffen, nicht wicder aufgclegt worden stnd,
weil das uniägliche Leiden die Hand des Dichters von
ihnen abgezogen hat, bcreitet jetzt, durch Freundeshand,
eine Gesammtausgabe derselben »or, die jedoch crst dann
erfcheinen kann, wcnn durch eine hinreichende llnter-
zeichnung däS »nternehmxn gedeckt sein «ird.

AuS deutschen BlLttern. Januar 1S6S.

Zm Saitenrauschcu einer zorn'gcn Harfe?

Das that ein Dichtcr und ein Mann!

Vor dreißig Jahren hat cr cs gcsproche»,

Und heute noch die Herzcn macht es pochen, —
Uns, fern im Bann!

UnS, dic wir unS in schönen stolzen Tagen
Um DcutschlandS Ehre ftoh geschaart!

Uns, die wir singcnd untcrlagen
Für's Vaterland, daS Bettlcr «ard!

Das Traum auf Traum im Winde sah zerstieben,
DaS Bcttler ward und Bettlcr tst geblieben, —
Bis diesen Tag!

UnS, die gewagt «tr und gewettet,

Die brechen wir gewollt des Bettlers Joch!

Uns, dic wir auf dte Erve uns gebettet, —

Nicht auf dtc Hctmatherde doch!

Wtr stchn scitab, verlorne Außenposten!

Dle harte Nvth ließ unsre Saiten rostcn, —

Was liegt daran?

Was liegt an uns? Doch o, deS Tapfern, Treuen,
Des Trotzigen, der auch dic Bahn uns wieS!

Hicrauf vertagte sich die BundeSversammluug
bis zum 16. April.

Franksurt, 26. März. Jn Berlin fleht
demuächst einc wichtige Entschcidung bevvr,
nämlich die Erledigung der Frage, vb sich auf
Grund der Forckenbeck'schen AmendementS zur
Militärnovelle einc neue Gruppirung
der Majvrität des Abgeordnetenhauses heraus-
stellen und in dieser einen Fragc sich die Fort«
schrittspartei zum eincn Theil an das linke
Centrum anschließea wird, während der an<
dcre Theil der Partei unter WaldeckS Füh-
runq eine Abzweigung nach links hin bildet.

Wiesbaden, 23. März. Zur Feier des
Jahrestags der deutschen Reichsverfaffung
wird nächsten Sonntag in Niederwallus eine
Versammlung von Nationalvereinsmitgliedern
stattfinden. (S. Z.)

Stuttgart, 24. MSrz. Nach hier an-
gelangten Bricfen aus dem Westen Amcrika's
befand sich Obcrst Hecker in Philadelphia
krank. Er ist dort in der Pflege seiner Schwe-
ster, dcr Frau Dr. Tiedemann, und bercitS
wieder außer Gefahr und auf dem Wege ent-
schiedencr Besserung. Er war vorher schon
längere Zeit leidcnd gewescn, wollte aber trotz-
dem sein Regiment nichl verlaffen, so lange
auch nur noch dic entfernteste Möglichkeit
eines baldigen Zusammentreffens mit dem Feind
vorhanden gewesen war. (N. F. Z.)

Berlin, 24. März. Der von uns bereiks
angekündigte Antrag des Abg. Waldeck in dcr
Militärfragc ist gestern in der Fraction der
Fortschrittspartei zur Vorlesung gekommen
und wird morgen bei den Besprechungen der
Fraction über die Militärnovellc mit zur Dis-
cussion gelangen. Das Wichtige an dcm An-
trage ist, daß er dic Amendirung an dcr Mi-
litärnovelle abschneiden und diejenigen Linc«
amente der Militärorqanisaiion angeben will,
über welche die alte Majoritäl des Abgeord-
netenhauscs einig sein kann. Auf die Faffung
komml cs Waldeck und seinen beiden Mitan-
tragstellern, v. Kirchmann und Mellien, nicht
an. Waldeck hat sogar, wie wir hören, gestern
bei Einbringung seines AntrageS crklärt, daß
cr sich, die Faffung anlangend, jeder Vcrbeffe-
rung willi'g fügen wcrde, Wenn unsere Re-
gierung sich auf ihren Vortheil verstünde, so
würde sie jetzt schnell zugreifen und mit den
Forckenbeck'schen Ameiidements stch «inverstan-
den erklären. Forckenbeck bietet ihr mehr, als
sie sonst je erlangen wird. — Von sehr her-
vorragcndcr Seite hörten wir heute, daß von
den verschi'edensten Seiten auf den König Ein-
wirkungen versucht werden, um ihn von der

Der Kamps und Wunden uns nicht scheuen,

Dcr tn den Sturm hauslos uns wandern hieß!
WaS, ob tm Elend mälig wir verschallen:

Zhm ist daheim ein härter Loos gcfallen, —

Das klagen wtr!

Dem Heinrich gletch, den er gesungcn,

Ging cr und trug deS Baterlandes Schmach, —
O, «Lr' ihm doch daS treue Herz zersprungen,

Als er vor Leid, vor Leid zusammenbrach!

Da ward das Schwert ihm aus der Hand gewunden,
Da fand cr sie, die todeStiefen Wunde», —

Doch nicht den Tod!

Zn jencm Lenze, den wir nte vergeffen,

Im Weihelenz, im Bölkerjahr,

AlS, kühn mit seinen Drängern sich zu meffen,
Den rothen Kranz im blonden Haar,

Znm Kampf, zum Kampf Deutschland sich endlich
schmückte:

Da war'S, daß thn setn LooS dem Kampf entrückte, —
Lang tst die Zeit!

Lang ist die Zett! Jm WaldeSgrund dtc Ammer
Lockz' unterdeß drcimal fünf Sommer lang!
 
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