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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0357

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Al^r. UK-W Srscheillt. Montags MSgenommrn, taglich. Infertionsgebühren für die ZspaltigeLPetit-

Preis vierteljäbrlich 54 kr. zeile werdea mit 3 kr. berechner. UWUW^D»

* Politische Umschau.

Das „Vaterland", das Kreuzzntungsorgan
in Wien, theilt aus Berlin mit: es sei hier
bereits vic Frage zur Erörterung gekommen,
ob cs nicht beffer sei, durch cin offenes Ein-
gehen auf die jüngste» „dänischen Concessio-
nen" stch an Dänemark einen neuen Bundes-
genoffen zu gewknnen. — Das heißt doch die
Schamlosigkeit wett getrieben! Freilich muß
man wisseu, daß auch die berliner Kreuz-
zeitungsorgane mit Dänemark kokettiren. Eine
dänische Schandschrift gegcn Dcutschland ist
von Herr» Heinecke, dem Verleger und Drucker
der Kreuzzeitung, in Commission genommen
worden!

Der Prinz Christian zu Dänemark, Vater
deS neuerwählteil Königs von Griechenland,
soll aus seine Anfragc wegen der Abtretung
der jonischen Jnseln eine ausweichende Ant-
wort vom englischen Cabinet erhalten haben.
Letzteres schlage die Ceffion nicht ab, woüc
aber sich nvch überzeugen, daß der neue Mo-
narch den Bedingungen entsprcche, welche eS
zur Nechtfertigung jenes Schrittes nolhwendig
erachte.

Dic „Baper. Ztg." sagt in einem Artikel
„Zur Lage": Wir möchten heute noch ein
paar Worte über dic griechische Angelegenheit
sage». Dic Wahl des Prinzen Wilhelm von
Dänemark wird Griechenland nimmermehr er-
freulich sein. Die Annähme der Krone von
Seite bcs Erkornen ist auch noch keineswegs
gesichert. Sein königlicher Vater Prinz Chri-
stian scheint nun doch den unbestrittenen Rechts-
bcstand der baperischen Ansprüchc in den Cal-
cul hereinzuziehen, und stellt als eine Haupl-
bedingung die Verzichtleistnng Kvnig Otto's
anf den griechischen Thron.

„Jnd. Belge" berichtet, Rußland habe in
Paris angezeigt, es wolle den Polen dieselben
Znfiitutionen geben, welche Frankrcich habe;
zwei Kammern und ein »icht verantwortliches
Ministerium unter einem verantworilichen nicht
erblichen Vicekönig. Daraufhin bemühe man
sich von PariS aus, durch die Chefs dcr Emi-
gration die Polen zur Nicderlegung der Waf-
fen zu vermögen^

Deutschlaud

Karlsruhe, April. Ordcnsocrlelhuiigen. Sc.
Köntgl. Hohcil de« Großhcrzcg hadcn Stch unicr dcm
24. Febr. d. Z. gnäiigii bcwogen gefunden, nächbcnanntcn
l-iserlich ruMchcn StaatSbcamtcn gioßhcrzogliche Ordc»
zu verlcihcn: dcm Mintjicr dcs kaiieiltchen HauseS, Ge-
ncraladjutant und General der Znsantcrtc, Graf Wilhclm
Adlcrberg l , sowtc dem RctchS - Vicekanzler und Mintster
dcr aoswärtigcn Angrlcgcnbcitcn, wirlllchcn Gchctmcnrath
Fürst Alcxander Gortschakoff. dcn Hausordcn dcr Trcuc in
Brtllantcn; dcw Piästtcnlcn dcS GabiuctS Sr. Maj. dcS
KaiscrS, wtrklichcn Gchctmcnrath Laron Pelcr v. Meyln-
dorff, den Hausordcn dcr Trcnc; ocm Hofstallmeister Grafcn
G. Stroganoff daS Großkccuz dcs Zährtngcr LöwenordcnS
In Brillanten; dem Hoimeistei Zhrcr Kaiserl. Hohctt dcr
Frau Großfürstill Maria Aik-laj-wna, Fürsten AleriS
Kouraktn, dcm PioiopreSbtter Basilins Baschanoff, und
d-m Gch.-Rath W. Wukhanow das Großkrcuz dcs Zäh-
rtngcr LowenoidcuS; d-m Hosmctstcr Sr. Kaiscrl. Hoheit
d-s Gioßsürst-n Michacl Nikolajcwiisch, Kammcrhcrrn von
Eroiic, dcm Gch.-Rath von Mnßhard, dcm StaatSraih
Erascn Al-riS Musstn-Pnschkin, dcm Staatsrath Müllcr,
dcm Gcneialmajor Rchbtntcr nnd d-m wirkl. StaakSrath
und Sccrclär Jhrcr «ats. Hohcit d-r Großfürstin Maria
Ntkolajcwna, Hcrzogin von L-uchtcnbcrg, R-lnhard, daS
Cowmandeurkrcnz mtt St-r» dcS ZSHrlngcr Lvw-nord-nS;
dcm Ob-rst-n Blicks, Grzichki Sr. Kalscrl. H-h-s« dcs
Prlnzcn Eugcn Marimllianowitsch Romanoffskt, und dcni
StaatSiath Salzmann daS Eouimandcuiiicuz »om Zäh-
rtnger Löwcnordcn; sowtc dem evangcltschcn Getstlichen
Nöttingk, Psarrcr -n der St. Anncukirche tn PetcrSburg,
dcm Lleuienant Dtdcricks, dcm Sccretär Zhrer Kaiscrl.
Hohcit d-r Großsnisitn Maria Rikotajcwna, H-izogin von
Lcuchtenberg, Hornberg, drm Kammeijunker Rumine, dem
Kanimcijunkcr Goloubtzow, und kcm Stallmetstcr Setner
Kaiscrl. Hohrit dcs Großfnrstcn Michacl, Krngcr, d-s
Rttt-rkr-uz dcs Zäh-ing-r LöwcnordenS.

Sc. Köutgliche Hshett dcr Großherzog habeu Sich

unter dem 25. Februar d. Z. guädtgff bewogen gefundeo,
d-m Hauptmann AdreaS Frey, öeughauslnsxcctor !n Rastatt,
daS Ritterkreuz deS Orden« vom Zährtnger Liweu zu
verleihen.

Karlsruhe, 17. April. II. KK. HH. der
Großherzog, die Frau Großherzogin und der
Erbgroßhcrzog sind heutc Nachmittag aus
Mainz wieder hier eingetroffen.

Karlsruhe, 17. April. Der Ge.
setzeSentwurf über die Verwaltungsor-
ganisation hat, wte wir dem heute im
Druck erschienenen Bcrichte des Abg. Kirsncr
entnehmen, in seinen Hauptgrundzüg'm die em-
sti'mmi'ge Billigung der Cowmiffion der zwei-
ten Kammer gefunden. Als diese Grundzüge
bezeichnet dic Commiffion:

1) Dke Selbstverwaltung gewiffer näheren
Zntereffen durch das Volk vermittelst der
Krelsverbände und deren Organ, der KreiS«
versammlung.

2) Die Mitwirkung der Bürger bek der
Adminlstrativjustiz und bei einem Theile der
politischen Staatsvcrwaltung durch vas Jn-
stitut der Amtsräthe.

3) Dke ki'nheitlichere und somit wkrksamere
Gestaltiing ocr Regierung im engeren Sinn
dadurch, daß das die uiimi'ttelbare und ein-
heitliche Einwirkung der Centralregierung stö-
rende Mittelglied der Kreisregierungen aufge-
hoben wtrd.

Die Abänderungcn, welche die Commis-
sion vorschlägt, berühren das Hauptprincip
des Entwurfcs nicht; ste bcziehen sich zunächfi
auf die Bildung der Llsten zum Zwecke Ler
Ernennung der AmtSräthe. Der Regierungs»
entwurf bestimmt die Aufstellung der dic Na-
mcn aller zum Dicnste eines Amtsrathsmit-
glkeds sich eignenden Einwohner des Gcmeinde-
bezirks enthaliendeii Liste (Urliste), welche
dann dcr Amtsrath zu prüfen, zu ergänzen
und dem Kreishauptmaiii, vorzulegen hat. Dte-
ser übergibt ste der Kreisversammlung, welche
dieselbe abermals ergänzen kann, um sodann
die engere Liste zu bilden, aus welcher die
Ncgi'erung die Mitglieder der Amtsräthe er-
nennt. Diesc Art dcr Ernennung mißbilligt
die Commifsion cinstimmig und schlägt statt
dessen und an Stelle des compli'cirten Wahl-
modus für di'e Mitglleder der Kreisversamm-
lung vor: Alle 3 Jahre sollen durch Urwahlen,
bei welchen alle im Amtsbezirke seit einem
Jahre ansäffigen 25 Jahr alten Staätsbürgcr
(mit wenig Ausnahmen) stimmfähig u. wähl-
bar stnd, VertrauenSmänner und zwar auf je
250 Seelen Einer gewählt werden, wclche
einerseits mit den bevorzugten Grundbesitzern
den Wahlkörper für die Kreisversammlung,
andererseits ohne dieselben (wenn ste nicht
zuglkich gewählt stnd) gewiffermaßen einen
zahlreichen Grundstock bilden, aus welchem
sodann die Kreisversammlnng und in letzter
Reihe die Regierung jedes Jahr die gceignet-
sten Bestandtheile für dic Amtsräthe entneh-
men. Dami't auch die klekneren Gemei'ndcn
bei den Wahlen den Mann ihres Vertrauens
durchsetzen können, so sollen schon 250 Seelcn
eiiien Wahlbezirk bilden. Dami't jcdoch in
cinem Wahlbezirke die Zahl der Wähleiiden
nicht ;u groß und die Wahl ni'cht zu sehr er-
schwert wi'rd, sollen Städte über 3000 See-
len in mehrere Wahlbezirke zerfallen.

Ueber zwei weitcrc wi'chtigc Abänderungs«
vorschläge, di'e Stellung der „Landescommis-
iäre" und dic facultativc Errtchtung von
Amtsverbänden bctreffend, in dem nächsten
Bericht.

Karlsruhe, 16. April. Wie man hört,
wird unsere Lurchlauchtigste großherzogliche
Familie in nächster Woche aus einige Wochen
die Restdenz nach Baden verlegen. S. D.
der Fürst Karl von Löwenstein-Wertheim Ro-

senberg, badischer Standesherr, früher mit der
am 2. März 1861 verstorbenen Fürstin Adel-
heid von Jsenburg-Birstein vermählt, hat flch
mit I. D. der Prinzeffin Sophie Maria Ga-
briele Pia von Liechtenstein, Schwester des
regierenden Fürsten Johann, verlobt. Seine
Durchlaucht wird hkerdurch der Schwager der
k. k. österr. Gesandten Prinzen von Schön«
burg-Hartenstekn und Grafcn von Trauttmans-
dorff und des Erbprinzen von Schwarzenberg.
Der Fürst ist geboren am 21. März 1834,
Lie Pri'nzeffl'n am 11. Juli 1837. (Kr. A.)

— Mannheim, 17. Aprkl. Zn Nr. 77
dleses BlatteS vom 1. April habcn wir dle
Wohlthätigkeit der Verordnung besprochen,
daß jeder evangelische und katholische Geist»
liche des Landes bei seinem Eintritt in den
Kirchendienst einen Eid auf die Verfassung zu
leisten habe. Dic Bad. Landesz. bringt nun
heute die Nachricht, daß die Nr. 8 des An-
zeigehlattes für die Erzdiösc FLdiburg eine
Verkündigung des erzbischöflichen Ordknariats
enthält, welchc jene staatliche Verordnung mkt
dem sie begleitenden Zusaße mittheilt, daß di'e
Geistlichen diesen allgemeincn staatsbürger-
lichen Eid um so unbedenklicher leisten kön-
nen, als das Ordinariat, gemäß der ihm er-
thei'Iten päpstlichen Jnstruction (ist eine solche
da erfordcrli'ch, wo es stch um die Befolgung
einer Staatsverordnung handelt?), den Vor-
behalt gemacht habe: „daß die bestehendcn
sowohl als die in Zukunst zu crlaffenden iStaatS-
gesetze nichtS enthalten, was den Gesetzen Got-
tes oder sei'ner h. Kirche widerspricht." —
Dicser „geistliche. Vorbehalt" scheint unS be-
dciiklichcr Natur zu sein, denn er ist geeignet,
jcne StaatSverordnung zu etner blos illusork-
schcn zu machcn; und die Staatsregierung
würdc ihn auch vielleicht zurückweiscn, wenn
sie nicht das Rccht nnd dte Gewalt in Hän«
den hätte, eidbrüchige Priester mit ihrcn trügc-
rtschen Reservationen zur Strase zu' ziehen.
Daß die Staatsgesetze nichts enthalten sollen,
was „den Gesitzen Gottes" wiberspricht, ist
schon Recht, und Papst und Ordinariat mögen
ihren Vorbehalt immerhin an diese Bedingung
knüpfcn, insosern sie stch nicht das Recht an-
maßen, dke allein competentcn und unfehlbaren
Ausleger des göttlichen Gesetzes zu sein. Al-
leln daß die Gesetze einer Kirchc, rlnd wenn
es auch dic „heilige" römisch-katholische Kirche
wäre, mit den Gesetzen Gottes nicht rein iden-
tisch seien, bezeugt die ganze Kirchengeschi'chte
im Allgemeinen wke im Einzelnen; und der
Staat kann die beanspruchte Jdentität prkn-
cipkell um so weniger zugebcn, als er aus
Ersahrung weiß, daß die Kirche schon Manches
verordnet hat, was sich mit dem Staatswohl
nicht verträgt und was daher der Staat nicht
als maßgebcnd für stch betrachten kann. „Wenn
Moses abwesend ist, macht Aaron Kälber",
sagtc ei'nst ein aufgeklärter katholi'scher Geist.
licher aus der Weffenbergischen Schule, d. h.
„wenn dcr Gesetzgeber nicht wacht, so macht
die Priestcrschaft dumme Streichc." «oüte
etwa jener erzbischöfliche Borbehalt dfe Ten-
denz in stch schließen, di'e durch daS Staäts-
gcsetz perlorenen Posttkonen des Konkordats wie-
der zu gewi'nne»? Wir beschränken uns auf
diese Fragc, und überlaffcn Andern die Be-
antwortnng. Das abcr müffen wir aussprechen,
daß jener Borbchalt entweder ctwas Selbst.
verständliches enthält und darum überflüssig
ist, oder daß er ein Mißlrauen in die StaatS-
geseßgcbmig verräth und deßhalb eine Be-
leidigung dcr dabei bethekligten Factoren i'n-
volvirt, oder endlich daß er in ver Form eines
unschuldigen Vorbehaltes ein tückischer Hin-
terhalt ist, gegen den man a»s der Hut sekn
muß.

Mannheim, 17. April. Zur Theilnahme
 
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