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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0125

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Savistag, 7. Februac


Trscheint, MontagS auSgenommen, täglich.
PreiS vierteljährlich 54 kr.

' Auf dle „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
Februar und März irnt 36 Kreuzern abon-
niren bei allen Postanstalten, den Boten und
Trägern, so wke der Erpedition (Schiffgaffe
Nr. 4).

* Politische Umschau.

Die Magdeb. Ztg. sagt i Der ei'nzige Fest-
zug, der uns des Jahres 1813 würdig er-
scheint, wäre die trauernde Borussia, welche
hinter dem Sarge der Errungenschasten fener
Zeit emher wandelt. Am. 22. Mai 1815 er-
schi'en die Verordnnng über die zu bildende
Rcpräsentation des Volkes. Erst im Zahrc
1848, nachdem bereits in vi'elen deutschen
Staaten Verfaffungen eingeführt worden, wagte
es das preußische Volk, seinen König an die
Ausführung jener Verordnung zu mahnen.
Am 21. März 1818 antwortete der König:
„Jch werde bestlmme», wann die Zusage einer
landständischen Versaffung in ErsUUung gehen
soll, und Mich durch unzeitige Vorstellungen
im richtigen Fortschreiten der Zeit nicht über-
eilen laffen," Der König übereilte sich so
wenig, daß er am 7. Juni 1840 starb, vhne
sein Wort eingelöft zu haben. Er hinterließ-
seinen Söhnen nnersüllte und durch 25jähriges
Warten gesteigerte Volkswünsche und die Aus-
gabe, Verfaffungskämpse durchzumachen, dic
er ihnen hätte ersparen können.

Den Besitzern von Holels, Hotel-garnis rc.
in Berlin ist von der Polizei dieser Tage
die rechtzeitigc Anmeldung aücr hier cintreffen-
den Fremden unter Androhung der Concessions-
entziehung eingsschärft worden.

Von der Aufnahme, welche Mitglieder des
Abgeordnetcnhauses finden, weiin sie einer
Einladung zu Hofe folgcn, spricht man lieber
nicht. Da aber die Berliner Blätter sich wie-
der einmal mit dieser Sache beschästigen, so
bestätigt die „Rh. Z.", 1) daß mehrere Mit-
glieder des kath. Centrums und ber Fractivn
ber Coiistitutionellkn (Vincke) am Sonnabenv
das Hoscvncert besucht haben, 2) daß ihnen
dort kein Stuhl angeboten wurde, 3) daß,
als sich Einige aus die letzten Stühle setzlen,
ihnen im Austrage des Hofmarschalls bemerkl
wurde, die Siiihle seien nicht für sie, 4) daß
diese Volksvertreter bis zu Ende des Concertö
geblicben stnd.

Ein Wiener Correspondcnt der „Südd. Z."
meldet, daß Oesterrei^, seinen deutschen Bun-
desgenoffen angekündigt habe, eS halte sür den

Der tre«e Freu«d des Mkksche«.

(Schluß.)

Der Schauspieler Hughcö hattc eine Perücke, die
gewöhnlich auf eiiiein Stockc in scinem Zimmcr
hing. Eines TageS borgte er sie cinem setner Ka-
mciaden, und nicht lange darkuf besuchte er ihn
und crinnerte ihn an dic Rückgabc derselben. HughcS
hatte sciiien Huud bei fich und hiclt sich nur kurzc
Zeit bci scinem Frcundc auf, der zufällig die Pcrücke
auf dcm Kopfe hatte. Als Hughcs fort ging, blteb
sein Hund zurück und sah dem Mannc ins Gesicht.
Dicser fuhr thn an und sagte: was willst du von
mir? Der Hund sprang an thm sogleich tn die
Höhc, riß ihm dtc Perückc vom Kopfe und lief
schncll seincm Herrn nach Hausc nach und lcgtetdie
Perücke vor ihn hin.

Derfelbe Hund lief einst übcr einc Wicse, wo eine
Wäscherin ihre WLschc zum Trocknen aufgehängt
hatte. Der Hund blteb vor dcr Wäschc stchcn und
bcschnuffelte ein Hemde; als dic Wäschcrin ihn
fortjagen wollte, packtr er schncll daS Hemdc, lief
damtt davon, schlcppte es mtttcn durch den Koth
und brachte es scinem Herrn. Dieftr besah es und

Augenblick weitere Schritte in Sachen der
Bundesreform nicht für rathsam!

Wie verlautet, hat die französische Regie-
rung in Petersburg den Rath crtheilen laffen,
den Großfürsten Constantin, der bei ben Po-
len nicht ganz unbeliebl, zum Vicekönig von
Polen zu ernennen. Die Ägitationspartei
warnt vor diesen Gerüchten, welche von Pa»
riS stamuien. Man will daburch die Maffen
wankend machen, denn das Programm der
Jnsurrectionspartci ist vollständige Lostren-
nung von Rußland.

Nach der „L'Europe" baten Bewegungs-
männer der Doiiaufürstenthümer den Kaiser
Napoleon, den Prinzen Napoleon als Candi-
daten deS rumänischen ThroneS aufstellen zu
dürfen. Der Kaiser erwiederte durch Tillos,
er wvlle nicht, daß Etwas gegen den Vertrag
von 1856 geschehe.

Der Bersaglieri-Commandant von Aspro-
monte, nunmehr General Pallavicino, befindet
sich unter ben Canvidaten des Wahlcollegiums
von Jmola und hat große Wahrscheinlichkeit,
zum Abgeordneten erwählt zu werden.

Das Zvurnal „L'Europe" enthält eine Er-
klärung des Fürsten Michael von Serbien auf
eine Note der Pforte in Betreff der fortwäh-
renden Waffensendungen und der kriegerischen
Rüstungen Serbiens. Der Fürst erklärt die
Nvthwendigkeit derselben durch die bedrohliche
politische Lage Europas bedingt, und durch bie
Befürchtung, daß bei ausbrcchendem Kriege
Serbien von einer oder der andern der krieg-
führenden /parteicn angegriffen werden könne.
Es sei somil seine Pflicht, sich. in ben Stanb
zu setzen, den Eventualitäten einer fremden
Znvasion gegenüber gerüstet dazustehen, übri-
gens scien seinc Rüstungen, wie bie Pforte
überzeugt sein könne, nicht gegen die Pforte
gerichtet.

Die Nachrichten aus Polen sind, da die
Cvmmunicalionen meist unterbrochen, nur mit
großer Vorsicht aufzunehmen. Die Nachtzüge
auf cer Bahn von Warschau nach Wilna sinv
eingesteüt worden. Das Jnsurrectionscomite
hat bringenbe Weisungen an die Polen in
Oesterreich und Preußen erlaffen, sich ruhig
zu verhalten, um diesen bciden Mächten keinen
Anlaß zur Einiriischung zu geben. Hat auch
die Znsurrectivn keine denkbare Chance, mit
den Waffen etwas durchzusetzen, so hat sie doch
bereits scho» dem Ansehen Rußlands wesent-
lich geschadet und bie liefe Zerrüttung geoffen-
bart, an welcher ber zusammengekoppelte Slaat
unheilbar kränkelt. Das uüt Gewalt Erwor-
bene kann er nur mit eiscrner Gewalt sest-

faud, daß es ihm gehöre und ihm gestohlen wor-
den war.

Jn der Stadt R. gab dic Obrigkeit den Befehl,
daß man keinen Hund frci aus der Straße umher
laufen laffcn svllte. Alleiii diese Verordnung wurde
bald vergcffen und die Hunde liefcn auf allen Stra-
ßen frei umher. Da ließ die Obrtgkeit eineS Ta-
ges auf allen Gaffen zu gleicher Zctt die Hunde
fangcn und in eine Scheucr vor der Stadt sperren.
Die Gefangcnen machten hier ein jämmcrlicheS Gc-
schrei und vtcle Menschen kamen herbci. Der ver-
antwortltche WLchter lteß jedoch keincn Menschcn
in die Scheucr, auch kcinen Hund heraus. Als sich
die Menschenmenge wieder verlaufcn hatte, kam eine
obrigkeitlichc Person und nahm die Hunde in Au-
genschein. Allc waren schr unruhig, nur cin Pu-
del lag still in eincm Winkel, als sinne er auf cin
Mittcl zur Fiucht. Während der WLchtcr mit dem
Herrn sprach, schlich fich dieser Pudel an dic Thür,
richtete sich still in die Höhe, hob die hölzcrnc Klinke
aus, stieß dte Thüre auf und cntfloh. Ehe der
Wächter cs hlndern konntc, war dic Hälfte der
Gefangenen dem listigcn Pudel gefolgt, von deffen
Klugheit man lange erzählte.

1863.

halten, und dtes crfordert Militärkräfte, welche
die ohnehin zerrütteten Finanzen iwmer mehr
herunter bringen.

Deutschlan-

Mainz, 2. Febr. Der hiestge „Anzeiger"
schreibt: Die Anträge unseres Gemeinberaths
aufBcseitigung der gegenwärtigen Pfarrschulen
und deren Ersetzung durch Bezirksschulen haben
die höchste Genehmigung erhalten und ist die-
selbe, sicherer Nachricht zufolge, bcreits hier
eingetroffen.

Kaffel, 31. Jan. Der frühere Finaiiz-
minifter Rohde hatte sich seiner Zeit dazu ver«
stanben, die Nichtbesteuerung der den Hofbie-
nern angewiesenen Dienstwohnungen zuzuge-
stehen. Hr. Schnackenberg weigerte sich, diese
gesetzwidrige Maßregel zu vollziehen, unv diesc
sür ben kurfürstl. Geldbcutel sehr empsindliche
Weigerung war der Grund seines Falles.
Hr. v. Hanstein-Knorr, der seiner Zeit auch
über dieser kißliche» Steuerfrage seinen bal-
digen Faü erlebcn mußte, wird bezeugen kön-
iien, wie bedenklich diese Frage für das Porte-
feuille unserer Finanzminister ist. — Der Be-
diente HapnauS hat gerichtlich zu Protokoü
erklärt, daß alle quäienden Phantasieen und
nächtlichen Erscheinungen Hapnaus sich um
die Vorgänge ber Jahre 1850 und 1851 ge-
dreht haben, daß Hapnau sich laut Vorwürfe
gemacht, wegen des SchicksalS der vielen Fa-
müien, die durch ihn in's Unglück gekommen,
daß er wiederholt Selbstgespräche mit bem hier
noch wohl bekannten Ehrenmanne, dem ver-
storbenen General v. Urff, geführt, in denen
er stch beklagte, daß er dcffen Nath und väter«
licher Warnung nicht gefolgt sei. (Sübd. Z.)

Nürnberg, 3. Februar. Gestern Abend
halb 9 Uhr verschieb hier nach nur 2tägiger
Krankheit am Schlagfluffe Herr Graf Franz
Fricvrich Karl von Giech, Slandesherr, erdli-
cher Reichsrath ver Krone Bapern, Herr der
Grafschaft Thurnau ic., im 68. Lebensjahre
(geb. am 29. Oct. 1795).

Köln, 31. Jan. Auf die rhcinisch - west-
phälische Abreffe an den König ist nachstehende
Antwort erfolgt: „Die Unlerzeichuer ber Mir
aus 19 Städten von Rhcinland und Westpha-
len zugegangenen Avreffc vvm 6. d. M. haben
es, wie sie aussprechen, für ihre Pflicht ge-
halte», in der gegenwärtigcn Lage des Vater-
landes von dem Vorrechte ber Preußen, ihre
Gesinnungen unb Wünsche an den Thron zu
bringen, Gebrauch zu machen. Sie bekennen
sich alS wahre Freundc des Königthums, als

Antereffant ist die Gcschichte von cincm Pudcl
und dem Chirurgen Morand, dcr jcnem das gc-
brochene Bein gcheilt hatte. Eintge Zeit, nachdem
dics geschchen «ar, kratzte cs einmal an dcS Chi-
rurgcn Thür; draußen stcht sein chemaliger Pa-
ttent mtt etncm ander», der ebcnfalls das Bein
gcdrochen hattc. Der gutmüthigc Mann versteht
dte Sprache dcs Thiercö, und verbindet auch dem
neuen Patienten das Bein. „DieSmal mag es
noch so hingehen", sprach cr, „aber cin andermal
bring' mir nicht «iedcr solche Kundschaft!"

Jn dem Hausflurc eincs Privatmanncs hatte seit
Aahren ein Schwalbcnpaar setn Nest gebaut, «ar
im Herbste abgczogcn und kehrte rtchtig jcdcrzeit
im Frühjahrc zum altcn Baue zurück. Der HauS-
herr pflcgtc das Nest sorgfältig, nagelte sogar ctn
Brctt untcr dasftlbc, damit die Hausfrau ntcht etwa,
über Bcschmutzung dcs HausflurcS klagend, auf Zer-
störung dcsselben dringcn möge. Der Mann hatte
seitic Frcude, wcnn das Schwalbenpaar Aunge auS-
gebrütct hatte, sah »ft dcm Füttern derselben zu,
und wenn die jungcn Schwälbchcn den ersten Aus-
flug wagten, hic und da etns zur Erde fiel, wachte «r,
daß thncn nichts gcschah, wodurch die alten Schwal-
 
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