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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0493

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* Polttische Umschau.

Zii dcr Deputirten-Versammlung der Las-
salle'schen Arbei'tervckeinc in Lcipzig wurde
der Siatutentwurf genehmigt und Laffaüe aus
5 Jahre zum Präsidenten gewählt.

Der Cardinal Antonelli hat das Großkreuz
des rothen Adlerordens erhalten.

Dic polnische Angclegenheit tritt vor dem
Wahlgcschäfte in Paris total in den Hinter«
grund. Mehr und mehr ist wan jedoch der
Ansicht, daß nach den Wahlen und besonders
wenn ste nicht im Sinne der Regierung auS-
fallen, der Kaiser und wäre cs nur um einer
Diverfion willen, in der polnischen Frage eine
entschiedenere Haltung annehmen wird.

Bsn polnischer Seite wird behauptet, daß
die Polen keinen Congreß anerkenncn wollen,
daß sie der Meinung sind, aus dem Wegc .der
Waffen beffer zu renssiien.

General Türr ist in Bucharest. Menotti
Garibaldi ist jetzt nach Polen abgerei'ft.

Deutschland

Karlsruhe, 27. Mat. Das heuttge Reg.-Bl. Nr. 23
enthält 1) Verlethuug deS RitterkreuzeS de- Zährtnger
LöweuordenS an Hauptmann Latzke,.btSher Eommandant
der k. k. österr. Genietruppen tn Rastatt, und des Com«
mandeurkreuzeS 2. Klaffe an den preuß. Geh. RegterungS-
rath Prof. Dr. Z. Rttschl tn Bonn; 2) Verlethung der
filbernen Civtlverdtenstmedatlle an Gefangenwärter Rtegel
tn Rastatt tn Aoerkeunung seiner langjährigen treuen Dtenst-
letstungen; 3) Erlaubntß zur Annahme des preuß. Kronen-
ordenS 4. Klaffe und deS RttterkreuzeS deS ttal. St. Mau-
rtttusordenS an den ordentl. Proseffor der morgeyländtschen
Sprachen Dr. G. Wetl tn Heidelberg; 4) Dienstnach-
rtchten: Dem Großh. Consul v. Fehleisen tn St. Pe-
ter-burg tst der Character als Generalconsul verltehen wor-
deu; ernannt wurde Pfarrer Wernigk tn Kürnbach zum
Pfarrer tn Dtngltngen; auf Ansuchen penfiontrt: der Stadt-
pfarrer Ltndenmeyer tn Rastatt unter Anerkennung set-
ner langjährtgen und treuen Dtenste. 5) Bekanntmachung
von Mtntsterten. a) die Anlegung von Mündelvermögen
in StaatSpapteren betreffend; d) die Stiftung verschtedener
Wohlrhäter zur Crbauung einer katholtschen Ktrche und tn
zwetler Rethe zur Gründung etner katholischen Pfarret tm
Wtesenthale. 6) Erledigt tst am Gymnafium in Bruchsal
etne für einen wtssenschaftltch gcbildeten Lehrer besttmmte
Lehrstelle (bis 900 fl.)

— Aus Ba-en, 22. Mai. Das Ev.
Kirchen- unb Bolksblatt sährt fort, dic Bor-
gänge in Badcn seiner Kritik ziz unkerwerfen,
oder beffer gesagt, ste zu bekritteln. Jn sciner
letztcn Nummer erweiSt es unserm Heimath-
lande die Ehre, es in seiner Wochenschau vor-
anzusteUen, „weil seine Regierung in den letz-
ten Wochen bis in dic vordersten Reihcn dcr
Ärbeit um deutsche und europüische Fragen
vortrat.» Das laulet ja wie cin aus be-
geistertem palriotischen Hcrzen kommendes auf-

Ein Hunderennen.

Dem,-Camerad" berichtet man über ein ganz !
originelles Schausptel, welchcS am zweitcn Oster- !
feiertage in Vcrona aufgcführt wurde. Es war !
dies ein Hunderenncn. Die Zahl der Theilnehmer !
war ungcfähr fünfzig, und eS bot cin komisches !
Bild, dicfe Pudel, Zagdhunde, Pintsche, Spixe,
Möpsc, ja sogar Dachseln, im bunten Durchcinan-
dcr »on den Dienern an der Leinc gehaiten, dcs
Augenblicks mit Ungcduld, Gchcul und Gekläff
harrcn zu fthen, wo sie loSgehen dürftcn. Dic
Herren drr Hunde stclltcn sich ungesähr zehn Schritte
von den Hunden auf, und bcgannen, ihre Hunde
fortwährend rufcnd und animirend, dem Ztcie ent-
gegen zu gchcn. Dort angekommen, wurde daS
Glockcnzeichen zum Ablauf gegcben; die Hunde
»urden losgclassen und nun tobte die Meute «ild
durcheinander; ein Momcnt, in wclchcm die größtc
Treue und Anhänglichkeit zum eignen Hcrrn den
Slkg entschied. Dicfc Treue licß sich bei den meistcn
«rdcr durch die an den Htnderniffen angebrachten
Delikateffen, noch durch die unter den Hunden be-
findlichen Hundebamrn auf Abwege vcrlocken; fast

richtigeS Lob, und als wir es lasen, glaubten
wir Anfangs, das Blatt habe sich, einem be«
kannte» Sprüchworte folgend, gewendet und
fange nun an, den Bestrcbungen unserer Rc-
gierung gerecht zu werden. Allein schon der
folgende Satz übcrzeugte uns, daß wir uns
einer allzu sanguinischcn Hoffnung hingegeben
hatten. „Das officiöse (halbamtliche) Blatt,
die Karlsruher Zcitung, brachte kürzlich eine
Art Kriegserklärung gegcn die Politik Ver
preußischen Regierung, zu welcher fich der
König schon so manchmal öffentlich bekannte,
und schloß mil den schwcr anklagenden Wor-
ten: „„diesc Verderber ihres Königs, ihres
Staates und unseres ganzen Volkes find die
Feinde, gegen welche jcder fittliche Gedanke,
jede patriotischc Empfindung zum Kampfc
ruft."" — Jn dicser Darstellung liegt offen-
bar eine gegen jene „schwer anklagcnden Worte"
dcr Karlsr. Zeitg. gerichtete Wiederanklage,
ein Tadel der Tadlerin jener Rathgeber deS
Königs; und diese Sprache des „officiösen."
Blattes findct daS Kirchen- und Volksblatt
um so auffallender „gegenüber der Regierung
eines Königs, dem Baden die Errettung von
den Berderbern des Jahrcs 1849 verdankt."
Wenn aber das Volksblatt die von ihm ge-
rügte jetzige Stimmung unserer Regierung ge-
gen die preußische um so weniger vegreifen
kann, da „erst am Anfange der diesmaligen
Kammersitzungen die Miuister in Uebereinstim-
mung mit der großen Majorität sich cntschic-
den für den Gedanken cines deutschen Bun-
desstaates mit preußischer Spitze erklärten,"
und wenn es in seiner kindlichen Unschuld und
Raivetät eine „Aufklärung über dic Gründe
dieser Wendung" bcgierig erwartet, so wollen
wir ihm nur kurz andeuten, daß diese Wendung
der badischen Rcgierung fich ganz natürlich
auS der vorausgegangenen Wendung der preii-
ßischen Regicrung erklärt, welchc alle Diejc-
nigcn, dic mit etwas zu phantastischen Hoff-
nungen auf die ncue preußische Aera geblickt
hatten, vollständig enttäuscht hat. —Wenn end-
lich dem Volksblatte auch die rcligiös-fittlichen
Zuständc unsereS Hcimathlandes in eincm be-
denklichen Lichte erscheinen, weil es in den
eingelaufenen Pctivnen um Milderung der auf
dic Sonntagsruhe sich beziehenden Verordnun-
gen „ein traurigcs Zeichen der Ueberwucherung
höherer Jnteressen durch materielle Gewinn-
suchl" erblickt, so woüen wir ihm diese mehr
jübischc als christliche Anschauung von der
Sabbathfeier für sich und scine Parkeigenoffen
schon gönnen, wvllen uns aber auch unsercr-
seilS in unserer christlichen Freiheit nicht stören

laffen. Der freie und heiterc Geist dcS deut-
schen Volkes wird sich niemals mit der melan-
cholischen Sonntagsfeier des MethodiSmuS und
Pietismus befreunden.

Mannheim, 27. Mai. Seine Königliche
Hoheit ber Großherzog find heute mit dem
Morgenzng von Karlsruhe hier eingetroffen,
um die heutige Sitzung der Allgemeinen Lehrcr-
versammlung mit Höchstihrem Besuch zn be-
ehren. Se. Königl. Hoheil werden heute Nach-
mittag wieder nach Karlsruhe zurückkehren.

Frankfnrt, 22. Mai. Mit der letzten
übersecischen Post empfing das hiestge ameri-
kanische Generalconsultat eine von Seward
unterzeichnete, die Sammlung von Lazarethbe-
dürfniffen sür die Verwundeten der Unions-
armee betreffende Danksaguug aus Washington
vom 5. Mai. Darin hcißt es: „Die Senbung
komml uns zu als ein rechtzeitiges Zeichen
der Sympathie unserer beutschen Brüder für
die Sache der amerikanischeu Univn, zu deren
stolzesten Bestrebungen es gehört hat und noch
gehört, den Berbannten und Unterdrücklen aller
Völker eine Zuffuchtsstätle darzubieten. Wir
halten uns zu gleicher Zeit autorifirt, die Gabe
als cin Opfer des dcutschen Volkes für die
Sache der Weltfreiheit zu betrachten, welche
durch diesen schmerzcnsreichen Bruderkrieg mit
der Sache dcr amerikanischen Union gleichbe-
deutend geworben ist."

München, 17. Mai. Der Studenten-
adresse an Profeffor Frohschammer ist bereitS
ein Opser gefaücn. And. E., Alumnus im
Georgianum, hatte die Adreffe unterschrieben.
Bei seinem Bischofe dcßhalb denuncirt, wurbe
er amtlich aufgefordert, seinen Namen zurück
zu ziehen, und da E. biescr Aufforderung als
gegen seine Ucberzeugung nicht nachkommen zu
können vermeinte, ist derselbe in Folge deffcn
nicht mehr im Georgiaiium, aber (burch eige-
nen Entschluß) auch nicht mehr Stubcnt der
Theologie.

Berlin, 24. Mai. Die Adreffe an dcn
König, wie sie daS preußische Abgeord-
liktenhaus in seiner Sitzung vom 22. Mai mit
239 gegen 61 Stimmen augenommen hat, lautet
nach dem Commisfionsantrage wörtlich:

Allerduichlauchltgster u. s. w.

t. Ew. M-j-stät Allechöchstc Botschast vom ro. d. M.
ist vvn dem Hause der Abgeordneten ehrsurchtsvoll ent-
gegeugenommcn worden. Dieselbe bezieht stch auf den Hcr-
gang, wclcher in dcr ehrerbiettgst betgesügten AuSferttgüng
d-S bctreffenden Thetlek der stenographtschen Bcrichtc wtedcr-
gegeben tsti Wtr lönncn daraus nur entnehmcu, daß Ew.
Majestät dte Verhandlungen dc« Hauscr nicht wahrhctts-
getreu vorgetragen wordcn stud. Unscr Prästdent hat tn
der Sihung »om tl. d. M. nicht den Auspruch erhoben,
die Mintster Ew. Maj. sciner DtScipltnargewalt zu unter-

alle rannten mit Bravour, dic Hinderniffe über-
fttzend, in voller Pace dem Zicle: ihren Herren, !
cntgcgcn!

Aber bei manchen von den Hunden war die !
Lüsternhcit doch stärker, alS'Treue und Anhäng- !
lichkcit; dieft zogen cS vor, die günstige Gelcgenheit ^
zu bcnutzen und, das Rcnnen aufgebcnd, eine gc- !
müthlichc Jause von Würstcn und Speck einzuneh- !
mcn; anderc, ihrc cigcnc phyfische llnzulänglichkeit !
ihren überlegenen Kameraden gegcnüber cinsehend, .
trippelten gemächlichen SchritteS — deS Sprich-
wortes „Eile mit Weile" eingedenk — dem Ziele
entgegen.

Beim crsten Rennen gewann dcr „Bello" deS !
Hauptmanns Aanauschek. Dic Perle dcr Renner
aber, wclcher unstrcitig dic Palmc dcs Tagcs ge-
bührtc, war der kleine Pintsch „Pfcffer", Etgen-
thum deS FML. Graf Stadion. Mit cincr gren-
zenloftn Ungeduld, tmmerfort bellend und hculend,
konntc er dcn Äugcnbllck nicht erwartcn, der ihn ^
in die NLHc feines Herrn bringt; losgelaffen, durch- !
lief er, blind für alleS, «aS um ihn her geschah, j
in gerader Richtung die Schnüre, an denen die '
elnladenden Würste hingen, durchschlüpfend, als

Sicger im zweiten Rennen, begleitet vom BeifallS-
sturme der Zuseher, die Bahn und parirte mit '
HLngender Zungc, lcuchtendcn Augcn, zu den Füßen
seincs Gcbicters.

Der Armce-Commandant FZM. Ritter Benedek,
deffen Gemahlin, alle hier anwesenden Generale
und Stabsofficicre der Garnison wohnten dem ko-
mischen Fcste bei, umgeben von einem Kranze mehr
'odcr weniger schöner, 'junger und alter Damen und
von Tausenden «on Zuschauern, dre sich avf den
Bastioncn malcrisch gruppirt hattcn und dcm Spek-
takel fast mit ernstcr Thcilnahme und Beifalls-
bczeugungen folgten.

Jn der Vendoc wird wieder einc l-ause colebro
vor dcn Assiftn abgehandelt. Ein alter, begütcrter
pcnsionirtcr Hauptmann Namcns Olive «urde
Abcnds auf der Landstraße, als er in einen Wa-
gen cinstcigcn wollte, mcuchltngS crschosscn, und
nun erschcinen ein gewiffer Gcndreau, Vtehhändler,
Gutllet und Guitteny, Landleute, und Md. Ollive,
die Ehcfrau des Getödteten, dic schvn 14 Aahre
lang »on diescm getrennt lebte und mit Gutllet,
 
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