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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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Mannheim, 2. Febr. Das sehr liberale
badische Gewerbcgeseh schcint in der Praris
manchen Punkt schwerer verdauen zu laffen,
als die roffgen Anschauungen der Theorie
ahnen ließen und wird namentlich gegcn das
allzu ungehinderte Hereinkommen haufirender
fremder Handelsleute, die ohne irgend einen
Unterschied ihres VaterlandeS, Badcn als gu-
tes Absatzgebiet für ihre Waarcn belrachten
können, bei unserm nächsten Landtage stch
manche jklage einfinden. Nicht allein hicr,
sondern in fast allen größeren und kleineren
Städtcn unseres Landes sind seit einiger Zeit
eine Meggc sremder Handelsleute, welche auf
langere oder kürzere Zeit in Privathäusern
vder Wirthslocalea Verkäufe aller möglichcn
Arten Waaren, namentlich Leinen- u. Seiden-
waaren, eingerichtet habeu und unsern an-
sässigen Gcschäftsleuten großen Schaden thun.
Jn Rheinbapern zum Beispiel ist neben fast
unbedingter Gewerbefrciheit, die in ihrem Pa-
tentwesen hinffchtlich mancher bei uns noch
unter die Conceffionsbedürftigen zählenden Ge-
werbe, u. A. Wirlhschaften rc., noch weiter
als das badische Gesetz geht, doch wegen deS
Hauffrhandels und deS auf längere Zeit firir-
tcn Handels von Ausländern, eine schärfere
und engere Begrenzung beliebt worden und
finden wir solches auch billig, da dcr Auslän-
der »ach 8- 3 der Vcrordnung vom 2. Decbr.
v. Z. nur zur Gewerbesteuer (Betriebs-, per-
sönlichcs Verdienst- und Gehülfen - Capital)
beigezogen, der 3»länter jedoch, der doch vor
dem Ausländer zu berückffchtigen wäre, außer-
dem noch dem feden Steuerzahlenden wohlbe-
kannten Appenbir dcr städtischen Uwlagen zu
entrichten hat. (Mannh. 3-)

Eifenach, 1. Febr. 3» der heutigen Aus-
fchußsixung ves deutschen Nationalvereins wa-
ren erschienen: v. Bennigsen, Fries, Brater,
Cetto, Duncker, v. Hoverbeck, Delbrück, Lü-
ning, Schulze-Delitzsch, Lang, Mctz, Streit,
Miqucl, Götte, Graf Reventlow, v. Rochau,
Moritz Wiggers. Es wurde über verschiedene
Anträge auf Gründung eines beutschen Na-
tionalionds und auf Zuschuß an den preuß.
Nationalfond aus den Mittcln des National-
vereins berathen. Nach längerer Debatte wur-
den sämmtliche Anträge für den Augenblick
abgelehnt.

Coblenz, 30. 3an. Die hiesigen Gerichte
haben sich dahin ausgesprochen, daß der Mi-
nisterial-Lrlaß, wonach die amtlichen Bekannt-
machungen in einem besonderen amtlichen Blatte
zur Kenntniß zu bringen seien, mit den hier
geltenden gefetzlichen Bcstiuiuiungen über ge«
richtliche Veröffentlichungen in Widerspruch
stände und demnach keine Nachachtung finden
könne.

Berlin, 29. 3an. Wenn die heute ein-
getroffenen Nachrichten den polnischen Ausstand
schvn jetzt als beseitigt darsteüen, so ist zu be-
merken, daß diese Nachrichten sämmtlich gou-
vernementalen Ursprungs sind. Die preuß.
Regieruiig ergreift sehr umfaffende Vorsichts-
maßrcgeln. Aus Graudenz gehl eine Schwa-
dron bes 8. Uhlanenregiments und 2 Com-
pagnieen 3nsanterie nach dem Grenzkreise

und «elches der Hcrr, später ohne Bemerken des
HundeS würde auf den Wcg geworfen haben, wie-
derfindcn und bringen wcrde. Die beiden Frcunde
ritten nebcneinandcr. Ein Schilltng «ird auf dcn
Wcg geworfcn, als der Hnnd weit vor den Pfer-
den «ar, und erst nachdcm man etne wcite Streckc
WegS «eiter geritten war, spricht der Herr zn sei-
nem Hunde: ich habe etwas vcrloren, such', verlo-
ren! AugcnblickS geht der Hund zurück, seinc Rasc
»ahe auf dcm Bodcn haltend; er kommt nicht wie-
der, der Andcre glaubt die Wette schon gewonnen
zu habcn, als man heim kommt und dcr Hund ist
auch da nicht, wie man vermuthet hattc. Doch
fiche, ander» TageS kommt der Hund mit ctnem
Paar Hose» zurück, worin einc llhr und ein Geld-
beutel mit Gcld «ar. Dcr Hcrr fordcrt in den
Zettungen den Eigcnthümer auf, fich zu melden.
Ein Pächter kommt und crzählt, daß er unterwcgs
einen Schilling gcfunden habe. Bald nachher HLttc
fich ein Hund zu ihm grthan, thn bcrochen und fich
freundlich zu ihm gehalten. Er habc daS hcrren-
los scheincndc Thicr mit fich ins Schlaszimmcr ge-
nommcn. Es fci ihm auch gutwillig gefolgt, nach-
dem es ihn stark berochkii hatte. Zn der Nacht

I Strasburg. Aus Danzig geht das 5. Regi-
l ment »ach Thorn ab, wo dic Postcn der äuße-
ren FestungSwerke verdoppelt werden. Die Be-
satzung vvn Thorn wird zur Bewachung der
Grenze verwcndet. 3hrc Reserven sind ein-
berufen. Nach der Stadt Posen werden durch
Ertrazügc der Eisenbahn schlestsche Truppen
bcfördert, an deren Stelle in SHlesien die
Reserven des Kreises und der Stadt Pojen
treten sollen. Bei dem 6., 12., 4. und 59.
Regiment in der Provinz Posen sind die Re.
serven einberufen. An der polnisch-posenschen
Grenze patrouilliren die schwarzcn Husaren.

Berlin, 2. Fcbr. Wie die Correspondenz
Stern meldet, sind gestern der Generallieute-
nant v. AlvenSlebens und der Flügeladjutant
v. Rauch nach Warschau gereist. 3» diplo-
matischen Kreiscn erzählt man stch, es handle
sich um eine außerordentliche Mission an den
Großfürsten Konstantin.

Berlin, 3. Febr. 3n der Fraction der
Fortschrittspartei wurde der Beschluß gcfaßt,
daß daS Abgeorductenhaus in die Bcrathung
deS Budgets sür 1863 cintrete, jedoch beim
Eintritt eine Resolution beschließe, welche
Rechtsverwahrung einlege und namentlich die
civilrechtliche Haftungspflicht der Ministcr aus«
spreche. Die für die Budgetcommission zu
diesem Zweckc vorbcreitetc Resolution fand all-
gemcine Zustimmung. Sie ist von dem Ab-
geordneten v. Forckenbeck cntworfcn und lau-
tct: ,,Das Haus ver Abgeordnetcn wolle be-
schließen, zu erklären: 1) daß es der Bera-
lhung des Gesetz-Entwurfs über die Ausgabcn
und Einnahmen des Zahres 1862 vorbehakten
blcibt, die Summen der Ausgaben des 3«hres
1863 festzustellen, für welche als verfaffungs.
widrigc die Minister mit ihrer Person und
ihrem Vermögen haftbar sind; 2) daß die
VerfaffungSverlctzung seitens dcr Minister dic
Berathung des Ctats prv 1863 weder rccht-
lich noch thatsächlich zur Uiiniöglichkcit macht,
dem Hause vielmehr daran gelegen sein muß,
durch Wahrnehmung seiner vcrfaffungsmäßigen
Stellung der Verlängcrung verfassungswidri-
ger Zustände seincrseitS vorzubcugen; 3)daß
es dcmgemäß in die Berathung des Etatscnt-
wurfs pro 1863 cintrete."

Breslau, 3. Febr. Die „Schlesische Zei-
tung" bringt die Nachricht, daß der War-
schauer Zug den heutigen Frühzug dcr ober-
schlcsischen Eisenbahn erreicht hat, daß aber
die gcsammte polnische Post fehlt. Einem un-
verbürgten Gerüchte zufolge sollen die Post-
sachen von den Znsurgenten gcnommen worden
sein. Nach einem Telegramm von der Grenzc
ist der heutige Warschauer Schnellzug noch
nicht eingetroffen. Die Znsurgenten habcn sich
von der prcußischen nach der österrcichischen
Grenze gewandt, um Krakau zu erreichen.

Wien, 2. F«br. Der russische Gesandte
soll auf Grund von Verträgen die Ausliefe-
rung jcder Personen verlangen, die auf öster-
reichisches Gebiet flüchteten, um der Proscrip-
tion, welche die russische Regierung „Recruti-
rung" nennt, zu entgehcn. Der Vertretcr
Nußlands soll biese Flüchtlinge als „Deser-
teure" in Anspruch nehmen, während Graf

abcr sei der Hund verschwunden und die Bcinklci-
der mit dem Hunde. So hattc das trcue Thicr
dtc fremdcn Hoscn dcm Herrn zugctragcn, wcil cr
dcs Schillings in ihnen, den eS suchen sollte, nicht
anders habhaft werdcn konnte.

Ein Herr hattc seinen Pudcl so abgerichtet, daß
er ihm in eincm Korbe beim Speiscwirth alle Mit-
tagc das Effen holcn mußte. Lange brachtc dcr
vicrbeinigc Dicner die Speiscn immer glücklich nach
Hause, aber einmal wollten fich zwet Freundc dcS
Hcrrn mit dem Pudel cincn Spaß machen. Jeder
von ihncn hatte auch einen Hund, und fie paßten
in ciniger Entfernung dem Pudel auf; als er nun
mit oem Effcn kam, hctztcn sie ihre Hunde auf ihn.
Der Pudcl setztc sogleich dcn Korb nieder und stellte
fich zur Gegcnwehr. Aber als cr sich mit dem cincn
Hunde herumbalgte, fiel dcr andcre über daS Effen
hcr, und als er wiedcr übcr dicscn herfiel, fraß der
erstc auS der Schüffel. Da nun der Ueberfallene
sah, daß er die bcidcn Hunde nicht vom Raubc
abhalten konntc, ficl cr cbenfalls übcr dic Spetsen
hcr und cntriß den RLubern so viel er nur konntc.
AlS die Hunde gemcinschaftlich die obcrsten zinncr-
ncn Schüffeln geleert hatten, suchte der Pudel sie

Rechberg bchauplen soll, dieselben seien poli-
tische Flüchtlingc und Oesterreich sei durchauS
nicht verpflichtet, sie auszuliefern. Einer an-
deren Mittheilnng zufolgc soll der russische
Minister bes Aeiißern angezeigk haben, es
werde cin russisches Corps an der galizischen
Grenze zusammciigezogen werden.

Dänemark

Schleswig-Holstei«. Wegen der Bar-
barei in Eckernförde (Ausprügelei eines neun-
jährigen Knaben) hat bas schleswig'sche Mi.
nisterium eine Untersuchung gegen ven dorti-
gen Polizeimeister Leisner einleiten laffen.

Z ta l t en

Turin, 2. Februar. Die Unruhen in Al-
camo sinb unterdrückt. — DaS Volk verwei-
gert in Neapel die Annahme der ncuen Münze
und dic Regierung wird Maßregeln dagegen
nehmen müffen. — Die Banven der Basili-
kata sind geschlagen worden.

Neapel, 31. 3an. Der Deputirtc Ric-
ciardl hat vermittelst tragbarer Anschlagzettel
eine große Versammlung zur Besprechung deS
Brigantenwesens und anderer Tagesfragen
einberufen. Die Commission für das Bri-
gantenwesen ist in Avellino mit dem Ruf „Es
lebc Garibaldi" empfangen worden. General
Sirtori, Präsivent der Commission, hat eine
Ansprache an die Menge gehalten. Er hat
daran erinnert, daß er eiii Gefährte Gari-
balbi's sei, daß aber der Ruf „Es lebe Gä-
ribaldi" unzertreiinlich sei von dem „Es tede
Victor Emanuel!" Dies wurdc mit Beifall
aufgenommen.

Rußland

Warschau, 30. 3an. Ueber die Führer
des Aufslaiioes berichtct die Wiener „Donau-
Zeitung" Folgendes: Wie bekannt, gab es in
Warschau zwei Revolutionscomite's, das sog.
MieroSlawski'sche und das Centralcomite, dic
beide auf ein Ziel, den Aufstand, losarbeiteten.
DaS Centralcomite war gegenwärtig gegen
den Aufstand, weil es' die Miltel und Kräfte
dazu noch nicht für hinreichend hielt, während
das Mieroslawski'fche durchauö auf das Los-
schlagen drang. 3n Folge deffen schied ein
Theil der Mitgliedcr des Centralcomite'S aus
und die übrigen formirten sich mit dem Mie-
roslawski'schen zu cinem neuen Centralcomite.
Dieses erließ nun, den Augenblick für günstig
haltend, sogleich einen Aufruf zum allgemcinen
Ausstande, der in der Nacht vom 22. auf den
23. erfolgen sollte. Alsdann aber löste es sich
auf, um ciner provisorischen Regierung Platz
zu machen, welche nun als Leiterin bcs Auf-
standes fungirt.

Warschau, 31. 3an., Abends 11 Uhr.
Die Bewegung im Lande ist noch in vollem
Gange, und täglich langen neue Berichte von
Zusammenstößen der Truppen mit den Auf-
ständischen hie/ ein. Gioßfürfl Constantiii hat
50,000 Mann frische Truppen als Vcrstärkung
vcrlangt. Aber ob bei einem Guerilla-Kriege
in den Wäldern große Truppenmassen etwaS
wr'rken könne», ist zu bezweifeln. Die Bauern

wtcdcr tn Ordnung zu bringcn, rlchtetc dcn umge»
worfcnen Korb wiedcr auf, ging mit diescm trau-
rig nach Hause, setzte thn zu dcn Füßen scineS Hcrrn,
winseltc, sctztc fich auf dic Hintcrbcinc und bctteltc
um Schonung. Der Herr wvllte cbcn den Pudcl
züchtigen, als seinc Freunde inS Zimmer traten
und lachend erzählten, was vorgefallen sei. So
wurde dcr treue Pudel von der Strafe befrctt. Dtc
Freunde hatten ihre Hundc vor der Thüre gelaffen.
Als Zemand tns Zimmcr ging, schlich sich einer
derselbcn niit hincin, um zu seincm Hcrrn zu kom-
men. Kaum sah dcr Puocl seinen Räuber, so fie;
er wüthcnd über ihn hcr und war nur mit Mühe
von ihm loszubringcn. Dic Rache des PudelS
gegcn die zwci andcrn Hunde war und blieb groß;
keincr von den betdcn RLubcrn durfte vor thn kom-
men, und wo «r einen erblickte, jagte cr ihn in die
Flucht. ^_ - (Schluß f.)

Jn Bres lau spielte und tändelt etn Familien-
vatcr mit ftinem 5jährigen Knaben und hob ihn
vor Frcuden, wic dieS öftcr zu gcschehen pflegt,
mit beidcn Händen am Köpfchen in dic Höhe.
Bkim Hcrunterlaffen war daS Ktnd eine Lciche.
 
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