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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0432

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mi'ssion zurückgewl'esen. §. 6. Bezirkspolizei.
liche Vorschriften, w-!che eine fortdauernd
geltende Anordnung cnihalten, kann der Be-
zirksbeamte nur unter Zustimmung des Amts-
rathes giltig erlaffen, cbenso polizeiliche Ord-
nuiigen über Benützung des Waffers, über
Feuerlöschanstalten und Bausachen. Angcnom-
meu. §. 7. Zur Berathung kann der Amts-
rath beigezogen werven: bei aüen das Jntercsse
des Bezirks berührenden allgemcinen Maßre-
gcln, insbesondere zur Fördcrung der Gewerbe,
des Handels, der Land- und Forstwirihschaft
und Viehzucht, sowie zur Abwendung von
Theuerung und Mangel. Ferner triit deffen
Beraihung ein in aUen Fäücn, in welchen der-
sclbe zum Gutachten von der Regierung auf-
gefordert wird. Hoffmeister und Artaria
stellen den Antlag, im Eingange zu setzen:
„Zur Berathung soll dcr Amtsrath in der
Rcgel beigezogen werden." Der Antrag er-
hält aber nur vier Stimmen für sich und der
Commissionsantrag wird angenommen. §. 8.
Durch Rcgierungsverordnung kann bestimmt
werden, welchc wcitere Gegenstände der Ent«
scheidung oder Berathung des AmtsrathS
unterworfen sind. Kusel stelll den Antrag,
den Paragraphen zu streichen und wird unter-
stützt. Staatsrath Lamep hätte gegen den
Strich nichts einzuwendcn, aber findet den-
selben nicht nvthwcndig und schlägt andere
von ter Commissioii zu redigirende Fassung
vor, wvmit sich Kusel unv dic Kammer ein-
verstanden erklären. §, 9. Die Mitglieder der
Amtsräihe sind als Eiiizelnc bernfen, die
Staatsverwaltung bci Lösung ihrer Aufgabe
zu unterstützkn. Sie sind in dieser Hinsicht
insbesondere befugt: 1) bei Handhabung der
Landespolizei und bei der Aufsicht auf dic
OrtSpolizei mitzuwirken, mit dem Rechtc der
fürsorglichen Festnehmung bei Verbrechen und
ber schleunigen Bvikehrung aller zur Sicher.
heit der Personcn und deS Eigenthums geeig«
ncten Maßregeln; 2) zur Abhülfe gemeinschäd-
licher Mißständc dic geeigneten Anträge bei dem
Bezirksbeamten, beziehungsweise dem Amts-
rathe zu stellen; 3) in kinzelnen zur Entschci-
dung des Amtsraihs gehörigen StreitsaLen
oder Verwaltungsaiigelegeiiheiten auf Antrag
dcr Parteien oder im Auftrag deS Bezirks-
beamten die gütliche Vermittelung oder die
Vorbereitung zur Entschcidung zu übernehmcn.
Von den von ihnen nach Satz 1 getroffenen
Anordnungen habcn sie sofvrl dem Bezirks-
beamten zur weitern Verfügung Anzeige z»
machen. Durch Verordnung odcr besvndern
Austrag können ihneu von der Staatsregierung
noch weitere Geschäste im Gebiet der Bezirks-
verwaltung übcrtragen werden. Der Amts«
bezirk soll unler die eiujklnen Mitgliedcr zu
vorzugsweiscr Thätigkeit vertheilt werden.
Eme Verordnung wird bie nach diesem Para-
graphcn den Mikgliebern deS Am.lsraths zu-
stehendcn Befugniffe näher bestimmen und fest-
sctzen, welche äußere Auszeichnung zur Be-
glaubigung ihrer amtlichen Stellung von ihnen
zu gebrauchen ist. Kusel stellt den Antrag,
die Nummer 1 zu streichen, weil der vritt-
letzte Absatz hiefür genügc; nicht jeder Amts«

cifischen Evatöchter, dic neugicrige Micne, den keckcn
Blick und die herauSfordernde Geberde.

Bald stcllte fich auch ein junger Mann eiu, dcr
MiK Hclcnc sagte, daß fie schbn sei — binnen we-
nigcn Tagen hatten sie zarte Beziehungc» ange- !
knüpft, und fic ward oon cincr Leidcnschast für den !
verwcgenen Abenteurer ergriffcu und faßtc cine tiefe
Abneigung gcgen ihre schwcsterlichc Mutter.

Der abentcuerliche Galan, der sich schon im Bc-
fitze eines großen Vermogens wähnte, crachtete es
als daS zwcckmäßigste Mittel, wirklich dazu zu ge-
langen, «enn cr Miß Hclcne-eompromittirc.

D-r Lord und die Lady waren tn unbegreistichcr
Blindheit befangcn, mcrktcn nicht daS Geringste,
währenb ganz Bagnercs bcrcits voieHelencns Lieb-
schaft schwatzte.

Jn cincr Nacht schlich sich dcr Verführer durchs
Fenstcr in Helencns Zimmer.

Am Morgen darauf war der Scandal offenkun-
dig, und ein anonymcs Billct erzähltc dem Lorb
dtc Schandc sciner Tochter.

Der alte Mann gad fich j mmcrnd seincn Thrä-
ncn hin und rief cndlich scinc treuc Äattiu um
Rettung an.

rath sei' zur Handhabung dieser pvllzei'li'chen
Dienste bcfohlen. Dcr Antrag wird unterstützt.
Häusser, Allmang und Staatsrath La-
m ep sprechen dagegen. Commisstonsantkag
wird angcnommen. Schluß der Sitzung.

Karlsruhe, 7. Mai. Ueber den der er«
sten Kammer vorgelegten Geseßesentwurf, wcl-
cher beabsichtigt, die Einrichtung der Einzelhaft,
die blsher nur für Zuchthaussträflinge bestand,
auch auf Arbei'tShauSsträstinge männlichen Ge-
schlechtS auszudehnen, hat Prälat Holtzmann
Bericht erstattet. Di'e Comml'ssion beantragt
Zu'stimmling zu dem Entwurfe unker dcr Vor-
aussetzung, daß dic Regierung eine Revision
unseres Strafspstems i» AuSstcht stellt, na-
mentlich auch schon deßhalb, weil der Ent-
wurf dem 8- 50 des StrafgesetzbuchcS wider-
spricht, wonach ZuchlhaiisstrSflinge und Ar-
beitshaussträflinge nie in derselben Anstalt
dürfen zusammengebrachl werden; weiter wird
ei» Zusatz beantragt, der die Einzelhaft unter
gewiffen Bedingungen auch auf die Frauen
ausdchnt. Der Bericht wird nächsten Sams-
tag zur Berathung kommen.

Posen, 7. Mai. Ucber 60 Personen,
darnnter sehr angesehene Gutsbesitzer, stnd hier
verbaftet wordeii.

Wien, 5. Mai'. Ei'nem Artikel dcr Ost-
deutschen Post zur Kritik der drei russtschen
Noten entnehmen wi'r folgende Stelle: „Daß
uns die Depeschc des Fürsten Gortschakoff an
den Grafen Rechberg nichts wenigcr als wohl-
wollend, höflich ober entgegenkommend ecscheine,
war unsere erste Bemcrkung nach Durchlesung
des Actciistückes; heute, wo unS die nach Pa-
ris und London gerichteten Noten vorliegen
und einen Verglcich ermöglichen, crlaubcn wir
»ns eiiien deutlicheren Ausdruck. Fürst Gort«
schakoff hat sich für alle die Bücklinqe, die er
nach Paris hin gemacht, für allc Schmeiche-
leien, dic er dein Grafen Russcll spendet, da-
durch cntschädigt, daß cr gcgeu Oestcrreich so
pazig und bärbeißi'g aiiftrat, als vielleicht nicht
mit ber guten Lebensart, wohl aber mit der
guten Sicherheit Rußlaiids, dem mit neuen
Vcrwicklungen schwerlich gedient wäre, ver-
einbar war. AlS wir die Rote an den Gra«
fen Nechberg lase», waren wir gcneigt, den
Fürsten zu entschuldigen, weil im Zorne aller
äußerliche Firniß von der innern Aufregung
durchbrochen wirk. Allein da Se. Durchlaucht
darauf hält, Oesterreich zu zeigen, daß er
recht gut höflich, höflich bis zur Schmeichelei
sein kann, wenn er will, und wo er muß, so
glauben wir ihm einen Gefallen zu thun, wenn
wir ihm einen Enipfangschein über die Zwang-
losigkeit, mit welcher er sich Oesterrcich gegen-
über gehen läßt, ausstellen."

Arankreich.

Paris« 6. Mai. Wic man hört, ist der
Hcrzog'von Malakoff gegenwärtig in Paris.
Dersclbe ist StaalSgefangener ünd befindet
sich in der Wohimng deS Marschalls Vaillant
in Haft. Er wird miliiärisch bewacht. Anlaß
dazu soll eine Affaire mit dem Gencral Iussuff
gegeben baben. Es ist die Redc davon, ihn
vor cin MarschallSgericht zu stellen. (K. Z.)

„Was kann ich thun?" frng Susanne zitternd,
„ich bin zu allem bereit, sprechcn Sie!"

„Sv hbren Sie", sagte der Lord, und vcrgeben
Sic den Worten, die Sie vernchmen werden!

„Helene, die crst ins Leben tritt, darfkeincFleckcn
an ihrcr Stirne tragcn, cs chandclt fich um dic Zu-
kunst der Tochter, rie uns beidcn heilig. Susanna,
ich liebc Sic, wie man Gott ltebt, und nicht mcine
Mutter habe ich mchr geachtct und vcrchrt als Sie!
Retten Sie mein Kind. Thun Sic das Zhrc, daß
ganz Bagnercs an die Unschuld mciner Tochter
glaube! Sic, fcstgewurzclt in mcinem Vrrtrauen,
meiner Liebc sichcr, seicn Sie die Schuldige vor
den Augcn der Wclt und blos »or mir nnd dem
Hcrrn einc Heilige!"

Lady Sw... nahm diese Rvlle an; Schimpf und !
Vcrachtung crgoffen sich nun über Susanne. l

Der Vcrführcr wurde bald auS BagnereS cnt- !
fernt und Lady S«... reiste mit thm zugleich ab. '
Es hieß, sie sei dem Gelicbtcn gcfolgt, und Mtß .
Helcnc galt sür ein Muster der Tugend.

Miß Hetcne vcrheirathcte flch mit einem Baronet,
Lord Sw... starb vor anderthalb Zahren. Seine

I ta Ii sn

Tnrin» 5. Mai. Nach der Turiner Ztg.
hätt^n die schon lange vorhergesagten größereu
Operationen der von Franz ll. angcworbe»
nen Trnppen a» der päpstll'ch-neapolitanischen
Grenze bereits bcgonnen, dcn» man schreibt
derselben von Ascoli: „General Stramenga,
früher schon Gcneral in neapolitanischen Dien-
sten, ist mit 200 Mann und zwei Kanonen
in die Provinz Abruzzo ulteriore lll. einge-
drungen. Derselbe rückt gegen Villa Castellana
vor, Alles vor stch her plündernd unb sengeud.
Zn ver Umgrgend von Amatrice wurde» von
diesen Unholven drei Dörfcr in Brand gesteckt;
starke italkenische Truppenabtheilungen ziehen
densrlben cntgegen."

Turin, 7. Mai. Zn der heutigen Sitzung
der Äbgeordnetenkammer wurde folgende TageS-
ordnung verlesc», welche nach dreitägl'gen ge-
hcimen Verhandlungen über den Bericht der
parlamentarischen Commission zur Untersnt^ing
des Räuberwesens von ihr angenommen wor-
den ist: Die Kammer daukl dcr Armce und
der Nationalgarde für ihre Ergebenheit, die
sie im Kampf mit den Uebelthätcrn bewicsen,
und lädt daS Ministerium ein, Schrl'ite zu
thun, damit Rom aufhöre, die Zuflücht für
Verschwörer gegen die sociale Ordnung und
dcn Frieden Jtalieus zu sein.

Spanten

Madrid- 7. Mai. Der Marguis von
Miraflores, Ministerpräsident, hat gestern in
der Deputirten-Kammer das königliche Decret
verlesen, welches dic Sesston suspendirt. —
Das Gerücht riner ministerieüen Veränderung
ist unbegründet.

Rachrichten über Polen

Aus Warschau, meldet der „Czas", daß
am Tagc der Ermordung Miniszewski's (2.
Mai) der Chef der Militärsection in der Gu-
berni'alregterung, Alerander Domzal, welcher
bei der letzten Conspiration functionirte, stch
erhängt habe.

Vvn der polnischen Grenze, 4. Mai.
Der Ostsee-Ztg. wird Folgendes geschrieben:
„Meine gestrige Nachricht von ber Niederlage
deS Jung-Blankenheim'schen JnsurgentencorpS
hat sich vollkommcn bestätigt. Das Treffcn
fand bei Osowie unweit des Städtchens Brdvw
am 1. d. statt und muß den bluti'gsten, die
während des ganzen Aufstandes vorgekommen
sind, beigefügt werden. Das Jung-Btanken»
heim'sche CorpS ist völlig vcrnichlet worden.
Gegc» 450 Jnsnrgenten bcdeckten nach fünf-
stündlgem Kampfe die Wahlstätte. Zung-
Blankenheim und fast sämmtliche Officiere,
meist Franzojen, stnd gcfallen. Erstercr hatte
7 Schüffc eihalten, und beide Hände waren
ihm abgehauen. Auch der Sohn dcs Abge-
ordneten Libelt, ein neunzehnjähriger Jüngling,
der in BreSlau Jura studirte, befindet sich
unter den Gefallenen. Die Zahl der Ver-
wundeten i'st vcrhältnißmäßig gering. Die
Verluste der Ruffen sollen wegen dcr überaus

Frau war an seinem Sterbebettc, und seine letzten
Worte lauteten:

„Zch fegne Dich in Zcncn, dic Du selbst noch
liebcn wirst, und in Zencn, die Dich noch lieben
werdcn!"

(Wie in Drcsden eine V-rlvbung angezcigt «ird.j
Man schreibt der „Breslauer Ztg." auS DreSden,
daß die Brautpaarc in dcn dortigcn Kirchcn nicht
aufgeboten wcrdcn, sondern daß dcr Gcistliche am
Schluß scincr Redc blos fagt: „Diejcntgen, wclche
in den Stand dcr Ehe tretcn wollen, hängen unten
an der Thürc", odcr in eincr ahnlichcn Rcdeweisc
mit Variationeii.

Jm Pariser Museum bcfinden sich zwei Eier des
Hochvogels, dcn man 1850 auf Madagaskar ge-
funden hat. Von dem Vogel sclbstkennl man nur
die Gebcinc; eiii lebendeö Eremplar hat noch kcin
Wensch gesehcn. Die Länge der Eier beträgt 1 Fuß
8 Linien, d r Umfang 2 Kuß 10 Zoll 9 Linicn.
Sic sind so groß, daß drr Jnhalt 0 Stranßeeicr
oder 148 Hühncreier odcr 50,000 Kolibri-Eier auf-
nehmen könnte.
 
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